Girenspitz Nordostwand zum Matterhornjubiläum


Publiziert von bnsndn , 17. Juli 2015 um 02:43.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:14 Juli 2015
Wandern Schwierigkeit: T6+ - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: S-
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-SG 
Zeitbedarf: 6:15
Aufstieg: 1250 m
Abstieg: 1250 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Rheintalautobahn Ausfahrt Gams und weiter bis Wildhaus, dort rechts zum großen Parkplatz
Unterkunftmöglichkeiten:Zwinglihütte

Die perfekte Tour zum Feierabend - Besteigung des Alpstein-Matterhorns

Wenn zum 150-jährigen Erstbesteigungsjubiläum das Horu gesperrt ist, dann wenigstens auf ein kleines Horu

Los gehts um 17 Uhr (nach der Arbeit...) in Wildhaus zum Flürentobel. Durch diesen hindurch zu einer Weide mit Gatter. Hinter diesem laufe ich links den alpinen Wanderweg (ein Schild mit Achtung Gletscher lässt mich schmunzeln...), weil mir der Fahrweg zu öde erscheint. Bald merke ich, dass es eigentlich nicht der direkte Weg zum Girenspitz ist - bin ohne Karte unterwegs - und google kurz eine Karte. Es zeigt sich, dass die Tour so zu einer schönen Rundtour wird und ich gehe weiter. Am nächsten Abzweig rechts entlang Richtung Altmannsattel zum Jöchli, von wo aus man erstmals Säntis und Altmann sieht.

Der Weiterweg über die Zwinglihütte erscheint mir viel zu weit, da ich den Girenspitz sonst im Dunklen klettern müsste. Also ist Improvisation gefragt und ich verlasse den Weg sehr bald rechts, um über festen Karstfels abzusteigen. Hier muss man nur aufpassen, in keine Höhle zu fallen, ansonsten ist das Gelände gutmütig. Nun ist der steile Girenspitz zu sehen und es scheint so, als ob man durch ein Geröllcouloir eine Chance hat, in die Nordostwand zu gelangen. Noch einmal kurz einen IIer abklettern, ein Geröllfeld queren und das Couloir ist erreicht. Durch dieses einfach hinauf und links über leichte Kletterei (II) durch grasdurchsetzten Feld auf einen Sattel.

Von hier erscheint es mir sinnvoll, mehr oder weniger direkt in Richtung einer steilen, grasigen Rampe (oder Schlauch) zwischen felsigem Gelände zu klettern. Also Eisgerät raus und anfangs noch verhältnismäßig wenig steil (50°) hinauf. Dann aber wird es spannend. In der Rampe dürften die 70° überschritten werden und der Fels rechts und links wäre ungesichert nicht zu empfehlen. Aber das Eisgerät sitzt und die Tritte sind gut. Das Gelände flacht wieder ab und schon befindet man sich auf dem Vorgipfel, von dem man nur einen Katzensprung (Großkatze ;)) entfernt, in einem nicht schwierigen Balanceakt, den Hauptgipfel erreicht. Hier raste ich ersteinmal, aber nicht zu lange, da die Dunkelheit naht und das Abklettern trotz Stirnlampe dann nicht sehr angenehm ist, vor allem wenn man einen anderen, mehr oder weniger unbekannten Abstiegsweg wählt.

Beide Eisgeräte zur Hand, klettere ich zunächst den Normalweg durch einfaches felsiges Gelände ab. Schon bald erscheint es mir aber sicherer, den Grat zu verlassen und in grasigem Gelände weiter abzusteigen, und zwar in Richtung eines flach erscheinenden, mittig gelegenen, grasigen Sporns (flache Rippe). Bis dorthin ist das Gelände noch ordentlich steil aber etwas harmloser als die Aufstiegsroute. Die beiden Eisgeräte sind Gold wert. Auf dem Sporn angelangt, spiele ich zunächst mit dem Gedanken zur Normalroute zu queren, was aber gar nicht so leicht erscheint. Um die Gegend auszukuntschaften, steige ich ein Stück den Sporn hinab und stelle fest, dass dieser naturgemäß seitlich immer stärker abbricht und natürlich vorne senkrecht, ein Sporn eben, also Sackgasse. Die Querung zum Normalweg sollte also oberhalb erfolgen, da aber die Sonne schon untergegangen ist, wähle ich den schnellen Abstieg durchs Couloir. Hierzu ist nur einfaches Queren und kurzes Aufsteigen erforderlich. Dann kurz ablettern und schon ist man wieder unten im Geröll. Die ganze Zeit bin ich von der Zwinglihütte aus beobachtet worden und bei meinem kleinen Abstecher habe ich mir eingebildet, Rufe zu hören. Vermutlich hat es "Umdrehen, falsch" oder so ähnlich geheißen. An dieser Stelle DANKE für den Tipp, auch wenn ich akustisch leider nichts mitbekam. Die dachten sich bestimmt, was geistert um die Uhrzeit einer im Steilgras herum... :D

Nun durch Geröll und über Weiden weglos zum Weg. Gehörnte Rinder, die auf mich zulaufen, machen mir etwas Angst und irgendwas sticht mich im hohen Gras, ansonsten gehts gut. Auf dem Weg angekommen, laufe ich flott zum Gatter, von dem aus ich wieder via Tobel um 23:15 Uhr zum Auto gelange.


Nennenswertes:

Als Vorbereitung las ich Tourenberichte hier bei hikr, nur nicht den entscheidenden von jfk, denn dann wäre mir bewusst gewesen, den grünen Geier zu klettern. So habe ich die Route quasi zufällig selbst entdeckt und bin ohne Vorwissen nur mit Bergsteigergespür in diese eingestiegen. Freundlicherweise darf ich jfk´s Übersichtskarte hier ebenfalls einfügen. Ich habe sie ergänzt durch meine Abstiegsroute, die ich "Ansporn" nenne, weil man durch sie "an" den "Sporn" gelangt und ich den Ansporn hatte, sie noch im Hellen zu klettern. Der nächste darf sich dann einen Namen für die Querung zum Normalweg überlegen ;)

Insgesamt bleibt festzuhalten: Anspruchsvolle Graskraxelei, meiner Meinung nach technisch schwieriger als Höfatsüberschreitung aber noch ungesichert machbar. Nicht bei drohender Nässe einsteigen! Die 1250Hm sind ohne Gegenanstieg, mit dürften es um die 1400Hm im Auf- und Abstieg sein. Als Rundtour zu empfehlen und je nach Kletter- und Gehgeschwindigkeit in 5-8 h zu machen.


Alle Bilder zur Tour hier



Tourengänger: bnsndn


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