Sein oder nicht sein - Val di Gei oder Valle di Foioi
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Dramatischer Titel; dramatisch wilde Landschaften.
Einmalige Täler, unnachsichtig gegenüber verirrten Wanderern.
Die Val di Gei ist kürzer als die Valle di Foioi, in ihrer Art genauso ruppig oder noch ruppiger, eine felsige Schlucht bis an ihr oberes Ende, aber im Gegensatz zur Valle die Foioi locken nach all den Mühen keine herrlichen Weiden mit üppigem Gras.
Die Val di Gei ist mir auf der Karte aufgefallen, die Tour hatte ich schon lange auf Grund der alten Karten geplant, erträumt und wie so manche Tour wurde sie aus Zeitmangel nie umgesetzt.
Die Val di Gei ist ein tiefer Graben, der eigenartig schräg in der Landschaft liegt. Die Formation hat wohl mit der Geologie des Gebietes zu tun.
Andreas Seeger hat bereits die Verbindung von Coroi nach Montascio beschrieben. http://hikr.org/tour/post79046.html.
Meine Photos zeigen vor allem den Weg und seine Umgebung.
Gegen 10,30h mache ich mich in Gordevio auf den Weg. Ich marschiere nach Brié, dem gelb markierten Weg folgend. Oben am Dorf stellt sich schon die erste Entscheidung: rechts gehen, links gehen, oder schräg links hinauf. Ich entscheide mich für letzteres und siehe da: richtig. Eine kleine leuchtend blaue Notiz weist den Weg: Montasc, Cortagel. Ein schöner, grosszügiger Weg führt nach Cortasel. Offensichtlich kommt das Leben in dieses Maiensäss zurück. Im untersten Gebäude wird gebohrt und gewerkt. Es findet sich ein Cachistrauch in mitten von Brombeeren mit vielen schönen orangefarbenen Früchten behangen. Die grosse Versuchung, aber der Dornen sind zu viele und so trolle ich mich davon, ohne saftig süsse Cachi im Bauch. Schade.
Auch der Weg hinauf nach Montasc macht keine Probleme. Er ist die meiste Zeit gut sichtbar. Montasc liegt auf einer schönen Terrasse. Viele Gebäude sind zerfallen, einige wenige erhalten. Der Weg nach Coroi ist gut sichtbar.
Nun beginnt das Abenteuer. Höhenmeter justiert, alte Karten herausgeklaubt. Zuerst bis zur obersten Ruine gehen. Nicht weit davon sieht man ein Mäuerchen. Hier ist wohl das alte Trasse. Eine schöne Weganlage, allerdings ziemlich überwachsen. Dies muss einmal ein stattlicher Weg gewesen sein. Er findet sich genau dort, wo er in der Karte eingezeichnet ist. Ich gehe bis zum Talrand. Von rechts kommt noch ein Pfad, direkt von Montascio. Es scheint alles gar nicht so schlimm zu sein und ich frage mich, weshalb der Weg auf den neueren Karten nicht eingezeichnet ist. Herrliche Aussicht. Gemütlich gehe ich weiter und dann, was sehe ich da:
Ein schwarzes Loch und ein Weg, der sich verschmälernd hinunter zieht. Rechts davon Abgründe. Im Winter scheint keine Sonne hin. Also da soll ich runter. o.k. Die Route ist gut erkennbar, mehr Sorgen machen mir die zerklüfteten Felsen oben am Weg. Wenn da nur nichts runter stürzt. Also möglichst schnell und ohne auszurutschen gehen. Dann geht's wieder hoch. Ich bin den Gemsen dankbar, die den Weg unterhalten. Bald bin ich von den Felsen weit genug entfernt und vor Steinschlag sicher. Ich beschaue mir den nächsten Graben. Oben dran wieder Felsen, diesmal zum Teil überhängend und auf dem Weg einiges an neuerem Schutt. Auf der anderen Seite hoch oben sehe ich ein Mäuerchen, das dem Mäuerchen in der Valle die Foioi täuschend ähnlich sieht. Also auch hier wurde ein Mäuerchen vor die Felsen über dem Abgrund gebaut, um den Uebergang zu erlauben. Ueberhaupt erinnert mich der Weg hier je länger je mehr an den Weg in der Valle di Foioi.
In den letzten Tagen kein Regen mehr, kein Frost, kein Sonnenschein hier drinnen, also sollte die Steinschlaggefahr nicht allzu gross sein, und überhaupt, nach der Felsbrockenattacke auf der Strada alta der Leventina scheint Glück sowieso die Hauptrolle zu spielen im Leben. Also schnell die heikle Stelle überwinden. Auf der andern Seite führt der Weg dann wirklich über besagtes Mäuerchen und dann durch steiles Grasgelände Hier gibt es mehrere Spuren, die teils dem Weg entsprechen und teils nur von Gemsen begangen werden. Dort wo der Weg ist, bzw. gedacht ist, finden sich selten alte Schnittspuren. Unbedingt darauf achten, da eine Passage sowohl oben dran, wie auch unten dran praktisch unmöglich und gefährlich ist.
Und plötzlich befinde ich mich auf einem wunderschönen breiten Weg, der innert Kürze nach Mella führt.
Die Bewohner hier scheinen keine Freude an Wanderern zu haben. Alles ist mit Gattern verriegelt. Ich möchte nach Aiarlo und dann nach Maggia. Also muss ich irgendwie auf die andere Seite des Maiensässes. Ich klettere über zwei Gatter und bin in der Siedlung. Ein Tor, das den Hauptweg versperrt, ist unmöglich zu überwinden.
Nun bin ich erstmals ratlos. Dann sehe ich auf einem Stein einen Pfeil und da steht Fiume, Maggia. Also sehe ich mir das mal an. Dann finde ich auf einer Stufe am Boden unter Laub geschrieben Aiarlo. Super. Ich freue mich schon. Auf der Karte ist der Weg als rot weiss markierter Wanderweg eingezeichnet. Hier in Mella scheint allerdings die Farbe ausgegangen zu sein. Es gibt verschiedene Weglein und ein schönes Trasse, das aber in die falsche Richtung, nämlich nach oben führt. Ich denke, schönes Trasse ist immer gut, bis es sich oben im Wald in nichts auflöste. Wenn ich dem Hang entlang traversiere, sollte ich auf den Weg stossen, der Hang ist nicht sehr steil. Aber ich hatte die Rechnung ohne das Buchenlaub gemacht. Nachdem mich dieses ein paar mal beschleunigt hatte und der Hang nach unten immer steiler wurde, wurde mir die Geschichte zu mühsam und riskant und ich kehrte um. Wieder oben an den Hütten angelangt, stellte ich den Fehler fest. Ich hätte ein schmales Weglein wählen müssen, das oben am Weiler vorbeiführt, eine Umfahrung quasi. Eine Stunde bin ich da oben herumgeirrt. Jetzt ist es Zeit zum Abstieg auf schönem Weg nach Malai und Archeggio.
Material: Höhenmesser. Der alte Weg befindet sich mehr oder weniger entlang der Höhenkurve 1100m.
Stöcke.
Gute Geländegängigkeit, sicheres Wetter und vorsichtige Beurteilung der Steinschlaggefahr sind essentiell für diese wilde einsame Tour.
Gordevio Montascio T2, Traversierung T4+, Abstieg von Mella nach Gordevio T2.
Einmalige Täler, unnachsichtig gegenüber verirrten Wanderern.
Die Val di Gei ist kürzer als die Valle di Foioi, in ihrer Art genauso ruppig oder noch ruppiger, eine felsige Schlucht bis an ihr oberes Ende, aber im Gegensatz zur Valle die Foioi locken nach all den Mühen keine herrlichen Weiden mit üppigem Gras.
Die Val di Gei ist mir auf der Karte aufgefallen, die Tour hatte ich schon lange auf Grund der alten Karten geplant, erträumt und wie so manche Tour wurde sie aus Zeitmangel nie umgesetzt.
Die Val di Gei ist ein tiefer Graben, der eigenartig schräg in der Landschaft liegt. Die Formation hat wohl mit der Geologie des Gebietes zu tun.
Andreas Seeger hat bereits die Verbindung von Coroi nach Montascio beschrieben. http://hikr.org/tour/post79046.html.
Meine Photos zeigen vor allem den Weg und seine Umgebung.
Gegen 10,30h mache ich mich in Gordevio auf den Weg. Ich marschiere nach Brié, dem gelb markierten Weg folgend. Oben am Dorf stellt sich schon die erste Entscheidung: rechts gehen, links gehen, oder schräg links hinauf. Ich entscheide mich für letzteres und siehe da: richtig. Eine kleine leuchtend blaue Notiz weist den Weg: Montasc, Cortagel. Ein schöner, grosszügiger Weg führt nach Cortasel. Offensichtlich kommt das Leben in dieses Maiensäss zurück. Im untersten Gebäude wird gebohrt und gewerkt. Es findet sich ein Cachistrauch in mitten von Brombeeren mit vielen schönen orangefarbenen Früchten behangen. Die grosse Versuchung, aber der Dornen sind zu viele und so trolle ich mich davon, ohne saftig süsse Cachi im Bauch. Schade.
Auch der Weg hinauf nach Montasc macht keine Probleme. Er ist die meiste Zeit gut sichtbar. Montasc liegt auf einer schönen Terrasse. Viele Gebäude sind zerfallen, einige wenige erhalten. Der Weg nach Coroi ist gut sichtbar.
Nun beginnt das Abenteuer. Höhenmeter justiert, alte Karten herausgeklaubt. Zuerst bis zur obersten Ruine gehen. Nicht weit davon sieht man ein Mäuerchen. Hier ist wohl das alte Trasse. Eine schöne Weganlage, allerdings ziemlich überwachsen. Dies muss einmal ein stattlicher Weg gewesen sein. Er findet sich genau dort, wo er in der Karte eingezeichnet ist. Ich gehe bis zum Talrand. Von rechts kommt noch ein Pfad, direkt von Montascio. Es scheint alles gar nicht so schlimm zu sein und ich frage mich, weshalb der Weg auf den neueren Karten nicht eingezeichnet ist. Herrliche Aussicht. Gemütlich gehe ich weiter und dann, was sehe ich da:
Ein schwarzes Loch und ein Weg, der sich verschmälernd hinunter zieht. Rechts davon Abgründe. Im Winter scheint keine Sonne hin. Also da soll ich runter. o.k. Die Route ist gut erkennbar, mehr Sorgen machen mir die zerklüfteten Felsen oben am Weg. Wenn da nur nichts runter stürzt. Also möglichst schnell und ohne auszurutschen gehen. Dann geht's wieder hoch. Ich bin den Gemsen dankbar, die den Weg unterhalten. Bald bin ich von den Felsen weit genug entfernt und vor Steinschlag sicher. Ich beschaue mir den nächsten Graben. Oben dran wieder Felsen, diesmal zum Teil überhängend und auf dem Weg einiges an neuerem Schutt. Auf der anderen Seite hoch oben sehe ich ein Mäuerchen, das dem Mäuerchen in der Valle die Foioi täuschend ähnlich sieht. Also auch hier wurde ein Mäuerchen vor die Felsen über dem Abgrund gebaut, um den Uebergang zu erlauben. Ueberhaupt erinnert mich der Weg hier je länger je mehr an den Weg in der Valle di Foioi.
In den letzten Tagen kein Regen mehr, kein Frost, kein Sonnenschein hier drinnen, also sollte die Steinschlaggefahr nicht allzu gross sein, und überhaupt, nach der Felsbrockenattacke auf der Strada alta der Leventina scheint Glück sowieso die Hauptrolle zu spielen im Leben. Also schnell die heikle Stelle überwinden. Auf der andern Seite führt der Weg dann wirklich über besagtes Mäuerchen und dann durch steiles Grasgelände Hier gibt es mehrere Spuren, die teils dem Weg entsprechen und teils nur von Gemsen begangen werden. Dort wo der Weg ist, bzw. gedacht ist, finden sich selten alte Schnittspuren. Unbedingt darauf achten, da eine Passage sowohl oben dran, wie auch unten dran praktisch unmöglich und gefährlich ist.
Und plötzlich befinde ich mich auf einem wunderschönen breiten Weg, der innert Kürze nach Mella führt.
Die Bewohner hier scheinen keine Freude an Wanderern zu haben. Alles ist mit Gattern verriegelt. Ich möchte nach Aiarlo und dann nach Maggia. Also muss ich irgendwie auf die andere Seite des Maiensässes. Ich klettere über zwei Gatter und bin in der Siedlung. Ein Tor, das den Hauptweg versperrt, ist unmöglich zu überwinden.
Nun bin ich erstmals ratlos. Dann sehe ich auf einem Stein einen Pfeil und da steht Fiume, Maggia. Also sehe ich mir das mal an. Dann finde ich auf einer Stufe am Boden unter Laub geschrieben Aiarlo. Super. Ich freue mich schon. Auf der Karte ist der Weg als rot weiss markierter Wanderweg eingezeichnet. Hier in Mella scheint allerdings die Farbe ausgegangen zu sein. Es gibt verschiedene Weglein und ein schönes Trasse, das aber in die falsche Richtung, nämlich nach oben führt. Ich denke, schönes Trasse ist immer gut, bis es sich oben im Wald in nichts auflöste. Wenn ich dem Hang entlang traversiere, sollte ich auf den Weg stossen, der Hang ist nicht sehr steil. Aber ich hatte die Rechnung ohne das Buchenlaub gemacht. Nachdem mich dieses ein paar mal beschleunigt hatte und der Hang nach unten immer steiler wurde, wurde mir die Geschichte zu mühsam und riskant und ich kehrte um. Wieder oben an den Hütten angelangt, stellte ich den Fehler fest. Ich hätte ein schmales Weglein wählen müssen, das oben am Weiler vorbeiführt, eine Umfahrung quasi. Eine Stunde bin ich da oben herumgeirrt. Jetzt ist es Zeit zum Abstieg auf schönem Weg nach Malai und Archeggio.
Material: Höhenmesser. Der alte Weg befindet sich mehr oder weniger entlang der Höhenkurve 1100m.
Stöcke.
Gute Geländegängigkeit, sicheres Wetter und vorsichtige Beurteilung der Steinschlaggefahr sind essentiell für diese wilde einsame Tour.
Gordevio Montascio T2, Traversierung T4+, Abstieg von Mella nach Gordevio T2.
Tourengänger:
Regula52

Communities: Alleingänge/Solo, Ticino Selvaggio
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