Königspitze - 3850, 3851, 3858 oder 3859 Meter?
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Die Königspitze!
Schönster Berg über Sulden, edelster auf jeden Fall. Alle drei haben sie ihren eigenen Charakter, aber die Königspitze hat mich nicht losgelassen, seit ich sie vor 24 Jahren als Kind das erste Mal sah. Die unglaublich steile Nordwand mit ihren kühnen Linien! Die Schaumrolle! Ich wusste, irgendwann, irgendwann würde ich dort hinaufgehen.
Letzten Mittwoch.
Der Normalweg startet auf der Pizzinihütte, auf 2706 Metern. Die Route gliedert sich in vier Abschnitte: Der Anmarsch, T2, zuerst auf einem Weglein über Geröll, später dann, angeseilt, über die Vedretta del Gran Zebrù. Dann die Südrinne, zunehmend steil hinauf ins Königsjoch, im oberen Teil an die 40°. Dann der untere Teil des Gipfelhangs, ebenfalls zunehmend steil, bis an die 45°. Man gelangt auf eine Schulter, wo der obere Teil des Gipfelhangs beginnt. Wieder wird es nach oben hinaus steiler, diesmal werden die 45° endgültig gerissen. Dann steht man am Gipfel - auf einer ziemlich schmalen Schneide.
Am Mittwoch morgen um 3 Uhr in der Früh sind wir los: Der Bub, der ich vor 24 Jahren war, der Exträjmjürgen, und der Gerd, unser Führer. Im Dunkeln ging es hinauf an den Gletscher, wo wir die Eisen anlegten. Dann einfach hinauf zum Einstieg der Südrinne auf etwas über 3100 Metern. Bis hierher kann man auch die Stecken benutzen, weshalb hier immer ein kleiner Steckenwald steht. Weiter hinauf geht es nur mit dem Pickel.
Nun hinein in die Rinne, und von hier aus fast ununterbrochen gnadenlos steil bis hinauf zum Gipfel. Die Rinne ist schnell durchstiegen. Auf dem Joch hat man dann erste Ausblicke nach Osten. Imposant hier die Felsschneide der Kreilspitze, die äußerst reizvoll aussah. Wir wendeten uns aber nach links und stiegen in den Sonnenaufgang hinein. Herrlich, die Kontraste zwischen blau und gelb - ein ganz fantastischer Tag brach an! Das erleichterte einem das Steigen den immer steiler und steiler werdenden Hang hinauf.
Das letzte Stück vor der Schulter ist schon ziemlich anstrengend. Auf der Schulter (dem Frühstücksplatz früherer Zeiten) konnten wir uns dann ein wenig ausruhen, bevor wir den letzten Abschnitt in Augenschein nahmen. Die Spur führte direkt den Hang hinauf, ohne die sonst übliche Querung nach rechts mit dem anschließenden Gang über den schmalen Gipfelgrat. Ich bedauerte sogleich, um den Genuss eines Gratspaziergangs gebracht worden zu sein, und zu Recht, denn ab 3600 Metern (das ist in etwa die Höhe der Schulter) spürte ich die Höhe. Und es ging unerbittlich hinauf. Die letzten Meter unter dem Gipfel musste ich ganz schön keuchen - dann stand ich endlich oben! Was für ein Moment!
Die Aussicht hier oben ist herrlich! Der Blick schweift natürlich zuerst hinüber zum Zebrú und zum Ortler. Dann hinüber zur Tschenglser Hochwand, die ich noch überschreiten wollte, und weiter zur Vertainspitze, und zum Hohen Angelus. Und natürlich zu Cevedale. Weiter entfernt dann die nördliche und zentrale Brentagruppe, der Pizzo Tresero, dahinter der Adamello. Im Südwesten der Pizzo dei Tre Signori und der Monte Legnone in den Bergamasker Alpen. Im Westen dann Piz Palü, Bernina, ganz hinten das Finsteraarhorn und Eiger, Tödi, der Vorder Grauspitz (der höchste Liechtensteiner!), die Schesaplana, im Verwall Patteriol, Kuchenspitze und Hoher Riffler, dahinter die Vorderseespitze, die Freispitze und die Parseierspitze in den Lechtalern, und sogar dahinter konnte man noch Gipfel erkennen, etwa das Hohe Licht in den Allgäuer Alpen. Dann folgt der Glockturm, die Weißkugel, die Wildspitze, der Olperer, Großvenediger und Großglockner, Hochgall, davor Hirzer und Ifinger, in den Villgratener Bergen Kugelwand und Hochgrabe, in den Dolos die Sextener Rotwand, die Drei Zinnen, die Fanesgruppe, die Drei Zinnen, der Monte Cristallo, die Tofanen, Langkofel und Plattkofel, dahinter der Piz Boe, davor der Schlern, dann Rosengarten und Latemar, dahinter die Marmolada.
Eiskalt war's...
Denn dort blies ein kalter Wind - es reichte gerade für ein paar Umarmungen und ein paar Fotos, und wir wandten uns ganz schnell wieder dem Tal zu. Der Abstieg fiel mir deutlich leichter als der Aufstieg, anders als dem Exträjmjürgen, dem es gerade andersherum erging. Na, es wurde auch ziemlich weich im unteren Teil. Allerdings nie so weich, dass es gefährlich geworden wäre. Ich hoffe allerdings, dass denjenigen, die gegen acht, neun noch den Berg hinauf wollten, nichts zugestoßen ist. Manchmal ist es einfach objektiv gefährlich, da helfen auch siemerzwanzg Expressen an der 250-Euro-Mammut-Hose nichts.
Sechs Stunden haben wir gebraucht! Manchmal braucht es nicht mehr, um sich einen großen Kindheitstraum zu erfüllen. Dank und Gruß an meinen Onkel, der mich damals mit nach Sulden genommen hat, an den Exträjmjürgen, der wie immer ein wunderbarer Begleiter war, und natürlich an den Gerd, der uns sicher rauf und wieder runtergebracht hat.
Zeitaufwand:
Aufstieg: 3,5 Stunden
Abstieg: 2,5 Stunden
Schwierigkeit:
Technisch ist es gar nicht so schwierig, es ist halt mit 45° sehr steil (und wird umso anstrengender, je tiefer man beim Gehen im Schnee einbricht). Keinesfalls darf man irgendwo ins Rutschen kommen, unter dem Gipfelhang wartet ein 200 Meter hoher senkrechter Abgrund. Wir hatten für die Jahreszeit absolut perfekte Bedingungen (wenn man früh genug losgeht): Zwei Tage vor der Tour Schneefall, am Abend vorher Regen, nachts hat dann durchgefroren. Ich würde sagen: WS+. Wenn der Schnee weich wird oder der Berg ausapert, sieht das ganz schnell anders aus.
9 Uhr! Und was machen wir heute?!?
Schönster Berg über Sulden, edelster auf jeden Fall. Alle drei haben sie ihren eigenen Charakter, aber die Königspitze hat mich nicht losgelassen, seit ich sie vor 24 Jahren als Kind das erste Mal sah. Die unglaublich steile Nordwand mit ihren kühnen Linien! Die Schaumrolle! Ich wusste, irgendwann, irgendwann würde ich dort hinaufgehen.
Letzten Mittwoch.
Der Normalweg startet auf der Pizzinihütte, auf 2706 Metern. Die Route gliedert sich in vier Abschnitte: Der Anmarsch, T2, zuerst auf einem Weglein über Geröll, später dann, angeseilt, über die Vedretta del Gran Zebrù. Dann die Südrinne, zunehmend steil hinauf ins Königsjoch, im oberen Teil an die 40°. Dann der untere Teil des Gipfelhangs, ebenfalls zunehmend steil, bis an die 45°. Man gelangt auf eine Schulter, wo der obere Teil des Gipfelhangs beginnt. Wieder wird es nach oben hinaus steiler, diesmal werden die 45° endgültig gerissen. Dann steht man am Gipfel - auf einer ziemlich schmalen Schneide.
Am Mittwoch morgen um 3 Uhr in der Früh sind wir los: Der Bub, der ich vor 24 Jahren war, der Exträjmjürgen, und der Gerd, unser Führer. Im Dunkeln ging es hinauf an den Gletscher, wo wir die Eisen anlegten. Dann einfach hinauf zum Einstieg der Südrinne auf etwas über 3100 Metern. Bis hierher kann man auch die Stecken benutzen, weshalb hier immer ein kleiner Steckenwald steht. Weiter hinauf geht es nur mit dem Pickel.
Nun hinein in die Rinne, und von hier aus fast ununterbrochen gnadenlos steil bis hinauf zum Gipfel. Die Rinne ist schnell durchstiegen. Auf dem Joch hat man dann erste Ausblicke nach Osten. Imposant hier die Felsschneide der Kreilspitze, die äußerst reizvoll aussah. Wir wendeten uns aber nach links und stiegen in den Sonnenaufgang hinein. Herrlich, die Kontraste zwischen blau und gelb - ein ganz fantastischer Tag brach an! Das erleichterte einem das Steigen den immer steiler und steiler werdenden Hang hinauf.
Das letzte Stück vor der Schulter ist schon ziemlich anstrengend. Auf der Schulter (dem Frühstücksplatz früherer Zeiten) konnten wir uns dann ein wenig ausruhen, bevor wir den letzten Abschnitt in Augenschein nahmen. Die Spur führte direkt den Hang hinauf, ohne die sonst übliche Querung nach rechts mit dem anschließenden Gang über den schmalen Gipfelgrat. Ich bedauerte sogleich, um den Genuss eines Gratspaziergangs gebracht worden zu sein, und zu Recht, denn ab 3600 Metern (das ist in etwa die Höhe der Schulter) spürte ich die Höhe. Und es ging unerbittlich hinauf. Die letzten Meter unter dem Gipfel musste ich ganz schön keuchen - dann stand ich endlich oben! Was für ein Moment!
Die Aussicht hier oben ist herrlich! Der Blick schweift natürlich zuerst hinüber zum Zebrú und zum Ortler. Dann hinüber zur Tschenglser Hochwand, die ich noch überschreiten wollte, und weiter zur Vertainspitze, und zum Hohen Angelus. Und natürlich zu Cevedale. Weiter entfernt dann die nördliche und zentrale Brentagruppe, der Pizzo Tresero, dahinter der Adamello. Im Südwesten der Pizzo dei Tre Signori und der Monte Legnone in den Bergamasker Alpen. Im Westen dann Piz Palü, Bernina, ganz hinten das Finsteraarhorn und Eiger, Tödi, der Vorder Grauspitz (der höchste Liechtensteiner!), die Schesaplana, im Verwall Patteriol, Kuchenspitze und Hoher Riffler, dahinter die Vorderseespitze, die Freispitze und die Parseierspitze in den Lechtalern, und sogar dahinter konnte man noch Gipfel erkennen, etwa das Hohe Licht in den Allgäuer Alpen. Dann folgt der Glockturm, die Weißkugel, die Wildspitze, der Olperer, Großvenediger und Großglockner, Hochgall, davor Hirzer und Ifinger, in den Villgratener Bergen Kugelwand und Hochgrabe, in den Dolos die Sextener Rotwand, die Drei Zinnen, die Fanesgruppe, die Drei Zinnen, der Monte Cristallo, die Tofanen, Langkofel und Plattkofel, dahinter der Piz Boe, davor der Schlern, dann Rosengarten und Latemar, dahinter die Marmolada.
Eiskalt war's...
Denn dort blies ein kalter Wind - es reichte gerade für ein paar Umarmungen und ein paar Fotos, und wir wandten uns ganz schnell wieder dem Tal zu. Der Abstieg fiel mir deutlich leichter als der Aufstieg, anders als dem Exträjmjürgen, dem es gerade andersherum erging. Na, es wurde auch ziemlich weich im unteren Teil. Allerdings nie so weich, dass es gefährlich geworden wäre. Ich hoffe allerdings, dass denjenigen, die gegen acht, neun noch den Berg hinauf wollten, nichts zugestoßen ist. Manchmal ist es einfach objektiv gefährlich, da helfen auch siemerzwanzg Expressen an der 250-Euro-Mammut-Hose nichts.
Sechs Stunden haben wir gebraucht! Manchmal braucht es nicht mehr, um sich einen großen Kindheitstraum zu erfüllen. Dank und Gruß an meinen Onkel, der mich damals mit nach Sulden genommen hat, an den Exträjmjürgen, der wie immer ein wunderbarer Begleiter war, und natürlich an den Gerd, der uns sicher rauf und wieder runtergebracht hat.
Zeitaufwand:
Aufstieg: 3,5 Stunden
Abstieg: 2,5 Stunden
Schwierigkeit:
Technisch ist es gar nicht so schwierig, es ist halt mit 45° sehr steil (und wird umso anstrengender, je tiefer man beim Gehen im Schnee einbricht). Keinesfalls darf man irgendwo ins Rutschen kommen, unter dem Gipfelhang wartet ein 200 Meter hoher senkrechter Abgrund. Wir hatten für die Jahreszeit absolut perfekte Bedingungen (wenn man früh genug losgeht): Zwei Tage vor der Tour Schneefall, am Abend vorher Regen, nachts hat dann durchgefroren. Ich würde sagen: WS+. Wenn der Schnee weich wird oder der Berg ausapert, sieht das ganz schnell anders aus.
9 Uhr! Und was machen wir heute?!?
Tourengänger:
Verzasca,
Nik Brückner


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