Hochschrutte N-Grat mit Übergang zur Kohlbergspitze - eine aussichtsr. Rundtour für Anspruchsvolle


Publiziert von algi , 4. Oktober 2013 um 12:38.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Ammergauer Alpen
Tour Datum: 3 Oktober 2013
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Heiterwang, Besucherparkplatz zwischen Heiterwang und Hotel "Fischer am See "


Vor 2 Jahren habe ich die von Tef veröffentlichte Tour zum Lichtbrenntjoch ( *Lichtbrenntjoch (1961m) unternommen, dabei bin ich auf den N-Grat der Hochschrutte aufmerksam geworden, der von dieser Seite mächtig Eindruck schindet. Der gesamte Nordgrat zieht vom Pitzenboden, dem Sattel zwischen Lichtbrenntjoch und Keiljoch, über das Keiljoch hinauf zur Hochschrutte. Leider ist die untere Häfte des Grates nahezu komplett mit Latschen zugewachsen, so dass man sich dem Grat von der NW-Seite der Hochschrutte aus annähern muss. Aus meinen Beobachtungen und Auswertung der extra hierfür gemachten Bilder, glaube ich, einen gangbaren Weg durch die Gräben und Latschengassen der NW-Flanke hinauf zum N-Grat gefunden zu haben.

Um mir den ca. 3 km Brettl-ebenen Fußmarsch vom Parkplatz bis zum Beginn des Abzweiges ins Pitzental zu ersparen, habe ich heute das Fahrrad im Kofferraum mit dabei. Der Weg hinauf ins Pitzental ist was für Genießer, Träumer, Romantiker ... einfach nur wunderschön, hat mir vor 2 Jahren schon sehr gut gefallen. Nach Erreichen der Pitzenhütte hat es sich jedoch schlagartig ausgeträumt, der Weg endet hier, und ich muss mir nun eine gangbare Route durch das unwegsame Gelände suchen. 

Zunächst folge ich dem Bachbett nach Osten in Richtung Keiljoch, nach ca. 200 Metern wendet sich das Bachbett in einem 120 Grad Winkel auf die Hochschrutte bzw. das Wiesjoch zu. Ich wechsle mehrfach auf die jeweils andere Seite des Baches, bis sich das Bachbett in 2 Gräben, einer nach rechts hinauf zum Pitzenegg und einer nach links , in Richtung des Sattels zwischen Keiljoch und Hochschrutte, aufteilt. Den linken Ast verfolge ich ca. 100 - 150 m weiter, bis ein Graben von rechts, aus der NW-Flanke der Hochschrutte, herabzieht. Dieser Graben führt schließlich unter einen markanten Abbruch. Noch vor Erreichen des Abbruchs kann ich  linkerhand in einen kleineren Graben ausweichen, der schließlich unter einer Latschenzone endet. Der Weg durch die Gräben ist nie schwerer als I, nur ab und zu mal, muss ich eine Hand zu Hilfe nehmen. Mal gehe ich direkt im Grunde des Grabens, manchmal ist es günstiger in den Flanken des Grabens empor zu steigen. Den Latschengürtel überwinde ich auf der rechten Seite, dort wo er mir am Schmälsten ( Lichtesten ) erscheint, es sind tatsächlich nicht mehr als 5 m, dann befinde ich mich im Bereich der Latschengassen.  Linkerhand geht es nun auf einen schmalen Graben zu, der in leichter Kletterei gequert wird, dann wieder über diverse Latschengassen bis zum Ansatz des, nun latschenfreien N-Grates ( dieser gesamte Bereich ist von unzähligen, teilweise recht komfortablen / breiten Latschengassen und Gamswechseln durchzogen, es geht immer irgendwie weiter, auch wenn man glaubt in eine Sackgasse geraten zu sein ).

Beim Blick hinauf, bin ich nun doch etwas enttäuscht, der elegante N-Grat erweist sich bei naher Betrachtung, dann doch nur als eine ca. 45 Grad steile, mit vielen Geröllablagerungen durchsetzte Schrofenflanke. Der Weg hinauf ist mühsam und kraftraubend, ca. 100 Hm unter dem Gipfel kommt dann noch etwas mehr Fels ins Spiel, sofort steigt der Spaßfaktor. Die tolle Aussicht vom Gipfel entschädigt mich für den mühevollen und zeitraubenden Aufstieg.

Die Aussicht auf den langen Gratübergang zur Kohlbergspitze läßt mein Herz wieder höher schlagen. Von der Überschreitung auf ähnlichen Wegen wurde schon mehrfach berichtet, u.a.

*Einsamer Grat über dem Plansee: Von der Kohlbergspitze (2202m) über den Zahn zum Pitzenegg (2174m) von felixbavaria oder
*Plattberg (2247 m), Pitzenegg (2174 m) und Kohlbergspitze (2202 m) von ju_wi

 "Meine" Überschreitung habe ich, bis auf einen ca. 15 m hohen brüchigen Abbruch am Kesseljoch, direkt auf der Gratschneide durchgeführt. Dabei darf man immer wieder kleinere, zum Teil auch recht ausgesetzte Kletterpassagen, im Bereich I bis max. II überwinden. Am Grat hat man beste Aussichten in die Lechtaler und Ammergauer Alpen, und kann von den Tiefblicken auf die ungemein brüchigen Nordwände erschaudern. Die Umgehung des Abbruchs am Kesseljoch "auf Tuchfühlung", führt durch sehr steiles Schrofengelände, dass bei Feuchtigkeit wohl ein halsbrecherisches Unternehmen darstellt. Am Idealsten für die Überschreitung wäre wohl die Entfernung des Bruchs aus, und die Einrichtung einer Abseilstelle über diese Wandstufe. Dann könnte man die komplette Überschreitung direkt auf der Gratschneide durchführen.
Der Abstieg vom Zahn führt auch über einen kleinen Abbruch, der auf der Nordseite über einen brüchigen Kamin abgeklettert werden kann ( II ). Der Rest, bis zur Kohlbergspitze, bietet auf den wunderschönen Grataufschwüngen wieder einige kurze Kraxeleinlagen.

Auf meiner Karte ist der Abstieg zum Schärtle leider noch nicht eingezeichnet. Ich glaube mich erinnern zu können, dass vom Zigerstein ein Weg hinüberführt. Dies war jedoch ein Irrtum, so dass ich mich zuletzt durch Querung von Geröllfeldern und ein wenig Latschenkampf zum Westgrat der Kohlbergspitze durchschlage. Hier treffe ich auf eine Art "versicherten Klettersteig" der vom Schärtle zur Kohlbergspitze emporzieht.  Den Abzweig habe ich im Eifer des Gefechts wohl übersehen.

Nun geht es auf einem schönen Steig durch das Grübleskar hinunter zur Grübleshütte, und weiter auf dem Wanderweg durch das Pitzental zurück zum Heiterwanger See.

Fazit: anstrengende Rundtour über die Nordseite des Danielkammes, die aber mit sehr schönen Aussichten und kleinen auflockernden Kletterstellen für die Mühen entlohnt.

Viele Grüße
Albert

Tourengänger: algi


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Kommentare (2)


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ju_wi hat gesagt: Haben uns getroffen :-)
Gesendet am 5. Oktober 2013 um 09:54
Lieber Albert,
da haben wir uns am Feiertag auf der Kohlbergspitze getroffen :-) Wir (ju_wi - Margit und Jürgen) waren 2008 - 10 sehr aktiv mit Postings auf hikr und haben das aber zeitbedingt (Arbeit und andere Hobbys) eigentlich leider (!) inzwischen eingestellt.

Wir haben uns noch unterhalten - wir kamen vom Zingerstein hinauf und haben noch erzählt, dass wir am kommenden Tag zum Lichtbrenntjoch hinaufwollen, wo wir gestern auch waren :-).

Wow - Du machst ja ganz wilde Touren hier in der Gegend. Auch wenn wir beide auch ein wenig klettern, ist das mit Deinen offenbar Free-Solo-Touren (wohl wirklich auf Preuß-Niveau !) in keinster Weise vergleichbar. Die Tour hier ist ja für Deine Verhältnisse Spaziergang - die wäre ja vielleicht noch in unseren Möglichkeiten..

Schöner Bericht und überhaupt Hammer-Touren!
Alles Gute und viele Grüße, Jürgen aka ju_wi

algi hat gesagt: RE:Haben uns getroffen :-)
Gesendet am 8. Oktober 2013 um 10:31
Hallo Jürgen,

ja, die techn. Schwierigkeiten der Runde halten sich in Grenzen, zieht sich lediglich ganz schön in die Länge.
Wie war denn der Aufstieg zum Lichtbrenntjoch von Norden ?

Wünsche euch auch noch schöne Bergtouren, an hoffentlich sonnigen Herbsttagen.

Viele Grüße
Albert


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