Ortler Normalweg
|
||||||||||||||||||||||
![]() |
![]() |
Es gibt bestimmte Berge, die haben eine besondere Ausstrahlung. Der Ortler gehört ganz bestimmt zu diesen Bergen und als wir uns für unseren diesjährigen Urlaubsort (Prad am Stilfserjoch) entschieden, war schnell klar, dass wir die Besteigung des Ortlers in Betracht ziehen würden.
Der Ortler gehört auch zu den Bergen, die man als überlaufen bezeichnen kann, sowohl auf dem Normalweg, aber auch über den Hintergrat. An schönen Tagen in der Touren-Hauptsaison kann es gemäss Auskunft von Bergführern zu einem Massenansturm auf den Gipfel kommen. Aufgrund des nassen Julis und der Tatsache, dass man für das kurze Schönwetterfenster vom Freitag 25. Juli 2014 einen Hüttenaufstieg in strömendem Regen am Vortag in Kauf nehmen musste, reduzierte sich jedoch die Anzahl der Ortler-Aspiranten auf ein erfreulich geringes Mass.
Mein Tourenpartner André (
anho) und ich liessen uns vom Langensteinlift von Sulden zur K2-Hütte gondeln, die Altherrenvariante sozusagen. Mit der Benutzung des Lifts spart man sich ca. 500 Höhenmeter Aufstieg. Danach stiegen wir in ca. 2 Stunden reiner Gehzeit zur Payer-Hütte auf. Die Payer-Hütte ist eine urige, gefällige Berghütte, mit einer anfangs etwas abweisend wirkenden, aber in Wahrheit äusserst liebenswürdigen Hüttenwartin.
Routenbeschreibung:
Am Morgen starteten wir als einzige führerlose und als erste Seilschaft die Tour zum Ortler. (Interessanterweise werden Am Ortler (berg-)führerlose Seilschaften mit ähnlicher Argwohn beachtet wie am Hörnligrat, die Hüttenwirtin fragte auf jeden Fall noch gesondert bei uns nach, ob wir dem Ortler gewachsen seien).
Zunächst quert man in der Nordwestflanke der Tabarettaspitze zu einer ausgeprägten Scharte und wechselt dann in die Südostseite, wo man zunächst etwas absteigt in die nächste Scharte. Dort befindet sich die erste Graterhebung, die man mehrheitlich linkshaltend erklettert (teilweise II), danach steigt man wieder ein paar Höhenmeter ab zum Eistieg ins "Wandl" resp. Tschierfeckwandl. Das "Wandl" ist ca. 60 oder 70m hoch und fast durchgehend mit Ketten versichert (ein paar Meter vom Einstieg unschwierig bis zum Beginn der Ketten). Bald einmal steht man bei einem Holzkreuz und folgt nun dem hier flachen Grat bis man wieder vor einer Kletterstelle steht. An dieser Kletterstelle haben wir uns nicht exakt an die "offizielle" Tourenbeschreibung gehalten. Wir haben die Kletterstelle in direkter Linie über den Grat in Angriff genommen, was auch problemlos ging. Oben an der erwähnten Kletterstelle (Schlüsselstelle) befindet sich eine Stange zum sichern des Nachsteigers und zum Abseilen/Ablassen beim Abstieg. Danach folgt man wieder dem hier flachen Grat, bis man in eine weitere Scharte absteigt, wo man nach rechts den Gletscher betritt. Man quert eine Firnflanke, die ins Bärenloch führt. Vom Bärenloch steigt man steil zum Lombardi-Biwack hoch, wenn es wie bei uns noch genug Schnee hat, ein reiner Gletscheranstieg, später im Sommer und bei Ausaperung muss man hier noch ein paar Meter im Fels klettern.
Nun folgen zwei steilere Gletscherrampen, danach flacht der Gletscher deutlich ab. Dort wo der Gletscher flacher wird, umgeht man einen gut sichtbaren Gletscherabbruch in einem weiten Rechtsbogen und steigt danach zum Gipfelkreuz hoch.
Den Abstieg bewältigten wir auf der Aufstiegsroute, bei der erwähnten Schlüsselstelle und beim Wandl kann man auch Abseilen, gemäss Bergführer ist aber sonst an schönen Tagen deutlich mehr los auf der Route und an diesen Stellen kann es dann stocken.
Genau 6 Stunden nach dem Aufbruch kehrten wir zur Payer-Hütte zurück. Dass wir zeitgleich mit dem bekannten Südtiroler Bergführer und Everest-Besteiger Toni Stocker als Erste in der Hütte auftauchten, verlangte der Hüttenwirtin dann noch eine kurze Anerkennung ab. Nach einem kurzen Umtrunk und packen des zurückgelassenen Materials machten wir uns an den restlichen Abstieg. In der K2-Hütte gab es dann auch die mittlerweile obligatorische Weizen-Kaltschale, seit einiger Zeit muss ich dabei immer an
WoPo1961 denken und schicke ihm dann und wann auch ein Bild eines vollen Bierglases, vorzugsweise wenn ich Kenntnis davon habe, dass er gerade auf Bierdiät ist... :-))
Bemerkungen:
Der Ortler ist ein toller Berg und die Tour zum Ortler beinhaltet alles, was eine rassige Hochtour ausmacht. Wir fanden beste Bedingungen vor, wenn das der Fall ist, ist der Ortler für Hochtourengeher mit etwas Erfahrung gut zu machen.
Bei erschwerten Bedingungen (Nässe oder Vereisung in den Felspassagen, fortgeschrittene Ausaperung des Gletschers) kann die Tour nach meiner Meinung nach deutlich ernsthafter werden. Bei sehr schlechter Sicht ist die Orientierung auf dem flachen Gletscherplateau sicher auch nicht ganz trivial, jedoch kann man in der Regel davon ausgehen, dass man eine gut ausgeprägte Spur vorfindet.
In den Felspassagen zwischen Hütte und Einstieg in den Gletscherteil hat es teilweise alte, verblichene grüne und rote Markierungen, die uns Anhaltspunkte über die Route gaben.
Im "Wandl" könnte man auch ein Klettersteigset verwenden, wenn man möchte. Diese Passage ist jedoch gut gestuft, wir kletterten dort ungesichert und haben uns dabei nie unwohl gefühlt.
Wir waren aufgrund des angekündigten Schlechtwetters eher zügig unterwegs und hatten bis auf eine kleine Ausnahme auch keine Wartezeiten an den Engstellen. Die Zeiten in der "offiziellen" Tourenbeschreibung sind sicher vernünftig.
Der Ortler gehört auch zu den Bergen, die man als überlaufen bezeichnen kann, sowohl auf dem Normalweg, aber auch über den Hintergrat. An schönen Tagen in der Touren-Hauptsaison kann es gemäss Auskunft von Bergführern zu einem Massenansturm auf den Gipfel kommen. Aufgrund des nassen Julis und der Tatsache, dass man für das kurze Schönwetterfenster vom Freitag 25. Juli 2014 einen Hüttenaufstieg in strömendem Regen am Vortag in Kauf nehmen musste, reduzierte sich jedoch die Anzahl der Ortler-Aspiranten auf ein erfreulich geringes Mass.
Mein Tourenpartner André (

Routenbeschreibung:
Am Morgen starteten wir als einzige führerlose und als erste Seilschaft die Tour zum Ortler. (Interessanterweise werden Am Ortler (berg-)führerlose Seilschaften mit ähnlicher Argwohn beachtet wie am Hörnligrat, die Hüttenwirtin fragte auf jeden Fall noch gesondert bei uns nach, ob wir dem Ortler gewachsen seien).
Zunächst quert man in der Nordwestflanke der Tabarettaspitze zu einer ausgeprägten Scharte und wechselt dann in die Südostseite, wo man zunächst etwas absteigt in die nächste Scharte. Dort befindet sich die erste Graterhebung, die man mehrheitlich linkshaltend erklettert (teilweise II), danach steigt man wieder ein paar Höhenmeter ab zum Eistieg ins "Wandl" resp. Tschierfeckwandl. Das "Wandl" ist ca. 60 oder 70m hoch und fast durchgehend mit Ketten versichert (ein paar Meter vom Einstieg unschwierig bis zum Beginn der Ketten). Bald einmal steht man bei einem Holzkreuz und folgt nun dem hier flachen Grat bis man wieder vor einer Kletterstelle steht. An dieser Kletterstelle haben wir uns nicht exakt an die "offizielle" Tourenbeschreibung gehalten. Wir haben die Kletterstelle in direkter Linie über den Grat in Angriff genommen, was auch problemlos ging. Oben an der erwähnten Kletterstelle (Schlüsselstelle) befindet sich eine Stange zum sichern des Nachsteigers und zum Abseilen/Ablassen beim Abstieg. Danach folgt man wieder dem hier flachen Grat, bis man in eine weitere Scharte absteigt, wo man nach rechts den Gletscher betritt. Man quert eine Firnflanke, die ins Bärenloch führt. Vom Bärenloch steigt man steil zum Lombardi-Biwack hoch, wenn es wie bei uns noch genug Schnee hat, ein reiner Gletscheranstieg, später im Sommer und bei Ausaperung muss man hier noch ein paar Meter im Fels klettern.
Nun folgen zwei steilere Gletscherrampen, danach flacht der Gletscher deutlich ab. Dort wo der Gletscher flacher wird, umgeht man einen gut sichtbaren Gletscherabbruch in einem weiten Rechtsbogen und steigt danach zum Gipfelkreuz hoch.
Den Abstieg bewältigten wir auf der Aufstiegsroute, bei der erwähnten Schlüsselstelle und beim Wandl kann man auch Abseilen, gemäss Bergführer ist aber sonst an schönen Tagen deutlich mehr los auf der Route und an diesen Stellen kann es dann stocken.
Genau 6 Stunden nach dem Aufbruch kehrten wir zur Payer-Hütte zurück. Dass wir zeitgleich mit dem bekannten Südtiroler Bergführer und Everest-Besteiger Toni Stocker als Erste in der Hütte auftauchten, verlangte der Hüttenwirtin dann noch eine kurze Anerkennung ab. Nach einem kurzen Umtrunk und packen des zurückgelassenen Materials machten wir uns an den restlichen Abstieg. In der K2-Hütte gab es dann auch die mittlerweile obligatorische Weizen-Kaltschale, seit einiger Zeit muss ich dabei immer an

Bemerkungen:
Der Ortler ist ein toller Berg und die Tour zum Ortler beinhaltet alles, was eine rassige Hochtour ausmacht. Wir fanden beste Bedingungen vor, wenn das der Fall ist, ist der Ortler für Hochtourengeher mit etwas Erfahrung gut zu machen.
Bei erschwerten Bedingungen (Nässe oder Vereisung in den Felspassagen, fortgeschrittene Ausaperung des Gletschers) kann die Tour nach meiner Meinung nach deutlich ernsthafter werden. Bei sehr schlechter Sicht ist die Orientierung auf dem flachen Gletscherplateau sicher auch nicht ganz trivial, jedoch kann man in der Regel davon ausgehen, dass man eine gut ausgeprägte Spur vorfindet.
In den Felspassagen zwischen Hütte und Einstieg in den Gletscherteil hat es teilweise alte, verblichene grüne und rote Markierungen, die uns Anhaltspunkte über die Route gaben.
Im "Wandl" könnte man auch ein Klettersteigset verwenden, wenn man möchte. Diese Passage ist jedoch gut gestuft, wir kletterten dort ungesichert und haben uns dabei nie unwohl gefühlt.
Wir waren aufgrund des angekündigten Schlechtwetters eher zügig unterwegs und hatten bis auf eine kleine Ausnahme auch keine Wartezeiten an den Engstellen. Die Zeiten in der "offiziellen" Tourenbeschreibung sind sicher vernünftig.
Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden
Kommentare (4)