Abenteuertour am Cima di Sassello. Und eine chinesische Mauer.
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Eigentlich sollte dieser Tag gemütlich ausfallen. Wandern in der Tessiner Sonne. Frühlingsgefühle tanken. Aber dann packte mich eine dieser lästigen Launen. Kleiner Leistungstest. Spiel mit der Wildheit. Spontan verliess ich den Weg kurz vor der Sonneninsel Monti della Gana, schlug mich ins Gebüsch und kletterte eine Trockenrinne hoch zu Punkt 1525.
Fantastische Abkürzung!
Ein richtiger Geheimtipp!
Schwierigkeitsgrad max. T5. Nie wirklich gefährlich, immer Ausweichmöglichkeiten bei zu extremen Kletterstellen links oder rechts in dieser teils engen Rinne.
Man kommt raus am normalen Wanderweg zum Sassariente (Südroute), direkt beim Seilstück an der Wand. Eigentlich könnte man von hier aus bestimmt noch höher die Rinne rauf, aber das teste ich ein andermal.
Nun, ich stand also nach 45 Minuten Kletterei auf dem Normalweg und wollte von nun an endlich gemütlich weiter zum Sassariente.
Aber heute hatten die Götter andere Ziele mit mir ...
Nach dreissig Metern Weg stand ich vor einer Barriere umgestürzter Bäume.
Na gut. Vorbeiklettern.
Nach weiteren zehn Meter aber schon die nächste Barriere aus abgebrochenen Tannen.
Lawine?
Hangrutsch?
Gut. Also auch da drüberklettern.
Und siehe da, nach zehn Metern ein ganzer Berg aufgetürmter Riesentannen, mitsamt Wurzelstrünken quer über den Weg. Okay, verlassen wir den Weg und gehen durch den Wald hoch zum nächsten Wegstück.
Dort angekommen das gleiche Bild: Alle zwanzig Meter Bäume quer über den Weg!
Jetzt fand ich's nicht mehr lustig sondern schon bedenklich.
Gipfelgeil dachte ich "So kurz vor oben drehe ich nicht um! Geh ich halt direkt rüber zum Cima di Sassello!".
Ich verliess den Weg beim Ost-Abzweig. Aber auch auf diesem wenig begangenen Waldweg das gleiche Bild: Runtergemähte Bäume zu Hauf!
Rüberklettern, vorbeischrammen, drunter her kriechen.
Nach dem zwanzigsten Mal Krabbelei reichte es mir und ich schnürte direkt querfeldein steil bergauf durch den Wald zum Sattel zwischen Sassariente und Sassello.
Und siehe da: Die chinesische Mauer!
Eine wunderbare, beeindruckende Natursteinanlage, verlaufend vom Sassriente rüber zum Cima di Sassello. So angelegt, dass man fast durchgäng auf ihr von Gipfel zu Gipfel laufen kann.
Eine wunderbare Sache!
In Windeseile tanzte ich auf ihr nach oben ans Licht und sass Minuten später glücklich grinsend in der Sonne.
Nach einer Stunde himmelsnahen Friedens stand ich auf und vor der Entscheidung: Wie zurück?
Hinwegroute: Neee! Uuuungemütlich!
Also dann nach Osten rüber zur Alpe di Sassello.
So rutschte ich denn den Schneegrat entlang zum Sattel bei Punkt .... und stand - schon wieder vor umgestürzten Bäumen!
Von oben war das nicht zu sehen.
Offenbar hatte ein Sturm kürzlich am gesamten oberen Hang gewütet und rund jeden fünften Baum entweder beschädigt oder grad gekappt oder sogar entwurzelt.
Nun, es half alles nichts und so kletterte ich weiter bergab, riss mir noch meine Hose kaputt und stand irgendwann auf dem Vorplatz der sonnigen Alpe di Sassello. Ausruhen. Sonne tanken.
Dann weiter.
Und wieder: Katastrophenland.
Ich denke, in den nächsten Monaten werden dort oben massenweise Helikopter fliegen, Motorsägen tönen und dutzende Waldarbeiter Akkord schuften müssen!
Auf den Wanderwegen am Monte della Gana ist wirklich alles kaputt!
So schade!
Denoch: Zerschrammt und glücklich kam ich um 17.30 h am Wagen an, genoss noch eine halbe Stunde Sonne und Lago Maggiore, - dann fuhr ich zurück.
Was für ein ungemütlich schöner Tag!
Nachtrag zur "chinesischen Mauer": Dieses Prunkstück wird offiziell "muraglia polacca" genannt, also "Polenmauer", weil sie zwischen 1945 und 1949 (auf einem Deckstein sah ich "1948" eingemeisselt) von polnischen Internierten errichtet wurde. Sie ist ca. 1,5 km lang und verläuft von der Forcaralla 1642m ostwärts zum Cima di Sassello 1899m. Warum wurde Sie gebaut? Im Internet fand ich keine eindeutigen Angaben. Vermutung: Hindernis für Schafherden, damit sie nicht das Gebiet wechseln. Das südseitige Gebiet am Sassariente ist auch zu schwer begehbar, um nordseitig verlorenen gegangene Schafe wieder einzufangen. Andre Meinung: Sinnlose Arbeitsbeschaffungsmassnahme in der wirren, immer noch harten Nachkriegszeit.
Hier noch ein Link zu Seegers hikr-Bericht: http://www.hikr.org/tour/post35972.html.
Er gibt uns zum Hintergrund des Baus noch die meisten Angaben. Dank an ihn und die Kommentatoren!
Fantastische Abkürzung!
Ein richtiger Geheimtipp!
Schwierigkeitsgrad max. T5. Nie wirklich gefährlich, immer Ausweichmöglichkeiten bei zu extremen Kletterstellen links oder rechts in dieser teils engen Rinne.
Man kommt raus am normalen Wanderweg zum Sassariente (Südroute), direkt beim Seilstück an der Wand. Eigentlich könnte man von hier aus bestimmt noch höher die Rinne rauf, aber das teste ich ein andermal.
Nun, ich stand also nach 45 Minuten Kletterei auf dem Normalweg und wollte von nun an endlich gemütlich weiter zum Sassariente.
Aber heute hatten die Götter andere Ziele mit mir ...
Nach dreissig Metern Weg stand ich vor einer Barriere umgestürzter Bäume.
Na gut. Vorbeiklettern.
Nach weiteren zehn Meter aber schon die nächste Barriere aus abgebrochenen Tannen.
Lawine?
Hangrutsch?
Gut. Also auch da drüberklettern.
Und siehe da, nach zehn Metern ein ganzer Berg aufgetürmter Riesentannen, mitsamt Wurzelstrünken quer über den Weg. Okay, verlassen wir den Weg und gehen durch den Wald hoch zum nächsten Wegstück.
Dort angekommen das gleiche Bild: Alle zwanzig Meter Bäume quer über den Weg!
Jetzt fand ich's nicht mehr lustig sondern schon bedenklich.
Gipfelgeil dachte ich "So kurz vor oben drehe ich nicht um! Geh ich halt direkt rüber zum Cima di Sassello!".
Ich verliess den Weg beim Ost-Abzweig. Aber auch auf diesem wenig begangenen Waldweg das gleiche Bild: Runtergemähte Bäume zu Hauf!
Rüberklettern, vorbeischrammen, drunter her kriechen.
Nach dem zwanzigsten Mal Krabbelei reichte es mir und ich schnürte direkt querfeldein steil bergauf durch den Wald zum Sattel zwischen Sassariente und Sassello.
Und siehe da: Die chinesische Mauer!
Eine wunderbare, beeindruckende Natursteinanlage, verlaufend vom Sassriente rüber zum Cima di Sassello. So angelegt, dass man fast durchgäng auf ihr von Gipfel zu Gipfel laufen kann.
Eine wunderbare Sache!
In Windeseile tanzte ich auf ihr nach oben ans Licht und sass Minuten später glücklich grinsend in der Sonne.
Nach einer Stunde himmelsnahen Friedens stand ich auf und vor der Entscheidung: Wie zurück?
Hinwegroute: Neee! Uuuungemütlich!
Also dann nach Osten rüber zur Alpe di Sassello.
So rutschte ich denn den Schneegrat entlang zum Sattel bei Punkt .... und stand - schon wieder vor umgestürzten Bäumen!
Von oben war das nicht zu sehen.
Offenbar hatte ein Sturm kürzlich am gesamten oberen Hang gewütet und rund jeden fünften Baum entweder beschädigt oder grad gekappt oder sogar entwurzelt.
Nun, es half alles nichts und so kletterte ich weiter bergab, riss mir noch meine Hose kaputt und stand irgendwann auf dem Vorplatz der sonnigen Alpe di Sassello. Ausruhen. Sonne tanken.
Dann weiter.
Und wieder: Katastrophenland.
Ich denke, in den nächsten Monaten werden dort oben massenweise Helikopter fliegen, Motorsägen tönen und dutzende Waldarbeiter Akkord schuften müssen!
Auf den Wanderwegen am Monte della Gana ist wirklich alles kaputt!
So schade!
Denoch: Zerschrammt und glücklich kam ich um 17.30 h am Wagen an, genoss noch eine halbe Stunde Sonne und Lago Maggiore, - dann fuhr ich zurück.
Was für ein ungemütlich schöner Tag!
Nachtrag zur "chinesischen Mauer": Dieses Prunkstück wird offiziell "muraglia polacca" genannt, also "Polenmauer", weil sie zwischen 1945 und 1949 (auf einem Deckstein sah ich "1948" eingemeisselt) von polnischen Internierten errichtet wurde. Sie ist ca. 1,5 km lang und verläuft von der Forcaralla 1642m ostwärts zum Cima di Sassello 1899m. Warum wurde Sie gebaut? Im Internet fand ich keine eindeutigen Angaben. Vermutung: Hindernis für Schafherden, damit sie nicht das Gebiet wechseln. Das südseitige Gebiet am Sassariente ist auch zu schwer begehbar, um nordseitig verlorenen gegangene Schafe wieder einzufangen. Andre Meinung: Sinnlose Arbeitsbeschaffungsmassnahme in der wirren, immer noch harten Nachkriegszeit.
Hier noch ein Link zu Seegers hikr-Bericht: http://www.hikr.org/tour/post35972.html.
Er gibt uns zum Hintergrund des Baus noch die meisten Angaben. Dank an ihn und die Kommentatoren!
Tourengänger:
dyanarka

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Kommentare (2)