Monte Cassa del Ferro 3140m
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Eigentlich wollte ich an diesem Tag nur eine kurze Tour auf den Monte Vallecetta machen. Der Wetterbericht war nicht allzu gut, außerdem war ich lange erkältet gewesen und noch nicht ganz fit. Doch als ich an der Seilbahn in Bormio ankam fuhr sie nicht, irgendwas stand da von "vento forte". Na ja, nun war ich also einmal da und erinnerte mich an ein lang gehegtes Projekt: Eine Besteigung des Monte Cassa del Ferro. Obwohl ich gerne und häufig Touren auf solche abgelegenen und selten bestiegenen Berge mache, hatte ich noch niemals vorher so wenig Informationen über eine Tour gefunden wie diesmal. Da ich nicht einmal wußte, durch welches Tal man am besten ansteigt, entschied ich mich dafür mir die kürzeste Option eimal anzusehen und selbst Informationen zu sammeln. Dass ich den Gipfel erreiche war nicht wirklich geplant, ich wollte nur den besten Anstiegsweg suchen...
Von Bormio aus fuhr ich also hinauf ins Valle di Fraele und parkte an der Solena-Hütte. Leider sind die Straßen, die an den Seen vorbeiführen für Autos gesperrt. (Ich glaube, die Straße am linken Seeufer ist nur in der Hauptsaison gesperrt, an die genauen Daten kann ich mich aber nicht erinnern.) Die sehr freundlichen Leute an der Solena-Hütte erklärten mir jedenfalls (auf Englisch), dass ich von hier aus nur mit dem Fahrrad weiterfahren könne. Zufällig! hatte ich ein Fahrrad im Auto, sonst hätte ich die Tour hier aus Zeitmangel schon abbrechen können.
Ich fuhr also am rechten Seeufer an beiden Seen vorbei bis zum Passo die Fraele, wobei ich an wenigen kurzen Stellen absteigen und schieben musste, da die Straße teilweise unterbrochen ist und es nur Fußwege mit grobem Geröll gibt. (Die alten Tunnel sind wohl nicht mehr benutzbar.). Größtenteils kann man aber sehr gut fahren! Am Passo di Fraele nahm ich den Weg, der links leicht ansteigend hinaufführt. (Man könnte bestimmt auch die Straße weiterfahren, das macht wohl auch keinen großen Unterschied da die Wege kurz vor dem Valle Bruna wieder zusammenführen.) An der Brücke im Valle Bruna angekommen deponierte ich mein Fahrrad. Ich hatte ca. eine Stunde gebraucht, wobei ich auch durch fast zwei Jahre an Krücken eine schlechte Kondition hatte und mein immer noch nicht vernünftig funktionierendes Bein auch Probleme machte. Gut durchtrainierte Fahrradfahrer werden wohl deutlich schneller sein.
Ab hier sind es nun fast 1200m wegloses Gelände. Ich hatte mir den Berg auf dem Hinweg schon genau angesehen und hatte ungefähr eine Vorstellung, wo ich aufsteigen wollte. Zuerst folgte ich dem Flußbett im Valle Bruna. Mal geht es rechts besser, mal links, aber die Flußquerungen waren gut machbar. Nach einiger Zeit gelangt man an eine kleine Geländestufe, die rechts gut umgangen werden kann. Oberhalb verengt sich das Flußbett zu einer Schlucht und ich blieb auf den Wiesen rechts davon. Das ging zunächst sehr gut, aber die Schlucht macht einen großen Rechtsbogen und man muss schließlich in die Schlucht hinabsteigen. Hier habe ich mich sehr schwergetan und bin an einer nicht optimalen Stelle ziemlich heikel hinuntergekraxelt. Auf dem Rückweg habe ich einen besseren (aber auch nicht ganz unproblematischen) Weg gefunden: Man steigt die Grashänge bis ganz nach oben und quert dann links in die Schlucht hinein. Hier finden sich auch einige Steigspuren. Die Schlucht wird hier wieder breiter und man kann (in der Schlucht bleibend) durch ein recht steiles aber noch gut machbares Schuttfeld hinaufsteigen bis eine Steigspur auf ca. 2600m nach rechts führt.
Nun muss die Wand auf der rechten Talseite nach rechts oben gequert werden. Dazu folgte ich der Steigspur rechts hinauf und gelangte auf einige steile und durchaus etwas heikle Terassen, die nach rechts hinüberführten. Ein Steinmännchen zeigte mir an, dass ich auf der richtigen Route war und half mir, an der steilsten Stelle, den richtigen Weg zu finden. Oben wird das Gelände immer flacher und man gelangt leicht in die Scharte zwischen Monte Cassa del Ferro und Cima di Pra Grata.
Von hier aus stieg ich ziemlich direkt Richtung Gipfel an, was zwar machbar, aber auch nicht optimal war. Am Besten ist es, man steigt zunächst von der Scharte etwas hinauf und quert dann unterhalb eines massiven Felsvorsprungs nach rechts. So gelangt man in ein flaches Tal, durch das man gemütlich zum oberen Teil des Ostgrates hinaufwandern kann. Oben folgte ich dem Ostgrat, der zunehmend schmaler und steiler wird. Etwa 50m unterhalb des Gipfels befindet sich die Schlüsselstelle: Der Grat besteht hier für ein kurzes Stück nur aus einer senkrecht stehenden, sehr schmalen und verdammt ausgesetzten Platte. Die Schwierigkeit dürfte mit II zu bewerten sein.
Eigentlich klettere ich den zweiten Schwierigkeitsgrad so sicher, dass mir Ausgesetztheit nichts ausmacht, aber die Bedingungen waren sehr schlecht: Mindestens 10cm Schnee, dessen untere Schicht mehr Eis als Firn war. Sehr vorsichtig kletterte ich das schon recht steile Stück bis zum Beginn der Platte hinauf und inspizierte die Stelle genau. Es sah ziemlich gefährlich aus, ich überlegte also zuerst einmal ganz in Ruhe, ob ich nicht vielleicht umdrehen sollte. Dann kam mir eine verrückte Idee, die ich ebenfalls sehr vorsichtig ausprobierte: Ich rutschte rittlings über die Platte! Dabei wurde ich zwar sehr nass, aber es funktionierte gut und ich fühlte mich sicher. Auf der anderen Seite angelangt war der Gipfel schon zum Greifen nah und nach fünf Minuten einfachem Gehgelände stand ich oben. Rückblickend auf die Verkettung von Zufällen (Die nicht fahrende Seilbahn, dass ich ein Fahrrad im Auto hatte, dass ich durch bloßes Angucken des Berges direkt den richtigen Weg gefunden hatte und dass das Wetter trotz der schlechten Vorhersage einigermaßen gehalten hatte) musste ich fast laut lachen darüber, dass ich ein so tolles Gipfelziel erreicht hatte.
Obwohl es ziemlich bewölkt war hatte ich gute Sicht, da die Wolken gerade hoch genug hingen. Ich genoss also die fantastische Aussicht, leider war es sehr windig und kalt. Dazu kam ja noch dass ich nass war von meiner wilden Rutschaktion, also ging es schnell wieder hinunter mit aller gebotenen Vorsicht an der Schlüsselstelle, die ich wieder genauso bewältigte. Der Rest des Rückwegs verlief sehr gut, wie zwischendurch schon erwähnt fand ich ja ein paar bessere Möglichkeiten als auf dem Hinweg. Die Stunde Fahrradfahren war dann nochmal ziemlich anstrengend, aber da die Gegend (besonders im Abendlicht) so schön war verging die Zeit auch recht schnell und ich erreichte müde aber sehr zufrieden mein Auto.
Einige kurze Bemerkungen: Obwohl der Berg sehr abgelegen ist, ist er mit Hilfe eines Fahrrads recht gut zu erreichen. Dazu benötigt man nicht einmal ein Mountain-Bike, ein normales Fahrrad tut es auch. Der Weg an den Seen entlang ist sehr schön und für sich genommen wenig anstrengend, da man kaum Höhenmeter zurücklegen muss.
Die Schwierigkeit der Tour liegt außer in der kurzen Schlüsselstelle hauptsächlich in den heiklen Querungen im Valle Bruna. Das Geröll dort ist durch so etwas wie Lehm zusammengebacken, das heißt der Boden ist zwar sehr hart aber oberflächlich sehr bröcklig, eine ekelhafte Kombination, die keinesfalls unterschätzt werden darf.
Die Schwierigkeit der Schlüsselstelle kann ich schlecht beurteilen, vielleicht ist es bei guten Bedingungen auch viel einfacher, aber ich denke als ausgesetzter IIer ist die Stelle am besten beschrieben.
Ausrüstung habe ich (außer warmer Kleidung natürlich) überhaupt keine dabeigehabt.
Insgesamt eine tolle Tour für Leute, die gerne alleine in unberührter Natur unterwegs sind.
Der Monte Cassa del Ferro war Gipfel Nr. 78 / 163 meines großen Projekts "Alle 3000er der Ostalpen mit mindestens 400m Schartenhöhe". Mehr Infos auf meiner Homepage.
Von Bormio aus fuhr ich also hinauf ins Valle di Fraele und parkte an der Solena-Hütte. Leider sind die Straßen, die an den Seen vorbeiführen für Autos gesperrt. (Ich glaube, die Straße am linken Seeufer ist nur in der Hauptsaison gesperrt, an die genauen Daten kann ich mich aber nicht erinnern.) Die sehr freundlichen Leute an der Solena-Hütte erklärten mir jedenfalls (auf Englisch), dass ich von hier aus nur mit dem Fahrrad weiterfahren könne. Zufällig! hatte ich ein Fahrrad im Auto, sonst hätte ich die Tour hier aus Zeitmangel schon abbrechen können.
Ich fuhr also am rechten Seeufer an beiden Seen vorbei bis zum Passo die Fraele, wobei ich an wenigen kurzen Stellen absteigen und schieben musste, da die Straße teilweise unterbrochen ist und es nur Fußwege mit grobem Geröll gibt. (Die alten Tunnel sind wohl nicht mehr benutzbar.). Größtenteils kann man aber sehr gut fahren! Am Passo di Fraele nahm ich den Weg, der links leicht ansteigend hinaufführt. (Man könnte bestimmt auch die Straße weiterfahren, das macht wohl auch keinen großen Unterschied da die Wege kurz vor dem Valle Bruna wieder zusammenführen.) An der Brücke im Valle Bruna angekommen deponierte ich mein Fahrrad. Ich hatte ca. eine Stunde gebraucht, wobei ich auch durch fast zwei Jahre an Krücken eine schlechte Kondition hatte und mein immer noch nicht vernünftig funktionierendes Bein auch Probleme machte. Gut durchtrainierte Fahrradfahrer werden wohl deutlich schneller sein.
Ab hier sind es nun fast 1200m wegloses Gelände. Ich hatte mir den Berg auf dem Hinweg schon genau angesehen und hatte ungefähr eine Vorstellung, wo ich aufsteigen wollte. Zuerst folgte ich dem Flußbett im Valle Bruna. Mal geht es rechts besser, mal links, aber die Flußquerungen waren gut machbar. Nach einiger Zeit gelangt man an eine kleine Geländestufe, die rechts gut umgangen werden kann. Oberhalb verengt sich das Flußbett zu einer Schlucht und ich blieb auf den Wiesen rechts davon. Das ging zunächst sehr gut, aber die Schlucht macht einen großen Rechtsbogen und man muss schließlich in die Schlucht hinabsteigen. Hier habe ich mich sehr schwergetan und bin an einer nicht optimalen Stelle ziemlich heikel hinuntergekraxelt. Auf dem Rückweg habe ich einen besseren (aber auch nicht ganz unproblematischen) Weg gefunden: Man steigt die Grashänge bis ganz nach oben und quert dann links in die Schlucht hinein. Hier finden sich auch einige Steigspuren. Die Schlucht wird hier wieder breiter und man kann (in der Schlucht bleibend) durch ein recht steiles aber noch gut machbares Schuttfeld hinaufsteigen bis eine Steigspur auf ca. 2600m nach rechts führt.
Nun muss die Wand auf der rechten Talseite nach rechts oben gequert werden. Dazu folgte ich der Steigspur rechts hinauf und gelangte auf einige steile und durchaus etwas heikle Terassen, die nach rechts hinüberführten. Ein Steinmännchen zeigte mir an, dass ich auf der richtigen Route war und half mir, an der steilsten Stelle, den richtigen Weg zu finden. Oben wird das Gelände immer flacher und man gelangt leicht in die Scharte zwischen Monte Cassa del Ferro und Cima di Pra Grata.
Von hier aus stieg ich ziemlich direkt Richtung Gipfel an, was zwar machbar, aber auch nicht optimal war. Am Besten ist es, man steigt zunächst von der Scharte etwas hinauf und quert dann unterhalb eines massiven Felsvorsprungs nach rechts. So gelangt man in ein flaches Tal, durch das man gemütlich zum oberen Teil des Ostgrates hinaufwandern kann. Oben folgte ich dem Ostgrat, der zunehmend schmaler und steiler wird. Etwa 50m unterhalb des Gipfels befindet sich die Schlüsselstelle: Der Grat besteht hier für ein kurzes Stück nur aus einer senkrecht stehenden, sehr schmalen und verdammt ausgesetzten Platte. Die Schwierigkeit dürfte mit II zu bewerten sein.
Eigentlich klettere ich den zweiten Schwierigkeitsgrad so sicher, dass mir Ausgesetztheit nichts ausmacht, aber die Bedingungen waren sehr schlecht: Mindestens 10cm Schnee, dessen untere Schicht mehr Eis als Firn war. Sehr vorsichtig kletterte ich das schon recht steile Stück bis zum Beginn der Platte hinauf und inspizierte die Stelle genau. Es sah ziemlich gefährlich aus, ich überlegte also zuerst einmal ganz in Ruhe, ob ich nicht vielleicht umdrehen sollte. Dann kam mir eine verrückte Idee, die ich ebenfalls sehr vorsichtig ausprobierte: Ich rutschte rittlings über die Platte! Dabei wurde ich zwar sehr nass, aber es funktionierte gut und ich fühlte mich sicher. Auf der anderen Seite angelangt war der Gipfel schon zum Greifen nah und nach fünf Minuten einfachem Gehgelände stand ich oben. Rückblickend auf die Verkettung von Zufällen (Die nicht fahrende Seilbahn, dass ich ein Fahrrad im Auto hatte, dass ich durch bloßes Angucken des Berges direkt den richtigen Weg gefunden hatte und dass das Wetter trotz der schlechten Vorhersage einigermaßen gehalten hatte) musste ich fast laut lachen darüber, dass ich ein so tolles Gipfelziel erreicht hatte.
Obwohl es ziemlich bewölkt war hatte ich gute Sicht, da die Wolken gerade hoch genug hingen. Ich genoss also die fantastische Aussicht, leider war es sehr windig und kalt. Dazu kam ja noch dass ich nass war von meiner wilden Rutschaktion, also ging es schnell wieder hinunter mit aller gebotenen Vorsicht an der Schlüsselstelle, die ich wieder genauso bewältigte. Der Rest des Rückwegs verlief sehr gut, wie zwischendurch schon erwähnt fand ich ja ein paar bessere Möglichkeiten als auf dem Hinweg. Die Stunde Fahrradfahren war dann nochmal ziemlich anstrengend, aber da die Gegend (besonders im Abendlicht) so schön war verging die Zeit auch recht schnell und ich erreichte müde aber sehr zufrieden mein Auto.
Einige kurze Bemerkungen: Obwohl der Berg sehr abgelegen ist, ist er mit Hilfe eines Fahrrads recht gut zu erreichen. Dazu benötigt man nicht einmal ein Mountain-Bike, ein normales Fahrrad tut es auch. Der Weg an den Seen entlang ist sehr schön und für sich genommen wenig anstrengend, da man kaum Höhenmeter zurücklegen muss.
Die Schwierigkeit der Tour liegt außer in der kurzen Schlüsselstelle hauptsächlich in den heiklen Querungen im Valle Bruna. Das Geröll dort ist durch so etwas wie Lehm zusammengebacken, das heißt der Boden ist zwar sehr hart aber oberflächlich sehr bröcklig, eine ekelhafte Kombination, die keinesfalls unterschätzt werden darf.
Die Schwierigkeit der Schlüsselstelle kann ich schlecht beurteilen, vielleicht ist es bei guten Bedingungen auch viel einfacher, aber ich denke als ausgesetzter IIer ist die Stelle am besten beschrieben.
Ausrüstung habe ich (außer warmer Kleidung natürlich) überhaupt keine dabeigehabt.
Insgesamt eine tolle Tour für Leute, die gerne alleine in unberührter Natur unterwegs sind.
Der Monte Cassa del Ferro war Gipfel Nr. 78 / 163 meines großen Projekts "Alle 3000er der Ostalpen mit mindestens 400m Schartenhöhe". Mehr Infos auf meiner Homepage.
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Cubemaster

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