Rautispitz 2283m via 'Sonnenstube' kombiniert - drei auf einen Streich
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Mit der klassischen Spaghetti-Tour will unsere Tour nicht verglichen werden, und die hier beschriebene Tour als Glarner-Spaghetti-Tour zu verkaufen, wäre wohl sehr unglücklich. Zu unterschiedlich sind die beiden Touren von ihrem Charakter her. Bei der Spaghetti-Tour werden in Schnee und Eis über mehrere Tage hinweg auf gut besuchten Routen Prestigegipfel stolzer 4000er der Alpen gesammelt (je nach Anbieter 8, 9, 10 oder noch mehr Gipfel auf einen Streich). Unsere Eintagestour hingegen führte über Fels, Gras- und Schroffengelände auf kaum besuchten Routen über zwei 2000er - wohl weniger ein Ziel für Sammler von prestigeträchtigen Gipfeln als vielmehr für Liebhaber würziger Bergtouren abseits der Massen. Und solche Touren bietet das Glarnerland (neben vielen Klassikern, die auch ihren Reiz haben) im Allgemeinen, aber auch der Rautispitz im Besonderen massenweise.
Während Justus den Direktaufstieg von der Rauti Furgglä und den Trosweg bereits kannte, den Nordostgrat des Rautispitz aber schon längst weit vorne auf seiner Pendenzenliste hatte, konnte ich mit dem hier beschriebenen Tourentag gleich drei mir noch unbekannte Routen kombinieren, die allesamt auf der Wunschliste standen...
Vorweggenommen, der Nordostgrat enttäuschte in keinster Weise. Nun fehlt uns nur noch der Aufstieg auf den Rautispitz via Nordwand. Ob er ein ähnliches Abenteuer und ebenso eindrücklich sein wird wie der im Folgenden beschriebene Aufstieg via NO-Grat und der Schnüerliweg (hier, hier und hier)? Wir sind gespannt und zuversichtlich (zumindest was das Abenteuer anbelangt)...
Verschiedene Wege führen vom Obersee zum Einstieg des Nordostgrates am Rautispitz (P. 1947). In Anbetracht der Umstände (heisser Tag, teils üppige und nasse Vegetation abseits der Wege, Legföhren etc.) beschliessen wir, nicht via Furggeli zu P. 1947 aufzusteigen, sondern über den Grappliwald. Dadurch können wir auf einem weitgehend kontinuierlich ansteigenden Weg bzw. Pfad ohne Gegensteigung bis zur Alp bei P. 1513 aufsteigen und brauchen uns nicht mit Legföhren, nasser Vegetation, Abbrüchen, mühsamer Unterlage herumzuschlagen. Einzig der Abzweiger nach Osten bei P. 1280 ist kaum auffindbar, da der Weg anfänglich ziemlich verwachsen ist. Glücklicherweise haben wir ein gutes GPS mit entsprechendem Kartenmaterial dabei, sodass wir den Abzweiger via Grappliwald eindeutig ausmachen können.
Nach einer Pause bei der Alphütte (P. 1513) steuern wir über Alpwiesen und später Geröll in direkter Falllinie zum Gipfel die Nordwand des Rautispitz an und queren - un mehr mit Helm ausgerüstet - unmittelbar unter der Felswand nach Osten zu P. 1947. Es gilt, unterhalb der Wand so lange zu queren, bis man wirklich auf dem Nordostgrat angelangt ist und den Tiefblick hinunter nach Netstal geniessen kann. Dafür müssen zum Schluss ca. 20m im Geröll abgestiegen werden.
Am Grat angelangt, erwartet uns bereits die erste Kletterstelle. 3614adrian's Foto zeigt sich an dieser Stelle als hilfreich. Über einen Grasabsatz steigen wir schräg rechts hinauf und wenden uns sodann wieder nach links, wo wir in einem Kamin aufsteigen, später nach links hinaufsteigen (mit Ausblick nach Netstal), dann wieder ins Couloir zurücksteigen und eine letzte Schwierigkeit (-IV) überwinden, bevor der Abseilstand folgt. Die gemäss Bericht von [3614adrian] vorhandenen Bohrhaken entdecken wir leider erst gegen Ende der ersten Kletterstelle.
Über typisches T5-Gelände gelangen wir - immer dem Grat folgend - bald zur zweiten Kletterstelle. Zwei Muniringe verweisen unmittelbar links vom Grat auf den Einstieg. Nach einem ersten Augenschein beschliessen wir, diese Stelle mit den Bergschuhen zu klettern, sodass die Kletterfinken im Rucksack bleiben dürfen. Diese Kletterstelle, für die ein 30m-Seil bis hoch zum oberen Abseilstand gerade knapp reicht, ist in bestem Zustand. Regelmässige Bohrhaken entschärfen die eigentliche Schlüsselstelle dieser Tour und geben einem zudem die Gewissheit, an der richtigen Stelle hochzuklettern. Trotzdem, ganz einfach ist vor allem der Einstieg nicht. Justus macht den Vorstieg und meistert diesen souverän. Ich komme bei dieser Stelle in den Genuss des Nachstiegs, was mir nicht ganz unrecht ist.
Nach dieser Kletterstelle entledigen wir uns wieder des Seiles und steigen - meist hart am Grat bleibend und diesen einmal rechts umgehend - in moderatem T6-Gelände hoch zum Gipfel (s. gps-Track).
Nach einer Gipfelpause gönnen wir uns ein zweites Highlight: den neu eingerichteten Direktaufstieg zum Wiggis ab Rauti Furgglä. Wer den Nordostgrat am Rautispitz hinter sich hat, kann auch den Direktaufstieg zum Wiggis problemlos ohne Zuhilfenahme der durchgehenden Fixseile in Angriff nehmen...
'Alle guten Dinge sind drei' . so heisst es im Volksmund. Und so beschliessen wir, im Abstieg ein drittes Mal Neuland (zumindest für mich) zu erkunden. Gesagt, getan ... Wir steigen über den kürzlich von PStraub hier und Justus hier dokumentierten Trosweg ab. Wer den Weg nicht bereits im Aufstieg in Angriff genommen hat, sollte besser darauf verzichten, ihn im Abstieg zu versuchen. Wegmarkierungen sind zwar vorhanden, doch sind diese spärlich; auf die angebrachten Drahtseile sollte man sich - wie in den oben verlinkten Berichten erwähnt - nicht verlassen, zumal der Weg keine eigentliche Route für Alpinisten sein will und nicht zu diesem Zweck ausgestattet wurde. Und meist ist von oben nicht klar ersichtlich, wo der Weg bis hinunter zum Einstieg durchführen muss - ein Argument für die geniale Routenführung durch die Nordwestflanke des Rautispitz! Ich meinerseits bin froh, als ich am unteren Ende des Troswegs angelangt bin, gleichzeitig aber auch etwas stolz beim Anblick der Abstiegsroute. Kaum zu glauben, dass eine Route in der Schwierigkeit eines T5 durch dieses Gelände führt!
Via P. 1513 und Grapplialp (mit einer kurzen Gegensteigung vor derselben) steigen wir zum Obersee ab und gönnen uns im gleichnamigen Restaurant noch eine kühle Erfrischung. Auf den fantastischen Tag ... und auf Wiedersehen am Rautispitz!
Tour mit Justus. Es war einmal mehr grossartig, mir dir unterwegs zu sein! Danke für die Bilder und deine Geduld mit mir bzw. meinem lädierten Knie beim Abstieg!
Fazit: Der Aufstieg auf den Rautispitz via Nordostgrat ist ein wahrer Leckerbissen! Zwar weist dieser Grat nur zwei Kletterstellen auf, doch sind diese nicht zu unterschätzen (bei Schwierigkeiten könnte die schwierigste Stelle jedoch auch A0 geklettert werden). 30m-Seil, 6-7 Expressschlingen, Bandschlingen und Helm gehören definitiv ins Gepäck. Der Trosweg (T5, im Abstieg begangen) besticht durch seine unglaubliche Wegführung, ist im Abstieg aber nur jenen zu empfehlen, die den Weg bereits kennen. Zudem führt der Weg durch Jagdbanngebiet...
Während Justus den Direktaufstieg von der Rauti Furgglä und den Trosweg bereits kannte, den Nordostgrat des Rautispitz aber schon längst weit vorne auf seiner Pendenzenliste hatte, konnte ich mit dem hier beschriebenen Tourentag gleich drei mir noch unbekannte Routen kombinieren, die allesamt auf der Wunschliste standen...
Vorweggenommen, der Nordostgrat enttäuschte in keinster Weise. Nun fehlt uns nur noch der Aufstieg auf den Rautispitz via Nordwand. Ob er ein ähnliches Abenteuer und ebenso eindrücklich sein wird wie der im Folgenden beschriebene Aufstieg via NO-Grat und der Schnüerliweg (hier, hier und hier)? Wir sind gespannt und zuversichtlich (zumindest was das Abenteuer anbelangt)...
Verschiedene Wege führen vom Obersee zum Einstieg des Nordostgrates am Rautispitz (P. 1947). In Anbetracht der Umstände (heisser Tag, teils üppige und nasse Vegetation abseits der Wege, Legföhren etc.) beschliessen wir, nicht via Furggeli zu P. 1947 aufzusteigen, sondern über den Grappliwald. Dadurch können wir auf einem weitgehend kontinuierlich ansteigenden Weg bzw. Pfad ohne Gegensteigung bis zur Alp bei P. 1513 aufsteigen und brauchen uns nicht mit Legföhren, nasser Vegetation, Abbrüchen, mühsamer Unterlage herumzuschlagen. Einzig der Abzweiger nach Osten bei P. 1280 ist kaum auffindbar, da der Weg anfänglich ziemlich verwachsen ist. Glücklicherweise haben wir ein gutes GPS mit entsprechendem Kartenmaterial dabei, sodass wir den Abzweiger via Grappliwald eindeutig ausmachen können.
Nach einer Pause bei der Alphütte (P. 1513) steuern wir über Alpwiesen und später Geröll in direkter Falllinie zum Gipfel die Nordwand des Rautispitz an und queren - un mehr mit Helm ausgerüstet - unmittelbar unter der Felswand nach Osten zu P. 1947. Es gilt, unterhalb der Wand so lange zu queren, bis man wirklich auf dem Nordostgrat angelangt ist und den Tiefblick hinunter nach Netstal geniessen kann. Dafür müssen zum Schluss ca. 20m im Geröll abgestiegen werden.
Am Grat angelangt, erwartet uns bereits die erste Kletterstelle. 3614adrian's Foto zeigt sich an dieser Stelle als hilfreich. Über einen Grasabsatz steigen wir schräg rechts hinauf und wenden uns sodann wieder nach links, wo wir in einem Kamin aufsteigen, später nach links hinaufsteigen (mit Ausblick nach Netstal), dann wieder ins Couloir zurücksteigen und eine letzte Schwierigkeit (-IV) überwinden, bevor der Abseilstand folgt. Die gemäss Bericht von [3614adrian] vorhandenen Bohrhaken entdecken wir leider erst gegen Ende der ersten Kletterstelle.
Über typisches T5-Gelände gelangen wir - immer dem Grat folgend - bald zur zweiten Kletterstelle. Zwei Muniringe verweisen unmittelbar links vom Grat auf den Einstieg. Nach einem ersten Augenschein beschliessen wir, diese Stelle mit den Bergschuhen zu klettern, sodass die Kletterfinken im Rucksack bleiben dürfen. Diese Kletterstelle, für die ein 30m-Seil bis hoch zum oberen Abseilstand gerade knapp reicht, ist in bestem Zustand. Regelmässige Bohrhaken entschärfen die eigentliche Schlüsselstelle dieser Tour und geben einem zudem die Gewissheit, an der richtigen Stelle hochzuklettern. Trotzdem, ganz einfach ist vor allem der Einstieg nicht. Justus macht den Vorstieg und meistert diesen souverän. Ich komme bei dieser Stelle in den Genuss des Nachstiegs, was mir nicht ganz unrecht ist.
Nach dieser Kletterstelle entledigen wir uns wieder des Seiles und steigen - meist hart am Grat bleibend und diesen einmal rechts umgehend - in moderatem T6-Gelände hoch zum Gipfel (s. gps-Track).
Nach einer Gipfelpause gönnen wir uns ein zweites Highlight: den neu eingerichteten Direktaufstieg zum Wiggis ab Rauti Furgglä. Wer den Nordostgrat am Rautispitz hinter sich hat, kann auch den Direktaufstieg zum Wiggis problemlos ohne Zuhilfenahme der durchgehenden Fixseile in Angriff nehmen...
'Alle guten Dinge sind drei' . so heisst es im Volksmund. Und so beschliessen wir, im Abstieg ein drittes Mal Neuland (zumindest für mich) zu erkunden. Gesagt, getan ... Wir steigen über den kürzlich von PStraub hier und Justus hier dokumentierten Trosweg ab. Wer den Weg nicht bereits im Aufstieg in Angriff genommen hat, sollte besser darauf verzichten, ihn im Abstieg zu versuchen. Wegmarkierungen sind zwar vorhanden, doch sind diese spärlich; auf die angebrachten Drahtseile sollte man sich - wie in den oben verlinkten Berichten erwähnt - nicht verlassen, zumal der Weg keine eigentliche Route für Alpinisten sein will und nicht zu diesem Zweck ausgestattet wurde. Und meist ist von oben nicht klar ersichtlich, wo der Weg bis hinunter zum Einstieg durchführen muss - ein Argument für die geniale Routenführung durch die Nordwestflanke des Rautispitz! Ich meinerseits bin froh, als ich am unteren Ende des Troswegs angelangt bin, gleichzeitig aber auch etwas stolz beim Anblick der Abstiegsroute. Kaum zu glauben, dass eine Route in der Schwierigkeit eines T5 durch dieses Gelände führt!
Via P. 1513 und Grapplialp (mit einer kurzen Gegensteigung vor derselben) steigen wir zum Obersee ab und gönnen uns im gleichnamigen Restaurant noch eine kühle Erfrischung. Auf den fantastischen Tag ... und auf Wiedersehen am Rautispitz!
Tour mit Justus. Es war einmal mehr grossartig, mir dir unterwegs zu sein! Danke für die Bilder und deine Geduld mit mir bzw. meinem lädierten Knie beim Abstieg!
Fazit: Der Aufstieg auf den Rautispitz via Nordostgrat ist ein wahrer Leckerbissen! Zwar weist dieser Grat nur zwei Kletterstellen auf, doch sind diese nicht zu unterschätzen (bei Schwierigkeiten könnte die schwierigste Stelle jedoch auch A0 geklettert werden). 30m-Seil, 6-7 Expressschlingen, Bandschlingen und Helm gehören definitiv ins Gepäck. Der Trosweg (T5, im Abstieg begangen) besticht durch seine unglaubliche Wegführung, ist im Abstieg aber nur jenen zu empfehlen, die den Weg bereits kennen. Zudem führt der Weg durch Jagdbanngebiet...
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