Safiener Schwarzhorn


Publiziert von Ibex , 26. September 2013 um 21:53.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Safiental
Tour Datum:24 September 2013
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1350 m
Abstieg: 688 m
Strecke:Thalkirch Turahus - Z'hinderst - Höllgrabe - Alperschälli - Vallettalücke - Bandquerung - Schwarzhorn - Valletta - Plan Darmeras - Tguma (P)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Postauto bis Thalkirch Turahus (derzeit wegen Erneuerung des Strassenbelages Verspätungen einkalkulieren)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Postauto bis Wergenstein, weiter nach Tguma leider nur mit PW möglich. Eine Alpine Ticket Option (und seien es nur zwei Kurse am Tag bis Tgavugl) wäre hier durchaus sinvoll und auch mit dem Grundsatz des Naturparkes vereinbar.

Um den wunderbaren, leicht unverhofften Altweibersommer nochmals zu nutzen, beschloss ich mich nach sehr langer Abstinenz mal wieder im grössten Kanton Blicken zu lassen. Mit dem Postauto geht es bis ins hinterste Safiental, zum Turahus. Da die einzige Strasse ins Tal derzeit aber an vielen Stellen erneuert wird, mit ordentlich Verspätung, was am Abend noch Folgen haben wird. Bis zur Piggamad folgt man, vorbei am künstlichen Wannasee, der Schotterstrasse. Zwei Jäger kreuzen meinen Weg noch, ehe ich in den steilen Hang Richtung Höllgraben verschwinde. Das erste Stück bis P.2154 ist stotzig steil, mit der Sonne im Rücken und ohne kühlenden Wind erst Recht. Danach wird der sehr schön angelegte und ausgezeichnet unterhaltene Bergweg etwas flacher und überquert drei Bäche (letzterer mit Leiter). Zum Schluss geht es dann durch eine kleine Lücke zwischen Bach und Felskopf in ein Couloir und steil auf das Plateau wo sich der kleine See befindet. Im Couloir hat es noch einige mit Frostglasur überzogene Schieferplatten - sowohl Tritte als auch Griffe sollte man deshalb in diesem Teil prüfen. Aus dem kühlenden Schatten geht es gleich wieder in die gleissend helle Sonne, das Klima in der kesselartigen Wiesenlandschaft ist fast schon düppig.

Nach einer kurzen Rast auf P.2528, mit schönem Tiefblick auf das bisher geleistete, steige ich nach der kleinen Hütte quer den Hang hinauf zum Sattel, welcher auf der anderen Seite ins Valletta führt. Ich erblicke nun auch das Grasband im Felsriegel unterhalb des Schwarzhorns, bin aber nicht schlüssig in welcher Linie ich den Schotterhang dorthin am günstigsten queren soll. Die Entscheidung nehmen mir zwei Wanderer ab, die gerade absteigen, so dass ich ungefähr deren Linienführung folge und sie fast auch treffe. Der Einstieg selbst ist dann, unweit einer kleinen Höhle (links vom Weg), durch eine große und verblasste Rot-Weisse Markierung am Felsen linker Hand gekennzeichet. Das Band ist etwas ausgesetzt aber komplett unschwierig, und geht sich deutlich angenehmer als der Hang zuvor. Nun gilt es noch die letzten 200 Höhenmeter im ziemlich unübersichtlichen Südhang zu erklimmen. Durch Blöcke und Platten verschiedenster Form, Größe und Stabilität, halte ich mich anfangs rechts einiger markanter Felsfluhen aus schwarzem Schiefer, ehe der oberste Teil mit den markantem gelben Gestein beginnt. Zehn Schneehühner scheuche ich nebenbei noch auf, die sich im Schatten der Fluhen verstecken. In einem nach links ausholenden Bogen bleibe ich unterhalb des linken Vorgipfels (Schneereste) und komme endlich wieder in die, hier oben willkommene, Nachmittagssonne. Das letzte Stück führt dann direkt auf dem Grat in wenigen Minuten bis zum Gipfelsteinmann. Das Schwarzhorn ist zwar nicht direkt ein Geheimtipp, seltener besucht und zugleich aussichtsreicher als der Piz Beverin ist es aber allemal.

Ein großartiges Panorama entschädigt für die Mühen des Aufstieges. Zum ersten Mal in diesem Jahr bekomme ich eine makellose 360°-Rundsicht und das Warten darauf hat sich gelohnt. Denn alles was man theoretisch von hier oben sehen könnte, sehe ich auch tatsächlich. Von den Lechtaler Alpen bis zur Mischabel reiht sich Gipfel an Gipfel, am schönsten wirkt auf mich allerdings eher ein Aussenseiter in dieser Symphonie aus Graten, Spitzen und Wänden: Der Pizzo Tambo. Den sollte ich auch irgendwann einmal besuchen. Und dass es hier oben 11 Grad Lufttemperatur hat und man eben trotzdem so fantastisch ungestört in die Ferne schauen kann, bestätigt nur was ich schon immer wusste - der Herbst ist und bleibt die schönste aller Jahreszeiten, vor allem jenseits der 2500 Meter. Aufgrund der Verspätung am Vormittag kann ich nicht allzu lange bleiben und muss hoffen das letzte Postauto in Lohn noch zu erreichen. Dass ich weder auf dem Südhang noch in der Schotterquerung unterhalb selbigem sehr schnell vorankomme, durch den eklig rutschigen Schiefersplitt, war mir klar. Als ich dann aber direkt durch das Valletta (viele Murmeltiere) die Alp Anarosa bei Curtginatsch anpeile, wird es zu meinem erstaunen kaum besser: Ein wahres Meer aus Bulten und anderen kleinen Hügeln tut sich vor mir auf. Auf dem Plan Darmeras schaue ich immer wieder auf die Uhr, bis mir klar wird: Rechtzeitig runter komme ich selbst rennend in keinem Fall mehr. Als letzte Hoffnung bleibt mir der Wandererparkplatz Tguma, etwas oberhalb von Curtignatsch. Und fast so als hätte es jemand nebem dem Wetter auch sonst gut mit mir gemeint, treffe ich dort das nette Ehepaar wieder welches mir ungefragt den Weg zum Bandeinstieg am Schwarzhorn aufzeigte. Sie nehmen mich mit bis hinunter nach Zillis - falls beide hier mitlesen, nochmals Vielen Dank! Auf der Fahrt hinab geniesse ich noch die tollen, rotbraunen Hänge der Anarosa. Ein schöner Fleck, dieser Naturpark Beverin. Und definitiv einen Besuch wert, egal ob von Thalkirch, Mathon oder über den Glaspass, dann mit dem großartigen alpinen Steig über den Piz Beverin.

Tourengänger: Ibex


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