7 Churfirsten bei herausfordernden Bedingungen
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Auch ich hab's jetzt also getan und die 7 Summits oberhalb des Walensee in einer einzigen Wanderung bestiegen. Es war allerdings in mehrfachem Sinne ein langer Weg, bis ich auf dem Selun, dem 7. von 7 Gipfeln gestanden bin.
Route
Auf eine genaue Routenbeschreibung verzichte ich an dieser Stelle und verweise auf die gute allgemeine Routenbeschreibung hier auf Hikr.
Für genaue Informationen zur kürzesten Route am Selun ist zudem der Bericht von Daenu empfehlenswert. Im folgenden Bericht werde ich mich also aufs Persönliches (inkl. falscher Routenwahl) beschränken:
7 Summits as it happened:
Chäserrugg - vom Sumpf in den Nebel
Kurz vor Mitternacht startete ich in Unterwasser auf meine grosse Tour. Von den letzten Tagen war alles sehr nass und teilweise schlammig, immerhin Steine und Fels waren trocken. Ich wählte die Route über Burenwald, was ich sogleich bereute: bereits hier unten schlammte ich meine Schuhe komplett ein und musste im total nassen Wald auch noch über einen Stacheldrahtzaum klettern. Via "Egg" wäre wohl empfehlenswerter gewesen.
Wegen Bauarbeiten war im mittleren Teil der direkte Weg geschlossen und so musste ich über "Schwiloch" einen kleinen Umweg laufen, der aber durchaus auf die Moral schlug. Immerhin erkannte ich oberhalb von mir einige Sternen am Himmel, was meine Wettersorgen etwas milderte.
Trotzdem war ich ab 1800m in zunehmend dichtem Nebel unterwegs. Nur dank des sehr gut erkennbaren Weges und der vielen Markierungen war überhaupt an ein Weitergehen zu denken. Trotzdem ging ich sehr vorsichtig - herumirren wollte ich mir als Ortsunkundiger ersparen.
Als nach 3h dann plötzlich ein schwach belechteter Rohbau im Geisterhaus-Stile aus dem Nebel auftauchte, war es dann trotzdem geschafft: Chäserrugg checked
Hinderrugg - vermeintlich einfach
Auf dem Chäserrugg war ich in einer Art Whiteout in schwarz,(also einem Blackout?!): Um mich rum war absolut nichts mehr zu erkennen - Dichtester Nebel, kein Restlich (Leermond) und dazu noch ein bissiger Wind. Für einen Moment stand das Ganze hier auf der Kippe: Sollte ich weiter, macht das Sinn so? Ich besann mich auf die Wetterprognosen, die Besserung versprachen in den nächsten Stunden und entschied mich zum Weitermachen.
So musste ich tatsächlich mit dem Kompass den Weg zum Hinderrugg suchen. Über ein kurzes griffiges Schneefeld gings weiter immer den Zeichen nach, bis keines mehr da war.
Ich war vom Weg abgekommen! In der Dichten Suppe verlor ich daraufhin sehr schnell jeglichen Orientierungssinn und hatte keine Ahnung mehr woher ich gekommen war. Die mangelnde Hangneigung trug auch noch ihren Teil bei. Long Story Short: Mit dem Kompass zurück Richtung Osten, immer auf dem höchsten Punkt des Rückens bleibend und so fand ich den Weg nach einiger Zeit wieder.
Schibenstoll - Mühsame Querung, netter Gipfel
Abstieg in den Gluurissattel und dann weiter bis auf ca. 1900m auf dem WW, anschliessend querte ich durch mühsamen Karstfels rüber Richtung Schibenstoll. Alles lief nach Plan, nur dass ich vom Punkt unten am Fels auf konstanter Höhe rausquerte und so ca. 100 sehr zeitintensive Meter in äusserst mühsamem Geröll zurücklegte, anstatt einfach unter der Felswand hochzugehen bis zum WW. Anschliessend durchaus abwechslungsreich zum Gipfel hoch, von wo ich Überblick über ein tolles Wolkenmeer bei Sonnenaufgang hatte.
Zuestoll - Der interessanteste Wanderweg-Abschnitt
Anschliessend folgte ich dem WW zum Zuestoll. Der Weg ist sehr abwechslungsreich und gefiel mir sehr gut. Ansonsten gings relativ ereignisarm auf den Gipfel. Allerdings war ich auf dem Weg in einen etwas langsamen Trott verfallen - frei nach dem Motto: Viel habe ich schon gemacht, noch mehr steht noch an. Schlussendlich brauchte ich so 2.5h von Schiben auf Zuestoll - eine ganze Stunde mehr als beispielsweise xaendi bei seiner letzten von vier Begehungen vor einem Jahr.
Brisi - Etwas langeweile im Mittelteil
Die Querung zum Brisi gelang mir absolut problemlos und speditiv. Der Gipfelrücken war dann durchaus etwas lange und langweilig. Unterdessen spürte ich erste Ermüdungserscheinungen in den Beinen. Zwar war es noch kein Kampf, aber das Bewusstsein, dass ich schon "ein wenig" gelaufen bin, war durchaus vorhanden. Vom Gipfel hatte ich leider 360-Grad Nebelpanorama und so gings sogleich weiter.
Frümsel - Lasst das Beissen beginnen
Vom Brisi versuchte ich auf 2000m Richtung Frümseltal zu queren. Dieser Versuch misslang insofern, dass ich schlussendlich in sehr mühsamem Gelände (alles nass, wohlgemerkt) bis auf 1880m absteigen musste und so wohl mehr Zeit und vor allem auch Kräfte verlor, als wenn ich auf dem WW geblieben wäre. Die restliche Querung und Aufstieg war ohne grössere Probleme zu meistern. Der Gipfel war wiederum zu einem guten Teil von Wolken umgeben und so war die Belohnung für diesen 6. Gipfel doch eher mager. Zumal die Beine langsam auf ein Tourenende plädierten.
Selun - Nicht wegen der Ausicht
Wegen der Aussicht musste ich tatsächlich nicht mehr weiter: Immer mehr verdichteten sich die Wolken und so entschied ich mich auch, dass die Kurzvariante durch die Ostflanke für mich als Neuling nicht in Frage kam. Die Kombination Nebel und Altschnee war mir zu heikel.
So stieg ich bis nach Chalttal ab, um dann den Gipfelanstieg von ca. 1650m noch einmal in voller Länge "zu geniessen". Die letzten 300 Höhenmeter wollten nicht enden, doch irgendwann war es geschafft. Noch einmal Nebel in alle Richtungen, doch irgendwie war mir das nun schon fast egal.
Laanger Abstieg
Da nach Angaben der Homepage, die Seilbahn Selun momentan unter der Woche sowieso nur auf Anfrage fährt, kam ich gar nicht erst in Versuchung, mein Projekt zu verkürzen. Stattdessen folgte ein sehr langwieriger Abstieg runter ins Tal. Ich kann nicht behaupten, dass ich noch grossartig viel um mich herum wahrgenommen habe, vielmehr war ich nun schon beinahe halbschlafend unterwegs. Ich war ja auch bereits seit über 30h am Stück wach...
Kurz vor dem Ziel surrte dann trotzdem noch ein Seilbähnchen über meinen Kopf hinweg, aber nun konnte mir das ja auch egal sein. Die Insassen waren übrigens die ersten Menschen, die ich seit dem Verlassen des Busses in Unterwasser gesehen hatte!
Statistik
Getroffene Leute: 0 (wer kann das schon behaupten bei einer Churfirsten-Tour?!)
Höhenmeter: 4005 (tatsächlich die 4000 gerade geknackt, dank den Umwegen)
Distanz: 29.7km ( beides kartenmässig vermessen)
Zeitbedarf: 16:45 Stunden
Getrunkene Flüssigkeit: 5l (relativiert sich durch 2m Körpergrösse, 95kg)
Gesehene Gämsen: rund 50 (die waren tatsächlich überall)
Muskelkater auf einer Skala 1-10: 8 (war auch schon schlimmer)
Anzahl Fotos: 99 (Tendenz im Verlaufe der Tour sinkend, letztes Bild auf Selun Gipfel)
Well, that's it.
Route
Auf eine genaue Routenbeschreibung verzichte ich an dieser Stelle und verweise auf die gute allgemeine Routenbeschreibung hier auf Hikr.
Für genaue Informationen zur kürzesten Route am Selun ist zudem der Bericht von Daenu empfehlenswert. Im folgenden Bericht werde ich mich also aufs Persönliches (inkl. falscher Routenwahl) beschränken:
7 Summits as it happened:
Chäserrugg - vom Sumpf in den Nebel
Kurz vor Mitternacht startete ich in Unterwasser auf meine grosse Tour. Von den letzten Tagen war alles sehr nass und teilweise schlammig, immerhin Steine und Fels waren trocken. Ich wählte die Route über Burenwald, was ich sogleich bereute: bereits hier unten schlammte ich meine Schuhe komplett ein und musste im total nassen Wald auch noch über einen Stacheldrahtzaum klettern. Via "Egg" wäre wohl empfehlenswerter gewesen.
Wegen Bauarbeiten war im mittleren Teil der direkte Weg geschlossen und so musste ich über "Schwiloch" einen kleinen Umweg laufen, der aber durchaus auf die Moral schlug. Immerhin erkannte ich oberhalb von mir einige Sternen am Himmel, was meine Wettersorgen etwas milderte.
Trotzdem war ich ab 1800m in zunehmend dichtem Nebel unterwegs. Nur dank des sehr gut erkennbaren Weges und der vielen Markierungen war überhaupt an ein Weitergehen zu denken. Trotzdem ging ich sehr vorsichtig - herumirren wollte ich mir als Ortsunkundiger ersparen.
Als nach 3h dann plötzlich ein schwach belechteter Rohbau im Geisterhaus-Stile aus dem Nebel auftauchte, war es dann trotzdem geschafft: Chäserrugg checked
Hinderrugg - vermeintlich einfach
Auf dem Chäserrugg war ich in einer Art Whiteout in schwarz,(also einem Blackout?!): Um mich rum war absolut nichts mehr zu erkennen - Dichtester Nebel, kein Restlich (Leermond) und dazu noch ein bissiger Wind. Für einen Moment stand das Ganze hier auf der Kippe: Sollte ich weiter, macht das Sinn so? Ich besann mich auf die Wetterprognosen, die Besserung versprachen in den nächsten Stunden und entschied mich zum Weitermachen.
So musste ich tatsächlich mit dem Kompass den Weg zum Hinderrugg suchen. Über ein kurzes griffiges Schneefeld gings weiter immer den Zeichen nach, bis keines mehr da war.
Ich war vom Weg abgekommen! In der Dichten Suppe verlor ich daraufhin sehr schnell jeglichen Orientierungssinn und hatte keine Ahnung mehr woher ich gekommen war. Die mangelnde Hangneigung trug auch noch ihren Teil bei. Long Story Short: Mit dem Kompass zurück Richtung Osten, immer auf dem höchsten Punkt des Rückens bleibend und so fand ich den Weg nach einiger Zeit wieder.
Schibenstoll - Mühsame Querung, netter Gipfel
Abstieg in den Gluurissattel und dann weiter bis auf ca. 1900m auf dem WW, anschliessend querte ich durch mühsamen Karstfels rüber Richtung Schibenstoll. Alles lief nach Plan, nur dass ich vom Punkt unten am Fels auf konstanter Höhe rausquerte und so ca. 100 sehr zeitintensive Meter in äusserst mühsamem Geröll zurücklegte, anstatt einfach unter der Felswand hochzugehen bis zum WW. Anschliessend durchaus abwechslungsreich zum Gipfel hoch, von wo ich Überblick über ein tolles Wolkenmeer bei Sonnenaufgang hatte.
Zuestoll - Der interessanteste Wanderweg-Abschnitt
Anschliessend folgte ich dem WW zum Zuestoll. Der Weg ist sehr abwechslungsreich und gefiel mir sehr gut. Ansonsten gings relativ ereignisarm auf den Gipfel. Allerdings war ich auf dem Weg in einen etwas langsamen Trott verfallen - frei nach dem Motto: Viel habe ich schon gemacht, noch mehr steht noch an. Schlussendlich brauchte ich so 2.5h von Schiben auf Zuestoll - eine ganze Stunde mehr als beispielsweise xaendi bei seiner letzten von vier Begehungen vor einem Jahr.
Brisi - Etwas langeweile im Mittelteil
Die Querung zum Brisi gelang mir absolut problemlos und speditiv. Der Gipfelrücken war dann durchaus etwas lange und langweilig. Unterdessen spürte ich erste Ermüdungserscheinungen in den Beinen. Zwar war es noch kein Kampf, aber das Bewusstsein, dass ich schon "ein wenig" gelaufen bin, war durchaus vorhanden. Vom Gipfel hatte ich leider 360-Grad Nebelpanorama und so gings sogleich weiter.
Frümsel - Lasst das Beissen beginnen
Vom Brisi versuchte ich auf 2000m Richtung Frümseltal zu queren. Dieser Versuch misslang insofern, dass ich schlussendlich in sehr mühsamem Gelände (alles nass, wohlgemerkt) bis auf 1880m absteigen musste und so wohl mehr Zeit und vor allem auch Kräfte verlor, als wenn ich auf dem WW geblieben wäre. Die restliche Querung und Aufstieg war ohne grössere Probleme zu meistern. Der Gipfel war wiederum zu einem guten Teil von Wolken umgeben und so war die Belohnung für diesen 6. Gipfel doch eher mager. Zumal die Beine langsam auf ein Tourenende plädierten.
Selun - Nicht wegen der Ausicht
Wegen der Aussicht musste ich tatsächlich nicht mehr weiter: Immer mehr verdichteten sich die Wolken und so entschied ich mich auch, dass die Kurzvariante durch die Ostflanke für mich als Neuling nicht in Frage kam. Die Kombination Nebel und Altschnee war mir zu heikel.
So stieg ich bis nach Chalttal ab, um dann den Gipfelanstieg von ca. 1650m noch einmal in voller Länge "zu geniessen". Die letzten 300 Höhenmeter wollten nicht enden, doch irgendwann war es geschafft. Noch einmal Nebel in alle Richtungen, doch irgendwie war mir das nun schon fast egal.
Laanger Abstieg
Da nach Angaben der Homepage, die Seilbahn Selun momentan unter der Woche sowieso nur auf Anfrage fährt, kam ich gar nicht erst in Versuchung, mein Projekt zu verkürzen. Stattdessen folgte ein sehr langwieriger Abstieg runter ins Tal. Ich kann nicht behaupten, dass ich noch grossartig viel um mich herum wahrgenommen habe, vielmehr war ich nun schon beinahe halbschlafend unterwegs. Ich war ja auch bereits seit über 30h am Stück wach...
Kurz vor dem Ziel surrte dann trotzdem noch ein Seilbähnchen über meinen Kopf hinweg, aber nun konnte mir das ja auch egal sein. Die Insassen waren übrigens die ersten Menschen, die ich seit dem Verlassen des Busses in Unterwasser gesehen hatte!
Statistik
Getroffene Leute: 0 (wer kann das schon behaupten bei einer Churfirsten-Tour?!)
Höhenmeter: 4005 (tatsächlich die 4000 gerade geknackt, dank den Umwegen)
Distanz: 29.7km ( beides kartenmässig vermessen)
Zeitbedarf: 16:45 Stunden
Getrunkene Flüssigkeit: 5l (relativiert sich durch 2m Körpergrösse, 95kg)
Gesehene Gämsen: rund 50 (die waren tatsächlich überall)
Muskelkater auf einer Skala 1-10: 8 (war auch schon schlimmer)
Anzahl Fotos: 99 (Tendenz im Verlaufe der Tour sinkend, letztes Bild auf Selun Gipfel)
Well, that's it.
Tourengänger:
Mistermai
Communities: Monstertouren
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