Schönfeldspitze (2653 m) - zwei Tage auf dem Steinernen Meer
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Wenn im Herbst die Hütten schließen, dann kehrt Ruhe ein im Steinernen Meer. Die Zivilisation zieht sich in tiefere Lagen zurück und man befindet sich hier oben weit weg vom Alltag. Die scheinbar unendlich große, gewellte Karsthochfläche des Steinernen Meers erweckt den Eindruck, man befände sich auf dem Mond - kein Mensch weit und breit, nur Karrenfelder, Berge und der (hoffentlich) blaue Himmel. Zu dieser Jahreszeit lohnt ein Besuch hier oben ganz besonders und wenn man schlau ist, dann übernachtet man in einem Winterraum, um am nächsten Morgen frisch und fröhlich in die Einsamkeit des neuen Tages starten zu können. Wen reizt nicht das Abenteuer, einmal fernab aller Zivilisation bei Kerzenschein am warmen Holzofen zu sitzen und dem Wind zuzuhören?!? Im Folgenden ist eine Übernachtung im Winterraum des Riemannhauses mit Besteigung von Schönfeldspitze, Breit- und Mitterhorn beschrieben.
Start am Parkplatz Sandten. Weiter auf der Fahrstraße, bis kurz vor der Materialseilbahn der Steig zum Riemannhaus abzweigt. Ihm folgt man abwechslungsreich und gut versichert hinauf zum Riemannhaus auf der Ramseider Scharte. Ohne Versicherungen und künstliche Trasse wäre der Aufstieg anspruchsvoll, so ist es gerade mal T3. Der Winterraum liegt unter der Terrasse; am besten verstaut man schon mal das überzählige Gepäck.
Auf geht's zum Breithorn! Von der Hütte auf gutem Steig zunächst in nördlicher, später in westlicher Richtung auf den markanten Gipfel zu, der abzweigende Eichstätter Weg bleibt unbeachtet rechts liegen. Es wird steiler und durch Schutt und gutmütige Schrofen geht's hinauf zum aussichtsreichen Breithorn.
Der Übergang zum Mitterhorn schaut spannend aus, ist aber halb so wild. Der Steig quert östlich um den Gipfelblock herum auf den hier flachen Verbindungsgrat. Auf ihm weiter, bis die Markierungen auf ein Band in der Südwestflanke leiten, auf dem die imposanten Felsgebilde am Grat umgangen werden. Knackig steil geht es schließlich wieder auf den Grat hinauf, ein durchgehendes Drahtseil hilft ängstlichen Naturen in diesem Abschnitt. Stets in Gratnähe erreicht der Steig bald darauf ohne nennenswerte Schwierigkeiten das bereits lange sichtbare Gipfelkreuz des Mitterhorns. Die Aussicht entspricht in etwa der vom Breithorn, nur nach Norden ist sie etwas umfassender. Auf dem Anstiegsweg geht es über das Breithorn wieder hinunter zur Hütte. Wenn man bei gutem Wetter unterwegs ist, kann man abends beobachten, wie sich die Wände des Sommersteins durch die untergehende Sonne feuerrot verfärben - was für ein Schauspiel! Noch schöner ist es lediglich, den Sonnenuntergang am Breithorn abzuwarten. Niemand ist zu dieser Zeit mehr unterwegs in dieser menschenverlassenen Felswüste!
Am nächsten Morgen lockt die Schönfeldspitze - kein anderer Berg des Steinernen Meers ist auch nur annähernd so schön wie sie, also stiehlt sie auch dem um lediglich einen Meter höheren Selbhorn völlig die Show. Also Vorhang auf für die Schönfeldspitze! Auf gutem Steig geht's nach Osten über Karrenfelder zu einer Verzweigung unter dem Wurmkopf, wo man dem rechten Steig folgt. Er leitet zu einer Verzweigung, dort links weiter und direkt auf die Schönfeldspitze zu, das Kreuz ist bereits zu erkennen. Durch die steile Nordwestflanke geht's durchaus recht luftig hinauf zum Grat, über weite Strecken muss dabei gekraxelt werden (I, eine Stelle I+). Verlaufen kann man sich allerdings kaum, Markierung folgt auf Markierung.
Gleich darauf geht's auf die Südseite: ein markantes Band leitet durch die enom steile Flanke hinüber nach Osten (bis I) in schrofiges Gelände und trifft auf den Anstieg von der Buchauer Scharte. Hier links weiter und auf deutlichem Steig durch Schrofen hinauf zum höchsten Punkt mit dem gewöhnungsbedürftigen Gipfelkreuz. Die Schönfeldspitze ist ein Aussichtsberg ersten Rangs, diesen 360°-Rundblick muss man eigentlich selbst gesehen haben. Das einzige Mal auf der hier beschriebenen Tour zeigt sich auch im Norden der Königssee - für die Schönfeldspitze gibt sogar er sich die Ehre! Im Süden die ganze Palette der Tauern, im Westen und Osten die Kalkalpen mit Dachstein, Steinbergen und noch vielen weiteren Namen - ganz großes Kino ist hier geboten!
Auf dem Anstiegsweg geht's wieder bis zur Verzweigung hinunter. Wer etwas Zeit übrig hat, biegt hier nicht auf den Anstiegsweg ab, sondern folgt dem Steig durch Schrofen steil bergab, bis der Schönfeldnieder erreicht wird (ein paar Stellen I). Anschließend wieder aufwärts, bis der Steig auf die Nordseite ausweicht und eine Zwischenerhebung umgeht. Durch gutmütiges Gelände wird schließlich die Buchauer Scharte erreicht.
Die Beschilderung ist hier etwas irreführend - bei der ersten Verzweigung hält man sich links. Auf markiertem Steig durch Karstgelände auf dem weitläufigen Steinernen Meer abwärts, bis man auf den Weitwanderweg E4 alpin trifft. Links weiter und in anstrengendem Auf und Ab, um den Nordgrat der Schönfeldspitze herum, zurück zum Riemannhaus; der Abzweig zum Kärlingerhaus bleibt rechts liegen. Hier sammelt man die deponierte Ausrüstung ein und dann geht's auf dem Anstiegsweg wieder zurück zum Parkplatz Sandten.
Schwierigkeiten:
Vom Parkplatz Sandten zum Riemannhaus: T3 (dank Versicherungen und ausgebauter Trasse, ansonsten wäre es deutlich schwieriger).
Zum Breithorn: T3 (unteres Level; meist steiler Schutt).
Übergang zum Mitterhorn: T4, I (ein steiles, drahtseilversichertes Stück; teilweise etwas ausgesetzt; ohne Drahtseil wäre es ein IIer).
Schönfeldspitze über Nordwestflanke: T4+, I+ (viel Kraxelei bis I, eine Stelle I+, ausgesetzt; für einen markierten Steig durchaus anspruchsvoll).
Abstieg zur Buchauer Scharte: T4, I (steile Schrofen-Kraxelei mit Stellen I, einfacher als der Anstiegsweg).
Rückweg von der Buchauer Scharte zum Riemannhaus: T2 (Vorsicht bei Nebel!).
Fazit:
In dieser Form eine hochklassige, unvergessliche 5*-Tour, auf der ein landschaftliches Highlight das andere jagt. Am Rande des Steinernen Meers offenbart sich fast jeden Moment eine grandiose Aussicht in die Ferne sowie auf das Hochplateau, es wird keine Minute langweilig. Der Winterraum des Riemannhauses ist sehr empfehlenswert, aber Vorsicht: Im Karst des Steinernen Meeres gibt es keinen Tropfen Wasser - entweder man schleppt gewaltige Mengen Trinken mit nach oben, oder man muss Schnee schmelzen.
Mit auf Tour: Delphi.
Kategorien: Berchtesgadener Alpen, Mehrtagestour, Biwak, 5*-Tour, 2600er, T4.
Start am Parkplatz Sandten. Weiter auf der Fahrstraße, bis kurz vor der Materialseilbahn der Steig zum Riemannhaus abzweigt. Ihm folgt man abwechslungsreich und gut versichert hinauf zum Riemannhaus auf der Ramseider Scharte. Ohne Versicherungen und künstliche Trasse wäre der Aufstieg anspruchsvoll, so ist es gerade mal T3. Der Winterraum liegt unter der Terrasse; am besten verstaut man schon mal das überzählige Gepäck.
Auf geht's zum Breithorn! Von der Hütte auf gutem Steig zunächst in nördlicher, später in westlicher Richtung auf den markanten Gipfel zu, der abzweigende Eichstätter Weg bleibt unbeachtet rechts liegen. Es wird steiler und durch Schutt und gutmütige Schrofen geht's hinauf zum aussichtsreichen Breithorn.
Der Übergang zum Mitterhorn schaut spannend aus, ist aber halb so wild. Der Steig quert östlich um den Gipfelblock herum auf den hier flachen Verbindungsgrat. Auf ihm weiter, bis die Markierungen auf ein Band in der Südwestflanke leiten, auf dem die imposanten Felsgebilde am Grat umgangen werden. Knackig steil geht es schließlich wieder auf den Grat hinauf, ein durchgehendes Drahtseil hilft ängstlichen Naturen in diesem Abschnitt. Stets in Gratnähe erreicht der Steig bald darauf ohne nennenswerte Schwierigkeiten das bereits lange sichtbare Gipfelkreuz des Mitterhorns. Die Aussicht entspricht in etwa der vom Breithorn, nur nach Norden ist sie etwas umfassender. Auf dem Anstiegsweg geht es über das Breithorn wieder hinunter zur Hütte. Wenn man bei gutem Wetter unterwegs ist, kann man abends beobachten, wie sich die Wände des Sommersteins durch die untergehende Sonne feuerrot verfärben - was für ein Schauspiel! Noch schöner ist es lediglich, den Sonnenuntergang am Breithorn abzuwarten. Niemand ist zu dieser Zeit mehr unterwegs in dieser menschenverlassenen Felswüste!
Am nächsten Morgen lockt die Schönfeldspitze - kein anderer Berg des Steinernen Meers ist auch nur annähernd so schön wie sie, also stiehlt sie auch dem um lediglich einen Meter höheren Selbhorn völlig die Show. Also Vorhang auf für die Schönfeldspitze! Auf gutem Steig geht's nach Osten über Karrenfelder zu einer Verzweigung unter dem Wurmkopf, wo man dem rechten Steig folgt. Er leitet zu einer Verzweigung, dort links weiter und direkt auf die Schönfeldspitze zu, das Kreuz ist bereits zu erkennen. Durch die steile Nordwestflanke geht's durchaus recht luftig hinauf zum Grat, über weite Strecken muss dabei gekraxelt werden (I, eine Stelle I+). Verlaufen kann man sich allerdings kaum, Markierung folgt auf Markierung.
Gleich darauf geht's auf die Südseite: ein markantes Band leitet durch die enom steile Flanke hinüber nach Osten (bis I) in schrofiges Gelände und trifft auf den Anstieg von der Buchauer Scharte. Hier links weiter und auf deutlichem Steig durch Schrofen hinauf zum höchsten Punkt mit dem gewöhnungsbedürftigen Gipfelkreuz. Die Schönfeldspitze ist ein Aussichtsberg ersten Rangs, diesen 360°-Rundblick muss man eigentlich selbst gesehen haben. Das einzige Mal auf der hier beschriebenen Tour zeigt sich auch im Norden der Königssee - für die Schönfeldspitze gibt sogar er sich die Ehre! Im Süden die ganze Palette der Tauern, im Westen und Osten die Kalkalpen mit Dachstein, Steinbergen und noch vielen weiteren Namen - ganz großes Kino ist hier geboten!
Auf dem Anstiegsweg geht's wieder bis zur Verzweigung hinunter. Wer etwas Zeit übrig hat, biegt hier nicht auf den Anstiegsweg ab, sondern folgt dem Steig durch Schrofen steil bergab, bis der Schönfeldnieder erreicht wird (ein paar Stellen I). Anschließend wieder aufwärts, bis der Steig auf die Nordseite ausweicht und eine Zwischenerhebung umgeht. Durch gutmütiges Gelände wird schließlich die Buchauer Scharte erreicht.
Die Beschilderung ist hier etwas irreführend - bei der ersten Verzweigung hält man sich links. Auf markiertem Steig durch Karstgelände auf dem weitläufigen Steinernen Meer abwärts, bis man auf den Weitwanderweg E4 alpin trifft. Links weiter und in anstrengendem Auf und Ab, um den Nordgrat der Schönfeldspitze herum, zurück zum Riemannhaus; der Abzweig zum Kärlingerhaus bleibt rechts liegen. Hier sammelt man die deponierte Ausrüstung ein und dann geht's auf dem Anstiegsweg wieder zurück zum Parkplatz Sandten.
Schwierigkeiten:
Vom Parkplatz Sandten zum Riemannhaus: T3 (dank Versicherungen und ausgebauter Trasse, ansonsten wäre es deutlich schwieriger).
Zum Breithorn: T3 (unteres Level; meist steiler Schutt).
Übergang zum Mitterhorn: T4, I (ein steiles, drahtseilversichertes Stück; teilweise etwas ausgesetzt; ohne Drahtseil wäre es ein IIer).
Schönfeldspitze über Nordwestflanke: T4+, I+ (viel Kraxelei bis I, eine Stelle I+, ausgesetzt; für einen markierten Steig durchaus anspruchsvoll).
Abstieg zur Buchauer Scharte: T4, I (steile Schrofen-Kraxelei mit Stellen I, einfacher als der Anstiegsweg).
Rückweg von der Buchauer Scharte zum Riemannhaus: T2 (Vorsicht bei Nebel!).
Fazit:
In dieser Form eine hochklassige, unvergessliche 5*-Tour, auf der ein landschaftliches Highlight das andere jagt. Am Rande des Steinernen Meers offenbart sich fast jeden Moment eine grandiose Aussicht in die Ferne sowie auf das Hochplateau, es wird keine Minute langweilig. Der Winterraum des Riemannhauses ist sehr empfehlenswert, aber Vorsicht: Im Karst des Steinernen Meeres gibt es keinen Tropfen Wasser - entweder man schleppt gewaltige Mengen Trinken mit nach oben, oder man muss Schnee schmelzen.
Mit auf Tour: Delphi.
Kategorien: Berchtesgadener Alpen, Mehrtagestour, Biwak, 5*-Tour, 2600er, T4.
Tourengänger:
83_Stefan
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