Ein verlängertes Winterwochenende im Val da Camp
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Da gibt es doch auf der Südseite des Berninapasses im oberen Puschlav ein herrliches, von imposanten Felszacken umgebenes Tal. Im Sommer und Herbst ist dieses Val da Camp mit seinen tiefblauen Seen inmitten herrlicher Lärchenwälder ein beliebtes Ausflugsziel, dies natürlich auch dank des Rifugio Saoseo, wohl die einzige SAC-Hütte mit eigener Postautohaltestelle. Nun ist das Tal auch recht schneesicher und das Rifugio geniesst einen besonders gutem Ruf. Kein Wunder also, dass das Val da Camp ein beliebtes Gebiet für Frühlingsskitouren ist. Aber immerhin schränkt die weite Distanz von den grösseren Städten den Andrang doch etwas ein.
Auf einige der Gipfel hatten wir seit längerer Zeit ein Auge geworfen und Jahr für Jahr hatten wir im Januar auf gut Glück für ein verlängertes Wochenende im März Platz reserviert. Zwei Mal mussten wir wegen Schlechtwetter absagen, einmal lag zu wenig Schnee. Doch im März 2014 sollten die Verhältnisse endlich mal günstig aussehen: Es passten Schneemenge, Lawinenbulletin und Wetterprognose - ein wenig Unsicherheit brachten einzig die grosse Wärme sowie die Störung, die im Verlauf des Wochenendes die Schweiz streifen sollte.
Eine erste Herausforderung bei der Planung ist die Anreise per öV. Das Postauto fährt weder ins Val da Camp noch bis Sfazù - einzig an Wochenenden gibt es einen Rufbus zwischen Sfazù und Poschiavo. Aber da es eh interessanter ist, den Anreisetag bereits mit einem Gipfel zu verbinden, kommen wir bei der Planung rasch auf die Idee, den Piz Ursera zu überqueren. Ein wenig unschön ist dabei natürlich, dass wir den Abstieg durchs Val Mera zur Hütte am Nachmittag machen müssen und demnach suppigen Schnee zu erwarten haben.
Tag 1: 1100 hm, ca. 5 Stunden, WT4
Nach fünf Reisestunden starten wir bei wahrem Kaiserwetter beim Bahnhof Ospizio Bernina, gehen zur Strasse rauf und montieren die Schneeschuhe. Der Schnee trägt nicht mehr besonders gut - kein Wunder, denn es ist bald 11 Uhr und bereits T-Shirt-Wetter. Wir gehen in etwas unübersichtlichem Gelände zur Motta Bianca (für Skifahrer auch in direkter Abfahrt ab Lagalb zu erreichen) und queren dann ins Tälchen unter der Forcola di Livigno. Nun geht die Route ins Val Orsera hinein und, da nordexponiert, sind die Temperaturen nun deutlich angenehmer. Wir erreichen wieder die Grenze und steigen dann in einem Bogen nach rechts an zu einem Sattel unmittelbar neben der Cima di Cardan. Von hier können wir über den Grat zum Piz Ursera ansteigen.
Allzu lange geniessen wir das herrliche Panorama nicht, denn es ist 14 Uhr und eigentlich hatte das SLF gewarnt, dass Touren heute am Mittag beendet sein sollten. Also zurück zum Sattel und dann runter zum Lagh da Roan und durchs Val Mera raus. Das geht alles sehr gut, der Schnee ist angenehm weich für den Abstieg mit Schneeschuhen, aber wir brechen nie ganz durch. Bald ist die Hütte erreicht und wir richten uns ein. Das Haus ist gut besetzt, aber bei weitem nicht voll und am Abend gelingt es uns erfreulicherweise, Spielpartner für das mitgenommene Tichu-Set zu finden.
Tag 2: 1600 hm, ca. 7 Stunden, WT6
Wegen des warmen Wetters starten praktisch alle Gruppen um 6 herum oder sogar noch früher, um am frühen Nachmittag zurück zu sein. Wir gehen etwa um 6.15 los, folgen kurz der Spur Richtung Pass de Val Viola und biegen dann links ab, um durch lichten Lärchenwald direkt aufzusteigen. Wir queren etwas nach rechts uns gelangen so ins steile Scispadus-Tälchen, durch das eine recht beliebte Abfahrt führt. Im Aufstieg wird das selten gemacht, aber da der Schnee bestens durchgefroren ist, ist es für uns eine schnelle Lösung, um auf den Gletscher unter unseren Gipfelzielen zu gelangen. Von P. 3013 packen wir zuerst den Piz Paradisin an, den höchsten Gipfel der Gruppe. Wir queren rechts unter La Pala durch und steigen dann über ein kleines Seitengrätchen mit Schneeschuhen bis zum Beginn des kurzen Südgrates. Hier wechseln wir auf Steigeisen und Pickel und steigen leicht rechts der felsigen Graskante durch sehr steilen Schnee und recht exponiert zum Gipfel auf - zum Glück liegt schon eine Spur!
Wir geniessen eine Zeitlang das Panorama auf dem lang ersehnten Gipfel und steigen dann vorsichtig ab. Danach bleiben wir gleich bei den Steigeisen, denn wir gehen zunächst weiter zu La Pala, die wir über den Nordgrat ersteigen (ohne Spur) und über den Südwestgrat verlassen (Fussspur vorhanden). Nun sind wir wieder bei P. 3031, wechseln auf die Schneeschuhe und steigen recht steil an zum Skidepot unter der Nordflanke des imposanten Corn da Camp. Hier deponieren wir die Schneeschuhe und folgen der guten Spur durch die arg steile Flanke bis auf den Grat, von wo der Gipfel in Kürze erreicht ist. Leider ist der Wind inzwischen recht ungemütlich geworden, so dass wir uns rasch wieder auf den Rückweg machen.
Vom Skidepot geht es in recht schönem Pulverschnee zu einem windarmen Plätzchen in der Mitte des Gletschers, wo wir unsere Mittagspause machen. Danach hinüber zu P. 2802, wo es möglich ist, durch einen schneegefüllten Bachlauf steil ins Val Mera hinunter zu steigen. Hier kommen noch einmal die Steigeisen zum Einsatz, denn der Schnee ist hier pickelhart. Schliesslich folgt wie gestern der Rückweg durchs Val Mera zurück nach Saoseo.
Tag 3: 1000 hm, ca. 5 Stunden, WT3
Bereits am Nachmittag des Vortages hatte der Wind zunehmend aufgefrischt und die Wetterprognose klang für den Sonntag nach starkem Nordföhn. So war rasch klar, dass die anvisierte Scima di Saoseo keine gute Idee sein würde. Um trotzdem noch was zu unternehmen, starten wir wiederum kurz nach 6 und gehen zunächst Richtung Pass de Val Viola. Nun biegen wir ab in Richtung Piz de Val Nera, der aber nicht nur windumtost ist, sondern auch noch in Wolken steckt. So disponieren wir kurzerhand um und ersteigen in etwa dem Grenzgrat entlang den einfacheren Piz Cunfin.
Der Wind lädt nicht zum längeren Aufenthalt ein, so gehen wir rasch wieder der Grenze entlang runter zum Pass de Val Viola, erklimmen Moton und Motin und steigen dann unter den Wänden des imposanten Corno di Dosdé zum Lagh de Val Viola ab. Von hier navigieren wir durch bereits jetzt sehr weichen Schnee zu den anderen Seen, überqueren den schönen Lagh de Saoseo und sind um 11 wieder bei der Hütte. Inzwischen ist das Wetter sonnig geworden, so setzen wir uns nochmals zu Kaffee und Kuchen auf die Terrasse, nehmen dann das restliche Gepäck und gehen hinunter nach Sfazù. Dort können wir gleich eine Mitfahrgelegenheit mit zwei netten Skifahrern organisieren, die uns bis Pontresina mitnehmen - besten Dank!
Fazit:
Ein prächtiges Frühlingswochenende in einem sehr schönen Tourengebiet und mit einer Hütte, die von der Familie Heis wirklich liebevoll und sehr gastfreundlich geführt wird. Wir werden gerne zurück kommen - nebst der Scima di Saoseo warten ja mit Corn da Mürasciola und den Gipfeln auf der Italienischen Seite noch einige Tourenmöglichkeiten! Für die öV-Rückreise ziehen wir dann die Überquerung des Piz Val Nera nach Livigno an (danach mit dem Ortsbus nach Livigno Centro und von dort mit dem Silvestri-Bus nach Zernez).
Auf einige der Gipfel hatten wir seit längerer Zeit ein Auge geworfen und Jahr für Jahr hatten wir im Januar auf gut Glück für ein verlängertes Wochenende im März Platz reserviert. Zwei Mal mussten wir wegen Schlechtwetter absagen, einmal lag zu wenig Schnee. Doch im März 2014 sollten die Verhältnisse endlich mal günstig aussehen: Es passten Schneemenge, Lawinenbulletin und Wetterprognose - ein wenig Unsicherheit brachten einzig die grosse Wärme sowie die Störung, die im Verlauf des Wochenendes die Schweiz streifen sollte.
Eine erste Herausforderung bei der Planung ist die Anreise per öV. Das Postauto fährt weder ins Val da Camp noch bis Sfazù - einzig an Wochenenden gibt es einen Rufbus zwischen Sfazù und Poschiavo. Aber da es eh interessanter ist, den Anreisetag bereits mit einem Gipfel zu verbinden, kommen wir bei der Planung rasch auf die Idee, den Piz Ursera zu überqueren. Ein wenig unschön ist dabei natürlich, dass wir den Abstieg durchs Val Mera zur Hütte am Nachmittag machen müssen und demnach suppigen Schnee zu erwarten haben.
Tag 1: 1100 hm, ca. 5 Stunden, WT4
Nach fünf Reisestunden starten wir bei wahrem Kaiserwetter beim Bahnhof Ospizio Bernina, gehen zur Strasse rauf und montieren die Schneeschuhe. Der Schnee trägt nicht mehr besonders gut - kein Wunder, denn es ist bald 11 Uhr und bereits T-Shirt-Wetter. Wir gehen in etwas unübersichtlichem Gelände zur Motta Bianca (für Skifahrer auch in direkter Abfahrt ab Lagalb zu erreichen) und queren dann ins Tälchen unter der Forcola di Livigno. Nun geht die Route ins Val Orsera hinein und, da nordexponiert, sind die Temperaturen nun deutlich angenehmer. Wir erreichen wieder die Grenze und steigen dann in einem Bogen nach rechts an zu einem Sattel unmittelbar neben der Cima di Cardan. Von hier können wir über den Grat zum Piz Ursera ansteigen.
Allzu lange geniessen wir das herrliche Panorama nicht, denn es ist 14 Uhr und eigentlich hatte das SLF gewarnt, dass Touren heute am Mittag beendet sein sollten. Also zurück zum Sattel und dann runter zum Lagh da Roan und durchs Val Mera raus. Das geht alles sehr gut, der Schnee ist angenehm weich für den Abstieg mit Schneeschuhen, aber wir brechen nie ganz durch. Bald ist die Hütte erreicht und wir richten uns ein. Das Haus ist gut besetzt, aber bei weitem nicht voll und am Abend gelingt es uns erfreulicherweise, Spielpartner für das mitgenommene Tichu-Set zu finden.
Tag 2: 1600 hm, ca. 7 Stunden, WT6
Wegen des warmen Wetters starten praktisch alle Gruppen um 6 herum oder sogar noch früher, um am frühen Nachmittag zurück zu sein. Wir gehen etwa um 6.15 los, folgen kurz der Spur Richtung Pass de Val Viola und biegen dann links ab, um durch lichten Lärchenwald direkt aufzusteigen. Wir queren etwas nach rechts uns gelangen so ins steile Scispadus-Tälchen, durch das eine recht beliebte Abfahrt führt. Im Aufstieg wird das selten gemacht, aber da der Schnee bestens durchgefroren ist, ist es für uns eine schnelle Lösung, um auf den Gletscher unter unseren Gipfelzielen zu gelangen. Von P. 3013 packen wir zuerst den Piz Paradisin an, den höchsten Gipfel der Gruppe. Wir queren rechts unter La Pala durch und steigen dann über ein kleines Seitengrätchen mit Schneeschuhen bis zum Beginn des kurzen Südgrates. Hier wechseln wir auf Steigeisen und Pickel und steigen leicht rechts der felsigen Graskante durch sehr steilen Schnee und recht exponiert zum Gipfel auf - zum Glück liegt schon eine Spur!
Wir geniessen eine Zeitlang das Panorama auf dem lang ersehnten Gipfel und steigen dann vorsichtig ab. Danach bleiben wir gleich bei den Steigeisen, denn wir gehen zunächst weiter zu La Pala, die wir über den Nordgrat ersteigen (ohne Spur) und über den Südwestgrat verlassen (Fussspur vorhanden). Nun sind wir wieder bei P. 3031, wechseln auf die Schneeschuhe und steigen recht steil an zum Skidepot unter der Nordflanke des imposanten Corn da Camp. Hier deponieren wir die Schneeschuhe und folgen der guten Spur durch die arg steile Flanke bis auf den Grat, von wo der Gipfel in Kürze erreicht ist. Leider ist der Wind inzwischen recht ungemütlich geworden, so dass wir uns rasch wieder auf den Rückweg machen.
Vom Skidepot geht es in recht schönem Pulverschnee zu einem windarmen Plätzchen in der Mitte des Gletschers, wo wir unsere Mittagspause machen. Danach hinüber zu P. 2802, wo es möglich ist, durch einen schneegefüllten Bachlauf steil ins Val Mera hinunter zu steigen. Hier kommen noch einmal die Steigeisen zum Einsatz, denn der Schnee ist hier pickelhart. Schliesslich folgt wie gestern der Rückweg durchs Val Mera zurück nach Saoseo.
Tag 3: 1000 hm, ca. 5 Stunden, WT3
Bereits am Nachmittag des Vortages hatte der Wind zunehmend aufgefrischt und die Wetterprognose klang für den Sonntag nach starkem Nordföhn. So war rasch klar, dass die anvisierte Scima di Saoseo keine gute Idee sein würde. Um trotzdem noch was zu unternehmen, starten wir wiederum kurz nach 6 und gehen zunächst Richtung Pass de Val Viola. Nun biegen wir ab in Richtung Piz de Val Nera, der aber nicht nur windumtost ist, sondern auch noch in Wolken steckt. So disponieren wir kurzerhand um und ersteigen in etwa dem Grenzgrat entlang den einfacheren Piz Cunfin.
Der Wind lädt nicht zum längeren Aufenthalt ein, so gehen wir rasch wieder der Grenze entlang runter zum Pass de Val Viola, erklimmen Moton und Motin und steigen dann unter den Wänden des imposanten Corno di Dosdé zum Lagh de Val Viola ab. Von hier navigieren wir durch bereits jetzt sehr weichen Schnee zu den anderen Seen, überqueren den schönen Lagh de Saoseo und sind um 11 wieder bei der Hütte. Inzwischen ist das Wetter sonnig geworden, so setzen wir uns nochmals zu Kaffee und Kuchen auf die Terrasse, nehmen dann das restliche Gepäck und gehen hinunter nach Sfazù. Dort können wir gleich eine Mitfahrgelegenheit mit zwei netten Skifahrern organisieren, die uns bis Pontresina mitnehmen - besten Dank!
Fazit:
Ein prächtiges Frühlingswochenende in einem sehr schönen Tourengebiet und mit einer Hütte, die von der Familie Heis wirklich liebevoll und sehr gastfreundlich geführt wird. Wir werden gerne zurück kommen - nebst der Scima di Saoseo warten ja mit Corn da Mürasciola und den Gipfeln auf der Italienischen Seite noch einige Tourenmöglichkeiten! Für die öV-Rückreise ziehen wir dann die Überquerung des Piz Val Nera nach Livigno an (danach mit dem Ortsbus nach Livigno Centro und von dort mit dem Silvestri-Bus nach Zernez).
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