Watzespitze über den Eisweg


Publiziert von Steppenwolf (Born to be wild) , 23. Juni 2014 um 06:54.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum:21 Juni 2014
Hochtouren Schwierigkeit: ZS-
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 2 Tage 15:00
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit PKW von Partenkirchen nach Plangeross
Unterkunftmöglichkeiten:Kaunergrathütte

Im Jahr 1983, als ich nach dem Abi und einem Monat Fabrikarbeit anlässlich meiner geplanten 6-wöchigen Tour zu Dreitausendern der Tiroler und Südtiroler Alpen den AV-Führer der Ötztaler Alpen gekauft hatte, fiel mir bei dessen Studium die Watzespitze auf. Wegen ihrer Schwierigkeit kam ihre Besteigung für mich damals freilich nicht in Betracht. Jetzt nach 31 Jahren war es endlich soweit! Mit "wegener" hatte ich mich für den Gipfelsturm verabredet:

Am 21.06.14 erreichten wir die Kaunergrathütte nach gemütlichem Aufstieg (knapp über 4h mit Pausen) von Plangeroß aus gegen 20.00 Uhr.

In der Nacht herrschte im Lager zeitweilig Unruhe, sodass wir nicht gut schlafen konnten. Nichtsdestotrotz verließen wir die Hütte ca. 04.40 Uhr. Bei der Querung unter die Gletscherflanke der Watzespitze verloren wir ca. 100hm. Noch bevor die eigentliche Route beginnt, stiegen wir eine steile Firnrinne unter dem Eis des nördlichen Gletscherarms auf. Dann einen kurzen steilen Hang hinauf, von dem wir zu einem steilen unter dem Blankeis gelegenen  Firnarm querten, über den wir bald flacheres Gelände erreichten.

Wir kamen in die Nähe einer über einen Meter hohe Eisstufe (anscheinend keine Spalte darunter), die wir an einer überfirnten Stelle überschritten. Rechts oben wirkte ein riesiger Eiswulst/Eisbruch schon etwas bedrohlich. Links davon stiegen wir die zweite Steilstufe auf, an deren oberen Ende kleine Spalten zu sehen waren und es eisig wurde. So stiegen wir ausweichend einen Firnhang nach rechts auf und erreichten wieder einen flachen Bereich.
Wir überschritten an seinem oberen Einde problemlos den Bergschrund und erreichten eine noch oben mehr als 40° aufsteilende Firnrinne. "wegener" legte bei ihrer Begehung Zwischensicherungen.

Wir gelangten auf die 3432m hoch gelegene Scharte, wo er einen Knoten aus dem Seil lösen musste, während ich im kalten Wind schlotterte.

Wir sahen einen Polizeihubschrauber. Ich hatte schon die Befürchtung, dass man nach uns schauen wollte. Nein, die beiden jungen Bergsteiger, die wir vor der Tour gesprochen hatten, hatten Probleme am Ostgrat bekommen. Wir sahen dann den Hubschrauber mit ihnen am Seil durch die Luft talabwärts fliegen.

Schließlich begann mein Partner am Seil den Grat hinaufzuklettern, der durch Neuschnee des Vortages etwas schwieriger geworden war (II+) und durch Windreif auf den steilen Felsen ziemlich abweisend wirkte. Das Gelände unter dem Gendarm wird einfacher, den wir über die Südostflanke umgingen. Wieder legte "wegener" Zwischensicherungen, was meine Geduld auf die Probe stellte. Ich bin halt solch Gelände seit vielen Jahren gewohnt und brauche dort keine Seilsicherung. Wir erreichten hinter dem Gendarm wieder den etwas ausgesetzten Grat (I) und bald den Gipfel (ca.13.45 Uhr). Jetzt wehte gottseidank nicht mehr der kalte Wind, sodass wir den Aufenthalt am Kreuz genießen konnten.

Der Abstieg gestaltete sich wieder langwierig. Die Rinne seilten wir ab. Unter dem inzwischen aufgeweichten Schnee verbarg sich Eis. Von den Verhältnissen her war es höchste Eisenbahn, unsere seit Monaten geplante Tour jetzt endlich durchzuführen!

Wir stiegen über den Gletscher unserer Spur folgend ab und machten unterwegs einige Pausen. Unter dem letzten steilen Firnhang stiegen wir in Falllinie ab. Diesmal waren wir auf dem richtigen Routenabschnitt. Über Schneehänge und auch mal Geröll querten wir zu unserer Spur des frühen Morgens zurück und erreichten nach kurzem Aufstieg gegen 20.00 Uhr die Hütte, wo wir uns ein Bergsteigeressen gönnten.

Leider wollte "wegener" nicht noch einmal auf der Hütte übernachten, weswegen eine mögliche Tour auf die Verpeilspitze am Sonntag ausfiel.




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