Überschreitung Walenstöcke
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Von der Stadt Luzern aus gesehen präsentieren sich die Walenstöcke prominent im Panorama. Und deshalb reiben sie mir fast täglich unter die Nase, dass diese Gegend immer noch auf meiner Wunschliste steht. Am letzten goldigen Herbsttag erfülle ich mir endlich den Traum mit einer grandiosen Überschreitung des Gross Walenstock, Rigidalstock, Spitz Mann und Schyeggstock.
Bei der Vorbereitung der Tour gerate ich ins Grübeln. Kann es sein, dass man bei der Anreise mit dem ersten Postauto tatsächlich fast eine Stunde auf die Fahrt mit der Bergbahn warten muss? Zum Glück ist dem nicht so und die Fahrgäste des gut gefüllten gelben Busses werden unverzüglich in drei Fuhren zur Bannalp hochgezogen.
Von der Chrüzhütte (1713m) heisst es zunächst flach um den See einlaufen, bevor der Wanderweg über die Alp Oberfeld nach Walegg (1951m) aufsteigt.
Die Route auf dem Walengrat über den Rund ist von Sputnik gut beschrieben. Für den ersten felsigen Aufschwung wähle ich nicht den Umweg über die Rinne sondern klettere direkt hoch. Auch um etwas das Gefühl für den Felsen zu bekommen. Die Schlüsselstelle ist wirklich extrem ausgesetzt. Es hängt dort wieder ein Seil, das ein Vorgänger zur Selbstsicherung gebraucht hat. Aber viel nützt das nicht. Bei diesem IIIer komme ich arg an meine Grenzen. Der erste Tritt scheint mir schon etwas abgenutzt zu sein. Ich mogle mich hoch, in dem ich die neuen Bohrhaken als Tritte missbrauche. An dieser Stelle wäre ich ehrlich gesagt einem Fixseil nicht abgeneigt…
Doch danach folgt eine sanfte Grasflanke und ich kann wieder durchatmen. Nach wenigen Minuten ist mit dem Rund (2267m) der erste Gipfel erreicht. Den Felszacken nach dem Rund übersteige ich irrtümlich, man könnte ihn weitaus bequemer umgehen (sehr hilfreich ist dieses Foto von Delta). Der folgende Aufschwung ist ein klassisches T6. Nach der markanten Scharte steigt man hoch, bis man auf einer felsigen Terrasse vor einer Felswand steht. Nun ist man exakt ein Band zu weit aufgestiegen. Für die Querung in die Ostflanke muss man wieder ein paar wenige Meter absteigen. Anschliessend erreicht man über die Flanke wieder den Grat, dem man nun direkt bis zum Gross Walenstock (2572m) folgt.
Ich balanciere über den abwechslungsreichen Grat nach Süden. Weiter über die Westflanke, wo ich schliesslich auf die letzten Meter des Klettersteigs zum Rigidalstock (2593m) stosse. An diesem sonnigen Prachtstag ist verständlicherweise viel Betrieb hier oben. Deshalb geniesse ich nur kurz die Aussicht und flüchte bald wieder in einsamere Gefilde…
Der Ostgrat präsentiert sich zunächst beinahe waagerecht, bevor er steil abbricht. Davor kann man allerdings in einer markanten Rinne elegant absteigen. Insgesamt ein T5 II, allerdings sehr schuttig. Im darauf folgenden Sattel lege ich eine „Zwangs“-Pause ein und warte den Gegenverkehr ab. Gespannt verfolge ich den Abstieg von zwei Kletterern am nächsten Gipfel meines Programms. Nach einem kurzen Wortwechsel mache ich mich an den Aufstieg zum Spitz Mann (2578m). Über bombenfesten Felsen mit teilweise eingelassenen, natürlichen Kletternoppen hangle ich mich direkt dem Grat entlang nach oben. Für den letzten Aufschwung wähle ich die direkte Variante. Das Fixseil hängt immer noch, es fühlt sich allerdings etwas ausgedörrt an. Meinem kräftigen Kletterzug hält es allerdings stand, und schon stehe ich auf dem Gipfel. Neben dem traumhaften Panorama kann ich hier auch die Kletteraktion der beiden vorher getroffenen Berggänger am Ostgrat des Rigidalstocks bestaunen. Sie wählen die direkte Route an der Kante entlang in den Rummel auf dem Nachbarsgipfel.
Die beiden Kletterer sind über den Ostgrat auf den Spitz Mann gestiegen. Gemäss ihren Aussagen gibt es zwei heiklere Stellen im IIIer Bereich, insgesamt sei es einfach extrem ausgesetzt. So wage ich einen Versuch und steige Richtung Osten ab. Umkehren und wieder hinaufklettern kann ich im Zweifelsfall immer. Das mit der extremen Ausgesetztheit kann ich bestätigen. Und auch zwei Schlüsselstellen habe ich angetroffen. Doch können diese maximal III- gewesen sein, sonst wäre ich wohl – zu meinem Erstaunen – nicht so locker hinunter gekommen…
Auch die Uhrzeit sorgt für eine Überraschung. Ich habe nicht gedacht, dass ich so zügig vorankomme. Macht aber nichts, so hänge ich einfach noch einen Gipfel dran. In der Rinne neben dem markanten Kamin geht es wieder hoch zum Grat. Je nach Routenwahl und Vorliebe Kletterei im Bereich zwischen II und III. Nach einigen Metern auf dem Grat erreiche ich den Schyeggstock (2568m). Im Gipfelbuch von Sputnik hat es noch viel Platz. Auch der Hikr-Schatz scheint nicht beliebt zu sein. Es hat wohl niemand Lust zum Knabbern …
Der anschliessende Abstieg erfolgt auf dem Ostgrat, wobei bald in Nordflanke ausgewichen werden muss. Aber diese Hanglage sollte man geniessen. Denn bald erhält man die volle Dosis Graterlebnis: Neben der Kante geht es gefühlte 400m runter. Und während ich am Grat hangle, kreist unten ein Steinadler. Als ich endlich wieder sicheren Boden unter den Füssen und meine Kamera ausgepackt habe, ist der Adler natürlich schon längst über alle Berge.
Von der Lücke schwanke ich durchs Geröll. Dieses ist leider zu grob, um darauf zu bequem ins Tal zu surfen. Die Sattelteufi ist eine ausserirdisch schöne Gegend: Ein Einsamer und ruhiger Kessel mit Hügel und Löchern. Ab dem Biwak stosse ich auf Steinmännchen und vereinzelte orange Markierungen. Im Nebel wäre man wohl aber wohl trotz dieser Signale ziemlich verloren.
Der Abstieg durch den Wyss Tritt ist blau markiert und es sind durchgehend Pfadspuren erkennbar. Wegen der Nordlage präsentiert sich diese Passage allerdings äusserst feucht. Der Abstieg gestaltet sich deshalb erdig schmierig und auch die Felsen sind ziemlich reibungsarm. Kurz gesagt: Heikles Gelände. Wegen der Ausgesetztheit ist nochmals volle Konzentration nötig.
Auf dem abschliessenden Weg um den Bannalpsee löst sich dann aber die Anspannung definitiv und Glücksgefühle machen sich bereit. Zumal an der Bergstation noch kein grosser Menschenauflauf auszumachen ist. Auch die Wirtin im Restaurant Unterstaffel meint, dass die Zeit noch locker für Kaffee und Nussgipfel reichen…
Bei der Bahnstation folgt allerdings anschliessend die Ernüchterung in Form einer 30m langen Schlange. Das traumhafte Wetter lockt eben nicht nur mich in die Berge. Die einkalkulierte halbe Stunde Wartezeit reicht bei weitem nicht, so kann ich die Abfahrt des Postautos von oben verfolgen. Aber zum Glück ist man unter gleichgesinnten Bergfreunden. So finde ich leicht eine Mitfahrgelegenheit nach Wolfenschiessen. Das Angebot gerade bis nach Luzern mitzureiten, lehne ich allerdings dankend ab. Denn bereits hier beginnt der Verkehr zu stauen. Und als ich im Zug sitzend die Blechlawine überhole, bestätigt dies meine Entscheidung…
Fazit: Eine absolute Traumtour in einer mir – trotz der Nähe – bis dato völlig unbekannten Gegend. Sicher mein Highlight der alpinen Wandersaison 2014. Aber der nächste Sommer kommt bestimmt wieder…
Bei der Vorbereitung der Tour gerate ich ins Grübeln. Kann es sein, dass man bei der Anreise mit dem ersten Postauto tatsächlich fast eine Stunde auf die Fahrt mit der Bergbahn warten muss? Zum Glück ist dem nicht so und die Fahrgäste des gut gefüllten gelben Busses werden unverzüglich in drei Fuhren zur Bannalp hochgezogen.
Von der Chrüzhütte (1713m) heisst es zunächst flach um den See einlaufen, bevor der Wanderweg über die Alp Oberfeld nach Walegg (1951m) aufsteigt.
Die Route auf dem Walengrat über den Rund ist von Sputnik gut beschrieben. Für den ersten felsigen Aufschwung wähle ich nicht den Umweg über die Rinne sondern klettere direkt hoch. Auch um etwas das Gefühl für den Felsen zu bekommen. Die Schlüsselstelle ist wirklich extrem ausgesetzt. Es hängt dort wieder ein Seil, das ein Vorgänger zur Selbstsicherung gebraucht hat. Aber viel nützt das nicht. Bei diesem IIIer komme ich arg an meine Grenzen. Der erste Tritt scheint mir schon etwas abgenutzt zu sein. Ich mogle mich hoch, in dem ich die neuen Bohrhaken als Tritte missbrauche. An dieser Stelle wäre ich ehrlich gesagt einem Fixseil nicht abgeneigt…
Doch danach folgt eine sanfte Grasflanke und ich kann wieder durchatmen. Nach wenigen Minuten ist mit dem Rund (2267m) der erste Gipfel erreicht. Den Felszacken nach dem Rund übersteige ich irrtümlich, man könnte ihn weitaus bequemer umgehen (sehr hilfreich ist dieses Foto von Delta). Der folgende Aufschwung ist ein klassisches T6. Nach der markanten Scharte steigt man hoch, bis man auf einer felsigen Terrasse vor einer Felswand steht. Nun ist man exakt ein Band zu weit aufgestiegen. Für die Querung in die Ostflanke muss man wieder ein paar wenige Meter absteigen. Anschliessend erreicht man über die Flanke wieder den Grat, dem man nun direkt bis zum Gross Walenstock (2572m) folgt.
Ich balanciere über den abwechslungsreichen Grat nach Süden. Weiter über die Westflanke, wo ich schliesslich auf die letzten Meter des Klettersteigs zum Rigidalstock (2593m) stosse. An diesem sonnigen Prachtstag ist verständlicherweise viel Betrieb hier oben. Deshalb geniesse ich nur kurz die Aussicht und flüchte bald wieder in einsamere Gefilde…
Der Ostgrat präsentiert sich zunächst beinahe waagerecht, bevor er steil abbricht. Davor kann man allerdings in einer markanten Rinne elegant absteigen. Insgesamt ein T5 II, allerdings sehr schuttig. Im darauf folgenden Sattel lege ich eine „Zwangs“-Pause ein und warte den Gegenverkehr ab. Gespannt verfolge ich den Abstieg von zwei Kletterern am nächsten Gipfel meines Programms. Nach einem kurzen Wortwechsel mache ich mich an den Aufstieg zum Spitz Mann (2578m). Über bombenfesten Felsen mit teilweise eingelassenen, natürlichen Kletternoppen hangle ich mich direkt dem Grat entlang nach oben. Für den letzten Aufschwung wähle ich die direkte Variante. Das Fixseil hängt immer noch, es fühlt sich allerdings etwas ausgedörrt an. Meinem kräftigen Kletterzug hält es allerdings stand, und schon stehe ich auf dem Gipfel. Neben dem traumhaften Panorama kann ich hier auch die Kletteraktion der beiden vorher getroffenen Berggänger am Ostgrat des Rigidalstocks bestaunen. Sie wählen die direkte Route an der Kante entlang in den Rummel auf dem Nachbarsgipfel.
Die beiden Kletterer sind über den Ostgrat auf den Spitz Mann gestiegen. Gemäss ihren Aussagen gibt es zwei heiklere Stellen im IIIer Bereich, insgesamt sei es einfach extrem ausgesetzt. So wage ich einen Versuch und steige Richtung Osten ab. Umkehren und wieder hinaufklettern kann ich im Zweifelsfall immer. Das mit der extremen Ausgesetztheit kann ich bestätigen. Und auch zwei Schlüsselstellen habe ich angetroffen. Doch können diese maximal III- gewesen sein, sonst wäre ich wohl – zu meinem Erstaunen – nicht so locker hinunter gekommen…
Auch die Uhrzeit sorgt für eine Überraschung. Ich habe nicht gedacht, dass ich so zügig vorankomme. Macht aber nichts, so hänge ich einfach noch einen Gipfel dran. In der Rinne neben dem markanten Kamin geht es wieder hoch zum Grat. Je nach Routenwahl und Vorliebe Kletterei im Bereich zwischen II und III. Nach einigen Metern auf dem Grat erreiche ich den Schyeggstock (2568m). Im Gipfelbuch von Sputnik hat es noch viel Platz. Auch der Hikr-Schatz scheint nicht beliebt zu sein. Es hat wohl niemand Lust zum Knabbern …
Der anschliessende Abstieg erfolgt auf dem Ostgrat, wobei bald in Nordflanke ausgewichen werden muss. Aber diese Hanglage sollte man geniessen. Denn bald erhält man die volle Dosis Graterlebnis: Neben der Kante geht es gefühlte 400m runter. Und während ich am Grat hangle, kreist unten ein Steinadler. Als ich endlich wieder sicheren Boden unter den Füssen und meine Kamera ausgepackt habe, ist der Adler natürlich schon längst über alle Berge.
Von der Lücke schwanke ich durchs Geröll. Dieses ist leider zu grob, um darauf zu bequem ins Tal zu surfen. Die Sattelteufi ist eine ausserirdisch schöne Gegend: Ein Einsamer und ruhiger Kessel mit Hügel und Löchern. Ab dem Biwak stosse ich auf Steinmännchen und vereinzelte orange Markierungen. Im Nebel wäre man wohl aber wohl trotz dieser Signale ziemlich verloren.
Der Abstieg durch den Wyss Tritt ist blau markiert und es sind durchgehend Pfadspuren erkennbar. Wegen der Nordlage präsentiert sich diese Passage allerdings äusserst feucht. Der Abstieg gestaltet sich deshalb erdig schmierig und auch die Felsen sind ziemlich reibungsarm. Kurz gesagt: Heikles Gelände. Wegen der Ausgesetztheit ist nochmals volle Konzentration nötig.
Auf dem abschliessenden Weg um den Bannalpsee löst sich dann aber die Anspannung definitiv und Glücksgefühle machen sich bereit. Zumal an der Bergstation noch kein grosser Menschenauflauf auszumachen ist. Auch die Wirtin im Restaurant Unterstaffel meint, dass die Zeit noch locker für Kaffee und Nussgipfel reichen…
Bei der Bahnstation folgt allerdings anschliessend die Ernüchterung in Form einer 30m langen Schlange. Das traumhafte Wetter lockt eben nicht nur mich in die Berge. Die einkalkulierte halbe Stunde Wartezeit reicht bei weitem nicht, so kann ich die Abfahrt des Postautos von oben verfolgen. Aber zum Glück ist man unter gleichgesinnten Bergfreunden. So finde ich leicht eine Mitfahrgelegenheit nach Wolfenschiessen. Das Angebot gerade bis nach Luzern mitzureiten, lehne ich allerdings dankend ab. Denn bereits hier beginnt der Verkehr zu stauen. Und als ich im Zug sitzend die Blechlawine überhole, bestätigt dies meine Entscheidung…
Fazit: Eine absolute Traumtour in einer mir – trotz der Nähe – bis dato völlig unbekannten Gegend. Sicher mein Highlight der alpinen Wandersaison 2014. Aber der nächste Sommer kommt bestimmt wieder…
Tourengänger:
Tobi
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