Hammerspitzen-Überschreitung und Mindelheimer Klettersteig


Publiziert von Andy84 , 19. Januar 2016 um 17:03.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:12 September 2015
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2 (WS)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   D 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 1950 m
Abstieg: 1950 m
Kartennummer:AV-Karte Bayerische Alpen BY 2 1:25 000 Kleinwalsertal Hoher Ifen, Widderstein

Bedingt durch die verschiedenen Benennungen im Kleinwalsertal im Nordosten und der Oberstdorfer Seite im Osten stellte sich die Namenssituation der bislang Hammerspitze und Schüsser genannten Berge kompliziert dar. Deshalb wurde im Juli 2013 eine offizielle Umbenennung der Berge vorgenommen, um die Situation beispielsweise bei Notrufen zu verbessern. Aus dem deutschen Schüsser und der österreichischen Hammerspitze wurde die Walser Hammerspitze und aus der deutschen Hammerspitze und dem österreichischen Schüsser die Oberstdorfer Hammerspitze.    (wikipedia)

Bei unserer letzjährigen Pfingsttour war eigentlich die Überschreitung der Hammerspitzen und der Mindelheimer Klettersteig mit eingeplant. Damals haben wir die Tour jedoch zu einer Light-Variante abgespeckt.
Seitdem befinden sich die ausgelassenen Gipfel weit oben auf meiner To-Do-Liste.
Heut war es endlich mal an der Zeit und es ist eine ganz nette gemütliche Runde daraus geworden.

Kuhgehrenspitze

Los gings im kleinen Örtchen Höfle. Hier gibt es offziell keinen Wanderparkplatz, aber wenn man bei den Einheimischen nett nachfragt darf man auch mal hinterm Haus umsonst parken.
Über den ausgeschilderten Weg geht es zügig hinauf Richtung Kuhgehrenspitze, die Brandalpe und auch die äußere Kuhgehrenalpe sind schnell erreicht.
Nach der äußeren wähle ich eine weglose Direktvariante hinauf zum Gipfel. War es bisher noch sehr ruhig, so ist es damit spätestens auf der Kuhgehrenspitze zu Ende. Sehr viele Wanderer kommen von der nahen Bergstation der Kanzelwandbahn herüber.

Walser Hammerspitze

Deswegen geht es auch recht schnell wieder weiter, hier ist es mir eindeutig zu laut. Zunächst wird in die Scharte zwischen den beiden Gipfeln abgestiegen und danach auf gutem Steig durch die Nordflanke der Walser Hammerspitze aufgestiegen. Evtl muss kurz mal Hand an den Fels gelegt werden, schwierig ist es jedoch nicht. Die letzten Meter geht es auf dem Nordost-Kamm zum Gipfel. Dieser wird von einem einfachen Kreuz geschmückt, ein Gipfelbuch gibt es jedoch nicht.
Lustigerweise sitzt bei Brotzeitmachen anneliese direkt neben mir, nicht das erste und auch hoffentlich nicht das letzte Mal das wir uns in den Bergen treffen.

Hochgehrenspitze

Von der Walser Hammerspitze kann man schön den weiteren Wegverlauf hinüber zur Hochgehrenspitze einsehen. Zu dieser geht es nun weiter, der Abstieg in die Scharte zwischen den beiden Gipfeln ist noch einfach, danach geht es etwas anspruchsvoller weiter. Der Weg führt teilweise durch die Westflanke, schöner ist es jedoch direkt auf den Grat aufzusteigen und ein bisschen in nettem Gelände rumzukraxeln. Dabei sollte jedoch auf Steinschlag geachtet werden wenn sich jemand auf dem Normalweg befindet. Der Grataufstieg ist eine gute Übung für den weiteren Wegverlauf, den leichter wird es zunächst nicht mehr.
Auch auf dem Gipfel der Hochgehrenspitze ist noch einiges los, wie man aus den Gesprächen raushört kommen auch hier die meisten von der Seilbahn herüber.

Oberstdorfer Hammerspitze

Nach kurzer Rast geht es nun weiter auf die zweite Hammerspitze des heutigen Tages. In den meisten Onlineportalen und auch in einigen Wander- und Bergführern wird dieser Übergang ausführlich beschrieben und auch auf die Gefahren hingewiesen. Dabei wird auch häufiger erwähnt das die Orientierung teilweise schwieirig sei.
Ich denke mal das dies extra so hoch angesetzt wird weil sich die Seilbahn und die Fiderepasshütte in den Nähe befinden und deswegen einiges hier los ist, und auch viele Unerfahrene unterwegs sind.
Denn schwierig ist es nicht wirklich, und auch die Wegfindung ist eigentlich eindeutig, ein großes Verlaufen ist hier nicht möglich.
Zunächst geht es in der Westflanke bis zu einem Rinneneinstieg, diesen dann in leichter Kletterei (bis II) in die Scharte hinunter. Hier muss auf Steinschlag geachtet werden. Danach geht es wieder zurück auf den Grat, im Anschluß in die Ostflanke. Hier ist unnötigerweise der Abstieg mit einem Drahtseil verschandelt. Man denkt schon hier das man sich in einem Klettersteig befindet. Aus der tiefsten Scharte geht es nun am einfachsten recht schnell wieder auf den Grat zurück (II) und über diesen zum Gipfel der Oberstdorfer Hammerspitze.
Irgendwie bin ich dort etwas enttäuscht. Das soll jetzt die oft in höchsten Tönen angepriesene Überschreitung der Hammerspitzen gewesen sein? Schon etwas kurz und leider mit Seilen verschandelt.
Aber naja.

Fiderepasshütte

Auch der nun folgende Abstieg vom Gipfel ist mittlerweile leider mit Stahltritten versehen und das eigentlich schöne Wändle im II-ten bis III-ten Grat verschandelt. Aber was will man machen, die Bergführer wollen ihre Kunden auf den Gipfel bringen, und mit solchen Tritten und Seilen geht dies halt auch leichter.
Und auch in Hüttennähe sind leider viele Wanderer unterwegs sind die sich gern mal überschätzen.

Der weitere Abstieg zur Hütte bietet viele Varianten, hier kann man sich selbst einen Abstieg nach seinem persönlichen Gefallen suchen. Der "Normalweg" ist nicht wirklich schwer (T4, I) und auch die Orientierung ist eher leicht.
An der Hütte gibt es dann eine kurze Stärkung in Form eine leckeren Suppe und auch der Flüssigkeitshaushalt wird mit einem großen Krug eines goldenen isotonischen Sportgetränks aufgefüllt.

Mindelheimer Klettersteig

Nach der Stärkung geht es auch recht bald weiter, immerhin ist ja erst die Hälfte der geplanten Tour geschafft. Auf bekanntem Wege geht es hinauf in die Fiderescharte, statt jedoch gleich nach rechts zum Klettersteig abzuzweigen mache ich noch einen kurzen Abstecher auf den Saubuckelkopf. Dieser ist von der Scharte aus recht schnell und einfach zu erreichen.
Danach geht es weiter zum Einstieg des Mindelheimer Klettersteiges. Da ich eh kein Klettersteigset dabei hab geht es direkt los. In leichtem Gelände mit ein paar kleinen Kraxelstellen geht es zum ersten steilen Aufschwung. Dieser soll anscheinend eine C-Stelle sein, mehr wie einfaches Leitersteigen auf großen Stahltritten ist es meiner Meinung nach nicht. Man gelangt etwas nördlich des Nördlichen Schafalpenkopfs auf den Kamm, der Übergang zum eigentlichen Gipfel ist auch schnell geschafft (I), dieser wird aber denk vom Großteil der Klettersteigbegeher nicht besucht, es führt ja immerhin kein Seil rüber.
Zurück beim "richtigen" Weg geht es über eine Leiter und mit Hilfe mehrerer Seile hinunter, auch eine Leiterbrücke wird bald überquert. So geht es weiter bis in die tiefste Scharte vor dem Mittleren Schafalpenkopf. Auf diesen führen einige Seilversicherte Stellen hinauf, da jedoch einige Begeher sehr langsam unterwegs sind und der Fels direkt daneben teils wirklich sehr gut ist geht es direkt über diesen hinauf (bis III).
Vom Mittleren Schafalpenkopf geht es wieder hinunter in die nächste tiefe Scharte, auch hier sind vermeidlich schwere Stellen mit Seilen und Drahtstiften gesichert. Danach folgt etwas Gehgelände bevor es auf den letzten der Schafalpenköpfe hinaufgeht. Schlüsselstelle ist hier ein sehr schmieriger enger Kamin der im II-ten Grat durchstiegen werden muss. Hier sind ausnahmsweise mal keine Hilfen angebracht.
Vom Südlichen Schafalpenkopf folgt nun der nächste Abstie, dieser ist auch recht einfach, auch hier hilft wieder eine Leiter. Der weitere Weg zum Kemptner Köpfle ist dann auch easy, die letzten Meter auf den Gipfel sind dann kurz wieder etwas steiler und man hat oben nochmal ein paar Möglichkeiten zum Kraxeln.

Der Mindelheimer Klettersteig hat für mich genau wie der Hindelanger Klettersteig nichts mit einem Klettersteig zu tun. Es ist mehr ein Leitersteigen und gehen mit Seilhilfe, ein erfahrerener Bergsteiger braucht hier kein Klettersteigset. Ich bin die meisten Zwischenpassagen auch eher gejoggt, es ist meiner Meinung nach eher ein schöner Gratübergang.

Abstieg

Vom Kemptner Köpfle geht es hinunter in die Kemptner Scharte und im Laufschritt hinunter ins Tal. Bis man aus dem steilen Gelände heraus ist sollte man sehr darauf achten keine Steine loszutreten. Auch der restliche Abstieg vorbei an den ganzen Alpen erfolgt im Laufschritt und so bin ich recht schnell wieder am Auto.



Zeiten und Schwierigkeiten:

Höfle Kuhgehrenspitze 55 min T2
Kuhgehrenspitze Walser Hammerspitze 25 min T3
Walser Hammerspitze Hochgehrenspitze 15 min T5, II   direkt am Grat
Hochgehrenspitze Oberstdorfer Hammerspitze 25 min T5, II
Oberstdorfer Hammerspitze Fiderepasshütte 20 min T5, II
Fiderespasshütte Saubuckelkopf 15 min T3       bis Scharte
T4, I   Saubuckelkopf
Saubuckelkopf Einstieg Klettersteig 5 min T3+
Einstieg 1. Schafalpenkopf 10 min WS
Gehgelände bis T4, II
Höchster Schafalpenkopf Mittlerer Schafalpenkopf 40 min
Mittlerer Schafalpenkopf Südlicher Schafalpenkopf 20 min
Südlicher Schafalpenkopf Kemptner Köpfl 15 min T3+, I   (Rinne statt   Normalweg)
Kemptner Köpfl Höfle 60 min T3+


Fazit:

Endlich hat es mit der Runde geklappt. So groß die Vorfreude war, so sicher weiß ich das ich diese Gipfel nicht so schnell wieder besuchen werde. Das liegt zum einen daran das mir hier eindeutig zu viel los ist und zum anderen das die ganzen schönen Passagen mit Stahlstiften und Seilen verschandelt wurden. Da geh ich dann doch lieber auf einen einsamen Gipfel in der Hornbachkette. Aber so hat jeder seine Vorlieben, und das ist ja auch gut so.
Von der Aussicht her bieten die ganzen Gipfel jedoch ein tolles Panorama, vorallem die Blicke hinüber zum Allgäuer Hauptkamm sind besonders schön.

Tourengänger: Andy84


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Kommentare (6)


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Nik Brückner hat gesagt:
Gesendet am 19. Januar 2016 um 21:00
Eine Hammerspitzentour! Gratuliere!

Andy84 hat gesagt: RE:
Gesendet am 20. Januar 2016 um 09:41
Dank dir.
Sie wäre wirklich hammerspitzenmäßig wenn net so viel los wär ;-)
Das schreckt mich schon extrem von einer Wiederholung ab.

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 20. Januar 2016 um 09:44
Reizt mich auch nicht mehr. Aber im Hintergrund, auf deinen Bildern, da sind schöne Berge zu sehen.... sehr schöne sogar....

Andy84 hat gesagt: RE:
Gesendet am 20. Januar 2016 um 10:01
Eindeutig ;-)
Davon fehlen mir auch noch ein paar. Mal schauen ob ich die dieses Jahr alle hinbekommen werde.

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 21. Januar 2016 um 17:51
MHm, ich werd mich dort auch herumtreiben. Gibt drei schöne Grate am Elfer. Wer weiß, vielleicht begegnen wir uns ja?!?

Kauk0r hat gesagt: Trubel relativ...
Gesendet am 22. Januar 2016 um 17:40
Ich hatte 2013 dann etwas mehr Glück, war an einem Samstag im August bei gutem Wetter da unterwegs, kaum Menschen begegnet, zumindest an den Hammerspitzen-Gipfeln. Bin halt nicht am Fiderepass gewesen, sondern über den Grat hin und zurück.


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