Alle Odenwälder Klettersteige an einem Tag (Heubach, Hainstadt, Weinheim, Schriesheim)


Publiziert von Nik Brückner , 9. August 2014 um 18:31.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Odenwald
Tour Datum: 9 August 2014
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Klettersteig Schwierigkeit: K4 (S)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 6:00

Vier Klettersteige an einem Tag - geht das?

Na klar geht das! Wenn sie leicht sind, kurz, und nah beieinander...

Es gibt vier Klettersteige im Odenwald: In Heubach und Hainstadt, beide östlich von Darmstadt, sowie in Weinheim und in Schriesheim, beide weiter südlich, an der Bergstraße gelegen. Nope, die versicherten Steige durch die Wolfsschlucht und durch die Margaretenschlucht, beide am Neckar, zählen nicht dazu. Die werden zwar (gern auf Warnschildern vor Ort) "Klettersteige" genannt, sind aber keine. (Schön sind sie aber natürlich trotzdem)

Alle vier
Klettersteige führen durch die Wände von ehemaligen Steinbrüchen, sind also nicht allzu lang. Zwei davon befinden sich auf DAV-Gelände (Heubach und Weinheim), die anderen beiden sind frei zugänglich. In Weinheim kostet es für Nicht-DAVler 3,50€.

Vorheriges Informieren (Links im Text) lohnt sich: Ich wollte diese Tour schon vor Wochen starten, habe dann aber von den netten Darmstädtern, die Heubach und Hainstadt betreuen, erfahren, dass der Starkenburger Steig in Hainstadt bis Ende Juli geperrt ist, weil da ein Falke brütet. Sowas sollte man vorher in Erfahrung bringen, sonst muss man unverrichteter Dinge wieder nach Hause fahren und es wird nichts mit dem Kraxlspaß!


Also alle auf einmal!

Um halb 10 bin ich in Mannheim losgefahren. Im Auto lief Malcolm Smiths Album "We were here". Eine Stunde später war ich in Heubach, einem kleinen Ort mitten im Odenwald. Der Ort liegt an einer Stichstrasse, die von der B45 zwischen Groß-Umstadt und Höchst abzweigt. Man folgt der Hauptstrasse durch den Ort, Richtung Waldparkplatz Kellergrund. Am Ortsende beginnt auf der linken Seite eine Umzäunung mit einer markanten, gemauerten Auffahrt. Es ist die Wilhelm-Leuschner-Straße 250. Hier ist der Eingang zum DAV-Gelände. Infos hier. Dort habe ich mein kloines Auto geparkt und keine zwei Minuten später stand ich am Einstieg.


Klettersteig Heubach

Der Heubacher Steig ist nach dem Schriesheimer der zweitleichteste (WS+). Trotzdem muss man hin und wieder ordentlich zupacken. Es gibt allerdings kaum Stellen, an der nur schiere Kraft weiterhilft, wie in Hainstadt und vor allem in Weinheim. Der Steig ist kurz (ca. 10 Minuten), besonders oben ganz einfach, und ideal als Einstieg in diese Vierertour, weil er gleich so richtig Spaß macht.

Unten geht's, mit Hilfe nur zweier Klammern und dem Fixseileine glatte, leicht überhängende Wand hinauf (C/D). Schlüsselstelle am Anfang, so muss das sein. Es folgt eine einfachere Passage und Platz zum Stehen an einem Baum. Dann geht's nach rechts, eine steile Treppe hinauf (B) und darüber in einem kleintrittigen Winkel weiter (B/C). Dann ist der nächste Absatz erreicht. Eine Stufe (B/C) führt zu einer kurzen, einfachen Linksquerung (A), von der die letzte geklammerte C-Stelle steil hinaufführt. Oben wartet dann ein guter Pfad, der ausgesetzt nach rechts, und über letzte Felsstufen links hinauf zum Ausstieg führt (A). Von dort wandert man in der Nähe der Steinbruch-Oberkante links hinunter und zurück zum Ausgangspunkt.

Ein Topo gibt es hier.

Nächste CD: Jordan Rudess' "Explorations". Von Heubach aus geht es wieder auf die B45, von dort nach Höchst und hinter Höchst wieder nordwärts nach Hainstadt. Hey, Hainstadt! Hier in der Nähe war ich doch neulich am Limes unterwegs! Na, wie dem auch sei: In Hainstadt zweigt man Richtung Wald-Amorbach ab. In der zweiten Haarnadelkurve (der, die nach links biegt) verlässt man die geteerte Straße und fährt ein kurzes Stück auf einem Waldweg zu einem ausgeschilderten Wanderparkplatz. Von Heubach zwanzig Minuten. Von hier aus sind es nur ein paar Schritte zum Steinbruch.


Starkenburger Steig Hainstadt

Der Starkenburger Steig ist im Gegensatz zum Heubacher frei zugänglich. Er ist etwas länger (ca. 15 Minuten), ist dafür aber einen Tick einfacher (C). Ein Topo gibt es hier.

Schon der Einstieg ist nicht ohne (B/C, den rechten Fuß in den schlechten Tritt, dann geht's), dann quert man auf immer schmäler werdenden Tritten nach links hinüber und um ein Eck herum (B). Nun geht es an einer Kante aufwärts, zunächst eher links in einem Winkel, dann mit Hilfe eines kleinen Stifts nach rechts direkt auf die Kante hinaus (erst B, dann C). Eine Steilstufe (C) führt aus ein ausgesetztes Band (A).

In diesem oberen Teil folgen nun ein paar Links- und Rechtsquerungen, von denen nur die erste bequem breit ist. Dazwischen geht es immer wieder senkrechte Stufen hinauf. Ein paar Mal muss man hier schon kräftig zupacken, damit man auf den glatten Sandsteinflächen hinaufkommt.

Die erste, auf dem ausgesetzten Band, führt also nach links, dann kommt eine steile C-Stufe, die zum nächsten ausgesetzten Band führt. Hier nochmal kurz nach links (A), dann eine etwas leichtere Stufe hinauf (B) und auf dem darauf folgenden Band (A) ein paar Meter nach rechts. Eine weitere Stufe (B) führt auf das letzte Band (A), eine letzte B-Stelle zum Ausstieg.

Vom Ausstieg dann auch hier nach links auf einem guten Weg zurück zum Parkplatz.

Ein Topo gibt es hier.


Klettersteig Jakobswand Weinheim

Nach Weinheim braucht man dann etwa eineinviertel Stunden. Zeit für ein bissl Musik: Museo Rosenbachs "Live in Tokyo". In Weinheim folgt man der B38 Richtung Birkenau in das Weschnitztal hinein. Nach den letzten Häusern und der ersten Eisenbahnbrücke befindet sich links die Toreinfahrt zum Kletterzentrum mit einer kleinen Zahl Parkplätzen (Birkenauer Talstraße 99). Hier befinden wir uns wieder auf DAV-Gelände. Die Weinheimer dürfen umsonst klettern, Angehörige anderer Sektionen zahlen 3,50€. Hier ist auch immer jemand, der den Kletterer einweist. Infos hier, Topo hier.

Der Weinheimer Klettersteig ist der Schwierigste von allen (S), allerdings hat man hier auch so richtiges Klettersteigfeeling. In Heubach ist das noch nicht so richtig aufgekommen. Die Wand lässt sich leicht in zwei Abschnitte teilen: Der untere ist plattig, glatt und passagenweise leicht überhängend (B/C und C). Hier helfen Stifte, Klammern und eine Leiter (C, weil leicht überhängend) hinauf. Der obere Teil neigt sich etwas zurück und ist gut gestuft. Nach einer Linksquerung (erst B/C, dann C) geht's eine kurze Leiter hinauf (C), dann (B/C) in plattiges Gelände (B) und leichter (A/B) weiter zu einer letzten steilen Stufe (C/D) vor dem Ausstieg (B).

Die Weinheimer sind gemein: Die haben hier und da einen Stift ausgelassen! Es gibt Stellen, da kommt man nur weiter, wenn man sich mit beiden Händen und dem vollen Gewicht ins Seil hängt und die Füße gegen die trittarme Wand stemmt. Das kostet ordentlich Kraft - zum Glück ist es hinten raus einfacher.

Wer mag (ich mochte), kann eine Variante dranhängen: Von Ausstieg ein paar Meter auf gutem Weg hinunter und auf halber Höhe der Wand auf einem Band in die Wandmitte queren (erst A/B, dann B und B/C). Oberhalb der kurzen Leiter vereinigen sich beide Routen und man steigt auf bekannter Route wieder hinauf zum Ausstieg (insg. 35 Minuten).

Vom Ausstieg geht es nach links auf einem guten Weg zurück zum DAV-Gelände.


Klettersteig Schriesheim

Von Weinheim nach Schriesheim sind es etwa 25 Minuten. Zeit genug für Peripherys "Clear". Auch in Schriesheim geht es dann durch einen ehemaligen Steinbruch (siehe auch hier und hier). Der Klettersteig führt über drei der vier Stufen des Steinbruchs.

Schon der Hinweg ist schön: Man parkt an der Strahlenburg, von wo aus es Richtung Steinbruch einen felsigen Pfad geradewegs den Berg hinauf geht. Oben ist der Klettersteig dann angeschrieben (siehe Foto). Man folgt einem breiten Waldweg nach rechts bis links aufsteigend der Weg ins Rund des Steinbruchs abzweigt. Im Steinbruch angekommen wird das Gelände flach. Man erreicht eine Infotafel, hinter der man an die Felswand der ersten Stufe herantritt. Der Weg führt weiter nach links an der Wand entlang. Dort, wo er endet, beginnt der Klettersteig.

Der Schriesheimer Klettersteig ist der leichteste der vier (WS-). Über felsiges Gehgelände geht es steil an den Felsen heran. Ein Baum rechts und eine Metallklammer links helfen über ein senkrechtes Wandl. Oben quert man dann ein paar Schritte nach links, wobei schmale Tritte helfen, die ein schräger Riss bietet. Danach geht es schon hinaus.

Oben auf der ersten Stufe angekommen habe ich mich diesmal für die Leitervariante entschieden: Über Blöcke hinauf zu einer Reihe von Klammern, die senkrecht hinauf zu zwei Leitern führen. Oben angekommen, geht es ein Stück nach links. Der dritte und letzte Abschnitt wird dann über einen Schuttkegel erreicht. Es geht hinauf an die Felswand, die deutlich zerklüfteter ist als die beiden unteren. Man steigt über und zwischen Zacken hinauf zum letzten Absatz des Klettersteigs (Gehzeit für den Klettersteig: ca. 8 Minuten). Von hier aus kann man nun weglos an einer geeigneten Stelle aus dem Steinbruch hinaus steigen. Oben ankommen, geht es auf der anderen Seite hinunter, und auf dem Wanderweg S(chriesheim) 4 an einem Hüttchen vorbei bergab zur Burg (Gehzeit von Auto zu Auto insg. ca. 45 Minuten).

Ein Topo gibt es hier, aber Achtung, da fehlt einiges.

Von hier aus bin ich dann gemütlich mit dem kloinen Auto nach Hause gegondelt. Letzte CD für heute: Robert Reeds "Sanctuary". Tja, wenn's in den Alpen regnet, muss einem eben sowas Spinnertes einfallen... ;o}


Fazit/Infos

Die Gehzeiten (ca. 2h Gehzeit, davon 68 Minuten Kletterzeit) sind nur ungefähr zu verstehen. Es sind zwar tatsächlich meine Gehzeiten, aber die ersten drei Klettersteige kannte ich gar nicht, den dritten dagegen sehr gut. Wer sich im Schriesheimer Steinbruch orientieren muss, braucht deutlich länger, denn die Abschnitte schließen sich nicht direkt aneinander an, und man muss ein bisschen suchen, wenn man sich nicht auskennt. Außerdem bin ich die ersten drei Klettersteige mit Klettersteigset gegangen, den letzten aber nicht, wodurch ich in Schriesheim nochmal deutlich schneller war. Und auch das Fotografieren für Euch kostet natürlich Zeit! ;o}

Die Fahrzeiten: Es ist auch nicht so, dass der ganze Rest der 6 Stunden reine Fahrzeit war. Ich hab hier und da nett mit Leuten geschwatzt, mal getankt, nen E-Drink gekauft. Meine Fahrzeit: Dreieinhalb Stunden.



Update 2024:

Gerade entdeckt: Der Klettersteigboom lässt auch den Odenwald nicht los. In Groß-Umstadt gibt es seit einiger Zeit den Kinderklettersteig Steinbruch Knossberg. Infos von den Betreibern gibt es hier oder hier.


Tipp:

Wer alle Klettersteige im Odenwald an einem Tag geht, und noch Kapas für einen zusätzlichen Klettersteig hat, der kann den Churfrankensteig am Main prima einbauen: Der ist vom Starkenburger Klettersteig nur 15 Autominuten entfernt. Genaue Infos hier.


Zwei Jahre später habe ich diese lose Reihe mit allen Klettersteigen des Schwarzwaldes fortgeführt, 2017 mit allen Klettersteigen am Mittelrhein, allen im Hunsrück und fast allen an der Mosel an einem Tag. Im Herbst 2017 ging ich dann sämtliche Klettersteige am Main an einem Tag. Sämtliche Mosel-Klettersteige an einem Tag beging ich dann im Frühjahr 2018, im Sommer kamen die Klettersteige auf der Fränkischen Alb dazu, und alle Klettersteige in Paris (!). Weiterführen konnte ich meine ironische Reihe mit der Begehung sämtlicher Klettersteige im Urdonautal, mit allen Klettersteigen an der Saarallen Klettersteigen auf der Schwäbischen Alb sowie mit allen Klettersteigen in Thüringen. Und mit allen Klettersteigen in den Vogesen.

Tourengänger: Nik Brückner


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Kommentare (2)


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MichaelG hat gesagt: Klasse...!
Gesendet am 10. August 2014 um 00:27
Eine tolle Idee, die vier Odenwälder Klettersteige an einem Tag "zu machen".
Sollte von Bensheim aus auch gut möglich sein...

Mal sehen :-)

Nik Brückner hat gesagt: RE:Klasse...!
Gesendet am 10. August 2014 um 00:56
Heyho!

Ja klar geht das! Das Schwierigste war, rauszukriegen, dass die überhaupt existieren... - und dass es nicht noch mehr gibt. Diese Klettersteige gehören nämlich zu den bestgehüteten Geheimnissen des Odenwaldes! ;o}

Wenn du den Vierer auch mal machst, dann viel Spaß!

Nik


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