Piz Palü Überschreitung Ost-West-Fortezza


Publiziert von Sherpa , 23. Juli 2015 um 13:37.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Berninagebiet
Tour Datum:22 Juli 2015
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Palü-Gruppe   Bernina-Gruppe   I 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 920 m
Abstieg: 2000 m
Strecke:Diavolezza - Palü Ostgipfel - Palü Westgipfel - Spinasgrat - Fortezzagrat - Islapers - Morteratsch
Unterkunftmöglichkeiten:Diavolezza

Piz Palü - Überschreitujnhg Ost-West-Fortezza-Morteratsch

Ferien und schönes Wetter, da kann ausgewählt werden, welche Wunschtour es sein soll. Wir entschieden uns für die Palü Überschreitung. Oftmals scheiterte es, da wir uns nicht an einem Wochenende einreihen möchten.

So packten wir innert Kürze unsere Rucksäcke. Während ich die genaue Routenplanung noch vorbereitete, erledigte meine Frau alles weitere rund in und ums Haus. Das nennt sich Arbeitsteilung.


Bei der Diavolezza Talstation parkierten wir unser Auto. Bequem ging es per Luftseilbahn hoch zur Bergstation, da es nach langer Autofahrt mittlerweile später Nachmittag war.

Nach dem Bezug des Nachtquartiers und der Information, dass der Schnee auf dem Gletscher sehr weich ist und deshalb das Frühstück auf halb vier veranschlagt wird, konnten wir noch etwas Reko in Richtung Piz Trovat machen. So sahen wir einige Meter bei Tageslicht, wie unsere Tour am morgen früh mit Stirnlampe zu begehen ist.

Nach einem sehr feinen Nachtessen begaben wir uns früh zu Bett. Leider wurde die Nacht sehr kurz, denn die ersten mussten um drei Uhr morgens mit ihrem Bergführer zum Frühstück. So ging das Geläuf und Geraschel noch früher los als vermutet und an weiter Schlafen war nicht mehr zu denken.

Das Frühstück war sehr grosszügig angeboten. Gleich danach ging es im Licht der Stirnlampen los in Richtung Piz Trovat. Zum Glück sieht man die Steilheit nicht so genau im Dunkeln. Bevor es nach dem Piz Trovat zum ersten Schneefeld hinunter geht, wird der Trampelpfad sehr steil und da er sehr abgetreten ist, kann man froh sein um die guten Bergschuhe die Trittsicherheit bieten.

Auf dem Gletscher angekommen, waren bereits die Bergführer mit ihren Gästen. Diese brauchten Hilfe beim Anlegen der Gurte und natürlich beim Anseilen mit entsprechenden Erklärungen. Wir seilten da ebenfalls an. Die Steigeisen montierten wir auch schon, was sich bei den ersten aperen Querungen als richtig erwies.

Nun ging es der gut ausgetreten Spur entlang, zuerst moderat ansteigend bis zu den ersten Gletscherabbrüchen. Da kam Staunen auf. Die Spalten waren im ersten Moment kaum zu überbrücken. Es zeigten sich riesige Abstände, hauchdünne Brücken, die weich schienen. Ein Blick in die Tiefe, ob es eine Möglichkeit gäbe in die Mulden abzusteigen und dann wieder hoch oder eine Umgehung. Wir überwanden die Spalten mit beherzten Schritten. Vorbereiten, durchatmen und los. Alles hielt noch gut und so kamen wir auch bestens über diese Spaltenbrücken. Lange werden diese nicht mehr halten und müssen umgehen werden.

Nun ging es steil ansteigend weiter. Die Höhe war für uns spürbar, die Beine schon etwas schwer, da es im weichen Schnee streng war. Zudem fehlten schöne Tritte, da die letzten vom Vortag wohl eher runterrutschten und wir die erste Seilschaft an diesem Morgen waren. Im oberen Teil kamen wir in die Sonne, da war der Schnee noch spürbar weicher als vorher. Eine letzte Spalte, die aber noch genug gefüllt war mit Schnee und wir standen wenige Meter unter dem Ost-Gipfel.

Nun machten wir eine kleine Pause um uns für den steilen Schlussaufstieg zu stärken. Am kurzen Seil ging es Tritt für Tritt hoch. Teils auf Blankeis, das aber sogleich wieder in weicheren Abschnitten überging. Nun kam eine italienische Seilschaft, welche von der Marco e Rosa Hütte her kam, hinunter. Bei einem guten Platz warteten wir diese ab. Dies konnten wir auch für das Geniessen  der grandiosen Aussicht und zum Verschnaufen nutzen. Weiter der Spur entlang hoch und schon standen wir auf dem Ostgipfel des Palü 3882m. Ein Blick vorwärts wie denn die berühmte Querung zum Hauptgipfel aussieht.

Wir wollten queren, bevor weitere Seilschaften entgegen kommen, deshalb hielten wir auf diesem Gipfel keine lange Pause. Schritt für Schritt ging es weiter, teils auf dem Grat ganz oben, teils etwas seitlich versetzt, was gute Möglichkeit bot den Pickel zu stecken. Schon war der Hauptgipfel Palü 3900m erreicht.

Fotos schiessen und Ausblick geniessen. Einige Wolken verdeckten zwar diese, auch der Blick zu unserem weiteren Routenverlauf war etwas in Wolken gehüllt. Wir stiegen deshalb bald ab, bis zum Spinas-Grat. Dabei begegneten wir weiteren Seilschaften, die von der Bellavista Traversierung kamen. Die Gratkletterei ging sehr gut, es hat gute Tritte und Griffe beim Auf und Ab. Das warten bis weitere Seilschaften an uns vorbei waren, nutzen wir für Fotos.

Nach dem Spinas-Grat 3823m machten wir eine längere Pause. Steigeisen wieder montiert und schon ging es hinunter auf weichem Firn zum Fortezzagrat. Eine einzige Spaltengeschichte hatten wir zu meistern. Wir sind ganz nach rechts aussen ausgewichen und konnten einige Felsen zum sicheren Abstieg zum Fortezzagrat nutzen.

Hier sahen wir gut sichtbare, gelbe Pfeile auf den Felsen die die Richtung und die Abseilstände zeigten. Das 40 m Seil reichte optimal von Stand zu Stand. Alsbald standen wir auf dem Schnee und folgten der Spur runter zum Fortexxagletscher. Wir konnten knieschonend rutschen, was sehr gut tat.

Bevor es wieder in die Felsen ging, machten wir den Fehler zu weit links zu bleiben, weil wir hofften so auf dem direkten Abstieg zum Morteratschgletscher zu gelangen. Wir kamen jedoch zu weit links und mussten feststellen, dass es da kein Hinunterkommen gibt. Wir zogen nochmals die Steigeisen an, um einige Meter hochzusteigen, damit wir die Spalten auf der steilen Gletscherzunge umgehen konnten. Als wir genug Höhe erreichten, querten wir auf Blankeis den Gletscher um auf die andere Seite zu gelangen. Da konnten wir nun die Eishilfsmittel ausziehen und uns für den langen Abstieg bereitmachen.

Den Steinmännli entlang ging es hinunter. Ganz zum Schluss muss nochmals auf den Morteratschgletscher ausgewichen werden. Da die Eisfläche sehr krustig war, bleiben die Steigeisen in den Rucksäcken. Der Übergang beim Gletscherende war etwas mühsam, vor allem teils unerwartet rutschig oder dann morastig. Ein Schuhputzen beim nächsten Bach nutzte nicht viel, denn die Moräne war staubtrocken und entsprechend sahen wir auch aus. Das letzte Wegstück zur Bahnstation Morteratsch gingen wir bei heissen Temperaturen die kaum auszuhalten waren. Bis zum Eintreffen der nächsten Bahn blieb uns schön Zeit für eine Einkehr. Mit Freude über die gelungene Überschreitung setzen wir uns in das Gartenrestaurant und gönnten uns ein kühles Getränk.

Bericht: SE

Tourengänger: Sherpa


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