Wagendrischelhorn (2251 m) - Winter auf der Reiteralm
|
||||||||||||||||||||||||||
"Im äußersten Westen der Berchtesgadener Alpen erhebt sich isoliert ein Tafelgebirge, wetteifernd mit dem Steinernen Meere, wenn nicht an Ausdehnung, so doch an Öde und Zerrissenheit. Als Wahrzeichen des Ramsauer Tales tritt es dem Wanderer entgegen, das breite, wellengipfelige Bergmassiv, dessen Häupter im Hintersee sich abspiegeln. In einem felsenkahlen Rundklumpen zusammengedrängt, erscheinen seine Zinnen; nur eine, das Wagendrischlhorn, in seltsam regelmäßiger Glockengestalt, erhebt sich vereinsamt auf seinem Sockel von Stein" (Hermann von Barth, Aus den Nördlichen Kalkalpen, 1874). Während sich heute im Sommer auf der Reiteralm die Wanderer vergnügen, ist es hier im Winter meist recht ruhig. Es gibt zwar schon den einen oder anderen Skitourengeher, aber meist beginnt deren Saison erst so richtig im Frühjahr, wenn die Nordflanken der nach Süden hin begrenzenden Berge richtig gut eingeschneit sind und stabile Verhältnisse herrschen. Bis dahin findet der ambitionierte Schneeschuhgeher ein ideales, einsames Betätigungsfeld und mit dem Winterraum der Neuen Traunsteiner Hütte steht im ein ausgezeichneter Stützpunkt zur Verfügung.
Dieser nicht ganz alltägliche Tourenvorschlag startet an der Schwarzbachwacht, direkt zu erreichen über die B305. Von hier geht's auf einem Fahrweg und dann auf breit ausgetretenem Steig ("Wachterlsteig") in westlicher Richtung dahin. Ein Windwurf wird überquert und der Steig leitet in dichten Wald hinein; steil zieht er bergauf, teilweise sogar mithilfe von künstlichen Leitern, bis eine schmale Gasse erreicht ist. Nach dem Durchschreiten wird deutlich flacheres Gelände erreicht und wie im richtigen Leben wechseln sich Auf und Ab miteinander ab. Senken werden durchquert, Rücken überschritten, Knicks vollzogen - die Orientierung ist alles andere als einfach, wenn im Winter der Wegverlauf durch den Schnee nicht ersichtlich ist und die Markierungen teilweise unter der "weißen Pracht" liegen. Schließlich wendet sich der Steig mehr und mehr in südwestliche Richtung und erreicht durch das unübersichtliche, latschenübersäte Hochplateau die große Neue Traunsteiner Hütte, die sich dem Bergfreund erst im letzten Augenblick zu erkennen gibt.
Von der Hütte lohnt ein abendlicher Abstecher zum Großen Weitschartenkopf ungemein. Aufgrund der Nähe zur Hütte und wegen des relativ harmlosen Anstiegs kann man dort oben ohne größere Sorge den Sonnenuntergang abwarten und dann mit dem letzten Tageslicht zur Hütte zurückkehren - ein tiefgreifendes Erlebnis! Dazu geht's von der Hütte in westlicher Richtung durch den zahmen, vollständig zu überblickenden Latschenhang nach oben, der günstigste Anstieg ergibt sich eigentlich von selbst. Das Holzkreuz (mit Gipfelbuch) am höchsten Punkt steht vor wahrhaft prachtvoller Kulisse.
Am nächsten Morgen lockt das Wagendrischelhorn, sichere Bedingungen vorausgesetzt. Dazu geht's zunächst in südwestlicher Richtung über die Hochfläche und an der Alten Traunsteiner Hütte vorbei, ehe man nach Süden in die Roßgasse einschwenkt. Anfangs steil durch Wald und Latschen, später vor zunehmend felsiger Kulisse aufwärts. Lange folgt man dieser markanten Rinne bergauf, bis die Markierungen diese nach rechts verlassen und hinauf zu einer Verzweigung leiten. Hier rechts weiter und unter dem steilen Gipfelaufbau des Wagendrischelhorns zur Scharte zwischen Wagendrischel- und Großem Häuselhorn queren. Von dort auf dem Westgrat oder etwas unterhalb in der Nordflanke in wenigen Minuten zum ungemein aussichtsreichen Gipfel (Kreuz und Buch), der im Hochwinter mit einer gewissen Exklusivität glänzt. Eindrucksvoll zeigen sich die Berge um Hochkalter, Watzmann und den Hohen Göll, etwas weiter entfernt empfehlen sich die Loferer Steinberge. Über die Chiemgauer Alpen schaut man bis weit in die Ebene und ganz im Westen grüßen hinter dem Kaisergebirge Karwendel und Rofan - was für ein Ausblick! Nicht minder interessant sind aber die benachbarten Berge der Reiteralm mit ihren spektakulären Abstürzen.
Der Rückweg erfolgt auf dem Anstiegsweg. Wer noch etwas Zeit übrig hat, kann auch noch dem nahen Plattelkopf einen Besuch abstatten.
Schwierigkeiten:
Von der Schwarzbachwacht über Wachterlsteig zur Neuen Traunsteiner Hütte: WT3 (teilweise ziemlich steil, kein sonderlich gut geeigneter Winteranstieg; Orientierung bei Schnee schwierig).
Großer Weitschartenkopf von der Neuen Traunsteiner Hütte: WT2 (gutmütige Südostflanke).
Gipfelanstieg zum Wagendrischelhorn: WT4, I (teils recht steil, abschnittsweise latent lawinengefährdet; bei geringer Scheelage kann etwas Kraxelei nötig sein (eine Stelle I); nicht ganz einfach zu finden; nur bei guten Bedingungen zu empfehlen).
Fazit:
Eine fantastische 5*-Schneeschuhtour, die alles bietet, was das Herz begehrt. Steile Waldanstiege, lange Plateauwanderungen, ein südseitiger Anstieg auf einen zahmen Fast-Zweitausender, sowie die nordseitige Besteigung eines markanten Felsklotzes sorgen für reichhaltige Sinneseindrücke. Der schöne Winterraum der Neuen Traunsteiner Hütte ist alleine schon einen Besuch wert. Der hier vorgestellte Anstiegsweg ist im Winter bei hoher Schneelage nicht sonderlich zu empfehlen, da er nur schwer zu finden ist. Achtung vor Dolinen auf dem Karstplateau!
Mit auf Tour: Uwe.
Kategorien: Berchtesgadener Alpen, Mehrtagestour, Biwak, Sonnenuntergangstour, Schneeschuhtour, 5*-Tour, 2200er, WT4.
Dieser nicht ganz alltägliche Tourenvorschlag startet an der Schwarzbachwacht, direkt zu erreichen über die B305. Von hier geht's auf einem Fahrweg und dann auf breit ausgetretenem Steig ("Wachterlsteig") in westlicher Richtung dahin. Ein Windwurf wird überquert und der Steig leitet in dichten Wald hinein; steil zieht er bergauf, teilweise sogar mithilfe von künstlichen Leitern, bis eine schmale Gasse erreicht ist. Nach dem Durchschreiten wird deutlich flacheres Gelände erreicht und wie im richtigen Leben wechseln sich Auf und Ab miteinander ab. Senken werden durchquert, Rücken überschritten, Knicks vollzogen - die Orientierung ist alles andere als einfach, wenn im Winter der Wegverlauf durch den Schnee nicht ersichtlich ist und die Markierungen teilweise unter der "weißen Pracht" liegen. Schließlich wendet sich der Steig mehr und mehr in südwestliche Richtung und erreicht durch das unübersichtliche, latschenübersäte Hochplateau die große Neue Traunsteiner Hütte, die sich dem Bergfreund erst im letzten Augenblick zu erkennen gibt.
Von der Hütte lohnt ein abendlicher Abstecher zum Großen Weitschartenkopf ungemein. Aufgrund der Nähe zur Hütte und wegen des relativ harmlosen Anstiegs kann man dort oben ohne größere Sorge den Sonnenuntergang abwarten und dann mit dem letzten Tageslicht zur Hütte zurückkehren - ein tiefgreifendes Erlebnis! Dazu geht's von der Hütte in westlicher Richtung durch den zahmen, vollständig zu überblickenden Latschenhang nach oben, der günstigste Anstieg ergibt sich eigentlich von selbst. Das Holzkreuz (mit Gipfelbuch) am höchsten Punkt steht vor wahrhaft prachtvoller Kulisse.
Am nächsten Morgen lockt das Wagendrischelhorn, sichere Bedingungen vorausgesetzt. Dazu geht's zunächst in südwestlicher Richtung über die Hochfläche und an der Alten Traunsteiner Hütte vorbei, ehe man nach Süden in die Roßgasse einschwenkt. Anfangs steil durch Wald und Latschen, später vor zunehmend felsiger Kulisse aufwärts. Lange folgt man dieser markanten Rinne bergauf, bis die Markierungen diese nach rechts verlassen und hinauf zu einer Verzweigung leiten. Hier rechts weiter und unter dem steilen Gipfelaufbau des Wagendrischelhorns zur Scharte zwischen Wagendrischel- und Großem Häuselhorn queren. Von dort auf dem Westgrat oder etwas unterhalb in der Nordflanke in wenigen Minuten zum ungemein aussichtsreichen Gipfel (Kreuz und Buch), der im Hochwinter mit einer gewissen Exklusivität glänzt. Eindrucksvoll zeigen sich die Berge um Hochkalter, Watzmann und den Hohen Göll, etwas weiter entfernt empfehlen sich die Loferer Steinberge. Über die Chiemgauer Alpen schaut man bis weit in die Ebene und ganz im Westen grüßen hinter dem Kaisergebirge Karwendel und Rofan - was für ein Ausblick! Nicht minder interessant sind aber die benachbarten Berge der Reiteralm mit ihren spektakulären Abstürzen.
Der Rückweg erfolgt auf dem Anstiegsweg. Wer noch etwas Zeit übrig hat, kann auch noch dem nahen Plattelkopf einen Besuch abstatten.
Schwierigkeiten:
Von der Schwarzbachwacht über Wachterlsteig zur Neuen Traunsteiner Hütte: WT3 (teilweise ziemlich steil, kein sonderlich gut geeigneter Winteranstieg; Orientierung bei Schnee schwierig).
Großer Weitschartenkopf von der Neuen Traunsteiner Hütte: WT2 (gutmütige Südostflanke).
Gipfelanstieg zum Wagendrischelhorn: WT4, I (teils recht steil, abschnittsweise latent lawinengefährdet; bei geringer Scheelage kann etwas Kraxelei nötig sein (eine Stelle I); nicht ganz einfach zu finden; nur bei guten Bedingungen zu empfehlen).
Fazit:
Eine fantastische 5*-Schneeschuhtour, die alles bietet, was das Herz begehrt. Steile Waldanstiege, lange Plateauwanderungen, ein südseitiger Anstieg auf einen zahmen Fast-Zweitausender, sowie die nordseitige Besteigung eines markanten Felsklotzes sorgen für reichhaltige Sinneseindrücke. Der schöne Winterraum der Neuen Traunsteiner Hütte ist alleine schon einen Besuch wert. Der hier vorgestellte Anstiegsweg ist im Winter bei hoher Schneelage nicht sonderlich zu empfehlen, da er nur schwer zu finden ist. Achtung vor Dolinen auf dem Karstplateau!
Mit auf Tour: Uwe.
Kategorien: Berchtesgadener Alpen, Mehrtagestour, Biwak, Sonnenuntergangstour, Schneeschuhtour, 5*-Tour, 2200er, WT4.
Tourengänger:
83_Stefan
Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden
Kommentare (11)