Über den nördlichsten Gletscher der Alpen
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Laut Wetterbericht ist bereits ab dem frühen Nachmittag mit teils heftigen Gewittern zu rechnen, aber die Tour über das Blaueis steht schon lange auf meiner Wunschliste und aktuell sind die Bedingungen ideal, so dass Jonas und ich uns entscheiden, die Tour trotzdem zu gehen. Dies bedeutet aber, sehr früh losgehen zu müssen. Schon um 4:30 laufen wir los...
Vom Parkplatz am Holzlagerplatz wandern wir los auf der Forststraße, die zur Schärtenalm führt. Bei der Stelle, wo der Weg von der Pfeiffenmacherbrücke auf unseren Anstieg trifft, führt nach rechts ein kleiner unbezeichneter Steig nach oben, der uns den Umweg über die Schärtenalm erspart. Anschließend geht es über zahlreiche Stufen hoch zur Blaueishütte, die noch im Schlaf steckt. Zwar sind die Tische schon gedeckt, aber es ist noch niemand zu sehen, was uns schon stark wundert, bei diesem Wetterbericht.
Nachdem wir unsere Flaschen aufgefüllt haben, geht es direkt weiter zum Gletscher. Anfangs noch durch Blöcke und Geröll, kommen schon bald die ersten flachen Schneefelder, bis wir auf eine geschlossene Schneedecke treffen, die kontinuierlich aufsteilt. So gelangen wir zu der felsigen Unterbrechungsstelle, die wir auf der linken Seite in leichter Kletterei überwinden. Anschließend geht es immer steiler hoch zur Scharte, wobei am Schluss laut Führer 55° erreicht werden. Heute haben wir idealen Trittfirn, so dass der Pickel ausreichend ist, und die Steigeisen im Rucksack bleiben können. Ist der Gletscher hingegen aper, so ist er eine ernste Angelegenheit! Meine Schwierigkeitsbewertung bezieht sich auf die aktuellen Verhältnisse. Bei Blankeis kann hier durchaus Standplatzsicherung nötig sein. Vor der Scharte ist dann noch eine Rinne zu überwinden, die aber vorbildlich mit Fixseilen gesichert ist. Von der Scharte halten wir uns links und erreichen so über einen kurzen Grat den Gipfel der Blaueisspitze.
Nach einer kurzen Gipfelrast entscheiden wir uns, noch zum Hochkalter aufzusteigen, da das Wetter stabil aussieht. Als wir wieder in der Scharte sind, halten wir uns ganz links, wo auch ein alter, verblichener Pfeil entlang zeigt – nicht zu weit rechts einsteigen. Die Rinne steilt bald auf, so dass einige recht steile Kletterstellen zu überwinden sind, die aber stets griffig sind. Weiter oben hält man sich dann tendenziell eher rechts und peilt die Scharte zwischen dem Hochkalter und seinem Vorgipfel an. Einige Steinmänner und Kratzspuren von Steigeisen weisen dabei mögliche Varianten. Von der Scharte machen wir den Abstecher zum Vorgipfel und steigen dann von der Scharte zum Hochkalter auf. Hier befindet sich die klettertechnische Schlüsselstelle, die man fast mit III bewerten könnte. Aber vielleicht war auch unsere Wegwahl nicht die einfachste... Nach der letzten Steilstufe stehen wir dann am Gipfel.
Nach der obligatorischen Rast steigen wir über das Ofental ab, wobei der Steig zu Beginn über schuttbedecktes Steilgelände, garniert mit Kraxelstellen, führt. Weiter unten gilt es die lange Querung nach links auf keinen Fall zu verpassen, da man sonst in unangenehmes Gelände gerät.
Bald erreichen wir dann das Ofental, wo es teils über Schnee, teils über Schotter in rasanter Abfahrt nach unten geht. Anschließend steigen wir noch einige Höhenmeter durch den Wald nach unten, bis auf ca. 1500m nach rechts der unbezeichnete Forstbegansteig abzweigt, den wir für den Weiterweg wählen. Allerdings sind hier noch ein paar extra Höhenmeter zurück zu legen... Dafür ist der Steig wesentlich ansprechender als der weitere Abstieg über den offiziellen Weg, und er führt direkt zum Parkplatz. Inzwischen ist auch der Bereich im Windwurf wieder hergerichtet, so dass die Wegfindung recht unproblematisch ist, wenn man es es nicht gewohnt ist, alle 10 Meter eine Markierung zu finden. Nach einigem auf und ab erreichen wir eine felsige Stelle, an der ein (überflüssiges) Stahlseil hängt. Anschließend geht es in einigen Serpentinen hinunter auf die Forststraße und von dort in wenigen Minuten zum Parkplatz.
Fazit:
Hier handelt es sich um wohl eine der abwechslungsreichsten Touren in den Berchtesgadener Alpen, steigt man doch über einen Gletscher auf, kraxelt im perfekten Fels und kommt zum Schluss noch auf dem Forstbegangsteig durch einen richtig urigen Bergwald. Und das ganze fast ohne Forststraße... Dass der Hochkalter ein klasse Aussichtsberg ist, kommt auch noch dazu. Was will das Bergsteigerherz mehr?
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