Oberengadin, August 2015 3|4 - Munt Pers via Senda dal Diavel
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Nach der Einquartierung im kleinen, doch feinen Appartement in Pontresina (mit sehr netter Vermieterin, besten hochalpinen Erfahrungen - und guten militärischen Erinnerungen) und Übernachtung beginnt der wettermässig wohl beste Tag unseres viertägigen Oberengadin-Abstechers am Berninapass.
Beinahe wolkenlos und strahlend blau präsentiert sich der Ausläufer des Grates mit dem wbw ausgeschilderten „Teufelsweg“auf Bernina Diavolezza RhB; erst gilt es jedoch das „Entrée“, auf einem Saumweg und ihn oft abkürzender markierter Wegspur an kargen Bergweiden vorbei, hinter uns zu bringen. Recht direkt gelangen wir so zum - auf der LK nicht eingezeichneten Abzweig bei P. 2355; die nicht immer sehr deutliche Spur leitet weiter zügig hoch, so dass wir bald einmal die ersten „harmlosen“ fünfhundert Höhenmeter hinter uns gebracht haben, und bei ~ 2590 m auf den Bergwanderweg, vom Lej Pers herkommend, stossen. Hier, in unmittelbarer Nähe des malerischen Seeleins, legen wir - wie eine andere Teufelsweg-Gängerin - eine erste Pause ein, und stärken uns für den nun beginnenden weissblauen Weg.
Nach wenigen Metern streifen wir den Lej da las Collinas und „tauchen“ nun in die steinerne Welt des ENE-Grates des Munt Pers ein. Erst steigen wir auf kaum erkennbarer Spur über Blockgestein zum Grat an, danach gewinnen wir weitere Höhenmeter in unschwierigem kombinierten (Schrofen) Gelände. Nach einer weiteren Blockpassage folgt der erste, bereits anspruchsvolle, enge, felsige Aufschwung; die - kurze - Schwierigkeit besteht hier in der Hochtrittigkeit.
Der Felsaufbau wird wenig später kompakter und steiler; bald werden wir auch der Fixseile gewahr, welche sich beim Bewältigen der sehr steilen Kamine doch als hilfreich unterstützend erweisen. Sind diese zwar meist gut gestuft, so bereiten zwei kleine, rustchige und geneigte Tritte doch Mühe beim Höhersteigen; sind diese beiden Passagen erfolgreich gemeistert, darf man sich auf die - sehr lange - Fortsetzung des Senda da Diavels freuen: die grössten Schwierigkeiten, die Schlüsselstellen, liegen hinter einem.
Attraktiv geht’s im festem Fels weiter, nicht mehr derart steil wie zuvor, doch von schönstem Kraxelcharakter - auch erste Ausblicke zum Piz Palü erfreuen uns. Mal braucht’s die Hände mehr, dann wieder gar nicht - der Grat flacht eher ab, und leitet zu einem schrofigeren Abschnitt über, wo wir auf ~ 2990 m eine weitere, kurze Rast einschalten.
Eine Spur leitet nach wenigen Gratsteinen über eine geröllig-schuttiges Terrain wieder steiler hoch zum wieder felsigen Grat bei P. 3046. Bereits hier ist die Aussicht auch zum Piz Bernina und Piz Morteratsch eine vorzügliche; doch auch der Blick ins Tal nach Pontresina und Samedan gefällt uns sehr! Von ganz anderem Charakter sind die unter mächtigen weissen Tüchern „konservierten“ Altschneefelder unterhalb der Bergstation der Wintersportanlage bei P. 3004.
Die gesamte Gratfortsetzung besteht nun aus einem öfters wiederkehrenden Auf und Ab; mal wird in die Süd-, mal in die Nordflanke ab- und wieder aufgestiegen. Kurz vor P. 3072 muss leicht abschüssig in ebendiese abgestiegen und bei einem weitern Fixseil unschwierig auf den breiten Grat hinauf gekraxelt werden.
Hier überholen wir die erwähnte Einzelgängerin sowie das sehr sportliche Seniorenpaar, welche alle hier ein Pause machen; die Gratfortsetzung ist hier von einfacher Art: auf dem breiten schuttigen Rücken steigen wir nur wenig steil an bis zu den nachfolgenden Felsen, welche sich nun definitiv von sehr angenehmer Beschaffenheit, meist sehr kompakt und stabil, präsentieren.
Ab P. 3166 wird der Gratverlauf wieder etwas ausgesetzter, doch gefällt uns das zeitweilige Kraxeln an den Gratfelsen, wie auch die Traverse nordseitig mit anschliessender steiler Rampe wieder hoch zum Grat, im festen Fels, ausserordentlich!
Allmählich rückt nun der (gut bevölkerte) Gipfel näher; nach ein paar weiteren hübschen Kraxelstellen treffen wir auf dem Wandergipfel Munt Pers ein - welch ein fantastisches Panorama ist uns hier beschert, welches die bereits vorher erwähnten Gipfel nahtlos aneinandergereiht und aus bester Aussichtswarte „vorführt“!
Zusätzlich erfreut uns hier, während unserer Rast, der Blick zum Berninapass und Lago Bianco; wenig später treffen auch die angetroffenen Gratbegeher ein; mit dem Paar wechseln wir einige Worte hinsichtlich der Länge und Schwierigkeit des Sendas.
Nach reichlich Gipfelsicht und -verpflegung „reihen“ wir uns ein in die Menge der Wanderer, welche von der Bergstation auf oder wieder zu ihr absteigen - eine gewisse Trittsicherheit auf dem meist unschwierig begehbaren Weglein, mit einer Passage jedoch im Blockschutt, ist vonnöten.
Bei nach wie vor schönem Wetter - einige Wolken bauen sich zwar, mal dichter, mal weniger, um die Bündner Majestäten auf - begiessen wir auf der Terrasse des Berghauses Diavolezza unsere Tour, bevor wir - dank der Gästekarte ab zwei Nächten gratis zur Talstation hinuntergondeln.
Teilfazit: nichts für Anfänger auf weissblauen Routen! Auch wir waren etwas überrascht ob der Schwierigkeiten in diesem Bereich ... das T5 und ein (gutes) II scheint uns angebracht.
ñ 1 h 10 min bis Einstieg Senda dal Diavel auf ~ 2595 m beim Lej da las Collinas
ñ 1 h 20 min ~ 2990 m
ñ 1 h 20 min bis Gipfel
ò 35 min bis Diavolezza Bergstation
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