Haupt (2313m)
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Nach einiger Landesabwesenheit war es an der Zeit, mal wieder eine Bergtour zu veranstalten. Die ganze Woche über verfolgte ich das schöne Wetter aus dem Bürofenster oder auf Webcams, weshalb schnell einmal klar war: Freitag ist Frei-Tag. Zwei Kolleginnen dachten sich dasselbe, so dass wir für Freitag was Schönes ausheckten, nämlich einen Ausflug auf die Melchsee-Frutt, wo die Zwischensaison etwas Einsamkeit garantierte.
Nun, eigentlich wollten wir die Hochstollen-Glogghüs-Rothorn-Runde machen, waren uns aber bereits zu Hause bewusst, dass uns der Schnee allenfalls zu einer Ausweichtour zwingen würde. So kam es schliesslich auch und als wir sahen, dass das Haupt trocken war, wurde es schnell zum Ersatzziel erkoren. Nach etwas Einlatscherei über eine meist tragende Schneedecke ging es kurz vor Tschugglen endlich etwas in die Höhe. Dort zweigte ein Weg (T3) Richtung Europaleiter ab, der auf der Karte nicht eingezeichnet, vor Ort aber bestens markiert ist. Auf diesem erreichten wir ungefähr bei P. 2168 den Grat – und besagte Leiter.
Die durchaus beeindruckende Leiter liessen wir aber links liegen und wanderten auf dem grasigen Grat in Richtung Murmelchopf. Da hinter diesem der Grat jäh abbricht, führt kurz vor dem Gipfelchen ein Weg nach rechts (SO) in die Tiefe. Nun geht's zur Sache. Ein kurzes Fixseil hilft über eine Felsplatte hinweg und in Kürze ist ein Steinmann erreicht, hinter dem es senkrecht runter geht. Neben dem Steinmann führt eine Kette steil und recht ausgesetzt durch einen schmalen, abdrängenden Riss an den Fuss der Felswand. Insbesondere der unterste Teil ist etwas mühsam, da die wenigen vorhandenen Tritte ziemlich speckig sind. Je länger der Mensch, desto besser.
Nach einigen Metern in der steilen Flanke erreicht man die ersten Felsplatten. Recht neu und vertrauenswürdig ausschauende Schlingen helfen, den breiten Riss, der quer durch die Platten hoch führt, zu erreichen. Schaute das alles vom Steinmann oben und erst recht vom Tal unten noch brutal steil aus, stellte dies schliesslich noch eine der leichteren Passagen dar. Folgt man den grossen, stets gut sichtbaren blau-weissen Markierungen, verlässt man den Riss auf halber Höhe und quert durch die Platten ins grasige Gelände hinaus. Griffe hat's zu Genüge und wer etwas mehr Mut hat, kann einfach alles auf Reibung latschen. Auf dem Rückweg stiegen wir viel weiter oben in den Riss ein.
Nach der Platten- und der Graspassage erreicht man ein Felsband, bei welchem ein Fixseil den Auf- und Abstieg etwas entschärft. Danach folgt etwas angenehmeres, grasiges Gelände mit einem ordentlichen Pfad. Wer denkt, nun gehe es gemütlich bis zum Gipfelkreuz weiter, irrt sich. Denn schon bald wird der Grat so richtig schmal und felsig. Eine kurze, 5-10 Meter lange und eigentlich einfache Passage nötigt einem, richtig zuzupacken. So Schiss wie dort hatte ich schon länger nicht mehr, denn die Passage ist ziemlich ausgesetzt und muss in dieser Richtung abgeklettert werden. Insbesondere der Tiefblick auf der östlichen Seite ist gewaltig.
Nachdem ich die Sache etwas zittrig und mit voller Konzentration bewältigt hatte, ging's hinüber zum nächsten Fixseil. Dies hilft nun, eine etwas abschüssige Graspassage zu erklimmen. Ist man oben, steht man kurz vor dem Gipfel. Nach ein paar Schritten über den Grat gilt es, in einfacher Kraxelei den Gipfelfels zu bodigen. Wir waren recht gemütlich unterwegs und benötigten insgesamt etwa zweieinhalb Stunden für den Aufstieg.
Den Abstieg machten wir auf derselben Route. Die Tour ist eine ordentliche T5, bei Nässe sicherlich nicht empfehlenswert und eine gehörige Portion Trittsicherheit kann sicherlich nicht schaden. Wer die Sache mit Seil angehen will, kann relativ oft und vernünftig sichern. Bereits beim Abstieg kurz vor dem Murmelchopf hat es eine Abseilstelle, auf dem weiteren Weg wiederholt ziemlich neu ausschauende Bohrhaken. Einzig bei meiner Schlüsselstelle, dem schmalen Felsgrat vor dem Gipfel, sah ich keinerlei Haken.
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