Laufbacher-Eck-Grat komplett und ein wilder Gipfel
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Überschreitung des Grats vom Höfatsblick zum Laufbacher Eck, einschließlich der Stelle, die meist umgangen wird (dafür ohne Schochen), und Aufstieg zum Großen Wilden (Nordgipfel) über den Nordgrat.
Eigentlich war ich am Wochenende zugeplant: In Würzburg findet eins der der exponiertesten Festivals für schräge Rockmusik in ganz Europa statt: Die Freakshow. Sehr seltsame Musik dort...
Nun war Judith7 sowieso schon am Wochenende in den Allgäuern und hatte in ihrer Unterkunft noch ein Bett frei! Und da dachte ich am Donnerstag, so gegen 17 Uhr: Ob ich Samstag Nacht zwei Stunden nach Mannheim fahre oder drei nach Obrrschdorf, ist doch eigentlich egal.... Tja! Und so kommt's, dass ich supperspontan den Sonntag in exträjmem T6-Gelände verbringen konnte! Ist das nicht herrlich spinnert?!?
Wie passend, dass ich auf der Anfahrt Squartets "Adplicatio Minima" dabeihatte... Und John Zorns "Simulacrum"...
Seit Wochen schoben Judith und ich die Überschreitung der Kanisfluh vor uns her, nun war's wieder nicht ideal, erster Schnee und Hochnebel. Bei solchen Bedingungen lässt man große Ambition sausen und geht am Besten eine Tour, die man schon kennt, und die man im Zweifelsfall jederzeit abbrechen kann. Unbekanntes Terrain ohne Notausstieg, wie die Kanisfluh, ist tabu. Wir entschieden uns für die Besteigung des Großen Wilden, den ich immerhin von seiner Rückseite schon kannte. Ich hatte mal den Wildengrat von Hinterhornbach aus begangen. Und die Gegend ums Laufbacher Eck kennen wir mittlerweile auswändig. Und so entschieden wir, vom Zeigersattel aus über den Grat zum Laufbacher Eck zu gehen - über den Großen und den Kleinen Seekopf, den Schochen und den Lachenkopf. Eine großartige Gratüberschreitung in T6-Gelände, die man jederzeit abbrechen kann, um auf den Wanderweg 50 Meter weiter unten abzusteigen. Die perfekte Tour für die zu erwartenden Verhältnisse.
Und so baumelten wir mit der zweiten Seilbahn von Oberstdorf hinauf zur Station Höfatsblick (1932m). Unten graue Wolken - oben ein herrlich blauer Himmel! Wunderbar sonniges Herbstwetter erwartete uns. Leider sollte das nicht den ganzen Tag so bleiben.
Wir wanderten in wenigen Minuten von der Station Höfatsblick zum Zeigersattel (1900m). Auf dem Weg überraschten uns hölzernes überdimensionales Edelweiß und eine hölzerne unterdimensionale Höfats (s. Bild). Dann stiegen wir in den Grat ein.
Vom Zeigersattel weg ist der zunächst noch sehr gemächlich. Es geht, häufig etwas rechts der Schneide, und nur stellenweise schmal, hinauf zum Großen Seekopf, der mit seinen 2084m bekanntlich niedriger ist als der Kleine Seekopf. Der Grat ist im dicken Gras immer gut begehbar, leider war's im Schatten noch ein bissl feucht und hier und da lagen kleine Schneeflecken. Nach oben hin verbreitert sich die rechte Flanke und man zickzackt einfach frei im Gelände auf die gemütliche Gipfelkuppe hinauf.
Drüben geht's dann leicht hinunter in einen Sattel. Der Aufstieg zum Kleinen Seekopf ist schon bedeutend schwieriger. Der schrofige Grat ist deutlich ausgeprägter, es geht stellenweise an beiden Seiten gefühlt senkrecht hinunter, dazu ist leichte Kletterei im ersten Grad gefordert. Wer hier auspsycht, sollte schleunigst zum Laufbacher-Eck-Weg absteigen. Zum Glück gibt es entlang des Grats dazu genügend Möglichkeiten. Judith war an diesem Tag nicht in T6-Stimmung, und die Bedingungen hier im Schatten waren nicht ganz ideal, so dass wir beschlossen, nach dem Kleinen Seekopf auf den Wanderweg zu wechseln. Mir war das ganz recht, denn der Schochen ist nicht der allerspannendste Gipfel, den ließ ich nicht ungern aus. Und das eigentliche Tagesziel war ja schließlich der Große Wilde.
Zunächst mussten wir aber noch auf den Kleinen Seekopf hinauf. Man klettert über 4, 5 Felsstufen den ausgesetzten Grat hinauf, balanciert über eine Gratmauer und krallt sich in glücklicherweise dick wuchernde Grasbüschel. Bald steht man am Gipfel (2095m) und genießt die Aussicht. Noch war das Wetter über uns herrlich, allerdings hingen hinterm Schneck schon die Wolken.
Über einen grasigen Hang geht es gemütlich hinab zum Wanderweg, der um den Schochen herumläuft. Am Schochen knickt der Grat dann nach Osten. Am Beginn einer Wanne links neben dem Wanderweg kann man dann leicht wieder hinaufsteigen. Dort zieht der Grat vom Schochengipfel hinunter zu einer felsigen Passage. Nun bin ich also hinauf zum Grat, zu einer Stelle zwischen Schochen und besagter Felspassage, während Judith auf dem Wanderweg weiter zum Laufbacher Eck gegangen ist.
In der Literatur wird eine Umgehung dieser Felspassage empfohlen. Und auch ich schrieb 2013: "Eine wild gezackte Gratmauer wird südseitig umgangen. Dazu steigt man ziemlich weit runter, bis unter die Felsen. Es geht über Erde und Gras weiter. Dann steigt man, nicht zu früh, wieder hinauf zum Grat." Diese wild gezackte Gratmauer wollte ich diesmal nicht umgehen. Ich wollte herausfinden, ob eine Überquerung direkt am Grat möglich ist. Und sie ist möglich.
Allerdings geht es hier (und weiter Richtung Lachenkopf) ordentlich zur Sache: Es gibt weniger Erde, dafür wird's felsig, und ab hier ist ausgesetzte Kletterei im II. Grad gefordert. Also ran an die berüchtigte Stelle. Durch einen kurzen Rissgeht es hinauf zu kleinen Zacken. Oben angekommen, steigt man ein paar Meter über Latschen(Vorsicht! Nicht stolpern!) und geht dann vorsichtig auf einem vergleichsweise breiten Grat weiter. Dann geht es unvermittelt eine Stufe hinunter, am Besten über links. Vorsicht, brüchig! Unten wartet dann das nächste Highlight: eine lange, messerscharfe Passage. Dort gibt's keine Fehlertoleranz. Danach gelangt man an die Stelle, an der die Umgeher wieder zur Grathöhe heraufkommen. Die gesamte Passage ist mit T6 zu bewerten, sie ist teilweise gruselig ausgesetzt.
Nun wird eine Stufe überklettert (I) danach steht man vor dem Kopf 2079m, der ebenfalls in leichter Kletterei (I) genommen wird. Drüben geht es ein paar Meter hinunter und dann folgt ein waagrechtes Stück, das eine weitere psychische Schlüsselstelle der Tour sein dürfte: Der Grat ist hier wild gezackt und die beste Möglichkeit, voranzukommen, ist es, jeweils einen der Zacken zärtlich, aber bestimmt zu umarmen, und die stellenweise äußerst mickrigen Gras- und Felstritte links und rechts davon dazu zu benutzen, sie zu umrunden. Besonders spaßig ist das gleich zu Beginn, wo man, einen Zacken fest im Arm, auf erdigen Trittchen in die dunkle, senkrechte Nordseite hineinsteigt. Die folgenden Zacken werden rechts umgangen.
Hat man dieses Highlight überwunden, wird es wieder einfacher. Über Fels (Stellen I) und Gras geht es hinauf zum Lachenkopf, mit 2112 Metern der Berg für Rush-Fans, wenn auch kein leichter. Hier öffnet sich der Blick auf die letzten Schwierigkeiten: Zwei ausgesetzte Grasschrofenköpfe wollen noch überschritten werden. Der erste ist der einfachere, der zweite schon deutlich schneidiger. Hier dürfte eine IIer-Stelle in auffallend bräunlich gefärbtem Fels die klettertechnische Schlüsselstelle der Tour bilden. Sie ist zwar kurz, aber noch einmal recht ausgesetzt. Jetzt nicht auspsychen: Gleich ist das Schlimmste überstanden. Danach geht es nur noch hinunter zum Laufbacher-Eck-Weg - allerdings über äußerst steiles Gras. Dann hat man es geschafft!
Zum Laufbacher Eck (2178m) bin ich dann auf dem Wanderweg hinaufgestiegen. Oben hat Judith mich in Empfang genommen.
Sicht hatten wir leider keine mehr, schade, denn die Rundsicht hier ist toll! Das Laufbacher Eck ist nicht umsonst so ein beliebter Wandergipfel. Den Norden dominieren Großer und Kleiner Daumen, davor die schöne Laufbichlkirche. Im Nordosten sind Geißhorn, Rauhhorn und Kugelhorn zu sehen, davor der herrliche Giebelgrat. Dann erheben sich am Horizont die Tannheimer Berge: Große Schlicke, Gimpel, Köllenspitze, Gehrenspitze. Es folgt die Leilachspitze, dann verstellen nähergelegene Gipfel den Blick nach Osten: Glasfelderkopf, Kesselspitz, Fuchskarspitze und natürlich der Hochvogel.
Den Südosten dominieren gleich zwei Bergketten: der nahe Wildengrat und dahinter die Hornbachkette.
Den Süden beherrscht der eigenwillige Schneck, davor die scharfe Kante der Rotköpfe. Dann folgen weitere Wolkenkratzer: die Marchspitze, der Krottenkopf, Öfnerspitze und die Krottenspitzen. Davor sind das Rauheck und das Kreuzeck zu erkennen. Weiter Richtung Südwesten folgen Mädelegabel, Hohes Licht und Trettachspitze, davor staffeln sich der Fürschießer, die Höfats, die Kleine Höfats und der giftige Seilhenker.
Der Grat der Höfats setzt sich Richtung Westen mit der Gieseler Wand und dem Hüttenkopf fort. Dahinter erstreckt sich der Himmelschrofenzug. Am Horizont sind die Mohnenfluh, die Braunarlspitze, der Elfer, der Widderstein, die Hochkünzelspitze und der Zitterklapfen zu sehen. Davor: die Güntlespitze und die Üntschenspitze. Es folgen der Ifen und, genau im Westen, die Winterstaude. Davor erstreckt sich der lange Grat zum Laufbacher Eck, mit dem Lachenkopf, dem Schochen und den beiden Seeköpfen. In dieser Richtung ist auch der Schattenberggrat zu erkennen.
Im Nordwesten sieht man schließlich die lange Nagelfluhkette, dann folgen das Nebelhorn und seine Nachbargipfel, bis sich die Reihe am Großen Daumen wieder schließt.
Für einen kurzen Moment öffnete sich ein schöner Blick auf die drei Rotköpfe, die man ebenfalls überschreiten kann (T6, Reitgrat) - dann zog es sich wieder zu.
Vom Laufbacher Eck aus ging es dann in knapp eineinhalb Stunden auf dem Wanderweg hinunter, hinüber und hinauf in den Himmelecksattel (2007m).
Vom Himmelecksattel aus ist Judith zur Käseralpe abgestiegen, wo sie auf mich warten würde. Und so bin ich allein die Dreiviertelstunde zum Gipfel gegangen. Vor den ersten Felsen quert der Weg nach rechts in den Hang, ab hier ist die Route rot markiert. Man quert eine kleintrittige bröselige Rinne, dann geht es in einem steilen, aber breit ausgelatschen Grashang nach oben. Als ich hinauf bin, war es feucht, aber nicht unverantwortbar rutschig. Nach ein paar Minuten steht man auf dem Grat.
Dort geht es nach rechts weiter, bis es endlich felsig wird. Ab hier hatte ich dann kaum noch Probleme mit feuchtem Untergrund. Es geht an den Fels heran, dann wird eine steile Kante rechts umgangen. Auf guten Tritten in oder links neben einer schotterigen Rinne hinauf zu einem markanten Gratzacken. Hier wechselt man in die steile Nordflanke, jedenfalls leiten einen die Markierungen hierher. Eine gute Möglichkeit ist es aber auch, den Grat direkt an der Kante (und nur leicht links davon) zu erklettern. Ich bin im Aufstieg den Markierungen gefolgt, und dabei nochmal in feuchtes, ausgesetztes Gelände gekommen, im Abstieg blieb ich dann an der Kante, das war deutlich besser.
Oben kommt man dann in einfaches, und nur noch stellenweise ausgesetztes Gelände. Dann geht es nochmal ausgesetzt ein paar Meter hinunter und über einen gezackten Grat an den Gipfelaufbau. Über einige steile Platten und oben nochmal über brüchigen Fels zum Nordgipfel (2370m) des Großen Wilden.
Während ich mich am Wilden verlustiert habe, ist Judith zur Käseralpe abgestiegen, wo sie sich gemütlich und mit netten Leuten aufwärmen konnte. Viel verpasst hat sie nicht: Mir war's oben zu kalt, zu neblig und zu ungemütlich, und so bin auch ich bald wieder abgestiegen. Den Hauptgipfel habe ich mir angesichts der Verhältnisse und der Tatsache, dass ich dort schon mal oben war, geschenkt. In einer Stunde war ich vom Gipfel unten in der warmen Hütte (1410m). Von dort aus sind wir dann mit ein paar netten Leuten zum Oytalhaus (1006m), wo wir uns die obligatorischen Roller gemietet haben. Neuer Rekord: 15 Minuten!
Fazit:
Genau die richtige Tour für diese Bedingungen: In bekanntem Gelände und nie weit weg vom Wanderweg (der durch den abgetauten Schnee matschig und dadurch schlechter zu begehen war als die Grate). Bis zum Großen Seekopf unproblematisch, T3, mal T4-. Zum Kleinen Seekopf bis T5 und I. Überschreitung des Lachenkopfes T6 und Stellen II. Ab da Wanderweg zum Himmelecksattel (T3). Aufstieg zum Großen Wilden T5, Stellen II.
Ausrüstung:
Stöcke reichen.
Eigentlich war ich am Wochenende zugeplant: In Würzburg findet eins der der exponiertesten Festivals für schräge Rockmusik in ganz Europa statt: Die Freakshow. Sehr seltsame Musik dort...
Nun war Judith7 sowieso schon am Wochenende in den Allgäuern und hatte in ihrer Unterkunft noch ein Bett frei! Und da dachte ich am Donnerstag, so gegen 17 Uhr: Ob ich Samstag Nacht zwei Stunden nach Mannheim fahre oder drei nach Obrrschdorf, ist doch eigentlich egal.... Tja! Und so kommt's, dass ich supperspontan den Sonntag in exträjmem T6-Gelände verbringen konnte! Ist das nicht herrlich spinnert?!?
Wie passend, dass ich auf der Anfahrt Squartets "Adplicatio Minima" dabeihatte... Und John Zorns "Simulacrum"...
Seit Wochen schoben Judith und ich die Überschreitung der Kanisfluh vor uns her, nun war's wieder nicht ideal, erster Schnee und Hochnebel. Bei solchen Bedingungen lässt man große Ambition sausen und geht am Besten eine Tour, die man schon kennt, und die man im Zweifelsfall jederzeit abbrechen kann. Unbekanntes Terrain ohne Notausstieg, wie die Kanisfluh, ist tabu. Wir entschieden uns für die Besteigung des Großen Wilden, den ich immerhin von seiner Rückseite schon kannte. Ich hatte mal den Wildengrat von Hinterhornbach aus begangen. Und die Gegend ums Laufbacher Eck kennen wir mittlerweile auswändig. Und so entschieden wir, vom Zeigersattel aus über den Grat zum Laufbacher Eck zu gehen - über den Großen und den Kleinen Seekopf, den Schochen und den Lachenkopf. Eine großartige Gratüberschreitung in T6-Gelände, die man jederzeit abbrechen kann, um auf den Wanderweg 50 Meter weiter unten abzusteigen. Die perfekte Tour für die zu erwartenden Verhältnisse.
Und so baumelten wir mit der zweiten Seilbahn von Oberstdorf hinauf zur Station Höfatsblick (1932m). Unten graue Wolken - oben ein herrlich blauer Himmel! Wunderbar sonniges Herbstwetter erwartete uns. Leider sollte das nicht den ganzen Tag so bleiben.
Wir wanderten in wenigen Minuten von der Station Höfatsblick zum Zeigersattel (1900m). Auf dem Weg überraschten uns hölzernes überdimensionales Edelweiß und eine hölzerne unterdimensionale Höfats (s. Bild). Dann stiegen wir in den Grat ein.
Vom Zeigersattel weg ist der zunächst noch sehr gemächlich. Es geht, häufig etwas rechts der Schneide, und nur stellenweise schmal, hinauf zum Großen Seekopf, der mit seinen 2084m bekanntlich niedriger ist als der Kleine Seekopf. Der Grat ist im dicken Gras immer gut begehbar, leider war's im Schatten noch ein bissl feucht und hier und da lagen kleine Schneeflecken. Nach oben hin verbreitert sich die rechte Flanke und man zickzackt einfach frei im Gelände auf die gemütliche Gipfelkuppe hinauf.
Drüben geht's dann leicht hinunter in einen Sattel. Der Aufstieg zum Kleinen Seekopf ist schon bedeutend schwieriger. Der schrofige Grat ist deutlich ausgeprägter, es geht stellenweise an beiden Seiten gefühlt senkrecht hinunter, dazu ist leichte Kletterei im ersten Grad gefordert. Wer hier auspsycht, sollte schleunigst zum Laufbacher-Eck-Weg absteigen. Zum Glück gibt es entlang des Grats dazu genügend Möglichkeiten. Judith war an diesem Tag nicht in T6-Stimmung, und die Bedingungen hier im Schatten waren nicht ganz ideal, so dass wir beschlossen, nach dem Kleinen Seekopf auf den Wanderweg zu wechseln. Mir war das ganz recht, denn der Schochen ist nicht der allerspannendste Gipfel, den ließ ich nicht ungern aus. Und das eigentliche Tagesziel war ja schließlich der Große Wilde.
Zunächst mussten wir aber noch auf den Kleinen Seekopf hinauf. Man klettert über 4, 5 Felsstufen den ausgesetzten Grat hinauf, balanciert über eine Gratmauer und krallt sich in glücklicherweise dick wuchernde Grasbüschel. Bald steht man am Gipfel (2095m) und genießt die Aussicht. Noch war das Wetter über uns herrlich, allerdings hingen hinterm Schneck schon die Wolken.
Über einen grasigen Hang geht es gemütlich hinab zum Wanderweg, der um den Schochen herumläuft. Am Schochen knickt der Grat dann nach Osten. Am Beginn einer Wanne links neben dem Wanderweg kann man dann leicht wieder hinaufsteigen. Dort zieht der Grat vom Schochengipfel hinunter zu einer felsigen Passage. Nun bin ich also hinauf zum Grat, zu einer Stelle zwischen Schochen und besagter Felspassage, während Judith auf dem Wanderweg weiter zum Laufbacher Eck gegangen ist.
In der Literatur wird eine Umgehung dieser Felspassage empfohlen. Und auch ich schrieb 2013: "Eine wild gezackte Gratmauer wird südseitig umgangen. Dazu steigt man ziemlich weit runter, bis unter die Felsen. Es geht über Erde und Gras weiter. Dann steigt man, nicht zu früh, wieder hinauf zum Grat." Diese wild gezackte Gratmauer wollte ich diesmal nicht umgehen. Ich wollte herausfinden, ob eine Überquerung direkt am Grat möglich ist. Und sie ist möglich.
Allerdings geht es hier (und weiter Richtung Lachenkopf) ordentlich zur Sache: Es gibt weniger Erde, dafür wird's felsig, und ab hier ist ausgesetzte Kletterei im II. Grad gefordert. Also ran an die berüchtigte Stelle. Durch einen kurzen Rissgeht es hinauf zu kleinen Zacken. Oben angekommen, steigt man ein paar Meter über Latschen(Vorsicht! Nicht stolpern!) und geht dann vorsichtig auf einem vergleichsweise breiten Grat weiter. Dann geht es unvermittelt eine Stufe hinunter, am Besten über links. Vorsicht, brüchig! Unten wartet dann das nächste Highlight: eine lange, messerscharfe Passage. Dort gibt's keine Fehlertoleranz. Danach gelangt man an die Stelle, an der die Umgeher wieder zur Grathöhe heraufkommen. Die gesamte Passage ist mit T6 zu bewerten, sie ist teilweise gruselig ausgesetzt.
Nun wird eine Stufe überklettert (I) danach steht man vor dem Kopf 2079m, der ebenfalls in leichter Kletterei (I) genommen wird. Drüben geht es ein paar Meter hinunter und dann folgt ein waagrechtes Stück, das eine weitere psychische Schlüsselstelle der Tour sein dürfte: Der Grat ist hier wild gezackt und die beste Möglichkeit, voranzukommen, ist es, jeweils einen der Zacken zärtlich, aber bestimmt zu umarmen, und die stellenweise äußerst mickrigen Gras- und Felstritte links und rechts davon dazu zu benutzen, sie zu umrunden. Besonders spaßig ist das gleich zu Beginn, wo man, einen Zacken fest im Arm, auf erdigen Trittchen in die dunkle, senkrechte Nordseite hineinsteigt. Die folgenden Zacken werden rechts umgangen.
Hat man dieses Highlight überwunden, wird es wieder einfacher. Über Fels (Stellen I) und Gras geht es hinauf zum Lachenkopf, mit 2112 Metern der Berg für Rush-Fans, wenn auch kein leichter. Hier öffnet sich der Blick auf die letzten Schwierigkeiten: Zwei ausgesetzte Grasschrofenköpfe wollen noch überschritten werden. Der erste ist der einfachere, der zweite schon deutlich schneidiger. Hier dürfte eine IIer-Stelle in auffallend bräunlich gefärbtem Fels die klettertechnische Schlüsselstelle der Tour bilden. Sie ist zwar kurz, aber noch einmal recht ausgesetzt. Jetzt nicht auspsychen: Gleich ist das Schlimmste überstanden. Danach geht es nur noch hinunter zum Laufbacher-Eck-Weg - allerdings über äußerst steiles Gras. Dann hat man es geschafft!
Zum Laufbacher Eck (2178m) bin ich dann auf dem Wanderweg hinaufgestiegen. Oben hat Judith mich in Empfang genommen.
Sicht hatten wir leider keine mehr, schade, denn die Rundsicht hier ist toll! Das Laufbacher Eck ist nicht umsonst so ein beliebter Wandergipfel. Den Norden dominieren Großer und Kleiner Daumen, davor die schöne Laufbichlkirche. Im Nordosten sind Geißhorn, Rauhhorn und Kugelhorn zu sehen, davor der herrliche Giebelgrat. Dann erheben sich am Horizont die Tannheimer Berge: Große Schlicke, Gimpel, Köllenspitze, Gehrenspitze. Es folgt die Leilachspitze, dann verstellen nähergelegene Gipfel den Blick nach Osten: Glasfelderkopf, Kesselspitz, Fuchskarspitze und natürlich der Hochvogel.
Den Südosten dominieren gleich zwei Bergketten: der nahe Wildengrat und dahinter die Hornbachkette.
Den Süden beherrscht der eigenwillige Schneck, davor die scharfe Kante der Rotköpfe. Dann folgen weitere Wolkenkratzer: die Marchspitze, der Krottenkopf, Öfnerspitze und die Krottenspitzen. Davor sind das Rauheck und das Kreuzeck zu erkennen. Weiter Richtung Südwesten folgen Mädelegabel, Hohes Licht und Trettachspitze, davor staffeln sich der Fürschießer, die Höfats, die Kleine Höfats und der giftige Seilhenker.
Der Grat der Höfats setzt sich Richtung Westen mit der Gieseler Wand und dem Hüttenkopf fort. Dahinter erstreckt sich der Himmelschrofenzug. Am Horizont sind die Mohnenfluh, die Braunarlspitze, der Elfer, der Widderstein, die Hochkünzelspitze und der Zitterklapfen zu sehen. Davor: die Güntlespitze und die Üntschenspitze. Es folgen der Ifen und, genau im Westen, die Winterstaude. Davor erstreckt sich der lange Grat zum Laufbacher Eck, mit dem Lachenkopf, dem Schochen und den beiden Seeköpfen. In dieser Richtung ist auch der Schattenberggrat zu erkennen.
Im Nordwesten sieht man schließlich die lange Nagelfluhkette, dann folgen das Nebelhorn und seine Nachbargipfel, bis sich die Reihe am Großen Daumen wieder schließt.
Für einen kurzen Moment öffnete sich ein schöner Blick auf die drei Rotköpfe, die man ebenfalls überschreiten kann (T6, Reitgrat) - dann zog es sich wieder zu.
Vom Laufbacher Eck aus ging es dann in knapp eineinhalb Stunden auf dem Wanderweg hinunter, hinüber und hinauf in den Himmelecksattel (2007m).
Vom Himmelecksattel aus ist Judith zur Käseralpe abgestiegen, wo sie auf mich warten würde. Und so bin ich allein die Dreiviertelstunde zum Gipfel gegangen. Vor den ersten Felsen quert der Weg nach rechts in den Hang, ab hier ist die Route rot markiert. Man quert eine kleintrittige bröselige Rinne, dann geht es in einem steilen, aber breit ausgelatschen Grashang nach oben. Als ich hinauf bin, war es feucht, aber nicht unverantwortbar rutschig. Nach ein paar Minuten steht man auf dem Grat.
Dort geht es nach rechts weiter, bis es endlich felsig wird. Ab hier hatte ich dann kaum noch Probleme mit feuchtem Untergrund. Es geht an den Fels heran, dann wird eine steile Kante rechts umgangen. Auf guten Tritten in oder links neben einer schotterigen Rinne hinauf zu einem markanten Gratzacken. Hier wechselt man in die steile Nordflanke, jedenfalls leiten einen die Markierungen hierher. Eine gute Möglichkeit ist es aber auch, den Grat direkt an der Kante (und nur leicht links davon) zu erklettern. Ich bin im Aufstieg den Markierungen gefolgt, und dabei nochmal in feuchtes, ausgesetztes Gelände gekommen, im Abstieg blieb ich dann an der Kante, das war deutlich besser.
Oben kommt man dann in einfaches, und nur noch stellenweise ausgesetztes Gelände. Dann geht es nochmal ausgesetzt ein paar Meter hinunter und über einen gezackten Grat an den Gipfelaufbau. Über einige steile Platten und oben nochmal über brüchigen Fels zum Nordgipfel (2370m) des Großen Wilden.
Während ich mich am Wilden verlustiert habe, ist Judith zur Käseralpe abgestiegen, wo sie sich gemütlich und mit netten Leuten aufwärmen konnte. Viel verpasst hat sie nicht: Mir war's oben zu kalt, zu neblig und zu ungemütlich, und so bin auch ich bald wieder abgestiegen. Den Hauptgipfel habe ich mir angesichts der Verhältnisse und der Tatsache, dass ich dort schon mal oben war, geschenkt. In einer Stunde war ich vom Gipfel unten in der warmen Hütte (1410m). Von dort aus sind wir dann mit ein paar netten Leuten zum Oytalhaus (1006m), wo wir uns die obligatorischen Roller gemietet haben. Neuer Rekord: 15 Minuten!
Fazit:
Genau die richtige Tour für diese Bedingungen: In bekanntem Gelände und nie weit weg vom Wanderweg (der durch den abgetauten Schnee matschig und dadurch schlechter zu begehen war als die Grate). Bis zum Großen Seekopf unproblematisch, T3, mal T4-. Zum Kleinen Seekopf bis T5 und I. Überschreitung des Lachenkopfes T6 und Stellen II. Ab da Wanderweg zum Himmelecksattel (T3). Aufstieg zum Großen Wilden T5, Stellen II.
Ausrüstung:
Stöcke reichen.
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Nik Brückner,
Judith7
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