Spannende Grattour mit Überraschung


Publiziert von Tobi , 9. Oktober 2014 um 21:16.

Region: Welt » Schweiz » Obwalden
Tour Datum: 4 Oktober 2014
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K1 (L)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-OW   Westliche Melchtaler Alpen 
Zeitbedarf: 6:45
Aufstieg: 2250 m
Abstieg: 900 m
Strecke:16.25km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Giswil
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Käserstatt

Für mich als Luzerner ist zugegebenermassen das „Güpfi“ der Kosename für das Mittaggüpfi. Dass es im Obwaldnerischen einen Gipfel gibt, welcher diesen Namen trägt, ist mir erst vor einigen Jahren klar geworden. Höchste Zeit diesem Güpfi einen Besuch abzustatten.
 
Am Bahnhof in Giswil (485m) empfängt mich das Wetterhorn im Morgenrot. Der Start verläuft etwas verwirrend, irgendwie wollen der markierte Wanderweg und die Strassen nicht so recht zum Abbild auf der Karte passen. Anfangs schlängelt sich der Bergweg über teils asphaltierte Forststrassen in die Höhe, später nehmen auf engeren Pfaden sowohl die Steilheit wie auch Anzahl der Kurven zu.
 
Bei Rick (1008m) überrasche ich ein Rudel Gemsen – oder umgekehrt. Ab hier werden die Höhenmeter in direkter Linie über nasse Wiesen vernichtet, so wird die eigentliche Gratkante bald erreicht. Auf dieser gewinne ich noch effizienter an Höhe, so dass der Arvidossen (1809m) bald überschritten wird. Einen kurzen Abstieg und etwas längerer Aufstieg später stehe ich auf dem Höh Grat (1922m).
 
Es folgt der Abstieg nach Egg (1809m). Der anschliessende Aufstieg präsentiert sich äusserst schmierig. Dafür ist oben die flache Passage zum höchsten Punkt mit dem Gipfelkreuz des Güpfi (2043m) umso herrlicher. Die Bedingungen im darauf folgenden Abstieg sind um einiges besser, als im vorangehenden Aufstieg. Zudem auch das Optische: statt Lawinenverbauungen dominiert die herbstliche Stimmung mit farbigen Blättern und Wiesen mit Herbstzeitlosen.
 
Nach Hüttstett (1662m) studiere ich den Nordostgrat des nächsten Gipfels. Die Einschätzung schwankt zwischen „machbar“ und „zu brüchig“. Doch aus der Nähe glänzen am Felsen plötzlich Stahlseile in der Sonne. Da hat tatsächlich jemand einen kleinen Klettersteig eingerichtet. Geübte Kletterer könnten wohl den Aufschwung im soliden Felsen auch ohne Hilfsmittel meistern, doch ich nehme einige Eisenbügel dankend an. Durch die unverhoffte Unterstützung stehe ich zügig auf dem Horn (1858m). Auch im Abstieg geht es nicht ganz ohne Unterstützung: mittels einer weiteren Eisenleiter wird eine extrem brüchige Felsstufe überwunden.
 
Der weitere Weg auf den Gibel (2035.8m) ist weit weniger spektakulär. Auf diesem Hügel erwartet mich nach stundenlanger Einsamkeit ein kleiner Menschenauflauf.
 
Auf der Schonegg (1953m) schalte ich eine längere Pause ein und warte auf meine Frau. Sie nimmt es heute gemütlicher und wandert von Käserstatt hierher. Ursprünglich wollten wir den weiteren Gratverlauf gemeinsam in Angriff nehmen, doch ihre Muskelzerrung lässt dies nicht zu. So steige ich alleine weiter hoch zum Chingstuel (2118m).
 
Für den folgenden Gratabschnitt über den Schrundbalm (2035m) zum Hohbiel (2037m) trifft das Prädikat „wildromantisch“ zu. Traumhafte Aussicht gepaart mit etwas ausgesetzten Stellen und dosiertem Tiefblick. Wem dies noch zu wenig Romantik verspricht, dem sei verraten, dass man hier oben garantiert weniger Leute – vor allem Biker – antrifft, als auf dem einige Meter tiefer gelegenen Höhenweg.
 
Nach herrlichen Stunden in Ruhe und Einsamkeit heisst es nun aber auch für mich wieder zurück in die Zivilisation. Aber die Aussicht auf Kaffee und Kuchen auf der Käserstatt (1831m) erleichtern den Wiedereinstieg ungemein…
 
 
Fazit: Wer den langen Aufstieg zum Höh Grat nicht scheut, wird mit einer traumhaften Grattour belohnt, die sich beliebig verlängern liesse. Mit Unterstützung der Bergbahnen ein ideales Konditionstraining mit vielen Aufstiegshöhenmeter und wenig Abstieg.
 

Tourengänger: Tobi


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Kommentare (3)


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kopfsalat hat gesagt:
Gesendet am 10. Oktober 2014 um 10:29
> Mit Unterstützung der Bergbahnen ... wenig Abstieg.

tönt ideal für mich. wie der rest der tour auch. werd ich mir merken.

härzig auch der mini-"klettersteig". früher hies sowas noch einfach leiter oder metallbügel ... aber klettersteige sind ja heute "in" ... ;-)

Tobi hat gesagt: RE:
Gesendet am 10. Oktober 2014 um 12:59
Leiter oder Metallbügel heissen heute noch so. Allerdings gibt es auf Sicherheit bedachte Leute, die daneben ein Drahtseil spannen, in welchem man ein sogenanntes Klettersteigset einhängen kann. Und deswegen nennen sie es dann wahrscheinlich Klettersteig...

kopfsalat hat gesagt: RE:
Gesendet am 10. Oktober 2014 um 14:11
ach so. von den bildern her sah es eben aus, als ob das seil einfach ein handlauf sei. wie das an exponierten stellen oft der fall ist.


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