Ortstock 2716m via Ostgrat
|
||||||||||||||||||||||||||
![]() |
![]() |
Wer den Geruch von Schwefel nach Steinschlag mit Bergsteiger-Romantik verbindet, dürfte auf dem Ostgrat hoch zum Ortstock finden, wonach er sucht. Nebst viel Schutt, der in Startposition lauert, dem Gesetz der Schwerkraft zu folgen und in die Tiefe zu donnern, bietet der Ostgrat aber vor allem herrliche Ausblicke, Distanz vom Rummel, Kletterei und Spannung.
Gerade diese Ungewissheit, was wohl als Nächstes kommen mag und ob man sich vorteilhaft auf dem Grat hält oder diesen doch eher links- oder rechtsseitig zu umgehen versucht, scheint mir für diese Route ganz typisch zu sein. Da kann es schon mal vorkommen, dass man eine gute Route entdeckt, diese verfolgt und letztendlich umdrehen muss... Wer sich im T6-Gelände zuhause fühlt, den dürfte dies aber kaum stören, sondern im Gegenteil seinen Pioniergeist wecken.
Um 06.25 Uhr befördert uns die Standseilbahn von Linthal hoch nach Braunwald. Der lange Anstieg zum Ostgrat führt vorerst auf dem Wanderweg bei erstaunlich trockener Vegetation (dem warmen Wind sei Dank) über Ober Stafel und Bärentritt hoch zu P. 2012. Inzwischen ist es längst hell geworden. Der Ostgrat des Ortstocks ist von P. 2012 aus bestens einsehbar, inklusive dem unverwechselbaren Einstieg in den Ostgrat, einem daumenförmigen Gendarm bei P. 2397. Selbstverständlich könnte man den Ostgrat schon weiter unten anpeilen, wie etwa hier dokumentiert, doch entscheiden wir uns dafür, es erst einmal bei der oberen Hälfte des Ostgrats zu belassen, zumal auch diese Version gemäss Beschreibung durchaus vielversprechend zu sein scheint. Und sollte uns dies nicht genügen bzw. sollten wir zeitlich genügend Reserven haben, liesse sich noch immer der schönste Muotathaler anhängen.
Südlich von Schön Büel gilt es erst, eine Geröllhalde im unteren Teil zu traversieren; ein problemloses Unterfangen, zumal das Gelände hier noch wenig steil ist. Anschliessend steigen wir erst in steilem, aber meist gut gestuftem, moosigem T6-Gelände, sodann zunehmend in Schrofengelände und am Schluss weitgehend über Geröll hoch zu P. 2397.
Bei P. 2397, unmittelbar rechts des daumenförmigen Gendarms am Ostgrat, seilen wir an, um eine senkrechte Felsstufe zu überwinden (IV). Für diese Kletterstelle empfiehlt es sich, einige Bandschlingen und Exen mitzutragen, um sichern zu können. Das Gestein ist dort zwar relativ fest, aber nicht über alle Zweifel erhaben.
Nach dieser Stelle sollte das 30m-Seil, das ganz knapp gereicht hat (besser wäre ein 40m-Seil), seinen Dienst bereits erfüllt haben. Immerhin: Meistens tragen wir es mit, ohne es auch nur einmal zu benutzen. Erst etwas links (südlich) vom Grat steigen wir in mühsamem Schuttgelände hoch und kommen kaum darum herum, bei jedem Schritt und Handgriff zu testen, ob das Gestein hält. Hier gäbe es bestimmt geeignetere Varianten des Aufstiegs... Bald begeben wir uns auf den Grat und steigen diesem entlang hoch.
Wir folgen meist dem Grat bis zu einer Stelle, an der dieser offensichtlich südlich oder nördlich umgangen werden muss. Auf der Nordseite (also rechts) lässt sich diese Stelle umgehen, indem man erst einem Schuttband folgt. Bald schon kann man problemlos in meist gutem Gestein zum Grat hochsteigen.
Schlomsch hat mit einem Foto bestens dokumentiert, wo zum Grat hochgestiegen wird; danke an dieser Stelle.
Wieder auf dem Grat angelangt, wechseln wir sofort auf die Südseite des Grates und folgen lange, zu lange einem breiten Band. Nachdem wir einige Meter umkehren müssen, steigen wir in einem wenig steilen Couloir hoch zu Grat und erreichen den Grat kurz vor dem Ostgipfel des Ortstocks.
Nach einem kurzen Besuch auf dem Ostgipfel beschliessen wir, das nordseitige Schneefeld zwischen Vorder und Hinter Ortstock am unteren Rand zu umgehen. Nach der Umgehung steigen wir sofort wieder hoch zum Grat, um noch ein letztes Mal in den Genuss dieses zwar brüchigen, aber anregenden und luftigen Grates zu kommen. Beim Hochstieg zum Grat stütze ich mich auf einen kolossalen Stein und befördere diesen geradewegs ins Tal. Mir bleibt nur noch ein Sprung zur Seite, da ich direkt unter dem Stein stehe. Puah... Irgendwie habe ich es zwar geahnt, dass der Stein nicht halten könnte. Glückicherweise habe ich mich schon im Voraus umgesehen, wie ich dem Stein ausweichen könnte. Nötig wäre diese Aktion aber nicht gewesen.
Über den Grat steigen wir hoch zum Hinter Ortstock und mischen uns unter die vielen Touristen, die via Wanderweg hochgestiegen sind. Bei herrlichem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen gönnen wir uns eine ausgiebige Pause. Der Ostgrat hat doch etwas Zeit gekostet und die Tage sind kurz geworden. So müssen wir, wenngleich mit etwas Wehmut, den Höch Turm verschieben, wohl auf 2015. Was nun noch folgt, ist ein gemütlicher, aber auch langer Abstieg nach Braunwald auf dem Wanderweg.
Eine weitere geniale Tour mit
justus! Herzlichen Dank!
Fazit: typische Glarner-Hochtour, die tolle Tiefblicke und herrliche Aussichten, T6-Gelände und anregende Klettereien bietet, aber auch meist brüchiges Gestein und teils unübersichtliches Gelände aufweist. Das Seil (vorzugsweise 40m-Seil) hat gute Dienste geleistet. Pickel und Steigeisen waren nicht von Nöten, sollten aber definitiv im Gepäck sein.
Eine gute Beschreibung der oberen Hälfte des Ostgrats, die uns bei der Tourenvorbereitung geholfen hat, findet sich hier, eine tolle Wegskizze zum Einstieg zum Ostgrat hier.
Gerade diese Ungewissheit, was wohl als Nächstes kommen mag und ob man sich vorteilhaft auf dem Grat hält oder diesen doch eher links- oder rechtsseitig zu umgehen versucht, scheint mir für diese Route ganz typisch zu sein. Da kann es schon mal vorkommen, dass man eine gute Route entdeckt, diese verfolgt und letztendlich umdrehen muss... Wer sich im T6-Gelände zuhause fühlt, den dürfte dies aber kaum stören, sondern im Gegenteil seinen Pioniergeist wecken.
Um 06.25 Uhr befördert uns die Standseilbahn von Linthal hoch nach Braunwald. Der lange Anstieg zum Ostgrat führt vorerst auf dem Wanderweg bei erstaunlich trockener Vegetation (dem warmen Wind sei Dank) über Ober Stafel und Bärentritt hoch zu P. 2012. Inzwischen ist es längst hell geworden. Der Ostgrat des Ortstocks ist von P. 2012 aus bestens einsehbar, inklusive dem unverwechselbaren Einstieg in den Ostgrat, einem daumenförmigen Gendarm bei P. 2397. Selbstverständlich könnte man den Ostgrat schon weiter unten anpeilen, wie etwa hier dokumentiert, doch entscheiden wir uns dafür, es erst einmal bei der oberen Hälfte des Ostgrats zu belassen, zumal auch diese Version gemäss Beschreibung durchaus vielversprechend zu sein scheint. Und sollte uns dies nicht genügen bzw. sollten wir zeitlich genügend Reserven haben, liesse sich noch immer der schönste Muotathaler anhängen.
Südlich von Schön Büel gilt es erst, eine Geröllhalde im unteren Teil zu traversieren; ein problemloses Unterfangen, zumal das Gelände hier noch wenig steil ist. Anschliessend steigen wir erst in steilem, aber meist gut gestuftem, moosigem T6-Gelände, sodann zunehmend in Schrofengelände und am Schluss weitgehend über Geröll hoch zu P. 2397.
Bei P. 2397, unmittelbar rechts des daumenförmigen Gendarms am Ostgrat, seilen wir an, um eine senkrechte Felsstufe zu überwinden (IV). Für diese Kletterstelle empfiehlt es sich, einige Bandschlingen und Exen mitzutragen, um sichern zu können. Das Gestein ist dort zwar relativ fest, aber nicht über alle Zweifel erhaben.
Nach dieser Stelle sollte das 30m-Seil, das ganz knapp gereicht hat (besser wäre ein 40m-Seil), seinen Dienst bereits erfüllt haben. Immerhin: Meistens tragen wir es mit, ohne es auch nur einmal zu benutzen. Erst etwas links (südlich) vom Grat steigen wir in mühsamem Schuttgelände hoch und kommen kaum darum herum, bei jedem Schritt und Handgriff zu testen, ob das Gestein hält. Hier gäbe es bestimmt geeignetere Varianten des Aufstiegs... Bald begeben wir uns auf den Grat und steigen diesem entlang hoch.
Wir folgen meist dem Grat bis zu einer Stelle, an der dieser offensichtlich südlich oder nördlich umgangen werden muss. Auf der Nordseite (also rechts) lässt sich diese Stelle umgehen, indem man erst einem Schuttband folgt. Bald schon kann man problemlos in meist gutem Gestein zum Grat hochsteigen.

Wieder auf dem Grat angelangt, wechseln wir sofort auf die Südseite des Grates und folgen lange, zu lange einem breiten Band. Nachdem wir einige Meter umkehren müssen, steigen wir in einem wenig steilen Couloir hoch zu Grat und erreichen den Grat kurz vor dem Ostgipfel des Ortstocks.
Nach einem kurzen Besuch auf dem Ostgipfel beschliessen wir, das nordseitige Schneefeld zwischen Vorder und Hinter Ortstock am unteren Rand zu umgehen. Nach der Umgehung steigen wir sofort wieder hoch zum Grat, um noch ein letztes Mal in den Genuss dieses zwar brüchigen, aber anregenden und luftigen Grates zu kommen. Beim Hochstieg zum Grat stütze ich mich auf einen kolossalen Stein und befördere diesen geradewegs ins Tal. Mir bleibt nur noch ein Sprung zur Seite, da ich direkt unter dem Stein stehe. Puah... Irgendwie habe ich es zwar geahnt, dass der Stein nicht halten könnte. Glückicherweise habe ich mich schon im Voraus umgesehen, wie ich dem Stein ausweichen könnte. Nötig wäre diese Aktion aber nicht gewesen.
Über den Grat steigen wir hoch zum Hinter Ortstock und mischen uns unter die vielen Touristen, die via Wanderweg hochgestiegen sind. Bei herrlichem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen gönnen wir uns eine ausgiebige Pause. Der Ostgrat hat doch etwas Zeit gekostet und die Tage sind kurz geworden. So müssen wir, wenngleich mit etwas Wehmut, den Höch Turm verschieben, wohl auf 2015. Was nun noch folgt, ist ein gemütlicher, aber auch langer Abstieg nach Braunwald auf dem Wanderweg.
Eine weitere geniale Tour mit

Fazit: typische Glarner-Hochtour, die tolle Tiefblicke und herrliche Aussichten, T6-Gelände und anregende Klettereien bietet, aber auch meist brüchiges Gestein und teils unübersichtliches Gelände aufweist. Das Seil (vorzugsweise 40m-Seil) hat gute Dienste geleistet. Pickel und Steigeisen waren nicht von Nöten, sollten aber definitiv im Gepäck sein.
Eine gute Beschreibung der oberen Hälfte des Ostgrats, die uns bei der Tourenvorbereitung geholfen hat, findet sich hier, eine tolle Wegskizze zum Einstieg zum Ostgrat hier.
Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden
Kommentare (3)