Umkehr am Padjelantaleden
|
||||||||||||||||||||||||
Seit Jahrzehnten gehört der Padjelantaleden zu unseren bevorzugten Wandergebieten in Skandinavien Er liegt im schwedischen Welterbe Laponia, Teil von Europas grösster zusammenhängenden Wildnis. Als Botschafter für diese einmalige Landschaft habe ich den Nicknamen Laponia41 gewählt.
Ein kurzer Rückblick auf unsere Touren in Laponia:
Die diesjährige Tour war eigentlich als Abschluss unserer gemeinsamen Begehungen des Padjelantaledens gedacht. Wir sind ja inzwischen zusammen über 150 Jahre alt - und irgendwann muss man sagen können: jetzt ist es wohl das letzte Mal. Aber es kam eben nicht so, wie wir uns dies vorgestellt haben.
Dienstag, 4. August
Nach einer Reise mit prächtigstem Wetter kommen wir in Kvikkjokk an. Uns wird in der Fjällstation im Altbau ein gemütliches Zimmer zugewiesen. Die Fjällstation wird von einem motivierten jungen Team geführt, was man auch beim Middag (Abendessen) spürt. Der Röding (Saibling) und die Beilagen schmecken vorzüglich. Die Vorfreude auf die kommenden Tage ist gross.
Mittwoch, 5. August
Um 09:30 Uhr belädt Kapitän Björn unten am Tarraätno sein Boot. Der Beginn des Padjelantaledens ist zu Fuss nicht erreichbar. Björn ist ein fundierter Kenner des Flussdeltas und zeigt interessierten Wanderern verschlungene Winkel mit den Überresten zerfallener Stege. Sein Wissen über die Biologie dieser Naturlandschaft ist immens.
Nach 10 Uhr können wir starten. Leider regnet es seit einigen Stunden, es ist feucht und warm. Meine Popularität ist von Anfang an gewaltig: weibliche Wesen kommen angeschwirrt, stechen auf mich los. Angeblich stechen ja nur die weiblichen Mücken - und diese bekommen nicht genug von meinem Blut.
Die Verhältnisse auf dem Weg sind nicht einfach. Die Holzbohlen sind glitschig, Hochwasser haben Brücken beschädigt, der Weg gleicht stellenweise einem Bachbett. Nach der letzten Brücke kurz vor Bäcken dann das Unheil: Diapensia rutscht aus und fällt kopfvoran auf einen Stein. An der Stirne wächst genau über der Nase ein grosses Horn (Geschwulst), die Brille ist beschädigt, rasch bilden sich rund um die Augen Blutergüsse. Zum Glück sind die Schmerzen auszuhalten, wir gehen sorgfältig weiter und erreichen mit einiger Verspätung die Njunjes-Hütte. Inga, die Hüttenwartin, weist uns einen guten Raum zu und umsorgt uns.
Das "wie weiter" beschäftigt uns. Am Padjelantaleden fliegen täglich Helikopter von Kvikkjokk nach Ritsem. Man könnte problemlos ausfliegen.
Donnerstag, 6. August
Käthi hat gut geschlafen, hat blutrote Ringe um die Augen, fühlt sich jedoch gut. Ganz offensichtlich ist nichts gebrochen. Es deutet auch nichts auf eine Gehirnerschütterung hin. Weil die Etappe nach Tarrekaise kurz ist, beschliessen wir, weiterzugehen. Die Verhältnisse sind wiederum garstig. Es hat in der Nacht geregnet, Steine und Felsplatten sind glitschig, der Hochstaudenflur tropfnass. Ein weiterer harmloser Ausrutscher lässt die Moral auf den Tiefpunkt sinken. Wir kommen kurz nach Mittag in Tarrekaise an und verschieben eine Entscheidung auf morgen.
Freitag, 7. August
Beim üblichen nächtlichen Gang zur Toilette stelle ich fest, dass es wie aus Kübeln regnet. Der Entschluss ist gefasst: wir machen in Tarrekaise einen Ruhetag und kehren am Samstag um.
Im Verlaufe des Tages klart es auf, wir machen Spaziergänge zum See, wir unterhalten uns mit dem Hüttenwartspaar und ihren herzigen Kindern. Es ist ganz schön, nicht stressig weiter zu eilen, sondern an diesem schönen Platz zu verweilen und nach Blumen und anderen schönen Dingen Ausschau zu halten. Blumen hat es nämlich für diese Jahreszeit aussergewöhnlich viele. Der Schwedische Hartriegel zum Beispiel sollte eigentlich schon Beeren tragen, blüht jedoch noch nach einem kalten und nassen Sommer (!)
Samstag, 8. August
Heute scheint die Sonne, die Steine und Holzbohlen sind abgetrocknet. Dank einem frischen Wind verschonen uns die Mücken.. Wir wandern dem Tarraure entlang zurück und bewältigen die lange Traverse hinauf zum Aussichtspunkt ohne Probleme. Drüben am markanten Gipfel des Staika sind für diese Jahreszeit grosse Schneefelder zu sehen. Eine Erklärung auch dafür, dass der Tarraätno sehr viel Wasser führt, Schmelzwasser im August!
Den Abstieg hinunter zu den Hütten gehen wir sehr umsichtig an und nehmen uns viel Zeit. Inga begrüsst uns herzlich und hat ein Anliegen: sie hat eine grosse Forelle gefangen und möchte damit fotografiert werden. Sie steigt nochmals hinunter zum Fluss und will auch uns mit einem Fisch beglücken. Es gelingt, das Fischlein ist jedoch keine 20 Zentimeter lang, reicht gerade für ein Amuse bouche.
Nach uns trifft eine Familie aus Paris ein. Die herzliche Frau schenkt Diapensia alle Arnika-Kügelchen aus ihrer Apotheke. Die Wirkung ist erstaunlich. Die Blutergüsse bilden sich allmählich zurück.
Auch in Njunjes: es ist ein Erlebnis, einen Hüttenplatz gründlich zu erkunden.- Eile mit Weile hat auch seine Qualitäten! Die Fortsetzung unseres Abenteuers ist nun auch geklärt. Inga bucht uns in Kvikkjokk drei Nächte zur aktiven Erholung.
Sonntag, 9. August
Kurz nach 8 Uhr brechen wir in Njunjes auf. Nach Fahrplan ist Björn um 13 Uhr bei der Bootsanlegestelle. Wir können es also gemütlich nehmen. Das tun wir fast zu ausgiebig. Um 12:59 sind wir dort und hören das Motorboot tuckern. Björn ist natürlich erstaunt, dass wir wieder da sind. Er ist sehr besorgt um Diapensia. Er bringt jeweils abends den Tagesrapport in die Fjällstation - und jedesmal erkundigte er sich nach ihrem Ergehen. Es ist halt so: wer das Fjäll liebt, gewinnt immer wieder gute Freunde!
Was wir in Kvikkjokk erlebt haben: siehe nächster Bericht.
Ein kurzer Rückblick auf unsere Touren in Laponia:
1989 | Ritsem - Kisuris - Staloluokta - Såmmarlappa - Njunjes - Kvikkjokk |
1994 | Sulitjelma - Sorjus - Staddejåkkå - Staloluokta - Kutjaure - Vaisaluokta - Ritsem |
1999 | Kvikkjokk - Tarrekaise - Vaimok - Pieskehaure - Muorki Sulitjelma - Junkerdalen |
2002 | Sulitjelma - Muorki - Pieskehaure - Staddejåkkå - Staloluokta - Kisuris - Ritsem |
2008 | Kvikkjokk - Njunjes - Såmmarlappa - Tuoddar - Staloluokta |
2011 | Sulitjelma - Sorjus - Staddejåkkå - Staloluokta - Kutjaure - Ritsem |
2014 | Saltoluokta - Kvikkjokk - Tarrekaise - Vaimok - Pieskehaure - Muorki - Sulitjelma |
Die diesjährige Tour war eigentlich als Abschluss unserer gemeinsamen Begehungen des Padjelantaledens gedacht. Wir sind ja inzwischen zusammen über 150 Jahre alt - und irgendwann muss man sagen können: jetzt ist es wohl das letzte Mal. Aber es kam eben nicht so, wie wir uns dies vorgestellt haben.
Dienstag, 4. August
Nach einer Reise mit prächtigstem Wetter kommen wir in Kvikkjokk an. Uns wird in der Fjällstation im Altbau ein gemütliches Zimmer zugewiesen. Die Fjällstation wird von einem motivierten jungen Team geführt, was man auch beim Middag (Abendessen) spürt. Der Röding (Saibling) und die Beilagen schmecken vorzüglich. Die Vorfreude auf die kommenden Tage ist gross.
Mittwoch, 5. August
Um 09:30 Uhr belädt Kapitän Björn unten am Tarraätno sein Boot. Der Beginn des Padjelantaledens ist zu Fuss nicht erreichbar. Björn ist ein fundierter Kenner des Flussdeltas und zeigt interessierten Wanderern verschlungene Winkel mit den Überresten zerfallener Stege. Sein Wissen über die Biologie dieser Naturlandschaft ist immens.
Nach 10 Uhr können wir starten. Leider regnet es seit einigen Stunden, es ist feucht und warm. Meine Popularität ist von Anfang an gewaltig: weibliche Wesen kommen angeschwirrt, stechen auf mich los. Angeblich stechen ja nur die weiblichen Mücken - und diese bekommen nicht genug von meinem Blut.
Die Verhältnisse auf dem Weg sind nicht einfach. Die Holzbohlen sind glitschig, Hochwasser haben Brücken beschädigt, der Weg gleicht stellenweise einem Bachbett. Nach der letzten Brücke kurz vor Bäcken dann das Unheil: Diapensia rutscht aus und fällt kopfvoran auf einen Stein. An der Stirne wächst genau über der Nase ein grosses Horn (Geschwulst), die Brille ist beschädigt, rasch bilden sich rund um die Augen Blutergüsse. Zum Glück sind die Schmerzen auszuhalten, wir gehen sorgfältig weiter und erreichen mit einiger Verspätung die Njunjes-Hütte. Inga, die Hüttenwartin, weist uns einen guten Raum zu und umsorgt uns.
Das "wie weiter" beschäftigt uns. Am Padjelantaleden fliegen täglich Helikopter von Kvikkjokk nach Ritsem. Man könnte problemlos ausfliegen.
Donnerstag, 6. August
Käthi hat gut geschlafen, hat blutrote Ringe um die Augen, fühlt sich jedoch gut. Ganz offensichtlich ist nichts gebrochen. Es deutet auch nichts auf eine Gehirnerschütterung hin. Weil die Etappe nach Tarrekaise kurz ist, beschliessen wir, weiterzugehen. Die Verhältnisse sind wiederum garstig. Es hat in der Nacht geregnet, Steine und Felsplatten sind glitschig, der Hochstaudenflur tropfnass. Ein weiterer harmloser Ausrutscher lässt die Moral auf den Tiefpunkt sinken. Wir kommen kurz nach Mittag in Tarrekaise an und verschieben eine Entscheidung auf morgen.
Freitag, 7. August
Beim üblichen nächtlichen Gang zur Toilette stelle ich fest, dass es wie aus Kübeln regnet. Der Entschluss ist gefasst: wir machen in Tarrekaise einen Ruhetag und kehren am Samstag um.
Im Verlaufe des Tages klart es auf, wir machen Spaziergänge zum See, wir unterhalten uns mit dem Hüttenwartspaar und ihren herzigen Kindern. Es ist ganz schön, nicht stressig weiter zu eilen, sondern an diesem schönen Platz zu verweilen und nach Blumen und anderen schönen Dingen Ausschau zu halten. Blumen hat es nämlich für diese Jahreszeit aussergewöhnlich viele. Der Schwedische Hartriegel zum Beispiel sollte eigentlich schon Beeren tragen, blüht jedoch noch nach einem kalten und nassen Sommer (!)
Samstag, 8. August
Heute scheint die Sonne, die Steine und Holzbohlen sind abgetrocknet. Dank einem frischen Wind verschonen uns die Mücken.. Wir wandern dem Tarraure entlang zurück und bewältigen die lange Traverse hinauf zum Aussichtspunkt ohne Probleme. Drüben am markanten Gipfel des Staika sind für diese Jahreszeit grosse Schneefelder zu sehen. Eine Erklärung auch dafür, dass der Tarraätno sehr viel Wasser führt, Schmelzwasser im August!
Den Abstieg hinunter zu den Hütten gehen wir sehr umsichtig an und nehmen uns viel Zeit. Inga begrüsst uns herzlich und hat ein Anliegen: sie hat eine grosse Forelle gefangen und möchte damit fotografiert werden. Sie steigt nochmals hinunter zum Fluss und will auch uns mit einem Fisch beglücken. Es gelingt, das Fischlein ist jedoch keine 20 Zentimeter lang, reicht gerade für ein Amuse bouche.
Nach uns trifft eine Familie aus Paris ein. Die herzliche Frau schenkt Diapensia alle Arnika-Kügelchen aus ihrer Apotheke. Die Wirkung ist erstaunlich. Die Blutergüsse bilden sich allmählich zurück.
Auch in Njunjes: es ist ein Erlebnis, einen Hüttenplatz gründlich zu erkunden.- Eile mit Weile hat auch seine Qualitäten! Die Fortsetzung unseres Abenteuers ist nun auch geklärt. Inga bucht uns in Kvikkjokk drei Nächte zur aktiven Erholung.
Sonntag, 9. August
Kurz nach 8 Uhr brechen wir in Njunjes auf. Nach Fahrplan ist Björn um 13 Uhr bei der Bootsanlegestelle. Wir können es also gemütlich nehmen. Das tun wir fast zu ausgiebig. Um 12:59 sind wir dort und hören das Motorboot tuckern. Björn ist natürlich erstaunt, dass wir wieder da sind. Er ist sehr besorgt um Diapensia. Er bringt jeweils abends den Tagesrapport in die Fjällstation - und jedesmal erkundigte er sich nach ihrem Ergehen. Es ist halt so: wer das Fjäll liebt, gewinnt immer wieder gute Freunde!
Was wir in Kvikkjokk erlebt haben: siehe nächster Bericht.
Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden
Kommentare (7)