Über den langen Ostgrat auf die Große Schlicke (2059m) und noch weiter


Publiziert von Andy84 , 11. November 2013 um 23:25.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum: 8 November 2013
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:15
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Kartennummer:Kompass Nr.4 Füssen Ausserfern

Fährt man mit dem Auto auf der A7 in Richtung Füssen, so sticht einem der lange Ostgrat der großen Schlicke schon von weitem ins Auge, weshalb er auch schon seit langem auf meiner Liste stand.
Aber heute wollte ich eigentlich zuerst den Ostgrat auf die Gehrenspitze machen, welcher von Yeti und Adi schon so schön beschrieben wurde. Da dafür aber trockene Verhältnisse notwenig sind und der Grat heute teilsweise verschneit war, rückte doch wieder die Schlicke in den Vordergrund.

Los gings in Musau, kurz über ein Feld drüber und dann über den Achselsteig hinauf zum Achselkopf. Dieser ist recht schnell erreicht, doch bietet dieser trotz der geringen Höhe einen schönen Ausblick. Nun geht es über eine kleine Steilstufe hinauf auf den langen Ostgrat, wobei ich versuche immer direkt am Grat zu bleiben, da man dadurch immer wieder nette kleine Kraxeleinlagen hat. Allerdings fällt der Grat nach Norden teils senkrecht ab, also nicht jedermanns Sache. Recht bald ist dann auch der sogenannte "Musauer Berg" erreicht, wobei ich allerdings keine Markierung dafür gefunden habe.
Nach dem Musauer geht es ein kurzes Stück hinab, wo man dann auf einen Wendeplatz eines breiten Forstweges trifft. Dieser ist aber auf der Kompasskarte nicht eingezeichnet. Weiter geht es weglos hinauf zum Plattjoch, wo ich bald auf einen markierten Weg treffe, der ebenfalls nirgends eingezeichnet ist. Über diesen steige ich dann weiter zum Plattjoch auf, welches durch ein schönes Gipfelkreuz geziert wird.
Das Gipfelbuch verrät das der Berg hauptsächlich von Einheimischen besucht wird.
Nach einer kurzen Rast bei einer tollen Aussicht geht es direkt auf dem Kamm weiter. Man gelangt in eine kleines "Tal". Ich bin recht schnell auf den linken Kamm aufgestiegen und diesem dann weiter in Richtung Bugschrofen gefolgt. Dabei muss eine kleine Steilstufe überwunden werden, auf deren anderen Seite es durch Latschen hindurch zum Nordgrat des Bugschrofen geht.
Über diesen steige ich in leichter Kletterei auf. Wenn man direkt an der Kante aufsteigt hat man eine schöne Kletterei im II-ten Grad, die allerdings durch die teils schlechte Felsqualität getrübt wird. Man kann aber auch schön die schwierigen Passagen umgehen.
Der Gipfel des Bugschrofens wird durch ein kleines Steinmandl geziert.

Bis hierher hat die Wanderung richtig viel Spass gemacht, der nun folgende Teil war allerdings sehr nervig und anstrengend. Dazu muss nur ein Wort gesagt werden : Latschen !!!!

Führt vom Bugschrofen hinunter noch eine schwache Wegspur durch die Latschen in den Sattel, ist der Aufstieg auf den Karretschrofen komplett weglos und man muss sich durch ein sehr dichten Latschenwald hochkämpfen. Ne Kettensäge wäre hier mehr als empfehlenswert.
Zu allem Überfluss hab ich auf einer kleinen Lichtung dann auch noch gemerkt das mir mein Handy aus der Tasche gefallen ist. Muss wohl beim "überklettern" einiger Latschenäste passiert sein. So hab ich den Rucksack abgestellt und versucht meinen "Weg" wiederzufinden. Doch nach ner guten Viertelstunde hab ich aufgegeben und kämpfte mich zurück zum Rucksackdepot.
Und dann war mir das Glück heute hold, knapp 10 Meter vor der Lichtung sehe ich meine Handy auf dem Boden zwischen den Latschen liegen.
So viel Glück muss man erstmal haben ;-)

Noch ein kurzes Stück durch die Latschen und endlich hab ich den Karretschrofen erreicht, den nur ein notdürftiges Kreuz ziert. So mach ich mich gleich weiter zum höchsten Punkt des Tages, der großen Schlicke. Auf dem letzten Stück des Ostgrates geht es auf diese unschwierig (T3+) hinauf. Am gewöhnungsbedürftigen Kreuz gönne ich mir dann erstmal ne ordentliche Brotzeit und ein wohlverdientes Gösser-Radler.
Der Föhn macht sich am Himmel langsam bemerkbar und sorgt für eine teils surreale Stimmung.

Weiter geht es dann durch die Nordflanke hinunter auf die Schulter, die auf der Karte nicht verzeichnet ist. Das sie so genannt wird kann man aus dem Gipfelbuch entnehmen,
Während die große Schlicke komplett überrannt wird, geht es auf der Schulter sehr ruhig zu.
Das GB auf der Schlicke war vom 5.8. diesen Jahres und ist komplett voll. Allein am 10.8. waren es 32 Einträge. Das Gb auf der Schulter hingegen ist vom Februar 2004 und bietet noch viel Platz.
Der Weg durch die Nordflanke hinunter zur Schulter ist teils sehr brüchig und das Geröll bietet teilweise sehr wenig Halt.
Nun geht es weiter durch die Westflanke des Großen Schlicke hinüber zur in der Karte verzeichneten kleine Schlicke. Diese ist allerdings nichts anderes als ein kleiner Gratzacken im Westgrat, auf dem nicht einmal ein Steinmandl zu finden ist.
Und da ich heute ne Gratwanderung wollte, geht es nun auf dem Westgrat direkt an der Abbruchkante teilweise sehr ausgesetzt weiter in Richtung Vilser Scharte.
Für diesen Übergang sollte man sehr trittsicher sein, da die Nordwand teilweise nur 10-20 cm neben dem "Weg" senkrecht abstürzt.
Langsam neigt sich der Tag dem Ende zu, doch als ich an der Vilser Scharte ankomme, will ich auch noch den Hahnenkopf besteigen. Wieder geht es direkt an der Gratkante hinauf, teilsweise wieder über Latschen hinweg. Über 2 kleine Vorgipfel gelangt man recht bald zum höchsten Punkt, der durch ein Steinmandl geziert wird. Da es nun schon dunkel wird mache ich mich auch sofort an den Abstieg, wobei ich durch eine Geröllrinne in der Südflanke absteige und etwas unterhalb des Reintaler Jöchles auf den markierten Weg gelange.
Nun geht es mit der Stirnlampe durch das gesamte Raintal zurück und über den Achselsteig wieder zurück zu meinem Auto in Musau.

Fazit:
Eine wunderschöne Tour, auf der ich heute niemandem begegnet bin. Der größte Teil der Tour führt weglos direkt am Grat entlang, die Wegfindung ist bis auf die Latschen immer einfach.
Eine gute Kondition und hohe Trittsicherheit sollten allerdings vorhanden sein.

Wegzeiten und Schwierigkeiten:
10.45 - 11.10   Musau - Achselkopf                           T3
11.20 - 12.45   Achselkopf - Plattjoch                       T4, I   direkt am Grat, sonst T3+
13.10 - 13.45   Plattjoch - Bugschrofen                    T4, II  direkt am Grat, sonst T4, I
13.50 - 14.30   Bugschrofen - Karretschrofen            T3,  LKK nervig, 15 min wegen Handysuche
14.40 - 14.50   Karretschrofen - Große Schlicke        T3+
15.15 - 15.30   Große Schlicke - Schulter                 T4
15.35 - 16.10   Schulter - Vilser Scharte                   T5+, I
16.15 - 16.45   Vilser Scharte - Hahnenkopf              T5
16.50 - 17.05   Hahnenkopf - Reintaler Jöchle          T4+
17.05 - 17.45   Reintaler Jöchle - Musauer Alm        T2
17.45 - 18.30   Musauer Alm - Musau                       T1, Achselsteig T3

Tourengänger: Andy84


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Kommentare (1)


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jhnns hat gesagt: Plattjochsteig
Gesendet am 3. Juli 2018 um 13:40
Wollte die Tour kürzlich auch machen, musste dann allerdings schon hinterm Musauer Berg abbrechen. Beim Abstieg bin ich dann dem Forstweg gefolgt und einige hundert Meter hinter dem Wendeplatz beginnt dann der markierte und mit Schild versehene "Plattjochsteig".
Wenn man sich also den Musauer Berg sparen will und ggf. lieber mit dem Radl bis zur Musauer Alm fahren möchte um später wieder schneller unten zu sein, kann man also gut den Forstweg von der Alm hoch und dann den markierten Steig hinauf.

Gruß
Johannes


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