Kreuzberg Traverse Plus
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Eine der ganz grossen, klassischen Unternehmungen im Alpstein – ein Tag im vertikalen Reich der Kreuzberge!
Zuerst mal: Danke Alpin_Rise für die Hammer-Tour! Hier geht's zum Kreuzberge-Bericht von Alpin_Rise.
Die Traversierung der Kreuzberge ist eine der klassischen, anspruchsvollen Touren im Alpstein. Während sie früher häufig gemacht wurde, wird sie heute (wie im Führer geraten) meist nicht mehr vollständig durchgeführt. Die Traverse ist einfacher in West-Ost Richtung, da viele steile Aufschwünge so im Abstieg (Abseilen) überwunden werden. Da die Kreuzberge ein Klettergebiet par excellence sind, gibt es fast überall Sicherungspunkte und sanierte Abseilstellen. Das Anforderungsprofil für diese Tour reicht über das eines reinen Sportkletterers hinaus. Die nötigen Kletterschwierigkeiten halten sich mit einer Seillänge im V. Grad in Grenzen, dazu kommen jedoch ausgesetzte T6-Passagen und zwischen K III bis K I auch noch teils brüchiger Fels dazu.
Auf jeden Fall ist die Kreuzberg Traverse ein grossartiges Erlebnis in wilder Bergwelt, das durch die logischen Linien und die immer wieder traumhaft schönen Kletterpassagen besticht. Wir hatten uns mit einigen Touren (1, 2, 3, 4) in den letzten Monaten mit den Kreuzbergen vertraut gemacht, so dass wir wenigstens einen Teil der Routen schon kannten. Die Schlüsselstelle der gesamten Traverse West-Ost stellt mit Sicherheit der Übergang von K II auf K I dar. Wer es weniger abenteuerlich möchte, bricht die Traverse nach K III ab. Für die Gesamtüberschreitung benötigten wir 7 Stunden. Vor allem die Seilhandhabung ist zeitraubend. Mein Bericht trägt den Titel „Kreuzberg Traverse Plus“, da wir neben den Kreuzbergen noch die restlichen Gipfel zwischen Wildhaus und diesen bestiegen haben. Die Idee den Kamm weiter in Richtung Hoher Kasten zu verfolgen erlosch leider mit dem Tageslicht.
Gulmen (T2)
Da Alpin_Rise 10 Sekunden zu lange Zähne putzte (und deshalb den ersten Zug verpasste), hatte ich in Wildhaus eine Stunde Vorlaufzeit – Grund genug eine Aufwärmrunde vorne hin zu hängen. In wunderschönem Morgenlicht in 1h 18 min auf den Gulmen Pt 1994, ein sehr schöner, aussichtsreicher Wanderberg mit einem guten Bergweg. Schneller Abstieg. Kurz vor Alp Tesel treffe ich den verspäteten Kletterpartner.
Gätterifirst (T6, II+, WS+)
Beim Anblick der mit Reif (ein kalter Herbstmorgen!) überzogenen Felsen hängten wir das Projekt Rosakante bald an den Nagel und entschieden uns den Gätterifirst auf der Normallroute anzugehen – ein sehr schöner, exponierter Aufstieg! Seit meinem Besuch vor vier Wochen hat sich niemand mehr ins Gipfelbuch eingetragen. Abstieg auf der gleichen Route, über den Mutschen und an den Fuss der Kreuzberge.
Kreuzberg VIII (T6, II)
Vom Mutschensattel auf der hier beschriebenen Route auf K VIII. Eine steile Passage im Couloir und ein kleines Kamin kurz vor dem Gipfel erfordert jeweils kurz Kletterei im II. Grad.
Kreuzberg VII (3c)
K VII sind wir über die lohnende Biedermannkante angegangen. 1-2 SL, unten III, oben knapp IV auf 10m, gute Absicherung mit Bohrhaken. Abstieg am kurzen Seil ca. 50m gegen Osten zur Abseilstelle (T5). 50m Abseilen und in wenigen Schritten in den Sattel VII/VI.
Kreuzberg VI (4a)
Die Ersteigung von K VI erfordert Kletterei im IV. Grad. Über eine kleine Stufe an den Wandfuss und in 2 SL auf den Gipfel. 1. SL: 40m, 5 Bohrhaken, gemäss Kletterführer 4a, meiner Meinung etwas mehr, anfangs senkrecht auf 15m, aber gutgriffig. 2.SL: ca. 3c auf 15m, einige Bohrhaken. Beim Abstieg kann der Daumen, die markante Felsnadel im Ostgrat von K VI mitgenommen werden (T5). Leichtes Abklettern zur nordseitigen Abseilstelle (II) hinter einem Fels direkt unter dem Daumen. Spitzenmässiges Abseilen direkt über das Felsloch (20m)!
Kreuzberg V (III, ZS)
Einer der schönsten Abschnitte der Traverse! Der Westgrat auf K V ist wunderbar luftig und gutgriffig (II+, Bohrhaken). Nach den Aufschwüngen einfacher über den teils exponierten Grat zum Gipfel. Der Abstieg von K V ist anspruchsvoll. Man klettert ziemlich weit in steilem Gelände, anfangs auf dem Grat, später etwas in der Nordflanke gegen Osten ab (III, ZS). Die Abseilstelle befindet sich unmittelbar unter einem markanten, schlanken Felsturm, den man sehr exponiert links umgeht. 50m Abseilen in die Scharte.
Kreuzberg IV (T5, 5a)
Klettertechnische Schlüsselstelle der Traversierung. Hier haben wir das einzige Mal die Kletterfinken aus dem Rucksack genommen. Die erste Seillänge ist ein klassischer 5er, der teils recht steil und feingriffiger als K VI ist. Die Absicherung ist ausreichend (Bohrhaken und verschiedene Schlaghaken). Von der Scharte zuerst leicht links haltend, am Schluss rechts hinaus auf eine Kanzel. Weiter in einfacherem, teils etwas grasdurchsetztem Gelände (I-III+) auf den Gipfel. Abstieg auf der Normalroute (Weglein, T5+).
Kreuzberg III (T6, 4a)
Unter K III konnten wir es uns nicht verkneifen, statt dem Normalaufstieg das „Schmale Südrippli“ zu wählen. Die Schwierigkeit dieser plaisirmässig abgesicherten Route ist von Jürg von Känel mit 4c angegeben, was deutlich zu hoch ist. Knapp IV ist treffender. Die Kletterei führt fantastisch exponiert über einen schmalen, langsam steiler werdenden Felskamm und hat insgesamt vier Seillängen. Der Abstieg von K III ist anspruchsvoll und teilweise heikel. Alpin_Rise hat die Route vor einem Monat in umgekehrter Richtung begangen. Wir wählten heute eine Variante, die für den Abstieg besser geeignet ist. Vom Gipfel den immer schmaler werdenden Grasgrat hinunter. Von diesem quert man sobald es möglich ist links in eine Rinne (4m, II, nicht von oben in die Rinne einsteigen!). In der Rinne und in der Nordflanke bergab und über einen Felsturm (Wegspuren). Weiter auf dem Grat bis zu einem Muniring. 50m Abseilen durch das tief eingeschnittene, brüchige Couloir, das auch für den Aufstieg benutzt werden könnte.
Kreuzberg II (T6, II+)
In wenigen Minuten auf der Normalroute auf K II. Wir haben das einfachere, rechte Kamin gewählt. Abstieg auf dem ausgesetzten, grasigen und ab und zu brüchigen Grat gegen Osten. Die Abseilstelle ist schlecht sichtbar: Sie befindet sich einige Meter nördlich des Grates oberhalb einer breiten Rinne. 2x 50m Abseilen (2. SL schräg nach rechts in die Scharte halten).
Kreuzberg I (T6, 4b, S)
K I ist mit Abstand der schwierigste Kandidat… Er ist der einzige Gipfel der Kreuzberge, der tatsächlich ein Gipfelkreuz hat. Wirklich empfehlenswert ist die Besteigung nur über die Flugroute (6a). Unsere Route ist ein heutzutage selten unternommenes Abenteuer auf unglaublich ausgesetzten Graten und in schlechtem Fels. Ich bewerte die Route zusätzlich mit S, da die Unternehmung nicht mehr viel mit Sportklettern zu tun hat und ernsthaft ist.
Am langen Seil über einige Felstürme auf dem exponierten Grat bis zu einem markanten Spitz (II). Dahinter gähnt die Leere… Eine fast 20m tiefe Scharte versperrt den Weiterweg. Diese müsste mit einem Seilbähnli überwunden werden, was uns in dem Moment allerdings nicht in den Sinn kam. Das Spreizen über den Spalt und die Erkletterung der gegenüberliegenden Wand sollte möglich sein (gemäss Führer IV, wahrscheinlich jedoch schwerer). Wir seilten schliesslich 20m ab zum 2. Muniring der alten Abseilpiste und stiegen dann entlang mehrerer, alter Schlaghaken in sehr unangenehmem Gelände (IV+) linkshaltend wieder auf den Grat zurück. Der Gratabschnitt bis unter K I ist wohl die exponierteste Passage, die ich je erlebt habe. Die Kletterei ist nicht eigentlich schwierig (II-III), der Grat jedoch äusserst schmal und bisweilen auch brüchig. Anschliessend einfach auf K I – 18.45 Uhr, geschafft! Abseilen über die neue Piste, die in der Scharte näher bei K I ansetzt. Auf der ersten Seillänge wird der Seilerste mit Vorteil abgebremst. Man hält stark nach links, hinter einem Türmchen durch (weisse Pfeile). Dann 55m senkrecht abseilen. Ist das Seil zu kurz gibt es noch einen Zwischenstand. Mit Einbruch der Dämmerung sind wir unten – das war ein Abenteuer! In der Dunkelheit über die Bollenwees nach Brüllisau.
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