Odyssee am Hahnenschritthorn


Publiziert von Zaza , 1. August 2015 um 08:42.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Saanenland
Tour Datum:31 Juli 2015
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 2100 m
Abstieg: 1900 m
Kartennummer:1266

Ein kürzlicher Bericht des geschätzten Kameraden aendu erinnerte ich mich daran, dass ich mit dem Hahnenschritthorn noch ein Hühnchen zu rupfen hatte. Bei der kuriosen Route durch die Nordflanke, über Heidenwegli und Firstli, waren wir nämlich vor einigen Jahren gescheitert und seither hatte ich die Idee nie ganz aufgegeben, hier noch einmal einen Augenschein zu nehmen, . 

Der Start erfolgt wieder beim Lauenensee und der Aufstieg zur schönen Alp Chüetungel ist schnell absolviert. Bald bin ich am Fuss der Flanke und steige über ein schmales Grasband, das von rechts unten nach links oben führt und eine Wegspur aufweist (Heidenwegli), durch die erste Felswand. Nun etwa 80 hm aufwärts bis an den Fuss der zweiten Flanke, wo die Feindseligkeiten beginnen. Rechts des Dungelbaches sieht man zwei kleinere Bachläufe. Der Aufstieg führt durch die zweite, rechte davon. Ich erklettere die Rinne vorsichtig bis zu einer böseren und nassen Stufe, die einen Bohrhaken und eine fest installierte Kette aufweist. Rauf käme ich hier schon, aber ob der Abstieg möglich wäre, wenn es oben grössere Probleme gibt? Nach etwas Pröbeln blase ich die Sache sicherheitshalber ab und suche noch etwas nach Umgehungsmöglichkeiten - leider vergeblich.

Was also tun mit dem angebrochenen Tag? Man könnte ja noch den Katzengraben ansehen, eine zweite ungewöhnliche Route in dieser Gegend. Also wieder runter über das Heidenwegli, dann die steile Grashalde hinauf zum Follhore und schräg runter über Steilgras bis auf den Verbingungsweg Chüetungel - Geltenhütte. Diesem Weg folge ich nur kurz, um ihn bei der Bire wieder zu verlassen. Nun geht es östlich steil aufwärts, bald über ziemlich mühsamen Schutt. Die Schuttmulde neben P. 2371 (Grüeni Mutte) wird erstiegen, bis rechts davon der Grat erreicht ist. Der folgende Grat ist mir nicht so recht geheuer, so quere ich noch etwas nach links bis zu einem anderen Seitengrat. Über ihn klettere ich vorsichtig hinauf, da der Fels brüchig ist (T6) und erreiche schliesslich bei einem Steinmann die grosse Schutterrasse in der Westflanke des Hahnenschritthorns.

Nun in südlicher Richtung etwas abwärts bis zum Auslauf des Chatzegrabe, ein wahrlich imposanter Schlund! Der Einstieg in den Graben erfolgt offensichtlich am besten etwas rechts, über einen steilen, aber einigermassen gestuften Felshang. Ich ersteige ihn zur Hälfte, bevor es mir wieder zu mulmig wird im Hinblick auf einen eventuell nötigen Abstieg (zumindest ein Bohrhaken wäre vorhanden).

Da die Zeit doch durch die beiden fruchtlosen Versuche weit fortgeschritten ist, muss ich rasch abwägen, wie es in die Zivilisation zurück gehen soll. Um das Gipfelziel doch noch zu erreichen, entscheide ich mich dazu, den Gipfel auf dem Schuttband zu umrunden, um den Silberritzenpass schliesslich von Osten her zu gewinnen. Also über P. 2631 und P. 2445 und über viel Schutt in den Pass, von dort dann über den Grat und mit kurzer Kletterei auf den Gipfel. Der Abstieg ist eine lange und sehr steinige Sache - zuerst zur Wildhornhütte und dann zur Iffigenalp, die ich noch rechtzeitig vor der Abfahrt des letzten Busses erreiche.  

Tourengänger: Zaza


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Kommentare (7)


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Zolliker hat gesagt: Tipp
Gesendet am 1. August 2015 um 15:44
Geh doch das nächste mal vom Chuetungel etwas weiter östlich hoch über steilen Grasflanken unterhalb des Niesenhorns. Sehr lohnenswert! Herzlich, Edwin

Zaza hat gesagt: RE:Tipp
Gesendet am 1. August 2015 um 19:33
Danke für den Tipp, aber das habe ich schon zwei Mal gemacht. Du weisst ja sicher, wie das ist...die unbekannten Routen locken immer am meisten ;-)

LG, zaza

Aendu hat gesagt: Schade...
Gesendet am 2. August 2015 um 14:08
...aber vielleicht das nächste Mal! Aber deine Entscheidungen fand ich absolut richtig und nachvollziehbar!

Gruss, Aendu

Zaza hat gesagt: RE:Schade...
Gesendet am 2. August 2015 um 21:13
Och, ich habe diese Routen von der Pendenzenliste gestrichen, es gibt ja sonst noch genügend Interessantes in der Gegend!

Wenn man allein unterwegs ist, ist es besser, möglichst doppelt vorsichtig zu sein...

LG, zaza

Zolliker hat gesagt: RE:Schade...
Gesendet am 3. August 2015 um 20:38
wir versuchen am freitag über diese heidewegli zur germannrippe zu kommen....

Zaza hat gesagt: RE:Schade...
Gesendet am 3. August 2015 um 21:29
In dem Fall seid ihr ja sicher ausgerüstet - mit einem Strick dürfte das dann sicherlich gut machbar sein. Wobei dieser Zugang zur Germannrippe recht umständlich ist (besser geeignet ist es für den Wildgrat).

LG, zaza

Zolliker hat gesagt: RE:Schade...
Gesendet am 23. Juli 2016 um 12:33
Hi Zaza,
Ich war am Mittwoch endlich da. Die Stelle, wo das rostige Seil befestigt ist, ist die Heikelste. Gleich danach ist das Schwierigste vorbei, auch wenn der obere Graben ziemlich brüchig ist. Danach ist es besser. Ich wäre auch umgekehrt, wenn ich Pesche Sollberger nicht dabei gehabt hätte, der die Route gut kennt. Vielleicht bringe ich aber einmal jemand dazu, da einmal eine gute neue Kette zu montieren. Denn der Aufstieg ist ein echtes Erlebnis. Als Gastlauener war ich da nicht da letzte Mal!


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