Cima di Garina (2780m)

Wir hatten definitiv ein grosses Bedürfnis nach drei in letzter Zeit knappen Gütern: Sonne und blauer Himmel und Einsamkeit. Für Skitouren war es für uns noch zu früh, da grössere Kratzer zu diesem Zeitpunkt wohl überall unvermeidbar gewesen wären. Meine Skis waren eben erst im Service, da übt man sich besser noch etwas in Geduld. So flüchteten wir also ins Bleniotal, wo wir uns zwei einsame Tage in der Gegend um die Bovarinahütte versprachen.

Da wir mit dem Auto anreisten, konnten wir uns rund zwei Stunden Fussanstieg ersparen und fuhren beinahe bis Pradasca auf der teils vereisten und verschneiten Strasse hoch. Von dort erreichten wir die Hütte in rund einer halben Stunde. So konnten wir also unser Essen und den restlichen Plunder deponieren und hatten noch viel Zeit (es war erst 10.30 Uhr), einen Gipfel anzusteuern. Wir wählten die Cima di Garina als Ziel. Sie versprach einen Aufstieg über Südhänge, doch montierten wir für alle Fälle trotzdem mal die Schneeschuhe an den Rucksäcken.

Von der Bovarinahätte aus folgten wir dem Wanderweg nach P. 1964. An schattiger Lage lag schon einiges an Schnee und wir brachen oft ein. Insgesamt bemühten wir uns, immer schön am Wegrand zu laufen, bestand der Weg selber doch oft aus einer tiefen Rinne, wo Einbrechen ziemlich wenig Freude bereitete. Im Gebiet Orlone setzten wir uns dann mal zur Mittagspause hin, bevor's weiter ging.

Danach stiegen wir hoch zum Lago Retico. Aussicht perfekt, Aufstieg jedoch im halbverschneiten Gelände eher mühsam, so das Zwischenfazit. Auch hier liefen wir meist neben dem Weg. Nach knapp zwei Stunden (ab Bovarinahütte inkl. Pause) erreichten wir schliesslich den wunderschön spiegelnden Lago Retico. Hier gab's nun zwei Varianten: entweder der Skitourenroute durch die Südwestflanke folgen oder den Gipfel via P. 2595 und S-Grat anpeilen. Da wir uns erstere Variante aufgrund des ungenügenden Schnees als wenig lustig vorstellten, wählten wir Variante 2.

Schon am See erreichten wir die erste Schlüsselstelle: der Abfluss des Sees musste bewältigt werden. Gut, sind unsere Schuhe wasserdicht... Zu P. 2595 hoch ging's dann ohne weitere Schwierigkeiten, wenn auch etwas mühsam (zu wenig bzw. zu viel Schnee). Bei P. 2595 ereilte uns die Erkenntnis, dass wir im selben Stil weiter ansteigen würden, die Schneeschuhe also getrost deponieren konnten. Der weitere Aufstieg gab uns recht, auch wenn wir zuweilen ziemlich einsoffen. Wirklich steil wurde es dann erst am Schluss. Hier galt es, sich etwas zu konzentrieren, um nicht hier steile SW-Flanke hinunter zu purzeln.

Kurz vor 14 Uhr, also nach etwas mehr als drei Stunden Aufstieg erreichten wir die beiden Gipfelsteinmänner der Cima di Garina. Wir hatten einen Prachtstag erwischt, die Mühe hatte sich gelohnt. Insbesondere die Gipfelwelt zwischen Piz Terri und Adula haben's uns angetan. Dort möchten wir uns in Zukunft sicher mal noch etwas genauer umschauen.

Viel Zeit blieb auf dem Gipfel nicht, lag doch noch ein mühsamer Abstieg vor uns – und die Tage sind zu dieser Jahreszeit bekanntlich auch nicht gerade lang. Etwas tückisch war der steile Abstieg kurz nach dem Gipfel. Steigeisen wären nicht falsch gewesen, hatten wir aber nicht dabei. Mit dem Pickel zur Sicherheit ging's dann aber ganz ordentlich. Irgendwann so um 16.30 herum erreichten wir schliesslich die Bovarinahütte.