Oberengadin 1 | 3 - Piz Julier
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Früh starten wir, dass wir, auf der Fahrt nach St. Moritz - dazwischen (für mich: endlich) den Piz Julier erklimmen können …
Bei schönstem Wetter starten wir bei der Chamanna dal Stradin an der Julierpassstrasse - wir sind offensichtlich nicht die ersten, welche heute dieses Gipfelziel anvisieren … Erst geht’s sanft über flaches Grüngelände, danach über erste Felsblöcke, über die kleine Ebene, welche sich am Julierpass ausgeformt hat. Bald einmal jedoch haben wir den ersten Steilhang auf rutschiger, „brösmeliger“ Wegspur zu bewältigen. Dessen Ende leitet über in wieder sanfteres Gelände - doch nun beginnt der längere Gang über Tausende von kleineren oder grösseren Steinblöcken; Munteratsch Suot ist eine grössere Blockhalde. Nach einem kurzen steilen Zwischenaufstieg setzt sich diese im Munteratsch Sur fort - erfreulich, dass wir hier nicht nur die Fuorcla, sondern auch unser Gipfelziel deutlich, wenn auch noch weit entfernt, vor uns sehen.
Im doch beträchtlich steilen Schuttfeld steigen wir hoch, immerhin doch recht problemlos, und erreichen die Fuorcla Albana mit ihrer kleinen, einfachsten Schutzhütte. Vor dem eigentlichen Gipfelweg stärken wir uns hier, und machen uns dann auf den erst einfachen Gratweg, welcher zu Beginn nur sanft ansteigend zu den ersten steileren Felsformationen leitet. Hier beginnt nun - offensichtlich: durchwegs mit neusten massiven Ketten gesichert - die Senda Enferrada; eine Freude ist's, im hier grobblockigen, nicht exponierten, Gelände hochzusteigen. Was für eine unerwartet schöne - lange! - Begehung (mit einigen Höhenmetern) bietet doch dieser gut gesicherte alpine Steig: immer wieder wechseln weniger abschüssige Passagen mit relativ breitem Weg ab mit steileren Passagen, luftigeren Abschnitten und wenigen, doch exzellent gesicherten luftigen Gratschneiden. Die Fotos mögen einen einigermassen adäquaten Eindruck vermitteln …
Besonders eindrucksvoll sind die zwar seltenen Tiefblicke zum Vadret Güglia hinunter: ohne Sicherung wär’s mir da nicht so wohl, geht’s doch wohl gute 100 m annähernd senkrecht nord- und schattenseitig in die Tiefe :-0
Dank der Wegführung, welche einige Auf und Abs beinhaltet, der Länge des GipfelZustieges an sich, erfordert der Gipfelsturm seine Zeit - doch sie ist gut, „anregend“ genutzt. Für mich absolute, heutige Schlüsselstelle, stellt die aktuell vereiste, zwar nur kurze, Traverse auf der N-Seite dar, in welcher man auf schmalem Band einige Meter aufwärts gehen muss - ohne Seilsicherung wär’s für mich ein No-Go. Umso schöner die letzte Passage und der Schlussanstieg zum Piz Julier - und hier fantastisch das Glücksgefühl und das Rundum-Panorama!
Glücklich und zufrieden bin ich, dass ich da hinauf gehen konnte (liebsten Dank an meine kundige Führerin und Kennerin Ursula, ohne sie würde ich doch viele prägende, begeisternde Touren- und Gipfelerlebnisse vermissen); wir beide erfreuen uns gemeinsam am herrlichen Bergtag und - Tourenerfolg. So verweilen wir länger; wir sind doch zeitig dran, und auch ich kenne ja nun die Route - zugegeben, die vereiste Passage bereitet mir etwas Kopfzerbrechen …
Nun denn, an Zazas geflügeltes Wort erinnernd - ich passiere die Stelle später ohne grössere Schwierigkeiten; an dieser Stelle grossen Dank an die Einrichter dieses Steiges!
Auf dem Abstieg begegnen wir überraschenderweise dabuesse und seiner Begleitung (sie sind rasch von Chur mit ÖV angereist, um den herausragenden Piz Julier heute auch zu besteigen).
Genussvoll schreiten wir die erst begangene Senda Enferrada wieder ab und erreichen problemlos die Fuorcla Albana, wo wir kurz mit der oben angetroffenen Tourengängerin uns austauschen (und ihr auch anbieten, mit uns an die Julierpassstrasse abzusteigen - mit dem PW würden wir sie ins Engadin fahren …).
Nach der eher anspruchsvollen Passage im oberen Teil, in welcher der Pianist vom Waldhaus dankbar für unser Augenmerk war, verlieren wir diesen nun auch aus den Augen; der längere Abstieg in Schutt und über Blockfelder von Munteratsch Sur und Munteratsch Suot bewältigen wir frohgemut (wenn auch seine Zeit dauernd), und streben zufrieden der Chamanna dal Stradin zu.
Eine relativ kurze Fahrt bringt uns nach St. Moritz (an den Goldhang Suvretta) zu unserem Hotel, wo wir unser Zimmer beziehen, und ein einfaches, doch leckeres Mahl zu uns nehmen; am späteren Abend stossen Fraroe hinzu, wie wir anlässlich dieser gemeinsamen Tour spontan vereinbart hatten; zusammen werden wir zwei tolle Bergtouren im Oberengadin unternehmen …
ñ 1 h 45 min (Chamanna dal Stradin - Fuorcla Albana)
ñ 1 h 30 min (Fuorcla Albana - Piz Julier)
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