Gipfelsammeln rund um die Stuttgarter Hütte


Publiziert von sven86 , 21. September 2014 um 13:04.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum:14 September 2014
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   Arlberg 
Zeitbedarf: 2 Tage
Zufahrt zum Ausgangspunkt:kostenlose P. in Zürs
Unterkunftmöglichkeiten:Stuttgarter Hütte DAV
Kartennummer:AV-Karte 3/2 - Lechtaler Alpen / Arlberggebiet

Von der Stuttgarter Hütte im tiefsten Westen der Lechtaler Alpen aus lassen sich einige kleinere und grössere Gipfel schnell erreichen und flexibel kombinieren. Man sollte sich dabei vom gigantischen Skizirkus zwischen Arlberg und Flexenpass nicht abschrecken lassen, denn davon bekommt man bei den Gipfelfahrten nur relativ wenig mit.

Ich stelle nachfolgend sechs Gipfel vor, die ich im Verlauf von zwei Tagen besucht habe. Die beschriebenen Routen sind überwiegend markiert und im leichten bis mittleren Alpinwanderbereich anzuziedeln.Wie der Blick auf die Karte zeigt, gäbe es im Hüttenumfeld darüber hinaus noch einige weitere- teils schon schwierigere- Gipfel, sodass der Kombinationsphantasie hier kaum Grenzen gesetzt sind.
 

(1) Fangekarspitze, 2640m, T3
Wie schon im Bericht von Grimbart als Tagestour beschrieben geht es in etwa einer Stunde von der Hütte über das Erlijoch zur Fangekarspitze, die von der Hütte aus durch ihre Westwand auffällt, von der anderen Seite aber über einen mäßig steilen Geröllhang auf gutem Steig erreicht werden kann. Der Übergang (AVF: I) zur etwas höheren Kuglasspitze (Westgipfel: 2675m) war bei wechselnden Sichtverhältnissen allerdings kein Thema.


(2) Valluga, 2809m, T4-
Wer auf die Valluga geht, weiss worauf er sich einlässt. Der Aufstieg von der Hütte über den durch steilste Hänge eingeschnittenen Boschweg, das Gletscherschliffgelände am ehemaligen Parzielferner-Abbruch sowie die von den wilden Parzielfernerspitzen eingerahmte Westflanke geht landschaftlich allerdings absolut in Ordnung. Vom blockig-gerölligen Kar unterhalb der Parzielfernerspitzen zieht der weiß-blau-weiß markierte Steig in Serpentinen unschwierig den Geröllhang hinauf, oben raus werden einige Steilstufen und etwas rutschige Rampen seilversichert gewonnen. Das letzte Stück auf dem Grat zum Vallugagipfel wäre wohl eine nette und leicht luftige Einser-Kletterei, gäbe es hier nicht ein doppeltes Seilgeländer und eine Holzbrücke. Der Gipfel wird durch einen Aussichtsturm (sic!) geschmückt, der zugleich als Bergstation einer kleinen Seilbahn dient. Die Aussicht ist überragend, wenn auch ein kleiner Ausschnitt des 360 Grad-Panoramas durch einen Sendeturm versperrt wird.

(3) Versuch Trittkopf, 2720m, T5-, I
Abgesehen von der Fernsicht ist der benachbarte Trittkopf der Valluga bergsteigerisch sicherlich klar vorzuziehen. Der Aufstieg über eine mäßig stabile zentralalpine Blockhalde, eine ausgesetzte Kletterstelle sowie kurzzeitig schwachtrittiges und abschüssiges Gehgelände ist gleichwohl deutlich anspruchsvoller und vermutlich nur recht selten begangen.

Am Abzweig zur Valluga im Kar unterhalb der Parzielfernerspitze geht es dabei auf dem Steig in Richtung Ulmer Hütte hinauf zum ehemaligen Parzielferner, der nunmehr nur noch ein klägliches und ziemlich flaches Eisfeld darstellt. An diesem Tag war dieses von tiefem Sulz bedeckt, auch sonst sollte man eigentlich noch ohne Ausrüstung durchkommen, zumindest im hier relevanten unteren Teil (weiter Richtung Ulmer Hütte mag das anders aussehen).

In der Literatur wird vorgeschlagen, in der Mitte dieses Eisfeldes nach rechts über die Blockhalde zu einer quer durch den Hang verlaufenden Trittspur aufzusteigen. Tatsächlich kann man bereits vom Eisfeld aus dort oben Markierungen erkennen. Das mittelkalibrige Blockgelände ist mäßig steil und mit etwas Augenmaß kommt man halbwegs vernünftig durch. Es sind zwar mittendrin zwei uralte Markierungen, allerdings keinerlei Begehungsspuren zu erkennen. Die Blöcke sind nicht immer stabil, das ist schon ein relativ wildes Gelände (T4 bis T4+).

Die markierte Trittspur führt recht gutartig an einen vielleicht 10 Meter hohen Steilabbruch heran, der gut gestuft gewonnen wird (I). Allerdings sind einige Tritte mit losem Material bedeckt und es geht hier schon recht ausgesetzt zu. Unmittelbar darüber sind wenige Meter im weiterhin sehr steilen Gelände auf schwachen kiesig-erdigen Tritten zu bewältigen, sodass ich hier schon zu einem knappen T5er tendiere.

Darüber wird das Gelände wieder deutlich leichter und über eine gute Pfadspur wird das abgeflachte Gipfeldach gewonnen. Von dort wären es wohl nur noch wenige Minuten bis zum Gipfel. Hier nun allerdings Abbruch wegen leicht unsicherem Wetter, da ich das beschriebene Gelände keinesfalls bei Regen absteigen wollte.

Ich habe die besagte Trittspur im Geröllhang später beim Abstieg auch mal in die andere Richtung, also nach Süden, verfolgt. Allerdings verläuft sich das mehr oder weniger: In einem sehr rutschigen und tiefgründigen Hangabschnitt waren die Trittspuren so schwach, dass sie wohl kaum Halt bieten würden, sodass ich dann über den Aufstiegshang wieder abstieg

(4) Trittwangkopf, 2482m, T3
Der Trittwangkopf ist von der Hütte über flache Grashänge (unter 30 Grad) bei Trockenheit leicht und schnell (20-30min.) erreichbar und auch wegen der ziemlich freien Sicht nach Westen ein interessantes Ziel für den Sonnenuntergang, der an diesem Abend allerdings ausfiel.

(5) Wösterspitzen, 2558m, T4-
Von der Hütte hinauf in die Rauhekopfscharte, auf der anderen Seite hinab und dann auf der weiß-blau-weiß markierten Route über zunächst flache Grashänge an den etwas steileren Gipfelaufbau der Südlichen Wösterspitze heran. Der Steig führt hier über erdige Tritte und etwas abgespeckten Fels (kaum I) hinauf, sodass es bei Nässe schmierig sein kann. Vom kaum markanten Südgipfel über einen stellenweise etwas luftigen Grat zum Mittelgipfel (Markierungsstange) und weiter über eine Schrofenflanke in einen Sattel und leicht zum Nordgipfel mit Kreuz. Dieser Gipfel wird ungefähr einmal am Tag besucht.
 

(6) Rüfispitze, 2632m, T4+, I+
Die Rüfispitze habe ich trotz markierter Steiganlage und Versicherungen als schon ziemlich anspruchsvoll empfunden; zwei kurze Kletterstellen sind meiner Meinung nach dabei im oberen ersten Schwierigkeitsgrad anzuziedeln und auch schwieriger als vergleichbare Stellen die mit I+ bewertet werden, wie etwa am Wilden Kasten. Das ist natürlich eine relativ subjektive und durch Tagesform beeinflusste Einschätzung.

In jedem Falle geht es vom Monzabonjoch zunächst auf einem harmlosen Graskamm an den felsigen Gipfelaufbau heran. Gleich zum Einstieg kommt die erste Schlüsselstelle, eine etwa 3-4 Meter hohe Wand (I+), die ohne den eingebohrten Trittstift (und das Seil) sicher im zweiten Grad anzuziedeln wäre. Vor allem im Abstieg ist es hier schon ziemlich knifflig, sich abzusetzen und für kleinere Personen wohl kaum noch machbar.

Danach über schuttiges Gehgelände und einige kurze Stufen (I) über eine versicherte und etwas ausgesetzte Scharte hinweg an die zweite Schlüsselstelle (I+). Diese ist kaum mannshoch, allerdings recht luftig und trittarm. Wenn man sich das seilversicherte Wändchen auf der linken Seite nicht zutraut, kann man sich mit Gewalt rechts auf einen Block hinaufstemmen. Im Abstieg ist das dann auch kein Problem mehr.

Danach geht es auf der sich etwas zurücklehnenden Flanke weiter über schuttig-rutschige Serpentinen zum Gipfel mit schönem Steinkreuz, der doch einige Male am Tag besucht wird.


Tourengänger: sven86


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Kommentare (2)


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maxl hat gesagt:
Gesendet am 21. September 2014 um 15:54
wow, stark! Ich gebe schon zu, langsam sollte ich mir diese Gegend schon mal anschauen...:-)

sven86 hat gesagt: RE:
Gesendet am 21. September 2014 um 18:12
Danke! Absolut, jetzt um diese Zeit sind da auch keine Karawanen mehr auf den Höhenwegen unterwegs und auf den Hütten geht es recht beschaulich zu :)


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