Eiger 3970m (via Mittellegigrat)
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Eiger via Mittellegigrat – ein Traum geht in Erfüllung
Viele Jahre habe ich voller Ehrfurcht zum Eiger hinauf- und mehrere Male aus der Vogelperspektive hinuntergeschaut und jedes Mal ein Gefühl der Abweisung gespührt. Dieser Berg hat es einfach in sich – vielleicht liegt es an den zahlreichen Geschichten, die der Eiger erfuhr, vielleicht liegt es an der dunklen, mächtigen Nordwand, mit welcher sich der Berg identifiziert. So lehnte ich die letzten Jahre mehrere private Angebote ab, diesen Berg zu besteigen – ich wollte mir dieses Erlebnis als etwas ganz Besonderes aufbewahren. Nachdem ich nun dieses Jahr mein 10jähriges Alpinjubiläum feiern darf, ist die Zeit für die Realisation dieses Traumes reif geworden. Zeit, mich ans Seil von Germi Steiner, meines Bergführer des Vertrauens, zu binden und die fantastisch schöne Tour via Mittellegihütte, Eiger und Eigerjöcher einfach nur zu geniessen.
Am Nachmittag des 26. August 2015 betreten wir das Obere Ischmeer bzw. den Challifirn, dies nachdem wir bei der Station Eismeer die Jungfraubahn via Stollen (Lücke 4) verlassen haben. Wolkenloses, perfektes Sommerwetter heisst uns an diesem Prachtstag willkommen – und dies soll sich auch die nächsten Tage nicht verändern. Nur wenige Minuten später befinden wir uns am Einstieg für den Aufstieg zur Mittellegihütte. Es sind die ersten Seillängen, welche es gleich in sich haben – dank sehr guter Absicherung und eines perfekten Vorstieges meines Bf empfinde ich den gesamten Aufstieg als äusserst genussvoll und finde alleine schon diesen Hüttenzustieg in sich abgeschlossen als eine Kurztour mit Wiederholungscharakter.
Die Mittellegihütte 3354m des Bergführervereins Grindelwald, von welcher übrigens 1924 das erste Exemplar und 2001 die heutige Version gebaut wurde, gehört definitiven zu den Juwelen der Schweizer Bergwelt. Der Charme dieser Hütte, welche in Ihrer Breite den gesamten Grat ausnützt, ist unvergleichbar, ganz zu schweige von der Aussicht, welche man von dort geniessen kann. Der sich steil präsentierende Mittellegigrat liegt direkt vor den Füssen, hinter uns das Gratstück, welches von der Ostegghütte zur Mittellegihütte hinaufführt, links bzw. südöstlich die unendlichen Gletscherwelten und rechts bzw. nordwestlich die grünen Wiesen rund um Grindelwald sowie das Blau des Thunersees. Welch erhabener Ort – und zudem sympathisch und professionell von der aktuellen Hüttenwartin Corinna geführt. Wir haben selten so gut (und reichlich) in einer Schweizer Hütte gegessen – und das alles auf dem Grill zugerichtet! Gewusst wie.
Die Nacht hätte schlimmer aber auch besser sein können. Stirnlampen-Egoisten mit Druck in der Harnröhre gibt’s bekanntlich immer; warum diese aber immer wieder der ganzen Belegschaft ins Gesicht blenden und anschliessend auch noch die Türe „schletzen“ müssen, das scheint mir jedes Mal unbegreiflich. Das gute an der Nacht ist, dass immer auch ein Morgen folgt und so sitzen wir in der zweiten Frühstücksschicht um 05.20 Uhr am Tisch und stärken uns mit Corinna’s Powermüesli für den anstehenden Tag.
Wir starten um 05.40 Uhr und kommen gut voran. Die Kletterei erlebe ich als absolut fantastisch, immer mal wieder auch mit Unterstützung der Fixseilen. Von diesen gibt es reichlich viele – bei den aktuell herrschenden perfekten Verhältnissen sicher nicht immer nötig, bei Wassereis auf den Felsen dann aber bestimmt eine dankbare Hilfe. Die Steigeisen ziehen wir erst weit oben nach dem Grossen Turm 3688m an und bald schon stehen wir um 09.00 Uhr nach rund 3h 20min auf dem Gipfel des Eiger 3970m - diverse Foto- und Verschnaufpausen inklusive. Den Sonnenaufgang konnten wir noch während der Kletterei geniesen, nun geniessen wir die sonnendurchflutete Aussicht ins Tal aber auch auf die umliegenden Eisriesen, welche sich so majestätisch und erhaben präsentieren wie selten je zuvor.
Das Erreichen des Gipfels ist jedoch nur die halbe Miete, denn die Fortsetzung über den Südgrat bzw. die Eigerjöcher verspricht nochmals alpines Ambiente auf höchstem Niveau. Eigentlich fast schon eine Schande, wer als Sommertour den Gipfel via Westflanke ersteigt oder verlässt. Und tatsächlich, der Abstieg zum Nördlichen Eigerjoch 3607m sowie der Gegenaufstieg zum Südlichen Eigerjoch 3747m verläuft problemlos und ist Bergsteigen der schönsten Sorte. Spannend auch, wie beim Nördlichen Eigerjoch plötzlich das Gestein von Kalk zu Granit wechselt – farblich wie aber auch in der Qualität.
Beim Südlichen Eigerjoch, direkt vor der monumentalen Nordostwand des Mönchs - verstauen wir die Steigeisen wieder im Rucksack und nehmen noch die letzten Ab-, Auf- und nochmals Abstiegsmeter via Obers Mönchsjoch 3624m zum Jungfrauchjoch bzw. zum Sphinxstollen 3464m unter die Füsse. Zurück bei der Kleinen Scheidegg 2061m – noch immer bei Traumwetter - werden die hungrigen Mägen für die Rückreise nach Hause gefüllt. Fast schon schade, denn ich würde gleich nochmals zur Station Eismeer hochfahren, dort aussteigen, zur Hütte klettern und den Mittellegigrat auf’s Neue geniessen.
Fazit:
Man spürt es beim Lesen des Berichtes – hier durfte ich mir tatsächlich einen Traum erfüllen und dies bei allerschönsten und besten Bedingungen überhaupt. Dies natürlich vor allem auch dank der ruhigen und absolut professionellen Arbeit meines Bergführers Germi Steiner, welchen ich nur weiterempfehlen kann.
Der Eiger ist und bleibt ein spezieller Berg. Wer aber die notwendigen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Besteigung mitbringt, der wird auf jeden Fall mit einer unvergesslichen und garantiert einmaligen Tour belohnt, welche noch lange nicht jeder in seinem Palmarès erwähnen konnte.
Ich gratuliere auch MaeNi, welche an diesem Tag ebenfalls den Eiger bestiegen.
Danke, dass ich all dies gesund und glücklich erleben darf.
Viele Jahre habe ich voller Ehrfurcht zum Eiger hinauf- und mehrere Male aus der Vogelperspektive hinuntergeschaut und jedes Mal ein Gefühl der Abweisung gespührt. Dieser Berg hat es einfach in sich – vielleicht liegt es an den zahlreichen Geschichten, die der Eiger erfuhr, vielleicht liegt es an der dunklen, mächtigen Nordwand, mit welcher sich der Berg identifiziert. So lehnte ich die letzten Jahre mehrere private Angebote ab, diesen Berg zu besteigen – ich wollte mir dieses Erlebnis als etwas ganz Besonderes aufbewahren. Nachdem ich nun dieses Jahr mein 10jähriges Alpinjubiläum feiern darf, ist die Zeit für die Realisation dieses Traumes reif geworden. Zeit, mich ans Seil von Germi Steiner, meines Bergführer des Vertrauens, zu binden und die fantastisch schöne Tour via Mittellegihütte, Eiger und Eigerjöcher einfach nur zu geniessen.
Am Nachmittag des 26. August 2015 betreten wir das Obere Ischmeer bzw. den Challifirn, dies nachdem wir bei der Station Eismeer die Jungfraubahn via Stollen (Lücke 4) verlassen haben. Wolkenloses, perfektes Sommerwetter heisst uns an diesem Prachtstag willkommen – und dies soll sich auch die nächsten Tage nicht verändern. Nur wenige Minuten später befinden wir uns am Einstieg für den Aufstieg zur Mittellegihütte. Es sind die ersten Seillängen, welche es gleich in sich haben – dank sehr guter Absicherung und eines perfekten Vorstieges meines Bf empfinde ich den gesamten Aufstieg als äusserst genussvoll und finde alleine schon diesen Hüttenzustieg in sich abgeschlossen als eine Kurztour mit Wiederholungscharakter.
Die Mittellegihütte 3354m des Bergführervereins Grindelwald, von welcher übrigens 1924 das erste Exemplar und 2001 die heutige Version gebaut wurde, gehört definitiven zu den Juwelen der Schweizer Bergwelt. Der Charme dieser Hütte, welche in Ihrer Breite den gesamten Grat ausnützt, ist unvergleichbar, ganz zu schweige von der Aussicht, welche man von dort geniessen kann. Der sich steil präsentierende Mittellegigrat liegt direkt vor den Füssen, hinter uns das Gratstück, welches von der Ostegghütte zur Mittellegihütte hinaufführt, links bzw. südöstlich die unendlichen Gletscherwelten und rechts bzw. nordwestlich die grünen Wiesen rund um Grindelwald sowie das Blau des Thunersees. Welch erhabener Ort – und zudem sympathisch und professionell von der aktuellen Hüttenwartin Corinna geführt. Wir haben selten so gut (und reichlich) in einer Schweizer Hütte gegessen – und das alles auf dem Grill zugerichtet! Gewusst wie.
Die Nacht hätte schlimmer aber auch besser sein können. Stirnlampen-Egoisten mit Druck in der Harnröhre gibt’s bekanntlich immer; warum diese aber immer wieder der ganzen Belegschaft ins Gesicht blenden und anschliessend auch noch die Türe „schletzen“ müssen, das scheint mir jedes Mal unbegreiflich. Das gute an der Nacht ist, dass immer auch ein Morgen folgt und so sitzen wir in der zweiten Frühstücksschicht um 05.20 Uhr am Tisch und stärken uns mit Corinna’s Powermüesli für den anstehenden Tag.
Wir starten um 05.40 Uhr und kommen gut voran. Die Kletterei erlebe ich als absolut fantastisch, immer mal wieder auch mit Unterstützung der Fixseilen. Von diesen gibt es reichlich viele – bei den aktuell herrschenden perfekten Verhältnissen sicher nicht immer nötig, bei Wassereis auf den Felsen dann aber bestimmt eine dankbare Hilfe. Die Steigeisen ziehen wir erst weit oben nach dem Grossen Turm 3688m an und bald schon stehen wir um 09.00 Uhr nach rund 3h 20min auf dem Gipfel des Eiger 3970m - diverse Foto- und Verschnaufpausen inklusive. Den Sonnenaufgang konnten wir noch während der Kletterei geniesen, nun geniessen wir die sonnendurchflutete Aussicht ins Tal aber auch auf die umliegenden Eisriesen, welche sich so majestätisch und erhaben präsentieren wie selten je zuvor.
Das Erreichen des Gipfels ist jedoch nur die halbe Miete, denn die Fortsetzung über den Südgrat bzw. die Eigerjöcher verspricht nochmals alpines Ambiente auf höchstem Niveau. Eigentlich fast schon eine Schande, wer als Sommertour den Gipfel via Westflanke ersteigt oder verlässt. Und tatsächlich, der Abstieg zum Nördlichen Eigerjoch 3607m sowie der Gegenaufstieg zum Südlichen Eigerjoch 3747m verläuft problemlos und ist Bergsteigen der schönsten Sorte. Spannend auch, wie beim Nördlichen Eigerjoch plötzlich das Gestein von Kalk zu Granit wechselt – farblich wie aber auch in der Qualität.
Beim Südlichen Eigerjoch, direkt vor der monumentalen Nordostwand des Mönchs - verstauen wir die Steigeisen wieder im Rucksack und nehmen noch die letzten Ab-, Auf- und nochmals Abstiegsmeter via Obers Mönchsjoch 3624m zum Jungfrauchjoch bzw. zum Sphinxstollen 3464m unter die Füsse. Zurück bei der Kleinen Scheidegg 2061m – noch immer bei Traumwetter - werden die hungrigen Mägen für die Rückreise nach Hause gefüllt. Fast schon schade, denn ich würde gleich nochmals zur Station Eismeer hochfahren, dort aussteigen, zur Hütte klettern und den Mittellegigrat auf’s Neue geniessen.
Fazit:
Man spürt es beim Lesen des Berichtes – hier durfte ich mir tatsächlich einen Traum erfüllen und dies bei allerschönsten und besten Bedingungen überhaupt. Dies natürlich vor allem auch dank der ruhigen und absolut professionellen Arbeit meines Bergführers Germi Steiner, welchen ich nur weiterempfehlen kann.
Der Eiger ist und bleibt ein spezieller Berg. Wer aber die notwendigen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Besteigung mitbringt, der wird auf jeden Fall mit einer unvergesslichen und garantiert einmaligen Tour belohnt, welche noch lange nicht jeder in seinem Palmarès erwähnen konnte.
Ich gratuliere auch MaeNi, welche an diesem Tag ebenfalls den Eiger bestiegen.
Danke, dass ich all dies gesund und glücklich erleben darf.
Tourengänger:
Bombo
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