Chammliberg 3215m - ein Ziel mit Stil


Publiziert von Mueri , 5. Juni 2014 um 21:33.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:31 Mai 2014
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Ski Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR   Claridengruppe   Ortstockgruppe 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m
Strecke:Klausenpass - Chammli (P. 2054) - Griessbödemli - Chammlilücke - Chammliberg - Klausenpass
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit PW bis zum Klausenpass

Die Wahrscheinlichkeit, dass die Besitzer eines frei gewählten, auf dem Klausenpass geparkten Autos auf dem Weg hoch zum Chammliberg sind, dürfte ähnlich gross sein wie die Wahrscheinlichkeit, dass die Schweiz die Fussball-WM 2014 gewinnt; nicht unmöglich, aber auch nicht überaus gross. Gründe für das Fernbleiben der Massen sind bestimmt nicht die Schönheit des Schlussaufstiegs und die Aussicht vom Gipfel. Da spielen wohl andere Faktoren mit. Zum einen ist der Chammliberg weniger hoch und weniger prominent als seine beiden Nachbarn, das Gross Schärhorn und der Clariden. Zum anderen ist der Chammliberg im Gegensatz zu seinen beiden Nachbarn ausschliesslich über anspruchsvolles Gelände erreichbar.


Wir erreichen um 05.00 Uhr mit dem PW den Klausenpass, nachdem uns auf unserem Weg hoch zum Pass fast durchgehend hartnäckige hochnebelartige Bewölkung begleitete. Petrus scheint uns wohlgesonnen zu sein; oben auf dem Pass lichtet sich die Bewölkung endlich, doch ist der Schnee beim Abmarsch weich. Glücklicherweise trägt er gut, und so erreichen wir, dem Sommerweg folgend und vereinzelt die Skier tragend, schon bald die Chammlialp (P. 2054). Ab hier gilt es, die Skier bis zum Griessbödemli runter zu tragen. Auf dem Weg hoch zur Chammlilücke wählen wir anfänglich nicht die Optimalroute, was uns mit wiederholtem Skiertragen und einem kurzen Abstieg bestraft.

Auf ca. 2400m ü. M. angelangt (Griessfirn), präsentiert sich die Unterlage bereits pickelhart. Aufgrund von Steinschlag (wir haben es miterlebt und die Piste gibt davon Zeugnis) montieren wir nebst den Harscheisen auch den Helm und nutzen die mir willkommene Pause, um einen Riegel zu essen und einen Schluck zu trinken. Eine kleine Unachtsamkeit meinerseits - und meine Getränkeflasche verselbständigt sich auf dem abfallenden Gelände, das der Flasche keinerlei Widerstand leistet. In solchen Momenten zeigen sich die Vorteile, wenn man nicht alleine unterwegs ist. Sonst hätte ich wohl umkehren müssen. Nun kann ich die Tour zwar nicht wirklich erleichtert, aber mit leichterem Rucksack fortsetzen.

Bestmöglich dem Steinschlag ausweichend, d. h. nach Westen hinaus querend, erreichen wir über die Steilstufe die Chammlilücke. Puahh, der rückblickend anstrengendste und mühsamste Teil wäre geschafft!

Beim Ausläufer der Südwestflanke des Chammlibergs errichten wir das Skidepot und steigen sodann mit Steigeisen und Eispickeln in bestem Firnschnee die steile, sich jungfräulich zeigende Flanke (40-45°) hoch zum eigentlichen Südwestgrat. Nach der Flanke links (also jenseits) vom Grat hoch und etwas später in die Nordwestwand traversierend, steigen wir in einem Couloir hoch, bis das Gelände abflacht. Bequem erreichen wir sodann den Gipfel des Chammlibergs. Genuss pur!

Nach einer ausgiebigen Pause, bei der uns lediglich der etwas zu frische Wind Gesellschaft leistet, steigen wir auf dem Aufstiegsweg ab, in flacheren Passagen problemlos neben der Aufstiegsspur, in den steileren Passagen auf den Frontzacken.

Beim Skidepot angelangt, entschliessen wir, auf demselben Weg abzufahren und die Tragepassage zwischen Griessbödemli und Chammlialp in Kauf zu nehmen. Bei teils pistenähnlichem Frühlingsschnee im oberen Bereich und aufgeweichtem bzw. gar fehlendem Schnee gelangen wir zum Klausenpass. Alternativ hätte man über P. 2977 zum Chammlijoch queren können und über das Iswändli abfahren können. Dies hätte uns im unteren Bereich die Tragepassagen erspart, doch hätte man zu P. 2977 und danach zum Chammlijoch hochsteigen müssen.

Nach einer Stärkung auf dem Klausenpass und reichlich Flüssigkeitszufuhr inspizieren wir noch kurz die Clariden-Nordwand, das für den folgenden Tag anstehende Projekt.


Fazit: Die Tour ist dank dem äusserst lohnenswerten, aber nicht zu unterschätzenden Fussaufstieg auf den Gipfel ein wahres Bijou, eine Delikatesse, und dies abseits der Massen. Der selten besuchte Gipfel besticht durch eine tolle Aussicht.

Aktuell herrschen im oberen Teil wirklich gute Verhältnisse. Der Felsriegel direkt oberhalb des Skidepots ist noch gut eingeschneit und problemlos zu meistern. In den kommenden Tagen dürften die Tragestellen im unteren Bereich massiv zunehmen. Ebenso dürfte die noch gut eingeschneite Stelle direkt oberhalb des Skidepots bald tückischer werden. Der Schnee im Fussanstieg jedoch dürfte sich bei klaren Nächten zunehmend besser verfirnen.

Merci, Alpinist für die tolle Tour, die beigesteuerten Pics ... und den Tee;-)

Weitere Infos zur Tour auf Cornel's Homepage unter: http://www.cornelsuter.ch/fotoalbum/2014/skitour/chammliberg/index.htm

Tourengänger: Alpinist, Mueri


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