Piz la Stretta (3104m) & Monte Garone (3030m)


Publiziert von Linard03 , 30. Juli 2015 um 10:32.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Oberengadin
Tour Datum:22 Juli 2015
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   I 
Zeitbedarf: 9:15
Aufstieg: 1250 m
Abstieg: 1610 m
Strecke:Bernina Diavolezza - Alp la Stretta - F.Chamuera - Piz la Stretta - Fuorcletta - Monte Garone - P.2347 - P.2116 - Serlas - Chamues-ch
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Bernina Diavolezza
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo La Punt Chamues-ch

Die Tour auf den Piz la Stretta wollte ich eigentlich letztes Jahr schon in Angriff nehmen. Aber letztes Jahr war es aufgrund des instabilen Wetters beinahe unmöglich, eine längere Tour zu planen. So gelangte also das Vorhaben dieses Jahr wiederum auf die Liste …

Ob wir wirklich die lange Strecke unter die Füsse nehmen wollten oder einfach „nur“ den Piz la Stretta besteigen werden, liessen wir zu Beginn noch offen. So oder so wäre die Tour eigentlich ein klassisches T4 – allein, wir machten es uns ungewollt um einiges schwieriger als notwendig, aber der Reihe nach …
 
Start war wiederum bei der Bahnstation Bernina Diavolezza, welche wir nun mittlerweile gut kennen; sei es als Ausgangspunkt auf den Piz Albris oder auch den Piz Minor … Kurz nach 7 Uhr hingen die Wolken noch tief und die Aussicht auf die Bernina-Grössen war deshalb ziemlich beschränkt. Ich war jedoch überzeugt, dass dies sich noch verbessern sollte.
 
Der Wanderweg im Val da Fain steigt nur wenig an, zieht sich aber ganz schön in die Länge bis zur Alp la Stretta. Für Abwechslung sorgten die unzähligen Murmeli’s, welche wir auf- bzw. neben dem Weg beobachten konnten. Eine Einkehr auf der Alp la Stretta (2427m) würde sich zwar anbieten (Käse, Getränke, etc.); für uns war’s jedoch noch zu früh.
 
Die nächsten knapp 400Hm geht’s nun steiler bergan, jedoch weiterhin auf markiertem Wanderweg. Schon ziemlich weit oben erschraken wir plötzlich (wobei ich nicht weiss, wer mehr erschrak …): vor uns, mitten auf dem Weg, stob ein Schneehuhn laut schreiend auf, hinter sich eine Schar von etwa 6 – 8 Küken … Diese handgrossen Bibelis versuchten eiligst, der Mutter nachzuhüpfen oder sich in den Büschen zu verstecken. Währenddessen umkreiste uns die Mutter in gebührendem Abstand, ganz aufgeregt. Wir versuchten also, auf dem Weg weiterzugehen, ohne auf eines der Kleinen zu stehen (was zunächst fast passierte!). Die Mutter tat mir jedenfalls leid und ich hoffe nun mal einfach, dass sie alle ihre Kleinen wieder wohlbehalten gefunden hat …
 
Wenig später standen wir auch schon auf  der Fuorcla Chamuera (2790m). Hier bot sich uns ein herrlicher Blick ins Val Chamuera hinunter. Aber auch unser nächstes Ziel zeigte sich erstmals wolkenfrei; der Piz la Stretta. Über den Aufstieg hatte ich mir ehrlich gesagt keine Sorgen gemacht; sah auf der Karte ziemlich einfach aus und auch von der F. Chamuera aus sah der Westgrat einfach zu besteigen aus.
 
So machten wir uns auf, aber je näher wir kamen, desto steiler und gerölliger sah die Angelegenheit aus. Pfadspuren waren ab der F. Chamuera auch nicht mehr ersichtlich. Es gibt wohl mehrere Varianten, den Gipfel zu besteigen: die steile Geröll-Flanke NW (also links) umgehend, südlich umgehend oder auch direkt von der italienischen Seite aufsteigend, welche die wohl einfachste Variante wäre.
 
Ich war jedoch der Meinung, dass man auch direkt auf der Geröllflanke aufsteigen kann. Den kleinen Felsriegel sah ich zwar schon; dachte aber, dass dieser leicht zu umgehen oder zu überklettern war … Schon bald wurde der Geröllaufstieg mühsam und immer steiler. Ich versuchte, von links nach rechts oben zu ziehen, was soweit auch gut gelang. Bei der besagten Felsbarriere angelangt, sah das „leicht zu umgehen“ nicht mehr ganz so leicht aus, weil alles nass war und ziemlich rutschig wirkte …
 
Dann eben nicht – wir versuchten nun, unterhalb der Felsbarriere entlang in Richtung NW zu gehen, um einen geeigneten Durchschlupf zu finden. Aber natürlich kam es, wie es kommen musste: das Gelände wurde immer schwieriger und abschüssiger … Schliesslich gelangten wir an eine Ecke, wo es nicht mehr weiterging. Allerdings erspähte ich hier ein Felsband, an welchem man allenfalls entlangklettern könnte. Zunächst galt es, eine steile, ausgesetzte Rinne auf losem Geröll zu queren, was auch gelang. Das besagte Band sah dann eigentlich auch ganz gut aus. Allerdings musste ich nach ein paar Schritten feststellen, dass der Felsen abdrängend war und oberhalb keine geeigneten Griffe vorhanden waren.
 
Das war mir alles zu riskant und ich drehte um. Alles wieder zurück? Da erblickte ich auf der anderen Seite ein schmaler, jedoch ziemlich exponierter Durchschlupf. Ich wollte es probieren: mit Spreizschritt, einem einzigen Griff nach oben, danach unter einer Platte weiter aufwärts kriechend und zwängend (der Rucksack war im weg …) – und ich war oben; uff … Der Junior staunte etwas, fand die Aktion jedoch cool und kam nach … Mit einem halbwegs guten Stand konnte ich ihm eine Hand reichen, sodass auch er die Stelle problemlos schaffte.
Diese Aktion würde ich jedoch bestimmt nicht wiederholen: teilweise brüchiger Fels, rutschiger Untergrund und grosse Ausgesetztheit; das muss nicht sein …
 
Erleichtert stiegen wir nun wieder im Gehgelände über Blöcke bergauf, bis wir wenig später den Vorgipfel erreichten. Über den Grat gelangten wir ein paar Minuten später zum Gipfel des Piz la Stretta (3104m). Eine Rast hatten wir uns jetzt redlich verdient! Wolken waren zwar immer noch einige vorhanden, das Panorama war gleichwohl herrlich.
 
Wie weiter? Wieder zurück durch das Val da Fain? Der Junior hatte noch nicht genug und meinte, der Monte Garone müsste eigentlich noch drin liegen … Also stiegen wir auf der nordseitigen Geröllhalde ab; danach fortan auf dem Grat. Teilweise interessante Kraxelei; meist auf dem Grat, dann und wann sind wir ostseitig ausgewichen. Die Fuorcletta (2892m) hatte ich als solche nicht mal richtig wahrgenommen … Der nun folgende Aufstieg war nicht weiter schwierig und so erreichten wir unseren zweiten Gipfel, den Monte Garone (3030m).

Von hier aus boten sich mindestens 3 Varianten an: auf gleichem Weg zurück (hatten wir mittlerweile keine Lust mehr …), weiter auf dem Grat und auch noch den Munt Cotschen (3104m) mitnehmen (würde doch noch einiges an Zeit beanspruchen; wir trauten dem Wetter dafür nicht vollends) oder die 3. Variante, wofür wir uns letztlich entschieden – nämlich vom Monte Garone direkt ins Tal absteigen.
 
Weglos stiegen wir also über endlose Geröllhalden ab, querten ungefähr unterhalb P.2826 sowie P.2801 und gelangten so wenig später auf den Wanderweg, welcher von der Fuorcla Federia hinunter kommt. Allerdings verliert sich dieser Weg immer mal wieder; deutlicher wird er erst etwa oberhalb P.2347; vis-à-vis der Alp Prünella.
Der Rest ist schnell erzählt: bei P.2116 gelangt man auf den breiten Weg, welcher zu Serlas führt und danach auf bekanntem Weg das Val Chamuera hinunter. Der Weg zieht sich ganz schön in die Länge und es wurde nochmals so richtig heiss. Willkommen war deshalb der kurze, leichte Regen, welcher richtig erfrischend wirkte ;-).
 
Schliesslich erreichten wir nach ziemlich genau 10 Std. unser Ziel Chamues-ch.
 
Fazit:
Eine herrliche Tour, welche Einsamkeit garantiert (während ca. 8 Std. keiner Menschenseele begegnet). Und wenn man sich den Aufstieg auf den Piz la Stretta etwas einfacher macht als oben beschrieben, ist es eine einzige Genusstour ;-))

Zeiten:
  • Bernina Diavolezza – F. Chamuera: ca. 2 ½ Std.
  • F. Chamuera – Piz la Stretta: 1 ½ Std.
  • Piz la Stretta – Monte Garone: ca. 1 Std.
  • Monte Garone – Chamues-ch: 4 ¼ Std.
 
Distanz: 23.9 km
 
Tour mit Andri

Tourengänger: Linard03


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