Schwalmere SW-Grat
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„Wennd nid sicher bisch, chersch um. Sicher isch gschiider!“
Der Zweifel steht mir wohl ins Gesicht geschrieben, als ich mich zur ausgesetzten Scharte hinter dem Britterehöreli vortaste. Kurz zuvor erreichte den Gipfel mit zwei anderen Bergsteigern. Sie machen einen erfahrenen Eindruck, lassen aber die Finger vom Weiterweg über den Südwestgrat der Schwalmere. Nachdem sie meine zaghaften Kraxeleinlagen eine Weile lang beobachtet haben, ruft mir einer der beiden die eingangs erwähnten Worte zu. Ich bin vernünftig und trete mit ihnen gemeinsam den Rückweg an.
Das war vor ziemlich genau einem Jahr. Mit einigen wertvollen Erfahrungen mehr im Rucksack will ich es heute ein zweites Mal versuchen. Das Wetter meint es gut an diesem Dienstag, und so starte ich zuversichtlich mit dem Bike in Spiez. Durch das Suldtal gehts steil bergan zur Alphütte beim Latrejefeld. Einige Meter südöstlich endet der Weg, ab hier gehts zu Fuss weiter. Bald steilt sich das Gelände merklich auf. In rutschigem Schiefer baldmöglichst nach rechts auf den nun wieder begrasten Gipfelgrat hinaus und schliesslich aufs Britterehöreli (T4 bis dahin).
Die starken Worte jenes Bergsteigers klingen immer noch in mir nach, als ich mir die Route hinab in die Scharte zurechtlege. Direkt über die Gratkante ist mir zu heikel, deshalb steige ich leicht hinab in die Grasflanke. Sie bietet zumindest Halt an einigen Grasbüscheln und ist nur einseitig ausgesetzt. Etwas oberhalb der Scharte kann wieder auf den Grat zurücktraversiert werden. Nun folgt die unangenehme Passage zum Abklettern. Ziemlich verknorzt murkse ich mich da runter, aber egal, dank aufkommendem Nebel sieht das ja niemand. Die Scharte erreicht, erkenne ich etwas weiter unten einen Durchstieg, auf welchem man die Abkletterstelle wohl auch hätte umgehen können.
Im Wissen, die Schlüsselstelle der Tour geschafft zu haben, trete ich gänzlich beflügelt den Weiterweg an. Das folgende Couli ist tatsächlich wesentlich leichter als es vom Britterehöreli aus den Anschein macht. In seiner Fortsetzung bietet der Grat mehrere kecke Felsstufen, die zum Erklettern einladen. Von den Katzenohren besteige ich das hintere; gleich danach folgt ein sieben Meter hoher Turm, den man leicht von rechts erreichen (I-II) oder etwas kniffliger direkt erklettern kann (III). Da sich hier die Crux offensichtlich gleich beim Einstieg befindet und somit knapp in Absprunghöhe liegt, wage ich mich an diese Variante. Nach einigem Herumprobieren fasse ich mir ein Herz und stehe kurz darauf auf dem Turm.
Inzwischen hat sich zwar der Nebel etwas gelichtet, die hohen Wolken indes werden immer dichter und lassen die Sonne verschwinden. Weit im Westen sieht das ganze schon ziemlich düster aus, weshalb ich einen Zacken zulege.
Der Felsgürtel des Glütschhöreli wird bekanntlich rechterhand unterquert, um den Gipfel letztendlich quasi rückwärts zu gewinnen. Nach der Felsflosse P. 2512m gibts nochmals eine etwas knifflige Stufe zum Abklettern. Der Rest ist reines Kraxel-Vergnügen über oftmals horizontal aufgeschichtete und gut griffige Felsen. Nach viereinhalb Stunden erreiche ich die Schwalmere. Ein kühler Wind weht, lange verweilen lässt sich hier nicht. Immerhin ist die Aussicht dem vielen Wolkengrau zum Trotz ganz passabel. Eine eigenwillige Szenerie hat sich nämlich aufgebaut: in den Tälern wurde aus den Quellwolken eine recht kompakte Hochnebelschicht, während der Himmel von Einheitsgrau bedeckt ist. Dazwischen eben dieses Fenster mit einer relativ guten Fernsicht.
Über den Bergweg wandere ich in Richtung Glütschalp zurück. Bald einmal verschluckt mich der Nebel. Geplant ist, bei Glütsch-Urschel nach Brittere zu queren, den P. 2229m anzuvisieren und über das Britterehöreli zum Bike zurück zu gelangen. Zunächst scheinen schlechte Sichtverhältnisse mein Vorhaben zu durchkreuzen, doch ich habe Glück: Für kurze Zeit gibt der Nebel ein Guckloch zum Grat hin frei. Eine letzte würzige Felsstufe gilt es im Aufstieg zu meistern, ehe ich heute zum zweiten Mal auf dem Britterehöreli stehe. Dank dem weichen Schiefer gehts zügig zum Bike und schliesslich ins Tal zurück.
Erst im Nachhinein wird mir richtig bewusst, wie umfangreich diese Tour eigentlich war. Auch wenn einen der wunderbar abwechslungsreiche Anstieg über den Südwestgrat fast alle Strapazen vergessen lässt, gilt es zu bedenken, dass man nach der langen Anfahrt noch genügend Konzentration für die doch zahlreichen kniffligen Gratabschnitte aufbringen können sollte. Insgesamt aber sehr lohnend!
Der Zweifel steht mir wohl ins Gesicht geschrieben, als ich mich zur ausgesetzten Scharte hinter dem Britterehöreli vortaste. Kurz zuvor erreichte den Gipfel mit zwei anderen Bergsteigern. Sie machen einen erfahrenen Eindruck, lassen aber die Finger vom Weiterweg über den Südwestgrat der Schwalmere. Nachdem sie meine zaghaften Kraxeleinlagen eine Weile lang beobachtet haben, ruft mir einer der beiden die eingangs erwähnten Worte zu. Ich bin vernünftig und trete mit ihnen gemeinsam den Rückweg an.
Das war vor ziemlich genau einem Jahr. Mit einigen wertvollen Erfahrungen mehr im Rucksack will ich es heute ein zweites Mal versuchen. Das Wetter meint es gut an diesem Dienstag, und so starte ich zuversichtlich mit dem Bike in Spiez. Durch das Suldtal gehts steil bergan zur Alphütte beim Latrejefeld. Einige Meter südöstlich endet der Weg, ab hier gehts zu Fuss weiter. Bald steilt sich das Gelände merklich auf. In rutschigem Schiefer baldmöglichst nach rechts auf den nun wieder begrasten Gipfelgrat hinaus und schliesslich aufs Britterehöreli (T4 bis dahin).
Die starken Worte jenes Bergsteigers klingen immer noch in mir nach, als ich mir die Route hinab in die Scharte zurechtlege. Direkt über die Gratkante ist mir zu heikel, deshalb steige ich leicht hinab in die Grasflanke. Sie bietet zumindest Halt an einigen Grasbüscheln und ist nur einseitig ausgesetzt. Etwas oberhalb der Scharte kann wieder auf den Grat zurücktraversiert werden. Nun folgt die unangenehme Passage zum Abklettern. Ziemlich verknorzt murkse ich mich da runter, aber egal, dank aufkommendem Nebel sieht das ja niemand. Die Scharte erreicht, erkenne ich etwas weiter unten einen Durchstieg, auf welchem man die Abkletterstelle wohl auch hätte umgehen können.
Im Wissen, die Schlüsselstelle der Tour geschafft zu haben, trete ich gänzlich beflügelt den Weiterweg an. Das folgende Couli ist tatsächlich wesentlich leichter als es vom Britterehöreli aus den Anschein macht. In seiner Fortsetzung bietet der Grat mehrere kecke Felsstufen, die zum Erklettern einladen. Von den Katzenohren besteige ich das hintere; gleich danach folgt ein sieben Meter hoher Turm, den man leicht von rechts erreichen (I-II) oder etwas kniffliger direkt erklettern kann (III). Da sich hier die Crux offensichtlich gleich beim Einstieg befindet und somit knapp in Absprunghöhe liegt, wage ich mich an diese Variante. Nach einigem Herumprobieren fasse ich mir ein Herz und stehe kurz darauf auf dem Turm.
Inzwischen hat sich zwar der Nebel etwas gelichtet, die hohen Wolken indes werden immer dichter und lassen die Sonne verschwinden. Weit im Westen sieht das ganze schon ziemlich düster aus, weshalb ich einen Zacken zulege.
Der Felsgürtel des Glütschhöreli wird bekanntlich rechterhand unterquert, um den Gipfel letztendlich quasi rückwärts zu gewinnen. Nach der Felsflosse P. 2512m gibts nochmals eine etwas knifflige Stufe zum Abklettern. Der Rest ist reines Kraxel-Vergnügen über oftmals horizontal aufgeschichtete und gut griffige Felsen. Nach viereinhalb Stunden erreiche ich die Schwalmere. Ein kühler Wind weht, lange verweilen lässt sich hier nicht. Immerhin ist die Aussicht dem vielen Wolkengrau zum Trotz ganz passabel. Eine eigenwillige Szenerie hat sich nämlich aufgebaut: in den Tälern wurde aus den Quellwolken eine recht kompakte Hochnebelschicht, während der Himmel von Einheitsgrau bedeckt ist. Dazwischen eben dieses Fenster mit einer relativ guten Fernsicht.
Über den Bergweg wandere ich in Richtung Glütschalp zurück. Bald einmal verschluckt mich der Nebel. Geplant ist, bei Glütsch-Urschel nach Brittere zu queren, den P. 2229m anzuvisieren und über das Britterehöreli zum Bike zurück zu gelangen. Zunächst scheinen schlechte Sichtverhältnisse mein Vorhaben zu durchkreuzen, doch ich habe Glück: Für kurze Zeit gibt der Nebel ein Guckloch zum Grat hin frei. Eine letzte würzige Felsstufe gilt es im Aufstieg zu meistern, ehe ich heute zum zweiten Mal auf dem Britterehöreli stehe. Dank dem weichen Schiefer gehts zügig zum Bike und schliesslich ins Tal zurück.
Erst im Nachhinein wird mir richtig bewusst, wie umfangreich diese Tour eigentlich war. Auch wenn einen der wunderbar abwechslungsreiche Anstieg über den Südwestgrat fast alle Strapazen vergessen lässt, gilt es zu bedenken, dass man nach der langen Anfahrt noch genügend Konzentration für die doch zahlreichen kniffligen Gratabschnitte aufbringen können sollte. Insgesamt aber sehr lohnend!
Tourengänger:
Maisander
Communities: T6, Bike & Hike
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