Wildhorn 3247 m
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Der Aufstieg war eine Mondscheinwanderung; es herrschte Vollmond. Auf diese Weise konnte ich die Komplikationen mit Übernachtung und dadurch entstehendem "Drum und Dran" umgehen, denn ich dachte, die Tour sei als Tagesausflug von Zürich aus mit ÖV kaum zu machen (auch wenn ich eine kürzere Marsch-Route gewählt hätte). Als Nachttour konnte ich hingegen einfach am frühen Abend des 7.Sept. in Zürich einsteigen und war am Abend des folgenden Tages wieder in Zürich. Und darüber hinaus bot das die besonderen Erlebnisse von Mondschein und Sonnenaufgang.
Zuerst möchte ich festhalten, dass es auch kürzere Routen aufs Wildhorn gibt. Aber warum nicht mal die ganze Höhendifferenz vom Rhonetal bis aufs Wildhorn erleben, da ich ja sowieso die ganze Nacht zur Verfügung hatte? Denn ich wollte den Sonnenaufgang auf dem Gipfel erleben und ich wollte nicht die halbe Nacht auf dem Gipfel warten und frieren müssen.
Also war der Start beim Bahnhof Sion, das war am 7. Sept. abends um 21:50. Der Wegverlauf war am Anfang etwas frustrierend, da es mehr als einmal wieder abwärts ging und man nach 1 oder 1.5 Std. das Gefühl hatte, sich noch immer nicht markant über das Rhonetal erhoben zu haben. Auch danach (bis in die Talsenke nach dem Pkt. 1360) geht es nur zögerlich bergauf. Dann erst wurden die Steigungen flotter. Bei 1740 m musste ich aufpassen, den richtigen Weg nicht zu verpassen; in der Nacht ist das immer ein wenig schwieriger. Ein gutes Stück oberhalb von Chaux de la Lé verlor ich dann mehrmals den Weg um ihn kurz darauf wiederzufinden, aber auf dem letzten Drittel verlor ich ihn endgültig. Das kann in der Nacht noch heikel sein, da dort immer wieder grossflächiger karstiger Felsboden mit Löchern und Stufen auf und ab vorherrschen. Aber schliesslich erreichte ich den kleinen See auf 2471 m. Ab hier geht es, obwohl kein Weg, wieder weniger problematisch auf der offensichtlichsten Linie im Talkessel bis zum Col du Brochet 2753 m. Von da, dachte ich, müsste es nach Osten, dann nach Nordosten (auf den SW-Grat) gehen, aber ich fand lange Zeit den Weg nicht (laut Karte sollte es nämlich ab hier wieder einen geben) und verlor viel Zeit, was einzig der Nacht zu "verdanken" war. Die Stirnlampe hilft hier nur sehr beschränkt. Der Mondschein war da bereits schwach, weil der Mond schon viel näher beim Horizont stand als die Stunden zuvor und manchmal noch von Wolken verdeckt wurde. Ich ging dann (wobei ich vielleicht schon 50 m höher als der Col war) etwas mehr nach Norden und da endlich sah ich einen relativ breiten Weg. So konnte ich beruhigt weitergehen und mich vom Weg führen lassen, was mich auf den SW-Grat brachte und dort bis auf ca. 3080 m hinauf. Dann realisierte ich, dass es erheblich schwieriger zu werden begann. Ich merkte bereits ein bisschen vom anbrechenden Tageslicht. So gelangte ich sorgfältig Stück um Stück weiter hinauf, wobei einigermassen offensichtlich war, wo der Routenverlauf war. Irgendwann biegt man nach links, kommt dann auf einem Sporn zu einem Steinmannli, und danach steht man vor einem steilen dreieckähnlichen Stück, wo die Route offensichtlich durchgeht. Das war das unangenehmste Teilstück. Es herrschte Morgendämmerung, aber das war noch weit von Tageslichtverhältnissen entfernt. Ich dachte, wenn ich es jetzt nicht schaffe, muss ich bis zu vollem Tageslicht warten und es dann probieren. Bei Dämmerlicht (und erst recht bei voller Nacht) fühlt sich so etwas schwieriger/beängstigender an als bei Tag. Es hatte in einzelnen Trittkerben/Vertiefungen, wo man eigentlich hintreten sollte, "dreiviertel-harter" Schnee, so dass ich da nicht drauftreten konnte, da ich keine Steigeisen hatte, und auch nicht harte Bergschuhe. Es gelang mir, einzelne Schneestücke wegzubefördern. Und einzelne schneefreie Steinoberflächen waren nass. Das alles machte es schwierig. Sehr langsam und sorgfältig gelang aber die Passage. (Ich denke, für normalere Verhältnisse ohne Schnee und ohne Nässe, ist etwa T5, oder vielleicht T5-, angebracht). Sobald man den Grat wieder erreicht hat (ein markanter Punkt, wo vom SW-Grat ein SO-Grat abzweigt, ca. 3190 - 3195 m) sind die Schwierigkeiten vorbei. Dann gehts einfach in NO-Richtung weiter zum ersten Gipfel, dem SW-Gipfel 3247.6 m. Um von da zum NO-Gipfel zu kommen, muss man das obere Ende eines Firnfeldes überschreiten. Auch wenn dieses Firnfeld weiter unten in den Glacier du Wildhorn übergeht, kann man hier absolut nicht von einer Gletscherpassage sprechen, wo man sich etwa anseilen müsste, und weil es Tretspuren gibt, braucht es normalerweise auch keine Steigeisen (ausser vielleicht wenn der Schnee absolut pickelhart wäre).
Für den Sonnenaufgang wartete ich noch eine gefühlte halbe Stunde, also war das Timing gar nicht schlecht. Obwohl es wegen etwas Wolken vielleicht kein perfekter Sonnenaufgang war, war das doch so etwas wie der Höhepunkt der Tour.
Nach ca. 1.5 Std. auf den Gipfeln trat ich den Rückweg an, bis zum Seelein auf 2471 m derselbe wie der Aufstieg. Die Schlüsselstelle, obwohl nun im Abstieg, erschien mir weniger schlimm als beim Aufstieg, was wohl dem Tageslicht zuzuschreiben ist. Dann gings auf einem markieren Bergweg zum Sanetschpass und dann wieder hinunter, der Sanetschpassroute nach, meistens auf Wanderwegen, aber einzelne Abschnitte auch auf der Strasse. In Chandolin war ich dann froh, das Postauto nach Sion besteigen zu können.
Zum Zeitbedarf ist noch folgendes zu sagen: Der Aufstieg dauerte brutto 9 Std. Die ganze Tour 16.5 Std. (gerechnet von Start beim Bahnhof Sion bis Erreichen der Postautohaltestelle in Chandolin). Davon sind aber mind. 2.5 Std. Rast.
Und noch etwas zu den Höhenmetern: Die Nettohöhendifferenz von Sion zum Gipfel ist 2756 m. Durch Höhenverluste auf dem Weg (siehe Text), die wiedergutzumachen waren, ergibt sich aber ca. 2927 m (oder ein paar mehr). Zusammen mit den Steigungen auf dem Rest (zum Sanetschpass, sowie Abstieg) ergeben sich total 3180 Steigungs-Höhenmeter.
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