Kreuzberg III (2020m) und IV (2059m)
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Als ich den ersten Bericht auf Hikr zum dritten Kreuzberg mit eindrücklichen Bildern entdeckt hatte, konnte ich nur staunen. Da soll man rauf kommen? Damals hätte ich mir so etwas nie und nimmer zutrauen können. Aber gut anderthalb Jahre und einige Alpinwanderungen später sollte sich herausstellen, dass dieser Gipfel tatsächlich gut "wanderbar" ist.
Wie so oft trügen die Fotos, auf denen die Aufstiegsrinne am Kreuzberg III fast senkrecht erscheint. Ein Effekt, der sich durch die Perspektive ergibt. Sie ist gar nicht so steil und nur wenig ausgesetzt. Um einiges ernsthafter erschien mir hingegen der Kreuzberg IV, den ich ebenfalls mitgenommen habe.
Nach einer etwas komplexen Anreise mit dem ÖV finde ich mich mich am späteren Morgen in Stauberen ein. Aufgrund von etwas Andrang und der geringen Kapazität der Frümsenbahn musste ich eine Seilbahn fahren lassen, bis ich an der Reihe war. Leider war früh aufstehen an diesem Tag nicht möglich, dafür habe ich aber den kürzest möglichen Weg zu den Kreuzbergen eingeplant, mit Start und Ziel in Stauberen.
Stauberen – Saxerlücke (T2)
Von der Bergstation der Frümsenbahn wird zunächst die Saxerlücke angepeilt. Der Wanderweg ist gut ausgebaut, aber für ein T2 an einigen Stellen doch etwas ausgesetzt. Nahe bei Stauberen wird der Weg gerade neu instand gestellt, was das Gehen mit Bergschuhen eher unangenehm macht. Nach einem ersten kurzen aber steilen Stück bergab geht es in leichtem Auf und Ab bis zum Bollenweeser Schafberg, und dann hinab zur Saxerlücke.
Saxerlücke – Roslenalphütte (T3)
Ab der Saxerlücke geht es wieder bergauf zur Roslenalphütte. Der Weg ist einfach zu begehen aber anfänglich recht ausgesetzt (Sicherungen vorhanden, T3). Die Hütte ist heute bewartet.
Roslenalphütte – Lücke zwischen Kreuzberg III und IV (T5, I)
Ab der Roslenalphütte wird noch ein kleines Stück Richtung Mutschensattel weitergegangen (ca. 200 Meter), dann verlässt man den Weg nach links. Deutliche Spuren weisen den Weg durch den Wiesenhang hinauf zur Scharte zwischen dem dritten und vierten Kreuzberg (vgl. Foto), auf weiten Stücken sieht es schon fast wie auf einem Wanderweg aus. Die Lücke selbst wird schliesslich ausgesetzt über steile Schrofen kraxelnd erreicht (T5, I). Die Schwachstelle verläuft in Frontalansicht leicht von rechts nach links. Kurz vor dem Ausstieg wird wenig nach links gequert. Aufgrund vieler lockerer Steine insgesamt etwas heikel.
Diese erste Schlüsselstelle stellt einen guten Test dar, für das was noch folgen wird. Vom Gelände her empfand ich sie heikler als die Rinne zum Kreuzberg III aber weniger schwierig als den Aufstieg zum Kreuzberg IV. In der Lücke bietet sich ein angenehmer Platz für eine Pause oder zum Deponieren des Rucksacks, falls man das machen möchte.
Kreuzberg III (T4+, II)
Von der Scharte aus steigt man nun über rutschigen Feinsplitt wenige Meter nach Süden ab zum Beginn der tief eingeschnittenen Rinne. Am schmalen Südrippli direkt rechts daneben tummeln sich einige Kletterer. Auch wenn die Rinne sehr auffällig ist, lohnt es sich kurz zu kontrollieren, ob man richtig ist.
Einmal drinnen kann man den Weg nicht mehr verfehlen. Stets der Nase nach geht es nach oben. Die Rinne ist weniger steil als erwartet und lässt sich gut erkraxeln. Ein Gefühl von Exponiertheit stellt sich kaum ein. Nebst dem häufig zitierten Klemmblock fast zuoberst gibt es weiter unten auch noch zwei Klemmblöcke, die sich aber recht einfach überwinden lassen. Mit steigender Höhe eröffnet sich ein interessanter Blick auf den zwischen den begrenzenden Felswänden eingeklemmten Vorgipfel des vierten Kreuzberges. Nach einem Weilchen zeigt sich fast schon beim Ausstieg die Schlüsselstelle (II). Unter Verwendung eines schwach ausgeprägten Trittes an der rechten Seitenwand in Aufstiegsrichtung geht es eigentlich ganz gut über den Klemmblock hinweg.
Beim Ausstieg treffe ich auf eine Klettererin, die gerade das schmale Südrippli gemacht hat, und wir wechseln ein paar Worte. Über unschwieriges Schrofen- und Wiesengelände ist der Gipfel nun schell erreicht. Nach einer panoramareichen Pause begebe ich mich noch schnell zum Vorgipfel, von wo aus man den vierten Kreuzberg fast in seiner ganzen Pracht sehen kann. Danach steige ich wieder durch die Rinne ab. Sie lässt sich auch im Abstieg gut begehen, wobei ich mich manchmal vorwärts und manchmal rückwärts gedreht bewege. Unter Zuhilfenahme desselben Trittes wie beim Aufstieg lässt sich die Schlüsselstelle auch im Abstieg problemlos bewältigen. Ein blindes nach Tritten fischen erübrigt sich mir. Ich hatte das Gefühl, dass die Seitenwände gute Möglichkeiten bieten für ein sicheres Überwinden der Stelle. Im Führer wird als Schwierigkeit übrigens der untere zweite Grad angegeben.
Kreuzberg IV (T5+ I-II)
Wieder in der Lücke angekommen geht es weiter zum Kreuzberg IV. Tritte im Gras weisen den Weg. Zunächst wird in einigen Serpentinen rasch an Höhe gewonnen, wobei die eine oder andere kaum nennenswerte Stufe überwunden wird. Nachdem eine kleine Anhöhe erreicht ist, geht es wieder wenige Meter bergab, zu einer Querung in nicht allzu abschüssigem Gras unter einigen Felsen hindurch. Danach wird wieder leicht an Höhe gewinnend dem Vorgipfel entgegengeschritten, bis man den Grat erreicht, der direkt auf diesen hinauf führt. Bis hier ist das Gelände noch nicht so anspruchsvoll und es bieten sich schöne Möglichkeiten für eindrückliche Bilder vom Kreuzberg III.
Dort wo der besagte Grat beginnt, scheiden sich die Wege: Der Vorgipfel kann über den Grat und einen brüchigen Abstiegskamin überschritten werden, oder er kann über ein sehr exponiertes Schrofenband umgangen werden. Ich spekuliere mit einer Vorgipfelrundtour und wähle zunächst die Umgehung im Schrofengelände (T5+, I). Diese Passage verlangt Nervenstärke. Zunächst wird bereits ausgesetzt eine kleine Stufe abgeklettert, um ein deutliches Grasband zu erreichen. Dieses wird nahe am Abgrund vorsichtig überquert. Danach geht es immer noch exponiert in leichtem Auf und Ab kraxelnd weiter, bis der Ausstieg zum Einschnitt zwischen Vorgipfel und Gipfel erreicht ist. Die Stelle, ab der man direkt zum Einschnitt hochkraxelt, ist relativ offensichtlich, da eine Felswand den Weiterweg versperren würde. Eher rechts haltend wird der Einschnitt nochmals in konzentrierter Kraxelei gewonnen. Technisch mag dieser Abschnitt nicht allzu schwierig sein, aber Aufgrund der Ausgesetztheit muss jeder Griff und Tritt sitzen. Die Wegfindung an und für sich ist nicht zuletzt dank vorhandener Spuren unproblematisch.
Zwischen Vorgipfel und Gipfel wird der Berggänger zunächst von einem tief klaffenden Felsloch begrüsst. An diesem vorbei kommt man zu einer leicht überwachsenen Rinne, die man hochkraxelt, um über Gras einen letzten kurzen Verbindungsgrat zum Gipfel zu erreichen. Dieser ist nochmals recht ausgesetzt aber einfach zu begehen. Auf dem gesamten Weg zum Gipfel wird der erste Klettergrad nie überschritten.
Auf dem Gipfel gönne ich mir zuerst mal eine Verschnaufpause bevor ich die Aussicht geniessen kann. Es bietet sich eine eindrückliche Sicht auf die benachbarten Kreuzberge und hinunter ins Rheintal. Übrigens lohnt es sich auch, ein Auge auf die interessanten Felsstrukturen von oben her zu werfen.
Über Spuren und die Rinne steige ich wieder hinunter zum Felsloch. Dieses Mal möchte ich den Vorgipfel überschreiten, was in der gewählten Richtung vom Gipfel her sicher einfacher ist als umgekehrt und angenehmer als das zuvor begangene Schrofenband. Auf den ersten Blick kommen zwei Rinnen in Frage: Eine links vom Felsloch, die andere rechts davon (Blick in Richtung Vorgipfel). Die linke ist kürzer und besteht aus festerem Gestein, hat aber im oberen Teil einen kleinen Felsbrocken eingeklemmt. Die rechte beginnt weiter unten und ist entsprechend länger. Ausserdem wirkt sie recht brüchig und instabil, sieht ansonsten aber gut machbar aus.
Nach längerem Hin und Her entscheide ich mich für die linke. Bis zum Klemmblock geht es recht einfach. Dieser lässt sich für mich aber nicht mehr leicht überklettern. Die Rinne ist an dieser Stelle recht schmal, so dass sich bisweilen einige Utensilien am Rucksack ein wenig an den Randbereichen verheddern. Rechtsseitig ist der Fels eher glatt und ich finde keinen Tritt, der mich einfach über die Stelle hinwegbringt. Da der Vorgipfel schon in greifbarer Nähe ist, versuche ich es nochmals mit viel Zug aus den Armen an guten Griffen. Mit der Eleganz eines Albatross im Landeanflug schaffe ich es so schliesslich über den Klemmblock hinweg (II). Klemmblöcke scheinen das Thema der Wanderung zu sein... Wie dem auch sei, der Vorgipfel ist damit so gut wie gemeistert, auch wenn die andere Rinne vielleicht doch einfacher gewesen wäre (?).
Auf dem Vorgipfel leiste ich mir nochmals eine gemütliche Pause bei guter Sicht auf den dritten Kreuzberg und den Gipfelbereich des vierten. Winzig klein tummeln sich gerade drei Berggänger auf dem Gipfel des dritten. Ich kann mit gutem Gewissen durchatmen, denn die grösseren Schwierigkeiten sollten nun definitiv geschafft sein. Der Grat hinunter bis zur Verzweigung ist zwar ausgesetzt, aber über weite Bereiche doch recht breit, und er lässt sich angenehm abkraxeln. Am Schluss gibt es noch eine schmalere exponierte Stelle und schon steht man im Wiesengras. Auf gleichem Weg wie beim Aufstieg geht es zurück zur Lücke zwischen dem dritten und vierten Kreuzberg. Nach einer kurzen Rast steige ich nochmals bei voller Konzentration das letzte anspruchsvolle Wegstück (T5) bis unter die Lücke ab. Das geht auch im Abstieg erstaunlich gut.
Roselenalphütte – Stauberen (T3, T2)
Über Wiesengelände wie beim Hinweg ist es nicht weit zur Roselenalphütte. Ich habe meine Trinkvorräte inzwischen aufgebraucht und kaufe mir noch schnell einen Apfelschorle für den weiteren Rückweg. Danach geht es auf einfachem Weg in zügigem Tempo zurück nach Stauberen, wobei ich hie und da nochmals ein Foto der Kreuzberge schiesse. Nach kurzem Anstehen bei der Seilbahn trete ich meine Heimreise an.
Fazit: Nach wie vor (oder gar umso mehr) faszinieren mich die Kreuzberge. Die tief eingeschnittene Rinne des III ist eindrücklich und spannend zu begehen. Wer den Zustieg zur Lücke gut schafft wird abgesehen vom Klemmblock auf keine nennenswerte Schwierigkeiten stossen. Kraxelgenuss pur! Der Kreuzberg IV hingegen hat einiges von mir abverlangt und war für mich eher am oberen Limit. Gelohnt hat sich der Ausflug aber auf jeden Fall. Die Route ist sehr abwechslungsreich und es eröffnen sich neue Ausblicke vom Gipfel aus. Schön bei dieser Tour ist, dass man sich über eine relativ lange Zeit in anspruchsvollem Gelände bewegen kann. Die ganze Strecke ab der Roslenalphütte weist abgesehen von einzelnen Haken keine künstlichen Sicherungen wie Stahlseile auf, was durchaus seinen Reiz hat. Ein Helm ist insbesondere in der Rinne vom Kreuzberg III wegen der Steinschlaggefahr dringend zu empfehlen.
Wie so oft trügen die Fotos, auf denen die Aufstiegsrinne am Kreuzberg III fast senkrecht erscheint. Ein Effekt, der sich durch die Perspektive ergibt. Sie ist gar nicht so steil und nur wenig ausgesetzt. Um einiges ernsthafter erschien mir hingegen der Kreuzberg IV, den ich ebenfalls mitgenommen habe.
Nach einer etwas komplexen Anreise mit dem ÖV finde ich mich mich am späteren Morgen in Stauberen ein. Aufgrund von etwas Andrang und der geringen Kapazität der Frümsenbahn musste ich eine Seilbahn fahren lassen, bis ich an der Reihe war. Leider war früh aufstehen an diesem Tag nicht möglich, dafür habe ich aber den kürzest möglichen Weg zu den Kreuzbergen eingeplant, mit Start und Ziel in Stauberen.
Stauberen – Saxerlücke (T2)
Von der Bergstation der Frümsenbahn wird zunächst die Saxerlücke angepeilt. Der Wanderweg ist gut ausgebaut, aber für ein T2 an einigen Stellen doch etwas ausgesetzt. Nahe bei Stauberen wird der Weg gerade neu instand gestellt, was das Gehen mit Bergschuhen eher unangenehm macht. Nach einem ersten kurzen aber steilen Stück bergab geht es in leichtem Auf und Ab bis zum Bollenweeser Schafberg, und dann hinab zur Saxerlücke.
Saxerlücke – Roslenalphütte (T3)
Ab der Saxerlücke geht es wieder bergauf zur Roslenalphütte. Der Weg ist einfach zu begehen aber anfänglich recht ausgesetzt (Sicherungen vorhanden, T3). Die Hütte ist heute bewartet.
Roslenalphütte – Lücke zwischen Kreuzberg III und IV (T5, I)
Ab der Roslenalphütte wird noch ein kleines Stück Richtung Mutschensattel weitergegangen (ca. 200 Meter), dann verlässt man den Weg nach links. Deutliche Spuren weisen den Weg durch den Wiesenhang hinauf zur Scharte zwischen dem dritten und vierten Kreuzberg (vgl. Foto), auf weiten Stücken sieht es schon fast wie auf einem Wanderweg aus. Die Lücke selbst wird schliesslich ausgesetzt über steile Schrofen kraxelnd erreicht (T5, I). Die Schwachstelle verläuft in Frontalansicht leicht von rechts nach links. Kurz vor dem Ausstieg wird wenig nach links gequert. Aufgrund vieler lockerer Steine insgesamt etwas heikel.
Diese erste Schlüsselstelle stellt einen guten Test dar, für das was noch folgen wird. Vom Gelände her empfand ich sie heikler als die Rinne zum Kreuzberg III aber weniger schwierig als den Aufstieg zum Kreuzberg IV. In der Lücke bietet sich ein angenehmer Platz für eine Pause oder zum Deponieren des Rucksacks, falls man das machen möchte.
Kreuzberg III (T4+, II)
Von der Scharte aus steigt man nun über rutschigen Feinsplitt wenige Meter nach Süden ab zum Beginn der tief eingeschnittenen Rinne. Am schmalen Südrippli direkt rechts daneben tummeln sich einige Kletterer. Auch wenn die Rinne sehr auffällig ist, lohnt es sich kurz zu kontrollieren, ob man richtig ist.
Einmal drinnen kann man den Weg nicht mehr verfehlen. Stets der Nase nach geht es nach oben. Die Rinne ist weniger steil als erwartet und lässt sich gut erkraxeln. Ein Gefühl von Exponiertheit stellt sich kaum ein. Nebst dem häufig zitierten Klemmblock fast zuoberst gibt es weiter unten auch noch zwei Klemmblöcke, die sich aber recht einfach überwinden lassen. Mit steigender Höhe eröffnet sich ein interessanter Blick auf den zwischen den begrenzenden Felswänden eingeklemmten Vorgipfel des vierten Kreuzberges. Nach einem Weilchen zeigt sich fast schon beim Ausstieg die Schlüsselstelle (II). Unter Verwendung eines schwach ausgeprägten Trittes an der rechten Seitenwand in Aufstiegsrichtung geht es eigentlich ganz gut über den Klemmblock hinweg.
Beim Ausstieg treffe ich auf eine Klettererin, die gerade das schmale Südrippli gemacht hat, und wir wechseln ein paar Worte. Über unschwieriges Schrofen- und Wiesengelände ist der Gipfel nun schell erreicht. Nach einer panoramareichen Pause begebe ich mich noch schnell zum Vorgipfel, von wo aus man den vierten Kreuzberg fast in seiner ganzen Pracht sehen kann. Danach steige ich wieder durch die Rinne ab. Sie lässt sich auch im Abstieg gut begehen, wobei ich mich manchmal vorwärts und manchmal rückwärts gedreht bewege. Unter Zuhilfenahme desselben Trittes wie beim Aufstieg lässt sich die Schlüsselstelle auch im Abstieg problemlos bewältigen. Ein blindes nach Tritten fischen erübrigt sich mir. Ich hatte das Gefühl, dass die Seitenwände gute Möglichkeiten bieten für ein sicheres Überwinden der Stelle. Im Führer wird als Schwierigkeit übrigens der untere zweite Grad angegeben.
Kreuzberg IV (T5+ I-II)
Wieder in der Lücke angekommen geht es weiter zum Kreuzberg IV. Tritte im Gras weisen den Weg. Zunächst wird in einigen Serpentinen rasch an Höhe gewonnen, wobei die eine oder andere kaum nennenswerte Stufe überwunden wird. Nachdem eine kleine Anhöhe erreicht ist, geht es wieder wenige Meter bergab, zu einer Querung in nicht allzu abschüssigem Gras unter einigen Felsen hindurch. Danach wird wieder leicht an Höhe gewinnend dem Vorgipfel entgegengeschritten, bis man den Grat erreicht, der direkt auf diesen hinauf führt. Bis hier ist das Gelände noch nicht so anspruchsvoll und es bieten sich schöne Möglichkeiten für eindrückliche Bilder vom Kreuzberg III.
Dort wo der besagte Grat beginnt, scheiden sich die Wege: Der Vorgipfel kann über den Grat und einen brüchigen Abstiegskamin überschritten werden, oder er kann über ein sehr exponiertes Schrofenband umgangen werden. Ich spekuliere mit einer Vorgipfelrundtour und wähle zunächst die Umgehung im Schrofengelände (T5+, I). Diese Passage verlangt Nervenstärke. Zunächst wird bereits ausgesetzt eine kleine Stufe abgeklettert, um ein deutliches Grasband zu erreichen. Dieses wird nahe am Abgrund vorsichtig überquert. Danach geht es immer noch exponiert in leichtem Auf und Ab kraxelnd weiter, bis der Ausstieg zum Einschnitt zwischen Vorgipfel und Gipfel erreicht ist. Die Stelle, ab der man direkt zum Einschnitt hochkraxelt, ist relativ offensichtlich, da eine Felswand den Weiterweg versperren würde. Eher rechts haltend wird der Einschnitt nochmals in konzentrierter Kraxelei gewonnen. Technisch mag dieser Abschnitt nicht allzu schwierig sein, aber Aufgrund der Ausgesetztheit muss jeder Griff und Tritt sitzen. Die Wegfindung an und für sich ist nicht zuletzt dank vorhandener Spuren unproblematisch.
Zwischen Vorgipfel und Gipfel wird der Berggänger zunächst von einem tief klaffenden Felsloch begrüsst. An diesem vorbei kommt man zu einer leicht überwachsenen Rinne, die man hochkraxelt, um über Gras einen letzten kurzen Verbindungsgrat zum Gipfel zu erreichen. Dieser ist nochmals recht ausgesetzt aber einfach zu begehen. Auf dem gesamten Weg zum Gipfel wird der erste Klettergrad nie überschritten.
Auf dem Gipfel gönne ich mir zuerst mal eine Verschnaufpause bevor ich die Aussicht geniessen kann. Es bietet sich eine eindrückliche Sicht auf die benachbarten Kreuzberge und hinunter ins Rheintal. Übrigens lohnt es sich auch, ein Auge auf die interessanten Felsstrukturen von oben her zu werfen.
Über Spuren und die Rinne steige ich wieder hinunter zum Felsloch. Dieses Mal möchte ich den Vorgipfel überschreiten, was in der gewählten Richtung vom Gipfel her sicher einfacher ist als umgekehrt und angenehmer als das zuvor begangene Schrofenband. Auf den ersten Blick kommen zwei Rinnen in Frage: Eine links vom Felsloch, die andere rechts davon (Blick in Richtung Vorgipfel). Die linke ist kürzer und besteht aus festerem Gestein, hat aber im oberen Teil einen kleinen Felsbrocken eingeklemmt. Die rechte beginnt weiter unten und ist entsprechend länger. Ausserdem wirkt sie recht brüchig und instabil, sieht ansonsten aber gut machbar aus.
Nach längerem Hin und Her entscheide ich mich für die linke. Bis zum Klemmblock geht es recht einfach. Dieser lässt sich für mich aber nicht mehr leicht überklettern. Die Rinne ist an dieser Stelle recht schmal, so dass sich bisweilen einige Utensilien am Rucksack ein wenig an den Randbereichen verheddern. Rechtsseitig ist der Fels eher glatt und ich finde keinen Tritt, der mich einfach über die Stelle hinwegbringt. Da der Vorgipfel schon in greifbarer Nähe ist, versuche ich es nochmals mit viel Zug aus den Armen an guten Griffen. Mit der Eleganz eines Albatross im Landeanflug schaffe ich es so schliesslich über den Klemmblock hinweg (II). Klemmblöcke scheinen das Thema der Wanderung zu sein... Wie dem auch sei, der Vorgipfel ist damit so gut wie gemeistert, auch wenn die andere Rinne vielleicht doch einfacher gewesen wäre (?).
Auf dem Vorgipfel leiste ich mir nochmals eine gemütliche Pause bei guter Sicht auf den dritten Kreuzberg und den Gipfelbereich des vierten. Winzig klein tummeln sich gerade drei Berggänger auf dem Gipfel des dritten. Ich kann mit gutem Gewissen durchatmen, denn die grösseren Schwierigkeiten sollten nun definitiv geschafft sein. Der Grat hinunter bis zur Verzweigung ist zwar ausgesetzt, aber über weite Bereiche doch recht breit, und er lässt sich angenehm abkraxeln. Am Schluss gibt es noch eine schmalere exponierte Stelle und schon steht man im Wiesengras. Auf gleichem Weg wie beim Aufstieg geht es zurück zur Lücke zwischen dem dritten und vierten Kreuzberg. Nach einer kurzen Rast steige ich nochmals bei voller Konzentration das letzte anspruchsvolle Wegstück (T5) bis unter die Lücke ab. Das geht auch im Abstieg erstaunlich gut.
Roselenalphütte – Stauberen (T3, T2)
Über Wiesengelände wie beim Hinweg ist es nicht weit zur Roselenalphütte. Ich habe meine Trinkvorräte inzwischen aufgebraucht und kaufe mir noch schnell einen Apfelschorle für den weiteren Rückweg. Danach geht es auf einfachem Weg in zügigem Tempo zurück nach Stauberen, wobei ich hie und da nochmals ein Foto der Kreuzberge schiesse. Nach kurzem Anstehen bei der Seilbahn trete ich meine Heimreise an.
Fazit: Nach wie vor (oder gar umso mehr) faszinieren mich die Kreuzberge. Die tief eingeschnittene Rinne des III ist eindrücklich und spannend zu begehen. Wer den Zustieg zur Lücke gut schafft wird abgesehen vom Klemmblock auf keine nennenswerte Schwierigkeiten stossen. Kraxelgenuss pur! Der Kreuzberg IV hingegen hat einiges von mir abverlangt und war für mich eher am oberen Limit. Gelohnt hat sich der Ausflug aber auf jeden Fall. Die Route ist sehr abwechslungsreich und es eröffnen sich neue Ausblicke vom Gipfel aus. Schön bei dieser Tour ist, dass man sich über eine relativ lange Zeit in anspruchsvollem Gelände bewegen kann. Die ganze Strecke ab der Roslenalphütte weist abgesehen von einzelnen Haken keine künstlichen Sicherungen wie Stahlseile auf, was durchaus seinen Reiz hat. Ein Helm ist insbesondere in der Rinne vom Kreuzberg III wegen der Steinschlaggefahr dringend zu empfehlen.
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