Rauenhalsgrat, Stiege, Seilhenker, Kleine Höfats
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Rauenhalsgrat! Stiege! Seilhenker! Kleine Höfats! Oh Mann! Volles Programm.
Schon der Rauenhalsgrat - da hatte ich noch eine Rechnung offen. Mit dem Hüttenkopf. Welches ist der schwierigste Berg? Der, an dem man gescheitert ist.... Aber: Gilt das auch, wenn's nur an Latschen lag? Vor ein paar Jahren hab ich versucht, dort hinaufzugehen, von Westen, unmöglich, jedenfalls bei einem vernünftigen Verhältnis von Bergerlebnis und Gewalt. Nun wollte ich das nachholen, und noch ein paar schöne Gipfel dranhängen. Und die berüchtigte Stiege...
Ab ins Auto, Blast Unicorns Album "Van Halo" aufgelegt - und ab!
Start war um 7:00 in Oberstdorf. Von dort ging's ins Oytal und in einer Stunde bis zum Oytalhaus (1006m).
Oberstdorf - Oytalhaus: T1, 1 Stunde
Kurz nach dem Oytalhaus ging's dann den Schildern folgend nach rechts hinauf in den Lugenalpenwald, steil zunächst zur Unteren Lugenalpe (1416m), wo es aus dem Wald hinausgeht. Hinter der Hütte dann nochmal durch Wald über eine Steilstufe hinauf zur Oberen Lugenalpe (1566m).
Oytalhaus - Obere Lugenalpe: T2, 1 Stunde
Der Kamm, der vom Rauhenhalsgrat zur Alphütte herunterzieht, kommt vom Hüttenkopf. Hinauf geht es links (ostseitig) dieses Kamms. Über Weiden steigt man weglos hinauf zu den Geröllhängen des Matung-Gerns. Vor einer Steilstufe dreht man nach rechts hinauf zum Grat, an dessen niedrigster Stelle (1906m).
Von hier aus kann man sich dann (deutlich leichter als auf der Westseite), nach rechts durch Latschen zum Gipfel des Hüttenkopfes durchschlagen. Ich bin dabei zunächst auf dem Grat und etwas links davon durch kurze Latschengassen aufgestiegen, bin dann kurz über Fels in die Nordostseite ab- und über Gras gleich wieder aufgestiegen, und dann einfach zum Gipfel (1949m) hinaufgegangen.
Oberen Lugenalpe - Hüttenkopf: kurz bis T5, 1 Stunde
Scharte ausgewetzt! Nun ging's auf dem Grat weiter nach Osten. Eine erste Steilstufe Richtung Gieseler Wand wird links in einer freigesägten Latschengasse erstiegen. Oben geht es dann leichter weiter zum Westgipfel (2000m) und dann zum Hauptgipfel (2020m) der Gieseler Wand. (T3)
Dort habe ich erst einmal eine halbe Stunde Pause gemacht, und die Rundsicht genossen. Mein Blick fiel zunächst auf den benachbarten Schattenberggrat und auf das Rubihorn, das Nebelhorn und den Großen Daumen direkt dahinter. Daran schließt sich der schöne Grat an, der vom Zeiger zum Laufbacher Eck hinüberzieht und von dort über die Rotköpfe weiter zum Schneck zieht, bevor er übers Himmelhorn und den Rädlergrat in die Tiefe stürzt. Dort hinten ist auch der markante Hochvogel zu sehen, der von hier aus gesehen den Osten markiert. Davor erstrecken sich der Wildengrat mit dem Großen und dem Hinteren Wilden.
Das Highlight hier ist jedoch die Höfats, logisch, die weiter hinten auf dem Rauhenhalsgrat aufsitzt. Dahinter sieht man das Kreuzeck sowie die nahen Kegelköpfe. Jenseits davon ragen am Allgäuer Hauptkamm Krottenkopf, Öfnerspitze und Krottenspitzen auf, der Fürschießer, sowie Mädelegabel, Trettachspitze und das Hohe Licht. Davor erstreckt sich der lange Himmelschrofenzug. Dahinter erheben sich Rotgundspitze und Linkerskopf, Hochrappenkopf und Biberkopf.
Im Südwesten sieht man Spullerschafberg, Mohnenfluh, Liechelkopf und Elfer, Braunarlspitze und Widderstein. Und die Hammerspitzen. Irgendwo dort ist auch der Zitterklapfen zu sehen.
Weiter geht's mit dem Fellhorn, dem Ifen und dem Torkopf. Im Nordwesten beschließen die Hörner und die Nagelfluhkette den Rundblick.
Um 11 ging's dann weiter Richtung Osten - Richtung Höfats. Der Blick zu ihrer Westkante begleitet einen auf dem Rauenhalsgrat die ganze Zeit über. Die Blicke werden von diesem legendären Berg einfach magisch angezogen! 2018 konnte ich dann auch endlich die Höfats-Überschreitung machen.
Oberhalb des Rauhenhalstobels habe ich begonnen, nach einer Abstiegsmöglichkeit Ausschau zu halten. Gleich die erste Rinne ist die beste. Alle anderen Richtung Höfats sind steiler, schwieriger, oder überhaupt nicht begehbar. Aber zuvor wollte ich den Grat komplett begehen. Hand an die Höfats legen. Also weiter nach Osten.
Die nächste Schwierigkeiten sind einige Zacken im Bereich oberhalb des Höfatsmanndls, bei Pt. 2017. Das liegt kurz so im T4-, T5-Bereich, je nachdem, wie man über die Zacken turnt. Dahinter ist wieder leichtes Gehgelände bis zum Beginn des Höfats-Westgrats.
Hüttenkopf - Höfats Westgrat 45 Minuten, T4
Nun bin ich zurück zur ersten Rinne, die ich vorher ausgekundschaftet hatte (ca. 20 Minuten). Die ist steil, aber nicht gefährlich. Nur jetzt, spät im Jahr, muss man aufpassen, denn das Gras ist trocken, strohig, und liegt dort, wo schon Schnee gelegen hat, flach auf. Hier hat man halt nicht viel Halt.
Ich stieg auf einer grasigen Rippe ab, und querte weiter unten nach rechts auf eine benachbarte Rippe. Der Abstieg ist steil, und bei diesen Bedingungen T5, auf frischen Gras vermutlich leichter.
Bald kommt die fantastisch schlanke Gestalt der Höfatsnadel in Sicht. Leider gibt es keine Chance, von dieser Seite zur Nadel zu gelangen. Ich stieg also weiter ab. Unterhalb der Nadel stieß ich auf einen Almweg, der mich über die Felsrippe nach rechts, dann in einer Linkskurve zur Hütte der Rauenhalsalpe (1575m) brachte.
Rauenhalsgrat - Rauenhalshüttl: 35 Minuten, T5 (zu anderen Jahreszeiten vermutlich leichter)
An der Rauenhalsalpe ist ein Einheimischer, der Gämsen beobachten will. Die habe ich natürlich alle vertrieben... Das Gespräch mit ihm ist leider wenig aufschlussreich, denn er kennt das Gelände Richtung Stiege nicht. Also muss ich mich allein durchschlagen, hoffentlich mit genügend Spürsinn und ohne Angst vor steilen Hängen.
Und das geht auch gleich los: Ich wandte mich nun also südostwärts, auf wenig vertrauenserweckenden Trittspuren. Diese queren einen steilen Hang, in dem man noch dazu ein kurzes Stück weglos hinaufkrabbeln muss, zu einer markanten Rippe, wo sie sich scheinbar verlieren. Aber Tiere benutzen die Trasse, und wenn man gut auspasst, verliert man sie auch nicht. Es geht wild durch Erlen hindurch und steil die Rippe hinauf. Auf der Rippe liegen ein paar Baumleichen, an deren Aststümpfen man sich gut nach oben hangeln kann. Oben geht es dann aus den Bäumen heraus.
Hier muss man die gegenüberliegende Wand gut im Auge behalten. Im Gras kann man die Reste von Serpentinen erkennen. Das ist der Weg zur Stiege (Siehe Foto). Drüben erkennt man zwei Felswände: Die untere, rote, läuft nach links (Nordosten) spitz aus. Die obere, höhere, führt direkt hinauf zur Stiege.
Ungefähr auf der Höhe der ersten Felswand querte ich heikel durch eine (zum Glück gut begehbare) Rinne hinüber. Hier traf ich auf die Wegruine. Die Serpentinen sind allerdings aus der Entfernung leichter zu erkennen deshalb sollte man sie sich zuvor gut eingeprägt haben. Auf diesen geht es nun überraschend einfach schräg hinauf zu der ersten, rötlichen Felsmauer, die nach links hin ausläuft. Ich folgte der Mauer bis zu ihrem Ende. Dann über Gras und Schrofen steil, aber gut gestuft hinauf zur zweiten Felsmauer, und unter ihr weiter nach links ansteigend in eine kleine Scharte, wo geborstener Fels herumliegt. Hier befindet sich die berüchtigte Stiege (1792m), die Schwachstelle im Grat, der von der Höfats herunterzieht, und sowohl die kleine Höfats als auch den Seilhenker ausbildet.
Rauenhalsalpe - Stiege: T6, 1 Stunde
Die Stiege ist eine zehn Meter hohe Stufe, unten Fels und senkrecht bis (gefühlt?) leicht überhängend, weiter oben Gras und kaum weniger steil. Es ist die Schlüsselstelle der Tour: Eine Dreierstelle, an der einem kein Fehler unterlaufen darf. Gehtscho. Ich hatte oben ein bissl weiche Knie, aber das war auch schon alles. Nach einer kurzen Rast machte ich mich auf den Weg zum Seilhenker. Dabei quert man steile Grashänge und geht auf schmalen Grasmäuerchen hinunter und hinauf.
Stiege - Seilhenker: 10 Minuten, T5
Der Seilhenker (1794m) ist nett, aber kein bedeutender Gipfel. Lange habe ich mich dort nicht aufgehalten. Gerade so lange, um meinen Namen im Gipfelbüchlein zu hinterlassen. Dann bin ich zur Stiege zurückgekehrt.
Von hier aus querte ich dann das Oberloch auf etwa gleicher Höhe hinüber zum Fuß der Nordwand der Kleinen Höfats. Ich ging im unteren Teil auf Fels, wo der noch relativ flach ist, hinüber Richtung Ostgrat. Das Gras ist hier gar nicht mal schlecht gestuft und war selbst für diese Jahreszeit noch überraschend gut begehbar. Jedenfalls hier im Nordhang, wo ich deshalb vorerst blieb.
Ich stieg nun den Nordhang hinauf. Der ist gar nicht so steil, und wenn doch, ist er gut gestuft. Alles in allem ging es weit besser als ich gedacht hatte. Allzu steile Ü60°-Passagen konnte ich vermeiden. Am Ende gelangte ich aber doch auf den Grat. Wie ich später im Abstieg gemerkt habe, genau an der richtigen Stelle: Weiter rechts wäre der Nordhang zu steil, und weiter links unten ist der Grat nicht besonders gut gestuft.
Der Grat ist herrlich! Sehr schmal, genau das, was man sich von einem Allgäuer Grasgrat wünscht, dabei immer überraschend gut begehbar. Bis auf eine einzige, kurze Stufe gibt es keine Kletterstelle. Und so war ich recht schnell am Gipfel (2073m).
Wer sich den Anstieg mal als Film gönnen will, kann das hier tun. Allerdings lässt das Fischauge den Grat deutlich schmaler aussehen, als er in Wirklichkeit ist.
Seilhenker - Kleine Höfats: T5, 1:10
Mein Abstieg erfolgte über gleiche Route (hr hr). Unten versuchte ich zunächst, am Grat (hier eher ein Rücken) zu bleiben, doch der ist hier wieder steil und nicht besonders gut gestuft, also kehrte ich zurück in "meinen" Nordhang. Hier war der Abstieg viel angenehmer.
Unten verläuft ein kleiner Weg, der einen aus dem Oberloch und durchs Rote Loch bis zur Oberen Gutenalpe (1625m) bringt.
Kleine Höfats - Oberen Gutenalpe: T5, 1 Stunde
Kurz nach der Hütte kann man über einen Grasrücken einfach hinunter zu dem Wanderweg absteigen, der vom Älpelesattel herunterkommt. Auf diesem ging's dann zur Käseralpe (1401m), und von dort in zwei Stunden durchs Oytal zurück nach Oberstdorf.
Fazit:
Wilde, weitgehend weglose Tour in steilem, teils brüchigem, (mit Ausnahme von Passagen am Rauenhalsgrat) niemals leichtem Gelände. Hier ist der ganze Bergsteiger gefordert: Kletterfertigkeit im Fels, Erfahrung im Steilgras, Balance auf schmalen Graten, dazu Orientierungssinn und Fähigkeiten in der Routenfindung. Ein Pickel ist kein Fehler, ich bin mit Stecken zurechtgekommen. Schuhe mit beinharter Sohle sind eine Selbstverständlichkeit.
Und am nächsten Tag? Noch einen draufsetzen?
Schon der Rauenhalsgrat - da hatte ich noch eine Rechnung offen. Mit dem Hüttenkopf. Welches ist der schwierigste Berg? Der, an dem man gescheitert ist.... Aber: Gilt das auch, wenn's nur an Latschen lag? Vor ein paar Jahren hab ich versucht, dort hinaufzugehen, von Westen, unmöglich, jedenfalls bei einem vernünftigen Verhältnis von Bergerlebnis und Gewalt. Nun wollte ich das nachholen, und noch ein paar schöne Gipfel dranhängen. Und die berüchtigte Stiege...
Ab ins Auto, Blast Unicorns Album "Van Halo" aufgelegt - und ab!
Start war um 7:00 in Oberstdorf. Von dort ging's ins Oytal und in einer Stunde bis zum Oytalhaus (1006m).
Oberstdorf - Oytalhaus: T1, 1 Stunde
Kurz nach dem Oytalhaus ging's dann den Schildern folgend nach rechts hinauf in den Lugenalpenwald, steil zunächst zur Unteren Lugenalpe (1416m), wo es aus dem Wald hinausgeht. Hinter der Hütte dann nochmal durch Wald über eine Steilstufe hinauf zur Oberen Lugenalpe (1566m).
Oytalhaus - Obere Lugenalpe: T2, 1 Stunde
Der Kamm, der vom Rauhenhalsgrat zur Alphütte herunterzieht, kommt vom Hüttenkopf. Hinauf geht es links (ostseitig) dieses Kamms. Über Weiden steigt man weglos hinauf zu den Geröllhängen des Matung-Gerns. Vor einer Steilstufe dreht man nach rechts hinauf zum Grat, an dessen niedrigster Stelle (1906m).
Von hier aus kann man sich dann (deutlich leichter als auf der Westseite), nach rechts durch Latschen zum Gipfel des Hüttenkopfes durchschlagen. Ich bin dabei zunächst auf dem Grat und etwas links davon durch kurze Latschengassen aufgestiegen, bin dann kurz über Fels in die Nordostseite ab- und über Gras gleich wieder aufgestiegen, und dann einfach zum Gipfel (1949m) hinaufgegangen.
Oberen Lugenalpe - Hüttenkopf: kurz bis T5, 1 Stunde
Scharte ausgewetzt! Nun ging's auf dem Grat weiter nach Osten. Eine erste Steilstufe Richtung Gieseler Wand wird links in einer freigesägten Latschengasse erstiegen. Oben geht es dann leichter weiter zum Westgipfel (2000m) und dann zum Hauptgipfel (2020m) der Gieseler Wand. (T3)
Dort habe ich erst einmal eine halbe Stunde Pause gemacht, und die Rundsicht genossen. Mein Blick fiel zunächst auf den benachbarten Schattenberggrat und auf das Rubihorn, das Nebelhorn und den Großen Daumen direkt dahinter. Daran schließt sich der schöne Grat an, der vom Zeiger zum Laufbacher Eck hinüberzieht und von dort über die Rotköpfe weiter zum Schneck zieht, bevor er übers Himmelhorn und den Rädlergrat in die Tiefe stürzt. Dort hinten ist auch der markante Hochvogel zu sehen, der von hier aus gesehen den Osten markiert. Davor erstrecken sich der Wildengrat mit dem Großen und dem Hinteren Wilden.
Das Highlight hier ist jedoch die Höfats, logisch, die weiter hinten auf dem Rauhenhalsgrat aufsitzt. Dahinter sieht man das Kreuzeck sowie die nahen Kegelköpfe. Jenseits davon ragen am Allgäuer Hauptkamm Krottenkopf, Öfnerspitze und Krottenspitzen auf, der Fürschießer, sowie Mädelegabel, Trettachspitze und das Hohe Licht. Davor erstreckt sich der lange Himmelschrofenzug. Dahinter erheben sich Rotgundspitze und Linkerskopf, Hochrappenkopf und Biberkopf.
Im Südwesten sieht man Spullerschafberg, Mohnenfluh, Liechelkopf und Elfer, Braunarlspitze und Widderstein. Und die Hammerspitzen. Irgendwo dort ist auch der Zitterklapfen zu sehen.
Weiter geht's mit dem Fellhorn, dem Ifen und dem Torkopf. Im Nordwesten beschließen die Hörner und die Nagelfluhkette den Rundblick.
Um 11 ging's dann weiter Richtung Osten - Richtung Höfats. Der Blick zu ihrer Westkante begleitet einen auf dem Rauenhalsgrat die ganze Zeit über. Die Blicke werden von diesem legendären Berg einfach magisch angezogen! 2018 konnte ich dann auch endlich die Höfats-Überschreitung machen.
Oberhalb des Rauhenhalstobels habe ich begonnen, nach einer Abstiegsmöglichkeit Ausschau zu halten. Gleich die erste Rinne ist die beste. Alle anderen Richtung Höfats sind steiler, schwieriger, oder überhaupt nicht begehbar. Aber zuvor wollte ich den Grat komplett begehen. Hand an die Höfats legen. Also weiter nach Osten.
Die nächste Schwierigkeiten sind einige Zacken im Bereich oberhalb des Höfatsmanndls, bei Pt. 2017. Das liegt kurz so im T4-, T5-Bereich, je nachdem, wie man über die Zacken turnt. Dahinter ist wieder leichtes Gehgelände bis zum Beginn des Höfats-Westgrats.
Hüttenkopf - Höfats Westgrat 45 Minuten, T4
Nun bin ich zurück zur ersten Rinne, die ich vorher ausgekundschaftet hatte (ca. 20 Minuten). Die ist steil, aber nicht gefährlich. Nur jetzt, spät im Jahr, muss man aufpassen, denn das Gras ist trocken, strohig, und liegt dort, wo schon Schnee gelegen hat, flach auf. Hier hat man halt nicht viel Halt.
Ich stieg auf einer grasigen Rippe ab, und querte weiter unten nach rechts auf eine benachbarte Rippe. Der Abstieg ist steil, und bei diesen Bedingungen T5, auf frischen Gras vermutlich leichter.
Bald kommt die fantastisch schlanke Gestalt der Höfatsnadel in Sicht. Leider gibt es keine Chance, von dieser Seite zur Nadel zu gelangen. Ich stieg also weiter ab. Unterhalb der Nadel stieß ich auf einen Almweg, der mich über die Felsrippe nach rechts, dann in einer Linkskurve zur Hütte der Rauenhalsalpe (1575m) brachte.
Rauenhalsgrat - Rauenhalshüttl: 35 Minuten, T5 (zu anderen Jahreszeiten vermutlich leichter)
An der Rauenhalsalpe ist ein Einheimischer, der Gämsen beobachten will. Die habe ich natürlich alle vertrieben... Das Gespräch mit ihm ist leider wenig aufschlussreich, denn er kennt das Gelände Richtung Stiege nicht. Also muss ich mich allein durchschlagen, hoffentlich mit genügend Spürsinn und ohne Angst vor steilen Hängen.
Und das geht auch gleich los: Ich wandte mich nun also südostwärts, auf wenig vertrauenserweckenden Trittspuren. Diese queren einen steilen Hang, in dem man noch dazu ein kurzes Stück weglos hinaufkrabbeln muss, zu einer markanten Rippe, wo sie sich scheinbar verlieren. Aber Tiere benutzen die Trasse, und wenn man gut auspasst, verliert man sie auch nicht. Es geht wild durch Erlen hindurch und steil die Rippe hinauf. Auf der Rippe liegen ein paar Baumleichen, an deren Aststümpfen man sich gut nach oben hangeln kann. Oben geht es dann aus den Bäumen heraus.
Hier muss man die gegenüberliegende Wand gut im Auge behalten. Im Gras kann man die Reste von Serpentinen erkennen. Das ist der Weg zur Stiege (Siehe Foto). Drüben erkennt man zwei Felswände: Die untere, rote, läuft nach links (Nordosten) spitz aus. Die obere, höhere, führt direkt hinauf zur Stiege.
Ungefähr auf der Höhe der ersten Felswand querte ich heikel durch eine (zum Glück gut begehbare) Rinne hinüber. Hier traf ich auf die Wegruine. Die Serpentinen sind allerdings aus der Entfernung leichter zu erkennen deshalb sollte man sie sich zuvor gut eingeprägt haben. Auf diesen geht es nun überraschend einfach schräg hinauf zu der ersten, rötlichen Felsmauer, die nach links hin ausläuft. Ich folgte der Mauer bis zu ihrem Ende. Dann über Gras und Schrofen steil, aber gut gestuft hinauf zur zweiten Felsmauer, und unter ihr weiter nach links ansteigend in eine kleine Scharte, wo geborstener Fels herumliegt. Hier befindet sich die berüchtigte Stiege (1792m), die Schwachstelle im Grat, der von der Höfats herunterzieht, und sowohl die kleine Höfats als auch den Seilhenker ausbildet.
Rauenhalsalpe - Stiege: T6, 1 Stunde
Die Stiege ist eine zehn Meter hohe Stufe, unten Fels und senkrecht bis (gefühlt?) leicht überhängend, weiter oben Gras und kaum weniger steil. Es ist die Schlüsselstelle der Tour: Eine Dreierstelle, an der einem kein Fehler unterlaufen darf. Gehtscho. Ich hatte oben ein bissl weiche Knie, aber das war auch schon alles. Nach einer kurzen Rast machte ich mich auf den Weg zum Seilhenker. Dabei quert man steile Grashänge und geht auf schmalen Grasmäuerchen hinunter und hinauf.
Stiege - Seilhenker: 10 Minuten, T5
Der Seilhenker (1794m) ist nett, aber kein bedeutender Gipfel. Lange habe ich mich dort nicht aufgehalten. Gerade so lange, um meinen Namen im Gipfelbüchlein zu hinterlassen. Dann bin ich zur Stiege zurückgekehrt.
Von hier aus querte ich dann das Oberloch auf etwa gleicher Höhe hinüber zum Fuß der Nordwand der Kleinen Höfats. Ich ging im unteren Teil auf Fels, wo der noch relativ flach ist, hinüber Richtung Ostgrat. Das Gras ist hier gar nicht mal schlecht gestuft und war selbst für diese Jahreszeit noch überraschend gut begehbar. Jedenfalls hier im Nordhang, wo ich deshalb vorerst blieb.
Ich stieg nun den Nordhang hinauf. Der ist gar nicht so steil, und wenn doch, ist er gut gestuft. Alles in allem ging es weit besser als ich gedacht hatte. Allzu steile Ü60°-Passagen konnte ich vermeiden. Am Ende gelangte ich aber doch auf den Grat. Wie ich später im Abstieg gemerkt habe, genau an der richtigen Stelle: Weiter rechts wäre der Nordhang zu steil, und weiter links unten ist der Grat nicht besonders gut gestuft.
Der Grat ist herrlich! Sehr schmal, genau das, was man sich von einem Allgäuer Grasgrat wünscht, dabei immer überraschend gut begehbar. Bis auf eine einzige, kurze Stufe gibt es keine Kletterstelle. Und so war ich recht schnell am Gipfel (2073m).
Wer sich den Anstieg mal als Film gönnen will, kann das hier tun. Allerdings lässt das Fischauge den Grat deutlich schmaler aussehen, als er in Wirklichkeit ist.
Seilhenker - Kleine Höfats: T5, 1:10
Mein Abstieg erfolgte über gleiche Route (hr hr). Unten versuchte ich zunächst, am Grat (hier eher ein Rücken) zu bleiben, doch der ist hier wieder steil und nicht besonders gut gestuft, also kehrte ich zurück in "meinen" Nordhang. Hier war der Abstieg viel angenehmer.
Unten verläuft ein kleiner Weg, der einen aus dem Oberloch und durchs Rote Loch bis zur Oberen Gutenalpe (1625m) bringt.
Kleine Höfats - Oberen Gutenalpe: T5, 1 Stunde
Kurz nach der Hütte kann man über einen Grasrücken einfach hinunter zu dem Wanderweg absteigen, der vom Älpelesattel herunterkommt. Auf diesem ging's dann zur Käseralpe (1401m), und von dort in zwei Stunden durchs Oytal zurück nach Oberstdorf.
Fazit:
Wilde, weitgehend weglose Tour in steilem, teils brüchigem, (mit Ausnahme von Passagen am Rauenhalsgrat) niemals leichtem Gelände. Hier ist der ganze Bergsteiger gefordert: Kletterfertigkeit im Fels, Erfahrung im Steilgras, Balance auf schmalen Graten, dazu Orientierungssinn und Fähigkeiten in der Routenfindung. Ein Pickel ist kein Fehler, ich bin mit Stecken zurechtgekommen. Schuhe mit beinharter Sohle sind eine Selbstverständlichkeit.
Und am nächsten Tag? Noch einen draufsetzen?
Tourengänger:
Nik Brückner
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