Auf die höchste Hütte Österreichs - Erzherzog-Johann-Hütte (3454m)


Publiziert von Kris , 1. September 2013 um 21:45.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Glocknergruppe
Tour Datum:14 August 2013
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettersteig Schwierigkeit: K2 (WS)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 750 m
Abstieg: 150 m
Strecke:Stüdlhütte - Ködnitzkees - Unterer Mürztalersteig - Oberer Mürztalersteig - Erzherzog-Johann-Hütte - Glocknerleitl & retour
Unterkunftmöglichkeiten:Erzherzog-Johann-Hütte
Kartennummer:DAV Glocknergruppe (40)

Am zweiten Tag unserer Reise wollen wir gemächlich auf die höchste Hütte Österreichs, die exponiert auf der Adlersruhe gelegene, Erzherzog-Johann-Hütte aufsteigen. Nach unserer Lagernacht in der Stüdhütte genehmigen wir uns das - ebenso wie das Abendessen - vorzügliche und reichhaltige Frühstück in der Stüdlhütte, packen unsere Rucksäcke und verschließen die nicht benötigten Gegenstände in die Schließfächer der Hütte. 

Nach dem Fensterblick aus dem Lager verheißt das Wetter erst einmal nichts Gutes: die Sicht tendiert gegen Null. Als wir dann gegen 8 Uhr aus der Hütte treten, lichten sich die Wolken bereits und gibt wenig Ausblick frei. Es quellt allerdings weiter und so stapfen wir den ersten Wegabschnitt bis zum Ködnitzkees im Nebel. 

Stüdlhütte - Ködnitzkees (T3, 45min)


Das Ködnitzkees ist ein beliebtes Ausflugsziel von der Stüdlhütte - hier bietet sich ein fantastischer Blick auf den Stüdlgrat, die Südwand des Glockners und die Erzherzog-Johann-Hütte (EHJ-Hütte). Wir trafen einen Wanderkollegen, der uns erzählte, dass er jedes Jahr bis zum Ködnitzkees wandert, den Glockner anschaut - oben war er noch nie. Ungelebte Träume sind manchmal schöner, als die tatsächlich erfüllten, denn sie umschwebt etwas geheimnisvolles, spannendes und mystisches. Wir queren anfangs zwei Schneefelder, übersteigen leichte Schrofen und folgen dem gut markierten Wegverlauf. Alsbald stehen wir vor dem ersten größeren Firnfeld, an welches sich direkt das Ködnitzkees anschließt. Wir finden einen tollen Anseilplatz und beginnen hier mit der Seilaufteilung, ziehen die Steigeisen an, packen die Pickel aus, und los gehts.

Ködnitzkees - Unterer Mürztalersteig (L, 45min)

Gleich zu Anfang der einleitende Hinweis: Ja, es gibt aufgrund der hohen Besucherfrequenz eine stark ausgetretene Spur am Ködnitzkees. Ja, das Ködnitzkees ist vergleichsweise spaltenarm. Aber: das ist, wie am Gletscher nunmal so üblich, eine trügerische Sicherheit. Die Spur, auf der wir an diesem Tage noch aufstiegen, sollte am folgenden Nachmittag ein autogroßes, kreisrundes Loch zieren. Wir sind nicht nah genug herangetreten, um hineinzusehen - mittlerweile gab es eine Alternativspur. Diese Anekdote soll eher als Warnung für alle Aspiranten gelten, die denken, dass der kurze Ködnitzkeesbesuch im Alleingang risikolos sei. Ansonsten ist die Begehung des Gletschers relativ unspektulär. Anfangs geht es fast eben auf den Glockner zu, um dann nach rechts abzudrehen. Ab diesem Punkt steilt sich das Gelände auf und die aktuelle Spur führt uns in Serpentinen bis an den Felsvorhof des Blaugrats, der mittels des Unteren Mürztalersteigs erklommen wird.

Unterer & Oberer Mürztalersteig - Erzherzog-Johann-Hütte (Klettersteig WS/B, T4, 1h 15min)

 Größtes Problem am Unteren Mürztalersteig KANN (wie so oft) die Randkluft zum Ködnitzkees sein. In unserem Falle ist es nur ein großer Schritt, der zusätzlich durch eine Eisenklammer erleichtert wird. Nach diesem kurzen Schritt wartet ein kleines Plateau, auf dem man sich der Steigeisen entledigen, sowie bei Bedarf ein KS-Set anlegen kann. Hinter uns kommt eine Gruppe nach, die gleich den Steig mit Steigeisen und ungesichert angehen möchte - ein Bergführer pfeift die osteuropäische Gruppe zurück und teilt ihnen mit, dass sie doch bitte die Steigeisen ablegen sollen - diese werden 1. nicht benötigt und 2. wäre dies gefährlich. Die erste Argumentation ist die stichhaltigere, da das Steigeisenfelsgehen bekanntlich Geschmackssache ist. Ich präferiere ebenfalls die Variante ohne. Der Steig als solches ist äußerst kurz und durchgehend drahtseilgesichert. Nach dem ersten Steilaufschwung um eine Ecke und kurzen senkrechten Blöcken flacht das Gelände ab und leitet auf ein nächstes Firnfeld, welches auch rechts über Schutt umgangen werden kann. Im Zweifelsfall sollte man den gelben Wegweiser am Grat anpeilen, welcher den alternativen Zustieg von der Stüdlhütte kennzeichnet (mehr Felskontakt am Grat). 

 In schuttig-blockigem Gelände wird man, teilweise unter Zuhilfenahme der Hände zum Oberen Mürztalersteig geleitet. Aufgrund der häufigen Begehungen schließen sich grobe Verhauer eher aus - man hält sich weitgehend links von der eigentlichen Gratschneide. Bald kommt auch wieder Drahtseil ins Blickfeld - der obere Mürztalersteig beginnt. Das Seil ist abermals durchgehend gespannt und erlaubt wieder die Nutzung eines KS-Sets. Zwingend notwendig ist dies nicht - die Schwierigkeit beläuft sich maximal und auch nur kurz auf WS+ bzw. B/C. Tritthilfen sind spärlich gesäht - der Felskontakt macht Spaß. Der Steig ist dabei auch nicht wahnsinnig exponiert, teilweise ist es leicht lufttig, mehr nicht. Am Ausstieg des Steigs angekommen, wartet auch bereits direkt die EHJ-Hütte (bereits von weiter unten sichtbar). 


An der Hütte angekommen wartet abermals das Einchecken, wir sind die Ersten in unserem Lager, welches wir uns im weiteren Lauf der Nacht mit etwa 15 Menschen teilen. Warum sind wir heute eigentlich nur bis zur EHJ-Hütte aufgestiegen? Warum wollen wir nicht direkt noch weiterlaufen? Wir diskutieren in der Gruppe über die Möglichkeiten, entscheiden letztendlich aber pragmatisch gegen einen Aufstieg aufgrund der heute schlechten Sichtverhältnissen. Grundlegend für die langsame Besteigung des Glockners in 3 Tagen war ja einerseits die Akklimatisierung von uns Flächländern und des weiteren die fehlende Bergerfahrung zweier Teammitglieder. Rückblickend empfinde ich die Entscheidung pro des ursprünglichen Programms als richtig. Die ersten Höhenerscheinungen plagen unsere Gruppe- seien es Kopfschmerzen, Unwohlsein. Ich fühle mich hingegen gut und werde hier auf der höchsten Hütte auch die angenehmste Nachtruhe verbringen. Damit die Höhenanpassung weiter vonstatten geht, befolgen wir die alte Grundregel und gehen höher, als wir nächtigen. Dabei schreiten wir noch bis knapp unters Glocknerleitl, also 150Höhenmeter. Danach warten ein paar Runden Uno auf uns, die befreundete Gruppe aus der Stüdlhütte kommt wohlbehalten vom Gipfel herunter. Nicht so viel Gutes lässt sich hingegen über die Halbpension berichten - wir schwärmen bereits über die auf der Karte befindliche Hausgemachte Frittatensuppe, den Hausgemachten Apfelstrudel und das Schnitzel. In Wirklichkeit erwarten uns eine Knoblauchsuppe (gut, das wir alle die HP haben), einen Rindergulasch (4 Stücke Fleisch) mit weichgekochten Nudeln und statt dem Apfelstrudel eine kleine Schale mit einem halben Dosenpfirsich, einer Scheibe Dosenananas und einer Marzipankirsche. Natürlich, die Hütte ist sehr hoch gelegen.

Natürlich , es ist eine Berghütte - kein Hotel. Das die Einzelteile der HP aber günstiger gewesen wäre als unsere bezahlte Summe, stößt sauer auf - genauso wie der Umstand, dass die EHJ-Hütte eine Materialseilbahn besitzt - ganz im Gegensatz zum Brandenburger Haus, welches tolle Speisen bereitstellt! .. Dafür gibt es einen dicken Daumen nach unten.. 

KONDITION 2/5
ORIENTIERUNG 2.5/5
TECHNIK 3/5
 EXPONIERTHEIT 2.5/5


Tourengänger: Kris


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