Iseler, Salewa-Klettersteig: Die Auswüchse des Klettersteigbooms
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Der Salewa-Klettersteig auf (?) den Iseler genießt netzweit einen guten Ruf, ja er gilt vielen gar als anfänger- oder doch familientauglich. Dabei ist der Steig vor einiger Zeit vom DAV im Panorama-Heftl heftig kritisiert worden. Auch wenn diese Kritik anonymisiert vorgebracht worden war, so war der Salewa-Klettersteig doch nur allzu deutlich zu erkennen. Und ich kann mich dieser Kritik nur anschließen: Ein Klettersteig an dieser Stelle ist zum einen vollkommen sinnlos, weil er nur einige Meter unter einem einfachen Wanderweg eine gezwungen wirkende Wegführung in eine Wand legt. Er führt zudem nirgends hin: Der Iselergipfel ist zwar ein möglicher Ausstieg nach einem ersten Abschnitt, aber er ist weder Ziel des Steigs, noch liegt er überhaupt am Weg. Hinzu kommt, und das ist gravierend, dass der Klettersteig durch eine sehr brüchige Flanke gelegt wurde, was ein unnötiges Risiko bedeutet. Und ich weiß, wovon ich rede - siehe unten.
Also ab ins Auto, Shinings "Blackjazz" aufgelegt, und ab Richtung Oberjoch. Dann geht's los...
Oder auch nicht. Schon am Einstieg: Wartezeit. Man könnte Zeitschriften auslegen, finde ich. Und dazu den neuen Salewa-Katalog.
Der erste Teil des Steiges ist leicht, man quert, meist nur mäßig ansteigend, in die Iselerwand. Vom Einstieg führt eine Rampe (B) hinunter zur "Biwakhöhle". Sus dieser geht es steil hinauf (B/C) auf die nächsten Bänder, und auf ihnen (A) nach links zur nächsten Rampe (B/C) oberhalb leichter (B), weil gut gestuft, hinauf zur nächsten Linksquerung (A). Dann eine steile Wand (B/C) weiter hinauf zu einer Rampe (A), und von dort aus auf Bändern (A) länger nach links. Dann kommt die die steile Bergführerplatte, die Schlüsselstelle des Klettersteigs. Ein kleiner Überhang, der nur wenig mit Stiften entschärft wurde. Das Ganze sieht wild aus, ist aber mit ein bissl Kraft ganz gut lösbar (C).
Dahinter wird es dann wieder einfacher: Eine Rampe (B) führt nach rechts hinauf zu einer kurzen Querung (A/B), die an einem Abzweig endet. Hier kann man entweder gerade zum Iseler Gipfel hinaufsteigen (A/B), oder die Tour links fortsetzen.
Dort ginge es über eine plattige Rampe (B, unten kurz schwieriger auf ein Bandsystem hinunter, auf dem man bis zum Kühgundkopf queren könnte (A, kurz B).
Wir entschlossen uns zum Ausstieg auf den Iselergipfel. Hier geht es ein paar Meter senkrecht hinauf. Und da brach mir beim Klettern ein faustgroßer Stein aus dem Blätterkrokant der Iselerwand. Nicht dass ich unvorsichtig gewesen wäre - ich hatte einfach Pech. Der Kletterer unter mir dagegen großes Glück: Der Stein hat ihn nur um Zentimeter verfehlt. Kein Einzelfall, wie ich mittlerweile erfahren habe. Es hat schon einen guten Grund, warum der Klettersteig eigentlich eine Querung ist. An senkrechten Stellen sollte man daher besser mit äußerster Vorsicht zu Werke gehen. So viel zum Thema Anfängereignung.
Am Gipfel (1876m) angekommen, haben wir uns dann erstmal ein gemütliches Päuschen gegönnt.
Hier war zwar zwecks Seilbahnanbindung viel los, aber das war immer noch angenehmer, als sich mit hundert Leuten durch die brüchige Wand unter uns zu wühlen. Den Rest des Klettersteigs haben wir dann drangegeben. Es schien uns nicht viel Sinn zu machen, 10 Meter unter einem wunderschönen Wanderweg so zu tun, als würde man an diesem Berg Kletterfähigkeiten brauchen und sich dabei auch noch der Hälfte der Aussicht zu berauben.
Stattdessen sind wir auf dem Kamm weitergewandert, zunächst hinüber zum Kühgundkopf (1907m).
Hier, am höchsten Punkt der Tour, lohnt sich eine Rundsicht. Die startet im Norden mit dem Sorgschrofen, dann geht's weiter mit den Gipfeln unmittelbar nördlich des Tannheimer Tals: Aggenstein, Einstein, Brentenjoch, Sebenspitze, Rote Flüh, Gimpel, Köllenspitze und Schneidspitze.
Dahinter zeigen sich ein paar Ammergauer Berge: die Klammspitze, der Branderschrofen, Geiselstein, Gumpenkarspitze und Gabelschrofen, die Hochplatte, der Säuling, Kreuzspitze, Geierköpfe, Schellschlicht und die Gipfel des Danielgrats. Dahinter erhebt sich Wetterstein-Prominenz: Waxenstein, Alpspitze, Zugspitze, Schneefernerkopf.
Auf der Südseite des Tannheimer Tals zeigen sich das Vogelhörnle, die Lochgehrenspitze, Rohnenspitze, Schochen, Lailach, Gaishorn, Rauhhorn, Ponten und Bschiesser, dahinter ragen die Hohe Munde und der Thaneller auf.
Dann erstreckt sich die lange Hornbachkette. Den Süden markiert der markante Hochvogel. Sodann bilden Marchspitze, Krottenkopf, und Mädelegabel den Horizont, davor zeigen sich die Wilden mit dem Wildengrat, der Schneck, das Laufbacher Eck und der Giebelgrat.
Auf der anderen Talseite beherrschen ebenfalls vielbesuchte Gipfel das Blickfeld: der Große Daumen und das Nebelhorn. Danach wird der Horizont von Elfer, Braunarlspitze, Widderstein, Schesaplana, Hochkünzelspitze, Zitterklapfen und Ifen dominiert. Mit der Nagelfluhkette. und dem Grünten schließt sich dann der Kreis.
Nach diesem Rundblick ging's weiter zum Kühgundspitz (1852m). Das ist T3 und damit nicht sehr anspruchsvoll, aber sehr vergnüglich, gespickt mit tollen Blicken und vor allem: in weitgehender Ruhe. Der Klettersteig zieht von diesem schönen Grat ziemlich viel Aufmerksamkeit ab. Und so bleibt er uns (fast) allein überlassen: Eine Genusstour in nur teils und dann mäßig ausgesetztem Gelände. Am Schluss geht es dann hinüber zur Wiedhagalpe und über Skihänge, aber überraschend hübsch wieder hinunter zum Auto.
Fazit:
Schöne Tour, aber ärgerlicher Klettersteig (wen's interessiert: Topo hier). Der Iseler, an sich ein schöner Aussichtsgipfel, wird zum Notausstieg degradiert, der Klettersteig führt an ihm vorbei - ins Nirgendwo. Ziel des Steiges ist irgendein willkürlich gewählter Punkt am Grat. Zudem führt der Steig schwer verantwortbar durch brüchiges Gelände. Schön - oder auch nur vernünftig - ist etwas anderes. Es drängt sich der Verdacht auf, dass hier jemand ein Opfer der Klettersteigmanie wurde und der Klettersteig vor allem wegen eines großen Parkplatzes und einer bereits vorhandenen Aufstiegshilfe dort angelegt wurde. Beides sind keine guten Gründe für einen Klettersteig. Salewa macht eine Menge guter Dinge, aber dieser gewollt und erzwungen wirkende Klettersteig durch ungutes Gelände gehört nun wirklich nicht dazu (ähnlich wie die Tatsache, dass die Schuhe, ein, zwei Nummern größer sein könnten). Man sollte ihn am Besten einstampfen. Manchmal ist weniger mehr.
Also ab ins Auto, Shinings "Blackjazz" aufgelegt, und ab Richtung Oberjoch. Dann geht's los...
Oder auch nicht. Schon am Einstieg: Wartezeit. Man könnte Zeitschriften auslegen, finde ich. Und dazu den neuen Salewa-Katalog.
Der erste Teil des Steiges ist leicht, man quert, meist nur mäßig ansteigend, in die Iselerwand. Vom Einstieg führt eine Rampe (B) hinunter zur "Biwakhöhle". Sus dieser geht es steil hinauf (B/C) auf die nächsten Bänder, und auf ihnen (A) nach links zur nächsten Rampe (B/C) oberhalb leichter (B), weil gut gestuft, hinauf zur nächsten Linksquerung (A). Dann eine steile Wand (B/C) weiter hinauf zu einer Rampe (A), und von dort aus auf Bändern (A) länger nach links. Dann kommt die die steile Bergführerplatte, die Schlüsselstelle des Klettersteigs. Ein kleiner Überhang, der nur wenig mit Stiften entschärft wurde. Das Ganze sieht wild aus, ist aber mit ein bissl Kraft ganz gut lösbar (C).
Dahinter wird es dann wieder einfacher: Eine Rampe (B) führt nach rechts hinauf zu einer kurzen Querung (A/B), die an einem Abzweig endet. Hier kann man entweder gerade zum Iseler Gipfel hinaufsteigen (A/B), oder die Tour links fortsetzen.
Dort ginge es über eine plattige Rampe (B, unten kurz schwieriger auf ein Bandsystem hinunter, auf dem man bis zum Kühgundkopf queren könnte (A, kurz B).
Wir entschlossen uns zum Ausstieg auf den Iselergipfel. Hier geht es ein paar Meter senkrecht hinauf. Und da brach mir beim Klettern ein faustgroßer Stein aus dem Blätterkrokant der Iselerwand. Nicht dass ich unvorsichtig gewesen wäre - ich hatte einfach Pech. Der Kletterer unter mir dagegen großes Glück: Der Stein hat ihn nur um Zentimeter verfehlt. Kein Einzelfall, wie ich mittlerweile erfahren habe. Es hat schon einen guten Grund, warum der Klettersteig eigentlich eine Querung ist. An senkrechten Stellen sollte man daher besser mit äußerster Vorsicht zu Werke gehen. So viel zum Thema Anfängereignung.
Am Gipfel (1876m) angekommen, haben wir uns dann erstmal ein gemütliches Päuschen gegönnt.
Hier war zwar zwecks Seilbahnanbindung viel los, aber das war immer noch angenehmer, als sich mit hundert Leuten durch die brüchige Wand unter uns zu wühlen. Den Rest des Klettersteigs haben wir dann drangegeben. Es schien uns nicht viel Sinn zu machen, 10 Meter unter einem wunderschönen Wanderweg so zu tun, als würde man an diesem Berg Kletterfähigkeiten brauchen und sich dabei auch noch der Hälfte der Aussicht zu berauben.
Stattdessen sind wir auf dem Kamm weitergewandert, zunächst hinüber zum Kühgundkopf (1907m).
Hier, am höchsten Punkt der Tour, lohnt sich eine Rundsicht. Die startet im Norden mit dem Sorgschrofen, dann geht's weiter mit den Gipfeln unmittelbar nördlich des Tannheimer Tals: Aggenstein, Einstein, Brentenjoch, Sebenspitze, Rote Flüh, Gimpel, Köllenspitze und Schneidspitze.
Dahinter zeigen sich ein paar Ammergauer Berge: die Klammspitze, der Branderschrofen, Geiselstein, Gumpenkarspitze und Gabelschrofen, die Hochplatte, der Säuling, Kreuzspitze, Geierköpfe, Schellschlicht und die Gipfel des Danielgrats. Dahinter erhebt sich Wetterstein-Prominenz: Waxenstein, Alpspitze, Zugspitze, Schneefernerkopf.
Auf der Südseite des Tannheimer Tals zeigen sich das Vogelhörnle, die Lochgehrenspitze, Rohnenspitze, Schochen, Lailach, Gaishorn, Rauhhorn, Ponten und Bschiesser, dahinter ragen die Hohe Munde und der Thaneller auf.
Dann erstreckt sich die lange Hornbachkette. Den Süden markiert der markante Hochvogel. Sodann bilden Marchspitze, Krottenkopf, und Mädelegabel den Horizont, davor zeigen sich die Wilden mit dem Wildengrat, der Schneck, das Laufbacher Eck und der Giebelgrat.
Auf der anderen Talseite beherrschen ebenfalls vielbesuchte Gipfel das Blickfeld: der Große Daumen und das Nebelhorn. Danach wird der Horizont von Elfer, Braunarlspitze, Widderstein, Schesaplana, Hochkünzelspitze, Zitterklapfen und Ifen dominiert. Mit der Nagelfluhkette. und dem Grünten schließt sich dann der Kreis.
Nach diesem Rundblick ging's weiter zum Kühgundspitz (1852m). Das ist T3 und damit nicht sehr anspruchsvoll, aber sehr vergnüglich, gespickt mit tollen Blicken und vor allem: in weitgehender Ruhe. Der Klettersteig zieht von diesem schönen Grat ziemlich viel Aufmerksamkeit ab. Und so bleibt er uns (fast) allein überlassen: Eine Genusstour in nur teils und dann mäßig ausgesetztem Gelände. Am Schluss geht es dann hinüber zur Wiedhagalpe und über Skihänge, aber überraschend hübsch wieder hinunter zum Auto.
Fazit:
Schöne Tour, aber ärgerlicher Klettersteig (wen's interessiert: Topo hier). Der Iseler, an sich ein schöner Aussichtsgipfel, wird zum Notausstieg degradiert, der Klettersteig führt an ihm vorbei - ins Nirgendwo. Ziel des Steiges ist irgendein willkürlich gewählter Punkt am Grat. Zudem führt der Steig schwer verantwortbar durch brüchiges Gelände. Schön - oder auch nur vernünftig - ist etwas anderes. Es drängt sich der Verdacht auf, dass hier jemand ein Opfer der Klettersteigmanie wurde und der Klettersteig vor allem wegen eines großen Parkplatzes und einer bereits vorhandenen Aufstiegshilfe dort angelegt wurde. Beides sind keine guten Gründe für einen Klettersteig. Salewa macht eine Menge guter Dinge, aber dieser gewollt und erzwungen wirkende Klettersteig durch ungutes Gelände gehört nun wirklich nicht dazu (ähnlich wie die Tatsache, dass die Schuhe, ein, zwei Nummern größer sein könnten). Man sollte ihn am Besten einstampfen. Manchmal ist weniger mehr.
Tourengänger:
Nik Brückner

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