Hammerspitzen-Überschreitung (3-Gipfel-Tour)


Publiziert von quacamozza , 21. September 2015 um 23:22. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:29 August 2015
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   D 
Zeitbedarf: 3:45
Aufstieg: 620 m
Abstieg: 1500 m
Strecke:Bergstation Kanzelwandbahn-Kanzelwand-Walser Hammerspitze-Hochgehrenspitze-Oberstdorfer Hammerspitze-Fiderepasshütte-Fluchtalpe-Wiesalpe-Höfle
Kartennummer:AV-Karte Bayerische Alpen BY 2 1:25 000 Kleinwalsertal Hoher Ifen, Widderstein

Die Überschreitung der Hammerspitzen ist eine sehr lohnende Bergtour, die sich mit Hilfe der Kanzelwandbahn gut als Halbtagestour durchführen lässt.

Da die Route zwar nicht übertrieben anspruchsvoll ist, aber dennoch bereits als ausgewachsene Tour mit gewissem Anspruch durchgeht, wird sie sehr oft begangen. Die Zahlen sprechen Bände: Die Bergschule Kleinwalsertal führt die Tour jede Woche durch. *Unser eigener Bericht ist mittlerweile weit über 5000mal geklickt worden. Er ist mittlerweile mehrfach von uns aktualisiert worden.

So beschränken wir uns denn auch auf die in der Zwischenzeit eingetretenen Änderungen.

Die Namensverwirrung der Gipfel dürfte inzwischen beendet sein. Es gibt keinen Schüsser mehr, sondern nur noch zwei Hammerspitzen, die Walser Hammerspitze und die Oberstdorfer Hammerspitze.



Zur Schwierigkeit:

In den letzten Jahren hat es aufgrund unseres Berichtes immer wieder Diskussionen über die Bewertung der Tour gegeben. Insbesondere die T 6-Einstufung der Tour sorgte dabei des Öfteren für Gesprächsbedarf.

Eins vorweg: Die Tour lässt sich auf der Ideallinie ohne T 6-Passagen durchführen. Allerdings sollten Aspiranten gerade beim ersten Mal nicht nur mit Verhauern rechnen, sondern generell Erfahrung im T 6-Gelände mitbringen. Auf der Überschreitung, namentlich beim Abstieg von der Oberstdorfer Hammerspitze, passieren oft genug Abstürze mit tödlichem Ausgang, weil Bergsteiger zu wenig Routine im ausgesetzten Bruchgelände mitbringen und die Tour durch heikles und steinschlägiges Terrain führt. Bereits der Übergang von der Hochgehrenspitze zur Oberstdorfer Hammerspitze ist nur für erfahrene Bergsteiger geeignet. Wem schon im ersten Teil der Überschreitung mulmig wird, der sollte spätestens auf der Hochgehrenspitze umdrehen.

Außerdem werden auf der Tour die Anforderungen von T 5-Referenztouren, etwa wie am Bristen oder am Bütlassen, deutlich überschritten, so dass nach wie vor auch eine T 6-Bewertung vertretbar bleibt.

Kanzelwandbahn-Walser Hammerspitze: T 4+ und I+
Walser Hammerspitze-Hochgehrenspitze: T 4 und I-II
Hochgehrenspitze-Oberstdorfer Hammerspitze: T 5+ und II direkt am Grat bzw. T 5+ und I+
Oberstdorfer Hammerspitze-Fiderepasshütte: T 5 und II-III


Zum Zeitbedarf:

Bergstation Kanzelwandbahn-Kanzelwand: 10 min
Kanzelwand-Walser Hammerspitze: 35 min
Walser Hammerspitze-Hochgehrenspitze: 20-25 min
Hochgehrenspitze-Oberstdorfer Hammerspitze: 35-40 min
Oberstdorfer Hammerspitze-Fiderepasshütte: 35 min
Fiderepasshütte-Höfle: 1 Std 10 min

Rückweg mit dem Mountainbike zur Kanzelwandbahn 20 min



Beim Aufstieg zur Walser Hammerspitze über den Nordostgrat braucht man nicht unbedingt zwischendurch in die Südseite ausweichen. Man kann auch etwas zeitsparender dem Gratverlauf folgen. Dann erhöht sich die Schwierigkeit auf Stellen I-II.

Der Abstieg von der Oberstdorfer Hammerspitze über die 11-Meter-Steilstufe ist mittlerweile durch drei Krampen entschärft worden. Somit kann man sich das Abseilen sparen. Die Kletterschwierigkeit bewegt sich bei Gebrauch der Krampen bei II, ohne Benutzung der Hilfsmittel bei II-III.

Der Abstieg vom Vorgipfel durch die steile Geröllrinne ist einfacher machbar als es aussieht. Man verlässt die Rinne nicht in halber Höhe nach links, wie wir das in 2011 getan haben. Dann kommt man automatisch in T 6-Gelände.
Vielmehr hält man sich in Abstiegsrichtung am rechten Rand der Rinne, passiert eine Gedenktafel und steigt in einem großen Linksbogen hinunter zu einer grasigen Schulter. Danach wird die Geröllflanke gequert, um die jenseits gut sichtbaren Wegspuren zu erreichen. Weiter geht's unschwierig hinab zur Fiderepasshütte.

In umgekehrter Richtung verlässt man den Weg, der von der Hütte zum Grat führt, bald nach links, wo es auf zunächst dürftigen Spuren zum Beginn der Geröllfelder geht.







 


Tourengänger: quacamozza, yuki


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Kommentare (2)


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VFINDENBER hat gesagt: Ergänzungen zum sehr schönen Bericht
Gesendet am 17. Juni 2022 um 11:53
Sehr schöner Bericht zur Hammerspitzen-Überquerung.
Habe die Tour begangen, als es noch der Schüsser und die Hammerspitze geheißen hat (oder andersherum). Mit Walser und Oberstdorfer Hammerspitze ist nun aber alles sauber geregelt. T5+ und II-III passt ganz gut. Gemeint ist damit die Schlüsselstelle "Steinplatte" im Abstieg zur Fiderepasshütte. Für mich damals die einzige Adrenalinstelle, die nachhaltig in Erinnerung geblieben ist (Damals keine Sicherungen vorhanden).

Die Zeitangaben passen meiner Ansicht nach nicht. 3,5 Stunden reine Gehzeit ist trotz aller Subjektivität und individuell unterschiedlicher physischer Fähigkeiten für die allermeisten Geher nicht drin. 5 Std. erscheinen mir hier für das Gros der Leute realistischer... Mit entsprechenden Pausen ist es dann halt auch keine Halbtagestour mehr (was aufgrund der schönen Aussichtsmöglichkeiten auch nicht das Ziel sein sollte)...

quacamozza hat gesagt:
Gesendet am 18. Juni 2022 um 15:18
Zunächst mal vielen Dank für die Nachricht und den "sehr schönen Bericht".

Die Konfusion ergab sich ja bekanntermaßen daraus, dass die Namen "Hammerspitze" und "Schüsser" für die beiden Gipfel von den Walsern genau umgekehrt verwendet wurden wie von den Oberstdorfern.

>Die Zeitangaben passen meiner Ansicht nach nicht.

Doch, in diesem Bericht sind sie korrekt.
Du hättest recht, wenn es hier z.B. um ein Buch gehen würde, das für den Durchschnittsbergsteiger geschrieben wird und bei dem es standardisierte Vorgaben für alle Autoren eines Verlages gibt.
Dieser Bericht ist aber, wie alle Reports auf hikr, ein subjektiver Tourenbericht mit individuellen Angaben, die (nur) genau für diesen einen Tag gelten. Für die Tour haben wir an jenem Tag diese Zeit benötigt, und deswegen wird sie hier auch so "festgehalten", ohne sie nach oben oder unten anzupassen.


Es gibt in diesem Forum mehrere Leute, die noch wesentlich schneller unterwegs sind, wie es auch umgekehrt (eine sicher größere Zahl, das ist wohl so) Leute gibt, die "durchschnittlich" und auch welche, die langsamer als der Durchschnitt laufen. Alle haben auf hikr das gute Recht, ihre persönliche Gehzeit zu nennen, auch wenn die vom Durchschnitt aus welchen Gründen auch immer abweicht.

Daher ist es notwendig, sich als Leser mit verschiedenen Tourenberichten eines Autors zu beschäftigen, damit man sich von diesem ein hinreichend verlässliches Bild machen kann.
Außerdem gibt es Touren, die sich jeder objektiven Zeitangabe entziehen, z.B. der Jubiläumsgrat im Winter. Da ist man für eine seriöse Planung automatisch gezwungen, sich mit der Person des Begehers, den Verhältnissen am Tag der Begehung usw. auseinanderzusetzen.

Es gibt hikr-Berichteschreiber, die nennen die Nettozeit, andere ihre Bruttozeit. Auch dieses unterschiedliche Vorgehen ist okay, weil es eben keine Vorgaben dazu gibt.

Um dennoch eine Erleichterung zu schaffen, habe ich oft, wie an dieser Stelle, Etappenzeiten genannt, anhand derer einem Nachgeher relativ schnell klar wird, in welchem zeitlichen Bereich er/sie sich im Vergleich zu mir befindet.

Letzten Endes muss jeder seinen Zeitbedarf am Berg selber realistisch einschätzen, denn selbst eine objektivierte Angabe kann nur eine Orientierung sein. Aber stattdessen verlässt man sich in unserer Vollkaskogesellschaft nur allzu gern auf andere, denen man dann im Fall der Fälle den Schwarzen Peter, sprich die Verantwortung, zuschieben kann. In den Bergen funktioniert das aber in der Regel nicht.


Bei der Schwierigkeitsangabe kann es übrigens auch mal vorkommen, dass ich die bei der Begehung vorgefundene und nicht die objektive Schwierigkeit angebe, auch wenn ich in dieser Hinsicht versuche, so objektiv wie möglich zu bewerten, da die Schwierigkeitsangabe der Kernpunkt eines Tourenberichtes ist.


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