Ybriger Quartett – oder ein Sechser im Lotto


Publiziert von Bergamotte , 23. Februar 2014 um 12:35.

Region: Welt » Schweiz » Schwyz
Tour Datum:20 Februar 2014
Ski Schwierigkeit: S-
Wegpunkte:
Geo-Tags: Nördliche Muotataler Alpen   CH-SZ   Zürcher Hausberge   Westliche Sihltaler Alpen   Östliche Sihltaler Alpen 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 1725 m
Abstieg: 1725 m
Kartennummer:236S (R. 264, 265, 266, 267b)

Das *Ybriger Quartett hatte ich von einer Sommerbegehung in bester Erinnerung. Die Routenführung im Winter verläuft ganz ähnlich, mit Ausnahme der anspruchsvollen Druesberg Südkante natürlich. Doch der Kombination aus Pulverschnee, Sonnenschein und stahlblauem Himmel kann kaum ein Sommerprojekt das Wasser reichen.

Besonders lohnend an dieser Rundtour: Hat man den Druesberg erst einmal erklommen, lassen sich die übrigen drei Gipfel mit erstaunlich wenig Höhenmetern anhängen - vorausgesetzt man wählt die "Abkürzung" zwischen Chläbdächern und Twäriberg. Und wen die Kräfte vorzeitig verlassen, kann nach jedem Gipfel direkt das Verpflegungsdepot Druesberghütte ansteuern. Die Tour bedarf sicherer Verhältnisse.


Angesichts des Tagesprogramms und einer gewissen Gefahr von Nassschneelawinen starte ich eher früh für die Jahreszeit um 6:45 im (noch) einsamen Weglosen (1035m). Die Direktvariante via Sädel bietet kaum Schwierigkeiten. Der Durchstieg auf die Alpebene ist zwar steil und eng, aber nur kurz und unexponiert. Wer nicht rumknorzen mag, kann die Skier auch kurz tragen. Anschliessend folge ich einer verblasenen Spur in angenehmer Steigung. Die linksseitige Passage des Felsbands bereitet heute kein Kopfzerbrechen Schwierigkeiten, denn es liegt eine perfekte Spur. Ohnehin ist die Stelle kaum exponiert.

Das gilt nicht für den Fussaufstieg auf den Druesberg. Zunächst ziehe ich so weit wie möglich mit den Skiern hoch. Dann zu Fuss und mit Pickel/Steigeisen zur NW-Kante hoch, bis hierhin problemlos, da abgeblasen und Ketten frei. Nun folgt die Schlüsselstelle der Tour, die äusserst exponierte Steiltraverse in der Nordflanke. Zum Glück sind noch schwache Spuren eines Vorgängers vorhanden, denn versteigen möchte man sich hier nicht. Anschliessend wieder einfacher auf den Grat hoch und diesem folgen bis zum Gipfelkreuz vom Druesberg (2282m), wobei die letzten Meter nochmals sehr schmal und exponiert sind. Nach dem schattigen Aufstieg geniesse ich die Sonne und das lohnende Panorama in die östlichen Sihltaler Alpen.

Im Abstieg lässt sich die Steiltraverse bereits einfacher begehen, da nun deutlich gespurt. Kurzes Abrutschen mit Fellen in den Sattel und Wiederaufstieg zum Forstberg (2215m). Auch hier gilt: Dank vorhandener Spur heute keine Schwierigkeiten, das hatte ich mir deutlich exponierter vorgestellt. Bei Hartschnee ohne vernünftige Spur dürfte das rasch ändern. Nach wie vor sind weit und breit keine anderen Türler auszumachen, erstaunlich bei diesem Wetter.

Es folgt die Abfahrt Richtung Chalberalpeli durch besten Pulver. Steine liegen keine frei und meine neuen Skier zeichnen fast von selbst die schönsten Schwünge in den Schnee. Das ist immer noch ungewohnt für mich... Nun wieder anfellen für den Aufstieg zu den Chläbdächern. Bei sicheren Verhältnissen - bei dieser Tour ohnehin unerlässlich - kann auf den weiten Bogen der Normalroute verzichtet werden. So lasse ich die Twäriberglücke erstmal links liegen und steige direkt zum Chläbdächer Westgipfel (2138m) auf. Wer hier mal im Sommer war (s. Foto), der weiss um die Unterlage in der NW-Flanke: Geröll, Schutt und Fels - des Skis grösster Feind. Selbst im Aufstieg können die knapp verdeckten Steine nur mit Mühe umgangen werden. Kurz vor dem Gipfel wird es mir zu heftig und ich lass die Bretter stehen. Eigentlich ist der Wintergipfel der Chläbdächer ein unbedeutendes Ziel, doch die Lage direkt am Fuss des Druesbergs und die Aussicht auf Hauptgipfel, Höch Hund und Gämsstafel bieten eine geballte Ladung Spektakel. Am Höch Hund beobachte ich zwei Türler am abschliessenden Fussaufstieg, ideale Verhältnisse heute an diesem "heissen" Gipfel.

Die kurze Abfahrt zur Twäriberglücke (2029m) kann steinfrei absolviert werden, eingeblasener Mulde sei Dank (nicht zu verfehlen). Hier kreuze ich die ersten Türler des Tages. Mein Gruss wird nicht erwidert. (Übrigens, wer hier abbricht, kommt in den Genuss der steilen Pulverhänge im Chalberalpeli) Nun wieder auf Fellen über den schwach verwechteten Grat Richtung Twäriberg Vorgipfel. Zuletzt kurzer Fussaufstieg über die sehr steile Südflanke (knapp 40°), welche im Gegensatz zu den zahlreichen Nordhängen im Gebiet schnell ausapert und sicher wird. Der Fussaufstieg auf den Hauptgipfel vom Twäriberg (2117m) bietet heute keine Probleme, denn das Seil liegt frei. Verlockend präsentiert sich die Alternativabfahrt durch die NE-Flanke, doch meine Skier blieben auf dem Vorgipfel zurück. So ist der Mensch: zuerst 1700Hm abspuhlen und nachher zu faul für drei Minuten Umweg...

Somit Abfahrt über die Normalroute, welche gerade im obersten Teil früh Sonne erhält. Auf der schattigeren Südseite der Mulde findet man aber immer noch guten Pulver. Unten scharf rechts, denn mein Organismus schreit nach Fett, Salz und Kohlehydraten. Gerne werden in der Druesberghütte (1581m) diese Gelüste gestillt und ich geniess noch lange das herrliche Panorama aufs Ybriger Dreigestirn, mein Tagesprogramm. Abfahrt nach Weglosen auf dem Forstweg.

Zeiten
2:30  Druesberg
0:35  Forstberg
1:00  Chläbdächer Westgipfel (gespurt)
0:50  Twäriberg
0:40  Druesberghütte - Weglosen

Material
- Pickel
- Steigeisen

Tourengänger: Bergamotte
Communities: Skitouren


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Kommentare (1)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 3. März 2014 um 12:44
tolle Tour - Gratulation!

lg Felix


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