Rimpfischhorn
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Nach der aussichtsreichen Tour aufs Allalin sowie einigen Akklimatisierungsspaziergängen in den Höhen rund um Saas Fee stand nun der erste Schinder des Jahres auf dem Programm. Eigentlich wollte ich mich ja nicht schinden, aber am Rimpfischhorn kommt der gemeine Hobbyalpinist nicht drum herum. Mag der Hüttenzustieg zur Flue durch die Nähe zu Station Blauherd noch ein halbstündiger Spaziergang sein, der Gipfeltag ist alles andere als das. Wer diesen Gipfel besteigen durfte weiß wovon ich rede. Die Tour ist laaaaang! Aber mindestens auch genauso abwechslungsreich und lohnend!
Während meine Bergfreunde sich den Gipfel ehrlich erkämpfen wollten und zu Fuß in Zermatt starteten, gönnte ich mir die Faulenzerei durch Abkürzung mit der Blauherbahn. Knappe 50CHF sind dafür zu berappen. So konnte ich den ganzen Nachmittag dem Müßiggang auf der Sonnenterrasse der Flue frönen. Eine schöne Unterkunft, auch für Tagesgäste lohnend (privater Betreiber, Ü+HP 77CHF, tolles Essen). Auf der Hütte lernten wir noch zwei sehr nette Schweizer kennen und hatten einen kurzweiligen Abend.
Um 2:30h fand der gemütliche Teil ein abruptes Ende. Der Wecker erlöste uns von wenigen Stunden Döserei in einem zum Glück schnarcherfreien aber heißen Schlafsaal. Wie üblich heißt es appetitlos so viele Kalorien wie möglich runterzuwürgen, denn wir würden sie brauchen. 3:20h starteten wir, noch ohne zu wissen, welch harter aber auch erfüllender Tag es werden sollte. Flach führt der Weg hinter der Hütte vorbei an einer verfallenen Alpe eine Weile taleinwärts. Über mehrere Aufschwünge wird der Beginn des Pfulwe-Blockfeldes erreicht. Ganz so schlimm wie in Goedekes 4000er Büchern ist aber nicht (mehr?). Der Weg ist gut markiert, reflektierende weiße Striche weisen die beste Route. Am Sattel auf ca. 3150m muss man sich entscheiden: Die alte Route führt links um den Pfulwe-Gipfel herum (evtl. Steinschlaggefahr), die neue zunächst auf den Gipfel, den wir gegen 5:30h erreichten. Hier empfing uns beißender Wind, wir zogen die Gurte an. Jenseits leitet ein fixseilversicherter Steig knappe 100Hm wieder hinab. Wie ich verlorene Höhenmeter doch liebe...
Nun ein sich nach oben verschmälernder Gratrücken, der zunächst noch gut ohne Steigeisen zu begehen war. Erst auf 3500m wurden diese unverzichtbar. Der Grat ist von einigen Felsen durchsetzt, die nie schwerer als II sind. Langsam macht sich auch die Höhe bemerkbar, ich bin ordentlich am pumpem, der Puls hämmert.
Endlich, nach 5 Stunden erreichen wir die 4001m hohe Kuppe unter dem Gipfelaufbau, welcher sich nun majestätisch vor uns ausbreitete. Was für ein Klotz! Voll motiviert nehmen wir sogleich das Firmcouloir in Angriff. Steil, anstrengend, aber in bestem Trittschnee gewinnen wir rasch an Höhe. Nach 70m links der Ausstieg. Dank des guten Schnees keine Spur von "heiklen Bändern". Fehlt die Auflage wird es sicher unangenehm. Jenseits der kleinen Gratscharte wird der Schnee fies. Eine griselige Schicht, darunter Eis. Die Knie werden weicher. 30m hinauf. Die schweizer Seilschaft kämpft sich eine vereiste Rinne hinauf, die zweitbeste Wahl. Laut Führer ist hier nach rechts auf eine ausgesetzte Platte zu queren. Ohne zu bemerken dass wir auf derselben Klettern, war sie auch schon überwunden. Zum Glück habe ich erst hinterher gesehen wie ausgesetzt es hier zur Sache geht. Das Seil blieb dank des meist guten Trittschnees nämlich bislang im Rucksack. Auch haben wir oberhalb der Platte keinen Bohrhaken gefunden, möglicherweise war ein solcher unterm Schnee versteckt. Wie dem auch sei, es folgen nur noch wenige Meter einfach auf den Vorgipfel. Dann der Gipfelgrat, ganz schön luftig aber einfach. Und endlich, nach 6:25 Stunden ist es geschafft. Wir stehen gemeinsam mit den Schweizern auf dem winzigen Gipfelchen in grandioser Position hoch über dem Wallis. Ein Traumberg!
Windstille war uns leider nicht vergönnt. Mit eisigen Fingern geht es nach kurzer Gipfelrast wieder runter. Vorsichtig über den Gratfirst zurück zur Platte. Seilfrei auch wieder hinunter? Nein, das ist nichts für meine Nerven. Zum Glück bietet sich ein Felsköpfel für das Seil an. Mit kratzenden Steigeisen und weichen Knie klettere ich vorsichtig bergab, zurück in den schlechten Schnee. Warum eine aufsteigende Seilschaft sich genau an dieser Stelle durch uns durchfriemeln musste bleibt deren Geheimnis. Wir kriegen fast die Krise als sie meinten, es sei ihnen an der anderen Stelle zu kalt gewesen, man man man... Erst weiter unten bietet sich eine Eisenstange zum sichern an, an einer an diesem Tage eigentlich sinnfreien Position. Zurück über die Grateinschartung und das Firncouloir, dann liegen nach einer guten Stunde Abstieg die Hauptschwierigkeiten hinter uns. Die folgende Pause fiel dann leider ein wenig zu lang aus, denn der Schnee verwandelte sich mehr und mehr in einen tiefen Sulz. Zurück auf dem Gratrücken ging es noch einigermaßen, aber dann... Von 10 Schritten brachen wir bei 8 teils knietief ein. Was für ein Sch... Diese Anstrengung musste doch wirklich nicht mehr sein. Schließlich waren wir schon über 9 Stunden unterwegs. Aber es hilft ja nichts. Also die Reserven anzapfen und zurück, diesmal rund ums Pfulwe, die Blockhalde, das Tal. Nach exakt 12 Stunden erreichen wir wieder die Hütte. Es blieb sogar noch Zeit für eine kurze Rast, ehe wir den Weg zurück zur Bahn schneckten...
Fazit: Anspruchsvolle, lange Hochtour, die sehr gute Kondition und Nerven verlangt. Was die Schwierigkeitsbewertung anbelangt tue ich mich etwas schwer. Laut Goedeke ist es eine WS+. ZS wäre sicherlich übertrieben. Aber ich bin kein Experte. Und außerdem hängt es ja stark von den Verhältnissen ab. Die Platte unter dem Gipfel ist verglichen mit anderen IIer-Stellen deutlich anspruchsvoller und somit eher eine III.
Während meine Bergfreunde sich den Gipfel ehrlich erkämpfen wollten und zu Fuß in Zermatt starteten, gönnte ich mir die Faulenzerei durch Abkürzung mit der Blauherbahn. Knappe 50CHF sind dafür zu berappen. So konnte ich den ganzen Nachmittag dem Müßiggang auf der Sonnenterrasse der Flue frönen. Eine schöne Unterkunft, auch für Tagesgäste lohnend (privater Betreiber, Ü+HP 77CHF, tolles Essen). Auf der Hütte lernten wir noch zwei sehr nette Schweizer kennen und hatten einen kurzweiligen Abend.
Um 2:30h fand der gemütliche Teil ein abruptes Ende. Der Wecker erlöste uns von wenigen Stunden Döserei in einem zum Glück schnarcherfreien aber heißen Schlafsaal. Wie üblich heißt es appetitlos so viele Kalorien wie möglich runterzuwürgen, denn wir würden sie brauchen. 3:20h starteten wir, noch ohne zu wissen, welch harter aber auch erfüllender Tag es werden sollte. Flach führt der Weg hinter der Hütte vorbei an einer verfallenen Alpe eine Weile taleinwärts. Über mehrere Aufschwünge wird der Beginn des Pfulwe-Blockfeldes erreicht. Ganz so schlimm wie in Goedekes 4000er Büchern ist aber nicht (mehr?). Der Weg ist gut markiert, reflektierende weiße Striche weisen die beste Route. Am Sattel auf ca. 3150m muss man sich entscheiden: Die alte Route führt links um den Pfulwe-Gipfel herum (evtl. Steinschlaggefahr), die neue zunächst auf den Gipfel, den wir gegen 5:30h erreichten. Hier empfing uns beißender Wind, wir zogen die Gurte an. Jenseits leitet ein fixseilversicherter Steig knappe 100Hm wieder hinab. Wie ich verlorene Höhenmeter doch liebe...
Nun ein sich nach oben verschmälernder Gratrücken, der zunächst noch gut ohne Steigeisen zu begehen war. Erst auf 3500m wurden diese unverzichtbar. Der Grat ist von einigen Felsen durchsetzt, die nie schwerer als II sind. Langsam macht sich auch die Höhe bemerkbar, ich bin ordentlich am pumpem, der Puls hämmert.
Endlich, nach 5 Stunden erreichen wir die 4001m hohe Kuppe unter dem Gipfelaufbau, welcher sich nun majestätisch vor uns ausbreitete. Was für ein Klotz! Voll motiviert nehmen wir sogleich das Firmcouloir in Angriff. Steil, anstrengend, aber in bestem Trittschnee gewinnen wir rasch an Höhe. Nach 70m links der Ausstieg. Dank des guten Schnees keine Spur von "heiklen Bändern". Fehlt die Auflage wird es sicher unangenehm. Jenseits der kleinen Gratscharte wird der Schnee fies. Eine griselige Schicht, darunter Eis. Die Knie werden weicher. 30m hinauf. Die schweizer Seilschaft kämpft sich eine vereiste Rinne hinauf, die zweitbeste Wahl. Laut Führer ist hier nach rechts auf eine ausgesetzte Platte zu queren. Ohne zu bemerken dass wir auf derselben Klettern, war sie auch schon überwunden. Zum Glück habe ich erst hinterher gesehen wie ausgesetzt es hier zur Sache geht. Das Seil blieb dank des meist guten Trittschnees nämlich bislang im Rucksack. Auch haben wir oberhalb der Platte keinen Bohrhaken gefunden, möglicherweise war ein solcher unterm Schnee versteckt. Wie dem auch sei, es folgen nur noch wenige Meter einfach auf den Vorgipfel. Dann der Gipfelgrat, ganz schön luftig aber einfach. Und endlich, nach 6:25 Stunden ist es geschafft. Wir stehen gemeinsam mit den Schweizern auf dem winzigen Gipfelchen in grandioser Position hoch über dem Wallis. Ein Traumberg!
Windstille war uns leider nicht vergönnt. Mit eisigen Fingern geht es nach kurzer Gipfelrast wieder runter. Vorsichtig über den Gratfirst zurück zur Platte. Seilfrei auch wieder hinunter? Nein, das ist nichts für meine Nerven. Zum Glück bietet sich ein Felsköpfel für das Seil an. Mit kratzenden Steigeisen und weichen Knie klettere ich vorsichtig bergab, zurück in den schlechten Schnee. Warum eine aufsteigende Seilschaft sich genau an dieser Stelle durch uns durchfriemeln musste bleibt deren Geheimnis. Wir kriegen fast die Krise als sie meinten, es sei ihnen an der anderen Stelle zu kalt gewesen, man man man... Erst weiter unten bietet sich eine Eisenstange zum sichern an, an einer an diesem Tage eigentlich sinnfreien Position. Zurück über die Grateinschartung und das Firncouloir, dann liegen nach einer guten Stunde Abstieg die Hauptschwierigkeiten hinter uns. Die folgende Pause fiel dann leider ein wenig zu lang aus, denn der Schnee verwandelte sich mehr und mehr in einen tiefen Sulz. Zurück auf dem Gratrücken ging es noch einigermaßen, aber dann... Von 10 Schritten brachen wir bei 8 teils knietief ein. Was für ein Sch... Diese Anstrengung musste doch wirklich nicht mehr sein. Schließlich waren wir schon über 9 Stunden unterwegs. Aber es hilft ja nichts. Also die Reserven anzapfen und zurück, diesmal rund ums Pfulwe, die Blockhalde, das Tal. Nach exakt 12 Stunden erreichen wir wieder die Hütte. Es blieb sogar noch Zeit für eine kurze Rast, ehe wir den Weg zurück zur Bahn schneckten...
Fazit: Anspruchsvolle, lange Hochtour, die sehr gute Kondition und Nerven verlangt. Was die Schwierigkeitsbewertung anbelangt tue ich mich etwas schwer. Laut Goedeke ist es eine WS+. ZS wäre sicherlich übertrieben. Aber ich bin kein Experte. Und außerdem hängt es ja stark von den Verhältnissen ab. Die Platte unter dem Gipfel ist verglichen mit anderen IIer-Stellen deutlich anspruchsvoller und somit eher eine III.
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frmat
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