Ein Traum geht in Erfüllung – in der Welt der Eisriesen


Publiziert von Salerion , 30. Juni 2015 um 21:30.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Berninagebiet
Tour Datum:27 Juni 2015
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Piz Bernina   Bernina-Gruppe   Palü-Gruppe   I 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2000 m
Abstieg: 1400 m
Strecke:lang

Vor mittlerweile 3 oder gar schon 4 Jahren stand die Bernina schon einmal auf dem Programm. Damals musste ich Morgen am Persgletscher wegen heftiger Knieschmerzen die Segel streichen – meinen beiden Gschpänli sind alleine losgezogen – ich auch, aber wieder hoch zur Diavolezza.
 
Aber wie es so ist – man bekommt immer eine zweite Chance. Auf meinen runden Geburtstag habe ich von meinen lieben Freunden ein zweites Mal die Berninabesteigung bekommen. Und diese Chance habe ich nun mit meinem Bergführer Urs gepackt.

1. Tag: Appenzellerland - Diavolezza (27. Juni 2015)
Am Samstag sind wir aus dem Appenzellerland ins Engadin, auf die Diavolezza gereist. Das Wetter war nicht besonders toll, doch der Wetterbericht versprach für Sonntag und Montag tolles Wetter. Die Diavolezza war proppevoll, ein untrügerisches Zeichen, dass die Hochtourensaison beginnt.

2. Tag: Diavolezza – Fortezza – Bellavistaterrasse – Rifugio Marco e Rosa – Piz Bernina –Rifugio  Marco e Rosa (28. Juni 2015)
Bis tief in die Nacht regnete es noch. Als wir aber Sonntagmorgen um 3.00 aufstanden, war der Himmel schon sternenklar. Aber es war viel zu warm; der Schnee resp. das Eis konnte nicht richtig anfrieren. Nach dem üppigen Frühstück machten wir uns auf den Weg – hinunter zum Persgletscher. Der Gletscherrückgang führt dazu, dass man immer viel weiter nach unten steigen muss. Die Stirnlampe brauchten wirnur die erste Stunde. Ja  - und dann standen wir auf dem Gletscher, diesmal ohne Knieschmerzen. Der Gletscher war schneebedeckt, das erlaubte es uns, doch ziemlich direkt die Isla Pers anzusteuern. Der Schnee war aber schon jetzt ziemlich „pflotschig“. Rassig gings zur Fortezza hoch, die Sonne verwandelte die Eisarena in ein brennendes Oval. Nach kurzer Zeit standen wir vor der ersten Kletterstelle, dem Fortezzagrat: eine hübsche Blockkletterei (II –III), nicht sonderlich ausgesetzt. Einfach nur herrlich. Nach dem Felsgrat steigen wir über den Firnhang hoch bis auf die Bellavistaterrasse. Die Verhältnisse hier ober sind ausgezeichnet – ein wunderbares Laufen mit Steigeisen. Mächtige Spalten und Abbrüche beeinflussen den Spurverlauf zum Rifugio Marco e Rosa. Um 10.30 erreichen wir die Hütte – ja ich gebe es zu: ich habe mit der Höhe zu Kämpfen. Nach eine ausgedehnten Rast im Rifugio und einer stärkenden Suppe steht mein Geburtstagsgeschenk an. Über einen immer steiler werdenden Firnhang, der schon ziemlich weich ist, geht’s hoch. Dann beginnt der Einstieg in den Spallagrat. Das erste Stück ist nicht sonderlich schwierig. Danach beginnt die Kletterei (II – III) Nach dem Kletterstück steht man unverhofft auf dem schmalen Firngrat. Die Verhältnisse sind ideal. Der ganze Grat verläuft in kompaktem Trittfirn – eisige Stellen sind nicht vorhanden. Im weiteren Verlauf erreicht man den vorgelagerten Gipfel La Spedla (Spalla, 4020m). Der schmale, ausgesetzte Grat zum Gipfel ist wunderbar zu begehen und hat am Ende noch mal richtig Spass gemacht. Und dann steht man endlich auf dem Gipfel des Piz Bernina (4.048m). Am Ende des ersten Firnhanges ist uns eine Seilschaft im Abstieg entgegenkommen. Ansonsten hatten wir die Bernina ganz für uns alleine, was äusserst selten vorkommt. Konzentriert machen wir uns auf den Rückweg. An den Kletterstellen seilen wir ab – und den Firnhang geht’s dank der Schneebeschaffenheit rasend schnell runter.
In der Marco e Rosa geniessen wir ein 3-Gang Menu. Die Hütte ist vielleicht zu einem Viertel voll. Ich kann an der Küche nichts aussetzen – es hat geschmeckt.

3. Tag: Marco e Rosa – Bellavistaterrasse – Fuorcla Bellavista – Spinasgrat – Palü (West – Mitte –Ost) – Diavolezza (29. Juni 2015)
Über Nacht hat es gefroren – wunderbare Verhältnisse, doch es ist ziemlich windig. Das Wetter ist nicht mehr so überragend wie gestern. Über die Bellavistaterrasee geht’s zum Fuorcla Bellavista an den Fuss zum Spinasgrat. Hier erwartet und eine sehr schöne Blockkletterei (II) hinüber zum Piz Spinas und dann ein steilr Firnhang hinauf zum Westgipfel. Kurz vor dem Westgipfel kommt uns eine Zweierseilschaft entgegen. Das wars dann aber auch schon. Auch den Palü haben wir ganz für uns alleine. Der Grat der die Gipfel verbindet ist äusserst exponiert. Vor 15 Jahren war das viel einfacher als heute. Auch hier gilt: absolute Trittsicherheit ist ein „must“ – zumindest bis zum Skidepot. Inzwischen wird der Schnee immer matschiger. Die Spurt verläuft im Zickzack durch das Spaltengewirr. An verschiedenen Stellen sind noch Schneebrücken vorhanden, die aber schon bald einzustürzen drohen. Ich habe ab und an einen grösseren Schritt genommen. Auf dem Schnapsboden ziehen wir die Steigeisen aus – der Matsch macht das Eisenlaufen zu gefährlich. So gehts rasend schnell zum Gletscherende und um den Trovat rum zum kühlen Bier auf der Diavolezza.
 
Welch ein tolles Erlebnis zum meinem 50. Burzeltag und eine sagenhafte Tour bei (noch) besten Verhältnisse. Innerhalb von 24 Stunden ist der Persgletscher jedoch gewaltig ausgeapert. Und wie das weitergeht bei den derzeit hohen Temperaturen, kann man sich sehr gut vorstellen.
 
 
 

Tourengänger: Salerion


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Kommentare (1)


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Fux hat gesagt: Wow.....
Gesendet am 30. Juni 2015 um 23:34
Toll. Merci für den schönen Bericht ;) Das steht auf meiner Wunschliste auch ziemlich weit oben.


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