Um 8 mit meinen Bergkumpels D und S in Steinberg am Rofan am Parkplatz (1.010m) aufgebrochen (gut zu wissen - 2 Euro, die sich lohnen - "Falschparken" wird nachweislich gnadenlos geahndet...). Dem sehr häufig begangenen und auch heute gut frequentierten Normalweg zum Guffert gefolgt, eine knappe Stunde lang bis auf knapp 1.700m, wo links ein unscheinbarer Steig abzweigt (nach Norden).
Der Weiterweg ist logisch, erst gut zu erkennen, dann zweigt man bei einem großen Bachlauf vom Weg (der ab hier in Richtung Westgipfel weiterführt) ab. Wir haben eine kleine Wandstufe überklettert und standen dann unter einer langen, aufsteilenden Felsrinne. Dieses Stück ist schön zu gehen, der Fels ist fest, man kommt schnell empor. Oben öffnet sich die Rinne und wir sind nach links gequert, schotterig, und dann sind wir - nach einem kurzen Verhauer - zur Südkante abgestiegen (vielleicht 20, 30Hm). Der Blick hinauf war beeindruckend, es kam Vorfreude auf die Südwestflanke auf - bis dahin mussten wir am Wandfuss im Schotter queren - alles gut und einfach.
Dort, wo wir wieder in Latschen geraten sind, hiess es kurz über Graspolster aufsteigen, über den Latschen queren, immer in westlicher Richtung, bis wir im Südwestwandkessel standen. Die Wand sah nun deutlich "anregender" aus als noch vom Normalweg aus. Wir haben uns kurz an einem langen Grasband orientiert, das die Wand nach links oben quert, es zeigte sich aber, dass es sich verlieren würde. Dann sind wir so weit wie möglich nach Westen gequert, dabei auch immer steiler angestiegen. Von hier aus wurde die Wegwahl kritisch, das Gelände in der Südwestflanke ist plattig, wir sind über teils sehr schmale Grasbänder aufgestiegen. Einige kurze Verhauer oder Fehler bei der Routenwahl führten zu ein paar unfreiwilligen Pausen im Steilgras, während derer das Vertrauen in den plattigen, aufsteilenden Fels, die Schroffen, die Graspolster, auf denen wir einige hundert Meter über dem Kesselboden nach dem Weg suchten, teilweise deutlich abnahm. Ein Abstieg wäre hier ein größeres Problem geworden... Prinzipiell haben wir uns so weit wie möglich nach links orientiert, und so auch eine größere, sehr steile Plattenzone umgangen ("Schlüsselstelle"). Über ihr hat D dann auch ein Band gefunden, das deutlich in Richtung Scharte ("rechts") führte, allerdings gab es hier noch eine ziemlich luftige Stelle, an der der Tiefblick mich zu einer unfreiwilligen, mehrminütigen Pause veranlasste (auch weil hier Pit Schuberts Lehrschriften und "Fall"-Beispiele thematisiert wurden...), bis es weiterging, kurz ab-, dann wieder auf ein nun einfacheres Grasband aufsteigen und nach einer letzten kurzen Kletterstelle in die Scharte zwischen Ost- und Westgipfel.
Wir sind dann in wenigen Minuten über den Westgrat auf den Gipfel gestiegen (II, guter Fels). Bis hier insgesamt 3 1/2 Stunden. Auf dem Gipfel großer Rummel, sicher 50 Bergsteiger, Hunde, Dohlen... Wir sind dann erst am Normalweg, dann eine Zeit lang südlich davon, weglos, und schließlich wieder auf dem bullenwarmen Latschensteig abgestiegen.
Der hier beschriebene Aufstieg ist sehr reizvoll, landschaftlich schön, und zwischen Normalweg und Gipfel völlig einsam. Die Tour führt lange völlig weglos durch heikles Schrofengelände, mit Kletterstellen bis II, ist über weite Strecken wohl nicht fehlerverzeihend (keine Sicherungsmöglichkeiten), und bietet viel Luft unter und über einem.
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