Cima di Vishgéd Est (1924m) resp. Ovest (1937m) und Cima di Sbordan (1875m)
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Die Cime di Vishgéd - ein übersehenes Kleinod? Zumindest bei Besuchern von der Alpen-Nordseite scheint es so.
Neugierig gemacht hat mich hier der vor kurzem publizierte Bericht von froloccone und Poncione mit reizvollen Fotos und enthusiasmierendem Text. Auch aus einigen anderen Berichten, etwa von tapio ergab sich ein ähnliches Bild: Alle zeigten sich überrascht, wie attraktiv dieses auf den ersten Blick eher unscheinbare Gebiet in Wahrheit doch ist.
Ein kleiner Wermutstropfen: mit öV sind die Anschlüsse zum ICN von Bellinzona nach Moleno, dem zumeist gewählten Ausgangspunkt, nicht eben optimal.
Ich hatte mich darum entschieden, statt dessen nach Claro zu fahren und von dort zu Fuss weiter bis Moleno.
Der daraus erhoffte Zeitgewinn löste sich freilich in Luft auf: Gerade als ich in Moleno den Aufstieg in Angriff nehmen wollte, traf auch der Bus ein. :-(
Bei der Vorbereitung hatte ich etwas die Befürchtung, dass die mir zur Verfügung stehende Zeit nicht ausreichend sein könnte, angesichts der nicht unbeträchtlichen Höhendifferenzen. Doch auch diese Befürchtung – soviel kann ich jetzt schon verraten – sollte sich am Ende als gegenstandslos herausstellen.
Start also wenige Minuten vor 10 Uhr in Claro, an der Haltestelle Ponton. Von dort über die lange Brücke auf das rechtsseitige Ufer des Ticino. Die Strasse verläuft dort dann direkt unterhalb des Bergsturzgebiets bei Preonzo. Eindrücklich , dies einmal aus nächster Nähe zu sehen.
Gegen 10h30 ist Moleno erreicht. Die Kirche dort ist ein guter Orientierungspunkt.
Von hier ein kurzes Stück auf asphaltiertem Fahrweg in südwestliche Richtung bis zum Bach (etwa da wo auf der LK „295“ vermerkt ist). Von hier dem Wegweiser nach Penn gefolgt. Der im unteren Teil noch eher ruppige Steig führt rasch in die Höhe. Wo er erstmals zwischen zwei Alphütten/-ruinen hindurchführt ist Penn dann auf 700 m erreicht.
Von hier ist es nicht mehr weit bis zur Weggabelung mit (altem) Wegweiser bei Monte Gaggio (909m). Hier hält man sich rechts, mit Paron als nächstem Zwischenziel.
Bei einem der schön restaurierten Rustici befindet sich dort die Bergstation einer Materialseilbahn. Eine kleine Bank daneben, direkt oberhalb des steilen Abhangs bietet einen atemberaubenden Tiefblick. Ein wunderbarer Rastplatz! Und gegen den Durst hat es einen Brunnen am Gebäude.
Anschliessend wieder einige Meter zurück – an einer kleinen Hütte befindet sich eine rwr-Markierung – und dort auf dem Grashang direkt nach Oben.
Dann im oberen Teil von Paron hat es eine Reihe von Alphütten. Die Wegspur ist hier nicht immer einfach zu finden, bzw. leicht zu verlieren. Mir haben bei der Orientierung die beiden Hütten westlich von P1176 geholfen: Hier nördlich vorbei, etwas höher wird ein Trümmerfeld von grossen Felsbrocken mit mittendrin einem kleinen Tümpel erreicht. Davor rechts halten, dann zwischen zwei Alpgebäuden hindurch und weiter in nordwestlicher Richtung. Dort ist die Spur dann wieder besser erkennbar.
Zwar soll es anderen Berichten zufolge eine durchgehende Markierung mit roten Punkten/Strichen etc. geben. Doch mir sind nur einige wenige davon aufgefallen. M.E. ist Rot ohne Verbindung mit einer Kontrastfarbe allerdings keine so gute Idee für eine Markierung. Dies angesichts des Umstands, dass ein nicht unerheblicher Teil der männlichen Bevölkerung bekanntermassen eine mehr oder minder ausgeprägte Rot-Grün-Schwäche besitzt.
Zwischen Paron und Fronn nun ein besonders interessantes Wegstück: lichter Wald und Felswände, teils überhängend, an denen entlang der Steig in die Höhe führt.
Fronn, auf knapp 1500 m gelegen, sodann eine wundervolle Aussichtsterrasse – erstmals bietet sich hier der Blick auf das weite Rund des Talschlusses: vom Gaggio über die Cime d´Erbea, die Cima dell´Uomo – soweit zumindest die mir bisher bekannten Namen, der grössere Rest dagegen für mich noch terra incognita.
Ein Local verzehrt hier auf der Alp gerade sein Mittagsmahl. Begrüssung und ein klein wenig small talk. Der einzige Mensch übrigens, dem ich auf dieser Wanderung heute ab und bis Moleno begegnet bin.
Von Fronn ist der Ostgipfel bereits gut zu sehen. Der Weg hinauf führt nun zunächst einige wenige Höhenmeter hinab in eine Einsattelung und danach unterhalb einer Felsstufe entlang in westliche Richtung. Über ein Schleife wird diese sodann erstiegen und bald ist auch die Alpe di Vishgéd mit ihren gepflegtenRustici erreicht.
Je nach persönlicher Vorliebe für mehr oder weniger Kraxelei kann bald danach der weglose Aufstieg zum Gipfel früher (mehr Kraxelei) oder später (überwiegend Grashänge) in Angriff genommen werden.
Der Ostgipfel der Cima di Vishgéd ist ein idealer Rastplatz: wundervolle Rundumsicht inklusive einem 1700 m – Tiefblick auf die Riviera (der Talabschnitt zwischen Biasca und Bellinzona). Dazu grosse, flache Steinplatten als Sitzgelegenheit und alles ohne Hinterlassenschaften von Schafen, Ziegen etc. So könnten alle Gipfel sein – zumindest für meinen Geschmack!
In einem Behältnis am Gipfelkreuz befindet sich nicht ein Gipfelbuch, sondern gleich vier davon: das älteste aus dem Jahr 1983, das neueste gerade erst Mitte Mai begonnen und die restlichen zwei für die Jahre dazwischen.
Gut eine Stunde Rast hier, es hätte gerne auch länger sein dürfen. Doch da es offensichtlich der Brauch bei den meisten Besteigern ist, danach noch den Westgipfel und die Cima di Sbordan mitzunehmen, wollte auch ich keine Ausnahme machen.
Am (nur wenige Meter höheren) Westgipfel hat es zwar kein Kreuz, wohl aber ein Gipfelbuch. Diesmal tatsächlich nur eines – aus dem Jahr 1997. Offensichtlich sparen sich viele, die bereits am Ostgipfel waren, einen erneuten Eintrag hier. Nur ein kurzer Aufenthalt – die Aussicht vom Ostgipfel war – wie in etlichen Berichten zu lesen - tatsächlich deutlich besser.
Dann ein kurzer Abstieg in die Senke und ein ebenso kurzer Wiederaufstieg zur Cima di Sbordan, ein schöner flacher Grasgipfel. Auch hier nur eine kurze Rast. Im Abstieg dann zur Alpe di Sbordan und im weiteren bis zurück nach Moleno, prinzipiell wie bereits beim Aufstieg.
Prinzipiell, denn auf dem Stück zwischen der Alpe di Vishgéd und Fronn habe ich mir noch einen kleinen Verhauer geleistet: Kurz einmal etwas abseits der Wegspur geraten versuchte ich sie nach Gutdünken wiederzufinden. Dabei allerdings etwas zu früh zu weit hinabgestiegen, fand ich mich dann direkt oberhalb der Steilstufe wieder. Wohl oder übel blieb mir hier nichts anderes übrig, als einige Höhenmeter wieder hinaufzusteigen. Und tatsächlich, da war sie dann wieder, die Pfadspur.
Der Pfad, speziell im oberen Bereich, liess ein flottes Abstiegstempo, so dass ich in Moleno entgegen meiner Erwartung und Planung bereits den Bus kurz vor 18.30 erreichen konnte, statt erst den letzten, eine Stunde später.
Eine wundervolle Tour, die ich nur wärmstens empfehlen kann. Wem die Höhenmeter etwas zuviel sind, der könnte sich auch mit Fronn bescheiden, oder sogar nur bis Paron gehen. Der Aus- und Tiefblick von der Bank dort dürfte jedenfalls nicht so leicht seinesgleichen finden.
Die Verfasser der beiden deutschsprachigen Berichte, Polder hier sowie 360 und Omega3 hier, hatten mit Lodrino einen anderen Ausgangsort gewählt. Der Aufstieg von dort war ihrer Schilderung zufolge aber mindestens ebenso attraktiv wie der von Moleno. Über die Vorzüge des Val Moleno findet sich von Andreas Seeger hier Näheres.
Meine Gehzeiten (netto):
Claro – Moleno 0h40
Moleno – Cima di Vishgéd Est 3h20
Cima di Visgéd Est – Cima di Sbordan 0h45
Cima di Sbordan – Moleno 2h20
Ringraziamenti a froloccone, Poncione e tapio per le Vostre relazioni che mi hanno motivato e ben guidato a questa meraviglosa impresa!
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