Breithorn Westgipfelüberschreitung
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In Herbriggen treffen wir uns Sonntagabend zu einer Viertausender-Ausbildungs-Woche im familiär und sehr freundlich geführten Hotel Bergfreund. Mit unserem Bergführer Reinhard sind wir sieben Leute, wie es scheint lauter unkomplizierte Leute.
Am Morgen fährt uns der Hotelbus hinauf nach Zermatt, das sich nur den Touristen, die mit der Bahn anreisen als schönes Bergstädtchen zeigt. Die Bahn fährt optisch vorteilhaft viel im Tunnel und lässt den unteren Teil Zermatts so im Dunkel des Tunnels hinter sich. Der Bahnhof ist dann da, wo der berühmte Teil Zermatts beginnt.
Kommt man mit dem Auto (Sondergenehmigung) hier herauf, dann sieht man zunächst außer den Dauerbaustellen auch alles was ein großes Touristendorf an Infrastruktureinrichtungen so braucht. Das ist in keinem Falle schön – aber eben notwendig. Wir werden zwischen "Zermatt Industrie" und "Zermatt Bilderbuchdorf" abgesetzt und haben zunächst Gelegenheit gemütlich durch das Dorf zu schlendern und zu schauen.
Schon im oberen Teil von Zermatt gehen wir einen letzten gepflegten Kaffee trinken, und sehen gleich Ueli Steck am Nachbartisch sitzen. Wir grüßen freundlich hinüber, lassen ihn aber in Ruhe. Sicher macht er gerade eine Pause bei seinem diesjährigen Projekt "82 Gipfel".
http://www.82summits.com/de/
Ein paar hundert Meter weiter besteigen wir die Seilbahn, die uns über Furi, Schwarzsee und Furgg zum Trockenen Steg hinaufbringt. Das sind mal eben 1200 Höhenmeter in wenigen Minuten. Wir steigen aus und finden in uns in einer Gesteinswüste wieder, die uns der zurückweichende Gletscher hinterlassen hat. Ein paar Unentwegte rutschen mit ihren Skier auf einem matschigen weiß-braunen Schneeband zu uns herab, um die Seilbahn zu erreichen. Es reicht nicht bis zur selben; ein Schultern der Skier ist unausweichlich.
Unser Tagespensum ist nicht gerade gewaltig heut. Eine gute halbe Stunde Zeit, trennt uns auf gut begehbarem Fels von unserem Tagesziel der Gandegghütte. Hier checken wir erst einmal ein und treffen uns zur Programmbesprechung auf der für 3000 Meter Höhe extrem warmen Terrasse.
Der untere Theodulgletscher ist unser Ausbildungsziel; den wir auf sehr steilem und felsigem Pfad aber doch erstaunlich einfach in einer halben Stunde erreichen. Schon von der Hütte sahen wir das Spaltengewirr am Ende des Gletschers, und genau diese Zone steuert Reinhard unser Bergführer mit uns an. Gute zwei Stunden pickeln wir uns den Weg aus zum Glück noch sonnigen Gletscherspalten und üben das Klettern mit den Frontalzacken der Steigeisen. Auch zum Schwingen der Pickel erhalten wir reichlich Gelegenheit und am Abend haben wir alle die Ahnung, dass man diese Techniken mit Übung auch beherrschen lernen kann.
Der Morgen ist gar nicht Hochtourenlike. Nicht um 3 oder 4 Uhr sondern gemütlich gegen 7 kriechen wir aus der Kammer und finden uns zu einem ordentlichen Frühstück ein, denn wir wollen erst mit der zweiten Seilbahn hinauffahren auf das Kleinmatterhorn. So gegen halb neun schlendern wir zum trockenen Steg und lassen uns auf die knapp über 3800 Meter hohe Raumstation hinauffahren. Durch einen Tunnel, der direkt durch den Berg führt, erreichen wir die andere Seite des Kleinmatterhorns und damit das Breithornplateau.
Noch nicht fertig mit weltlicher Infrastruktur erblicken wir als letzten Außenposten der zivilisierten Skifahrerwelt den flachen Schlepplift der zur Gobba di Rollin hinaufführt. Aber dann beginnt die freie wilde Landschaft! Nicht besonders weit und hoch erscheint das Breithorn von hier. Eher erscheint es uns wie ein längerer Schneespaziergang, der da auf uns wartet. Was aber keinesfalls zu unterschätzen ist die Höhe. Eine Nacht auf 3000 Meter kann nicht gerade als Akklimatisierung gewertet werden. Eher als Nacht um das Schlimmste zu vermeiden.
In weitem Bogen, zunächst ein paar Höhenmeter verlierend nähern wir uns dem schneebedeckten Felskoloss an. Sehr langsam wird unsere Spur leicht ansteigend. Wir sind natürlich nicht allein, der Kniff nicht die erste sondern die zweite Seilbahn zu nehmen ist nicht der schlechteste. Die "jungen Wilden" sind schon viel weiter oben, alles ist stressfrei, Spuren muss der Bergführer auch nicht (hier wahrscheinlich sowieso nie).
An der Stelle wo es nun deutlich bergan geht, machen wir eine kleine Trinkpause und öffnen die Luken an unserer Hightech-Kleidung, damit der Dampf leichter abziehen möge. Unser Reinhard geht langsam und sehr stetig. Die Spur steigt gleichmäßig, links haltend an und bietet keinerlei Schwierigkeiten. Fast könnte man es als einen meditativen Arbeitsauftrag ansehen, wie wir da so hochmarschieren. Nach einer Weile legt sich das Gelände zurück, unsere Spur wird etwas flacher und wendet sich langsam nach rechts. Nach ein paar Minuten nach Osten und schon sind wir ganz unspektakulär oben angekommen.
Der Gipfel präsentiert sich als langgestreckter nicht zu schmaler Grat, der auch bei viel Andrang genügend Platz für Wanderer bietet. Das Gipfelgelände ist über ein paar Meter mäßig steil, so dass ein Ausweichen mit Bedacht immer ohne großes Risiko möglich ist. Die Aussicht ist selbstredend in alle Richtungen exquisit und bei diesem herrlichen und wolkenlosen Wetter ein Genuss den ich viele Stunden genießen könnte. Zumal windstill könnte man hier oben heute ein Standfestival veranstalten!
Damit es nicht gar so langweilig wird, entscheidet unser Reinhard, dass wir den Westgipfel nicht auf der Aufstiegsroute verlassen, sondern dass wir in Richtung Ostgipfel absteigen werden. Gesagt getan; hier wird es in der Tat gleich deutlich interessanter weil auch wesentlich schmaler! Es reicht gerade so für zwei Beine und einen Stock wahlweise Pickel. Daneben geht es gleich für mein Wanderergefühl recht steil bergab, wahlweise Schweiz (links) oder Italien (rechts). Nach ca. 50 Metern ist es dann aber auch schon vorbei. Der Grat neigt sich nach unten und wird gleichzeitig breiter.
Wie sich später herausstellte hat sich hier nicht nur mein Gemüt entspannt, sondern auch noch weitere. So bekommt jeder seine persönliche Übungsaufgabe mit auf den Weg; der eine am Grat, der andere in der Spalte, der dritte im bröseligen Fels. Wir biegen rechts ab und verlassen nach gut 100 Metern wieder Italien, müssen noch über eine 30 cm-Spalte steigen und fertig.
Der Rest ist wieder Gletscherwandern; am Ende des Abstiegs durch die weite niedrige Senke und die wenigen Höhenmeter zum Kleinmatterhorn hinauf wird es richtig anstrengend; und alle sind wir darüber sehr verwundert! Die Höhe fordert einen doch, und der Schnee ist heute bei ca. 10° C auf dem Kleinmatterhorn sehr tief und weich, das kostet zusätzliche Kraft.
Nach einer riesigen Portion Nudeln machen wir uns auf den Weg und gehen auf der Skipiste hinunter zum Plateau Rosa, weiter zum Theodulgletscher und von dort auf die Felsrippe des trockenen Stegs, wo uns die Gandegghütte mit kühlen Getränken empfängt.
Insgesamt ein schöner Tag bei herrlichem Wetter auf einen Berg, der uns nur wenig abverlangt aber konditionell durchaus fordert. Sicher ein guter Anfang für unsere Woche und eine gute Akklimatisierung.
Am Morgen fährt uns der Hotelbus hinauf nach Zermatt, das sich nur den Touristen, die mit der Bahn anreisen als schönes Bergstädtchen zeigt. Die Bahn fährt optisch vorteilhaft viel im Tunnel und lässt den unteren Teil Zermatts so im Dunkel des Tunnels hinter sich. Der Bahnhof ist dann da, wo der berühmte Teil Zermatts beginnt.
Kommt man mit dem Auto (Sondergenehmigung) hier herauf, dann sieht man zunächst außer den Dauerbaustellen auch alles was ein großes Touristendorf an Infrastruktureinrichtungen so braucht. Das ist in keinem Falle schön – aber eben notwendig. Wir werden zwischen "Zermatt Industrie" und "Zermatt Bilderbuchdorf" abgesetzt und haben zunächst Gelegenheit gemütlich durch das Dorf zu schlendern und zu schauen.
Schon im oberen Teil von Zermatt gehen wir einen letzten gepflegten Kaffee trinken, und sehen gleich Ueli Steck am Nachbartisch sitzen. Wir grüßen freundlich hinüber, lassen ihn aber in Ruhe. Sicher macht er gerade eine Pause bei seinem diesjährigen Projekt "82 Gipfel".
http://www.82summits.com/de/
Ein paar hundert Meter weiter besteigen wir die Seilbahn, die uns über Furi, Schwarzsee und Furgg zum Trockenen Steg hinaufbringt. Das sind mal eben 1200 Höhenmeter in wenigen Minuten. Wir steigen aus und finden in uns in einer Gesteinswüste wieder, die uns der zurückweichende Gletscher hinterlassen hat. Ein paar Unentwegte rutschen mit ihren Skier auf einem matschigen weiß-braunen Schneeband zu uns herab, um die Seilbahn zu erreichen. Es reicht nicht bis zur selben; ein Schultern der Skier ist unausweichlich.
Unser Tagespensum ist nicht gerade gewaltig heut. Eine gute halbe Stunde Zeit, trennt uns auf gut begehbarem Fels von unserem Tagesziel der Gandegghütte. Hier checken wir erst einmal ein und treffen uns zur Programmbesprechung auf der für 3000 Meter Höhe extrem warmen Terrasse.
Der untere Theodulgletscher ist unser Ausbildungsziel; den wir auf sehr steilem und felsigem Pfad aber doch erstaunlich einfach in einer halben Stunde erreichen. Schon von der Hütte sahen wir das Spaltengewirr am Ende des Gletschers, und genau diese Zone steuert Reinhard unser Bergführer mit uns an. Gute zwei Stunden pickeln wir uns den Weg aus zum Glück noch sonnigen Gletscherspalten und üben das Klettern mit den Frontalzacken der Steigeisen. Auch zum Schwingen der Pickel erhalten wir reichlich Gelegenheit und am Abend haben wir alle die Ahnung, dass man diese Techniken mit Übung auch beherrschen lernen kann.
Der Morgen ist gar nicht Hochtourenlike. Nicht um 3 oder 4 Uhr sondern gemütlich gegen 7 kriechen wir aus der Kammer und finden uns zu einem ordentlichen Frühstück ein, denn wir wollen erst mit der zweiten Seilbahn hinauffahren auf das Kleinmatterhorn. So gegen halb neun schlendern wir zum trockenen Steg und lassen uns auf die knapp über 3800 Meter hohe Raumstation hinauffahren. Durch einen Tunnel, der direkt durch den Berg führt, erreichen wir die andere Seite des Kleinmatterhorns und damit das Breithornplateau.
Noch nicht fertig mit weltlicher Infrastruktur erblicken wir als letzten Außenposten der zivilisierten Skifahrerwelt den flachen Schlepplift der zur Gobba di Rollin hinaufführt. Aber dann beginnt die freie wilde Landschaft! Nicht besonders weit und hoch erscheint das Breithorn von hier. Eher erscheint es uns wie ein längerer Schneespaziergang, der da auf uns wartet. Was aber keinesfalls zu unterschätzen ist die Höhe. Eine Nacht auf 3000 Meter kann nicht gerade als Akklimatisierung gewertet werden. Eher als Nacht um das Schlimmste zu vermeiden.
In weitem Bogen, zunächst ein paar Höhenmeter verlierend nähern wir uns dem schneebedeckten Felskoloss an. Sehr langsam wird unsere Spur leicht ansteigend. Wir sind natürlich nicht allein, der Kniff nicht die erste sondern die zweite Seilbahn zu nehmen ist nicht der schlechteste. Die "jungen Wilden" sind schon viel weiter oben, alles ist stressfrei, Spuren muss der Bergführer auch nicht (hier wahrscheinlich sowieso nie).
An der Stelle wo es nun deutlich bergan geht, machen wir eine kleine Trinkpause und öffnen die Luken an unserer Hightech-Kleidung, damit der Dampf leichter abziehen möge. Unser Reinhard geht langsam und sehr stetig. Die Spur steigt gleichmäßig, links haltend an und bietet keinerlei Schwierigkeiten. Fast könnte man es als einen meditativen Arbeitsauftrag ansehen, wie wir da so hochmarschieren. Nach einer Weile legt sich das Gelände zurück, unsere Spur wird etwas flacher und wendet sich langsam nach rechts. Nach ein paar Minuten nach Osten und schon sind wir ganz unspektakulär oben angekommen.
Der Gipfel präsentiert sich als langgestreckter nicht zu schmaler Grat, der auch bei viel Andrang genügend Platz für Wanderer bietet. Das Gipfelgelände ist über ein paar Meter mäßig steil, so dass ein Ausweichen mit Bedacht immer ohne großes Risiko möglich ist. Die Aussicht ist selbstredend in alle Richtungen exquisit und bei diesem herrlichen und wolkenlosen Wetter ein Genuss den ich viele Stunden genießen könnte. Zumal windstill könnte man hier oben heute ein Standfestival veranstalten!
Damit es nicht gar so langweilig wird, entscheidet unser Reinhard, dass wir den Westgipfel nicht auf der Aufstiegsroute verlassen, sondern dass wir in Richtung Ostgipfel absteigen werden. Gesagt getan; hier wird es in der Tat gleich deutlich interessanter weil auch wesentlich schmaler! Es reicht gerade so für zwei Beine und einen Stock wahlweise Pickel. Daneben geht es gleich für mein Wanderergefühl recht steil bergab, wahlweise Schweiz (links) oder Italien (rechts). Nach ca. 50 Metern ist es dann aber auch schon vorbei. Der Grat neigt sich nach unten und wird gleichzeitig breiter.
Wie sich später herausstellte hat sich hier nicht nur mein Gemüt entspannt, sondern auch noch weitere. So bekommt jeder seine persönliche Übungsaufgabe mit auf den Weg; der eine am Grat, der andere in der Spalte, der dritte im bröseligen Fels. Wir biegen rechts ab und verlassen nach gut 100 Metern wieder Italien, müssen noch über eine 30 cm-Spalte steigen und fertig.
Der Rest ist wieder Gletscherwandern; am Ende des Abstiegs durch die weite niedrige Senke und die wenigen Höhenmeter zum Kleinmatterhorn hinauf wird es richtig anstrengend; und alle sind wir darüber sehr verwundert! Die Höhe fordert einen doch, und der Schnee ist heute bei ca. 10° C auf dem Kleinmatterhorn sehr tief und weich, das kostet zusätzliche Kraft.
Nach einer riesigen Portion Nudeln machen wir uns auf den Weg und gehen auf der Skipiste hinunter zum Plateau Rosa, weiter zum Theodulgletscher und von dort auf die Felsrippe des trockenen Stegs, wo uns die Gandegghütte mit kühlen Getränken empfängt.
Insgesamt ein schöner Tag bei herrlichem Wetter auf einen Berg, der uns nur wenig abverlangt aber konditionell durchaus fordert. Sicher ein guter Anfang für unsere Woche und eine gute Akklimatisierung.
Tourengänger:
schimi
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