Aeschi-Morgenberghorn-Därliggrat-Interlaken

Letzten Frühling wollte ich mit  meinem Vater die Tour machen, da mein Grossvater sie in seinen Jugendjahren auch gemacht hatte. Jedoch mussten wir sie wegen der Lawinengefahr abbrechen.

Da ich aus zeitlichen Gründen kein besonders grosser Berggänger bin, in meiner Freizeit aber schon Parcour und "Waldtouren" gemacht habe, wollte ich die Tour wagen. In der Woche davor waren wir in Italien in den Ferien, wo ich an einer 10m -15m Wand etwas klettern übte( vor allem Technik). Dies hat mir nachher sehr geholfen.

Um sicher zu gehen, dass ich keinen Fehler begehe, telefonierte ich noch mit Bergführern aus der Umgebung. Ihr Rat war bei Regen auf keinen Fall über das Leissiggrat zu gehen, da es Steine gibt, die dann sehr rutschig sind. Das Morgenberghorn wäre jedoch kein Problem. Jedoch sollte ich 5h durchwandern können, trittsicher sein, sowie selbstverständlich gutes Schuhwerk anhaben.

Um zeitig loszugehn, übernachtete ich im "Chalet Linden". Wo Vroni alles liebevoll zubereitet hat für diese Nacht. Um 6:15 ging es los und es war sternenklarer Himmel...megaschön!!!
Die Tour bis zum Brunni kannte ich schon, also ging ich querfeldein.
Beim Brunni angekommen war ich eigentlich genau in der angegebenen Zeit. Doch das richtige Stück kam erst. Da ich bis jetzt keine Pause eingelegt hatte, war ich doch etwas entkräftet und musste während dem Aufstieg ein paar Mal innehalten. Sehrwahrscheindlich auch, da ich mich solch steiler Wanderungen nicht gewöhnt bin.

Als ich auf dem Grat entlang wanderte schien mir plötzlich die Morgensonne ins Gesicht! WOW!! Alle Lebensgeister wurden neu geweckt und nun war ich bereit das restliche Stück voranzugehen. Irgendwann sah ich eine Metallfahne und nach einem Blick auf die Uhr dachte ich:"Nein, das wird nur ein Vorhügel sein, das Morgenberghorn kommt erst in einer Stunde."
Nein! Tatsächlich war es das. Um 9:36 war ich oben angekommen. Ich trug mich im Buch ein und genoss den wunderschönen Ausblick. leider hatte ich nur eine schlechte Kamera dabei. Die Bilder waren wirklich atemberaubend. Das türkisfarbene Wasser des Thunersees und man sieht bis in enorme Weiten!! Einfach unglaublich!! Das kann nur ein Gott geschaffen haben, das ist ganz bestimmt kein Zufall, dachte ich.

Nun ging es weiter übers Leissiggrat. Links und rechts ging es steil bergab. Schon bald sah ich die Stelle wo andere beschrieben, dass sie etwas anspruchsvoller sei. Als ich runtergeklettert war, zitterten mir schon etwas die Knie, aber Angst gehört in so einem Moment nicht hin. (An einer Stelle wollte ich zuerst direkt übers Grat, anstatt dem Tierpfad zu folgen. Ich kehrte dann wieder um und nahm den leichteren Weg der Tiere.) Als ich diese Stelle überwunden hatte und unten raufschaute, dachte ich: "Nee, da bist du niemals runtegeklettert!" ;)
Da die Sonne schien hatten die Schuhe guten Halt und ich denke nach so ca. 1.5h kam Wald in Sicht und ich musste mich entscheiden, ob ich ins Tal ging oder weiter dem Grat folgte. Übrigens der Ausblick war einfach der Hammer und einmal kreuzte ein Gämserudel meinen Weg. Ich ging etwas schneller, um sie evt. zu fotografieren. Als ich einige Minuten später an einer günstigen Stelle angekommen war, waren sie schon soweit im Tal, dass ich es fast nicht fassen konnte. Einfach enorm, wie diese Tiere diese Hänge hinunter- und hinaufrennen. Aber zurück zum Thema.
Ich entschied mich weiter dem Grat zu folgen. Dann kam für mich fast der gefährlichste Teil. Der Wald war stellenweise nass, rutschig, und durch die überall wachsenden Pflanzen viele Stellen unübersichtlich. (Also ich springe oder laufe und plötzlich hat es da ein Loch unter dem Gras.) Wer nicht gerne "Waldanforderungen" hat und lieber die Sonne und den Ausblick geniesst, ist diese von der "Waldtour" abzuraten. Dann kann man einfach vor dem Wald links ins Tal und von dort nach Interlaken.

Im bewaldeten Stück ist es so, dass die linke Bergflanke bewaldet ist und rechts geht es fast senkrecht ins Tal.Ich hielt mich nun etwas vom Grat entfernt auf der linken Seite, da ich immer wieder ausrutschte.
Meine einzige Sorge war, dass ich irgendwann vor einer abfallenden Wand stehe und umkehren muss.
Irgendwann ist der Grat dann beidseitig bewaldet und geht in eine völlig verkehrte Richtung(also nicht Interlaken West). Dort entschied ich mich einfach querfeldein, durch den Wald zu gehen. Dies kenne ich aus dem Appenzellerland, wo ich herkomme. Also quasi: In diese Richtung muss ich, also los. Irgendwann querte ich einen Wanderweg, auf dem Abendberg. Aus Angst in eine Felswand zu geraten, folgte ich ihm, bemerkte jedoch rasch, dass ich auch dort einach direkt durch den Wald hätte gehen können.

(Waldtipp: Weiche zu feuchten Orten eher aus!(es kann sein dass du durch ganze Baumstämme fällst kein Ast mehr hält und die Bäume extrem glitschig sind, sowie die Wurzeln alle morsch sind))

Zum Schluss hatte es noch den Wegweiser Heimwehflue Bergstation 10min. Und so rodelte ich zum Abschluss noch den Berg runter. :)

Nach einem kurzen Einkauf im "Ausverkauf-Laden" (gleich gegenüber Heimwehflue) kam ich um 14:15  am Bahnhof Interlaken West an. Gerade die ca. 2 stündige Waldtour abwärts spürte ich in den Beinen. Doch auf der Rückfahrt in die Ostschweiz konnten sie sich gut erholen.

Es war wirklich super und wenn ich könnte würde ich mehr so wandern gehen.

lg heman