Hochalmspitze (3360m) Südpfeiler - Eine Traumlinie auf die "Tauernkönigin"
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Angesichts der gewittrig unsicheren Wetterlage in den Westalpen und dem westlichen Teil der Ostalpen lautete das Motto des Wochenendes "Go East" und so suchten wir mit der Ankogel-Gruppe (anstatt des Kaunergrats) ein Tourengebiet auf, in das es uns eher selten verschlägt. Nach abenteuerlicher Anfahrt zum Gößkarspeicher und einem abendlichen Sprint auf die Hütte, gab es dort noch einen schnellen Teller Gulaschsuppe bevor wir uns in die sehr gemütlichen Lager Schlafen legten.
Nach einem etwas unorganisierten Frühstück starteten wir am nächsten Tag um halb 7 als erste in Richtung Hochalmspitze, wobei außer unser niemand den Südpfeiler anvisierte, sondern der Großteil den bekannten, klettersteigmäßig versicherten Detmolder Grat. Über Blockfelder und Schneefelder erreichten wir das Trippkees unterhalb der Hochalmspitze und querten dieses - um den wenigen, aber ernstzunehmenden Spalten auszuweichen - zunächst in Richtung Westen und dann nach Norden einschlagend zum Pfeilerfuß.
Am untersten Pfeilerfuß ist der Bergschrund schwer zu überwinden. Wir querten deshalb kurz steiler seitlich in Richtung Gössrinne hoch, stiegen an geeigneter Stelle ca 1,5 Meter in den hier gut verfüllten Schrund ab und im Schrund einige Meter wieder talwärts, um mittels kurzer plattiger Kletterei ein kleines Bändchen zu erreichen. Dort richteten wir unseren ersten Stand ein und wechselten auf die - für die folgende Kletterei mE empfehlenswerten - Kletterschuhe.
Die Orientierung am Pfeiler ist überraschenderweise einfacher als gedacht. Ein im Internet auffindbares, rudimentäres (!) Topo liefert noch dazu einige hilfreiche Hinweise: Den unteren Teil des Pfeilers begeht man in einem großen Rechtsbogen (IV-, IV) um unterhalb des ersten Gratturms, die rechte Gratseite über eine kleine Scharte zu erreichen. Auf dieser Seite des Grats hält man sich für 2-3 Seillängen (Stellen IV-IV+, teils auch deutlich leichter). Nach einem ganz kurzen Zwischenabstieg in eine schottrige Flanke steigt man nach links auf eine Gratplattform hinauf und geht nicht gerade aus über rote Platten weiter (Verhauerhaken!). Oberhalb der geräumigen Plattform trifft man auf die Schlüsselstelle, einen kurzen Steilaufschwung im unteren 5. Grad mit mehreren Normalhaken. Danach kann an einem großen Block Stand gemacht werden. Es folgt eine psychisch anspruchsvolle, weil anfangs nur schwer absicherbare Länge im 4. Grad an der Kante entlang, dann nach links querend und durch eine Verschneidung nach links hoch, um den schiefen Gratturm zu umgehen. Vom Stand schräg unterhalb des Turms (wenige Meter unterhalb auch Bohrhakenstand) dann eine letzte leichtere 4er Länge um den Turm herum, bevor man noch knapp 100 Meter am flacher werdenden Grat (II -III) zum Gipfel aussteigt.
Die Kletterei am Pfeiler ist sehr abwechslungsreich: Plattige Passagen, Verschneidungen, Kamine, Risse, steile, großgriffige Wändchen, Kantenkletterei und Quergänge - alles wird geboten. Der Fels ist über weite Strecken allerfeinster Granit, allein in der Einstiegsseillänge und der Kantenseillänge im oberen Teil sind wir auf lockere Passagen bzw. hohle Schuppen gestoßen. Insgesamt haben wir am gesamten Pfeiler 7 Normalhaken gefunden und diese auch keineswegs an geeigneten Standplätzen. Einmal sind wir im oberen Teil auf einen neuen Bohrhakenstand gestoßen, der wohl zu einer erst in letzter Zeit, links der Originalroute eingebohrten Tour gehört. Mit einem Satz Friends und einer größeren Zahl auch sehr großer Schlingen, lässt sich die Tour ansonsten sehr gut absichern, wobei wg. der teilweise verwinkelten Routenführung auf eine großzügige Verlängerung der Zwischensicherungen geachtet werden sollte.
Leider schoben sich immer wieder Wolken vor die Sonne. Was wir anfangs noch als willkommene Abkühlung während der Kletterei empfanden, führte später dazu, dass wir kurz vor dem Gipfel zeitweilig komplett "eingenebelt" waren. Eine großartige Gipfelaussicht, die die Hochalmspitze schon allein wg. ihrer großen Dominanz bieten müsste, blieb uns leider ebenfalls verwehrt. Immerhin konnten wir unsere Gipfelpause nach knapp 7-stündigen Aufstieg aber der Hütte in völliger Einsamkeit genießen - sämtliche anderen Gipfelanwärter waren bereits wieder im Abstieg als wir um kurz nach halb 2 den Gipfel erreichten.
Im Abstieg wählten wir den Rudolstätter Weg. Dieser verläuft meist im einfachen Blockgelände am breiten Gratrücken. Nur im oberen Teil direkt am Gipfel sowie im unteren Teil ist der Grat schärfer und fordert - teils versicherte - Blockkletterei (II). Von der Scharte vor den Steinernen Manndl führt dann ein Klettersteig hinunter zum steilen Gletscherrest, welchen man über eine senkrechte Wand mit mehreren Trittbügeln erreicht. Auf einer kleinen Plattform im Bergschrund legten wir nochmals die Steigeisen an und stiegen das steile, teils bereits leicht eisige Firnfeld ab. Über Schneefelder abfahrend vernicheten wir schnell einiges an Höhe und erreichten so ziemlich genau 10 Stunden nach unserem Aufbruch wieder die Gießener Hütte und 45 Minuten später den Gößkarspeicher.
Achtung: Auf der gesamten Tour (abgesehen vom Gipfel) gibt es keinen Handyempfang! Im "Fall des ernsthaften Falles" hilft also nur lautes Schreien...
Literatur: Schmitt/Pusch - 100 Hochtouren Ostalpen
Nach einem etwas unorganisierten Frühstück starteten wir am nächsten Tag um halb 7 als erste in Richtung Hochalmspitze, wobei außer unser niemand den Südpfeiler anvisierte, sondern der Großteil den bekannten, klettersteigmäßig versicherten Detmolder Grat. Über Blockfelder und Schneefelder erreichten wir das Trippkees unterhalb der Hochalmspitze und querten dieses - um den wenigen, aber ernstzunehmenden Spalten auszuweichen - zunächst in Richtung Westen und dann nach Norden einschlagend zum Pfeilerfuß.
Am untersten Pfeilerfuß ist der Bergschrund schwer zu überwinden. Wir querten deshalb kurz steiler seitlich in Richtung Gössrinne hoch, stiegen an geeigneter Stelle ca 1,5 Meter in den hier gut verfüllten Schrund ab und im Schrund einige Meter wieder talwärts, um mittels kurzer plattiger Kletterei ein kleines Bändchen zu erreichen. Dort richteten wir unseren ersten Stand ein und wechselten auf die - für die folgende Kletterei mE empfehlenswerten - Kletterschuhe.
Die Orientierung am Pfeiler ist überraschenderweise einfacher als gedacht. Ein im Internet auffindbares, rudimentäres (!) Topo liefert noch dazu einige hilfreiche Hinweise: Den unteren Teil des Pfeilers begeht man in einem großen Rechtsbogen (IV-, IV) um unterhalb des ersten Gratturms, die rechte Gratseite über eine kleine Scharte zu erreichen. Auf dieser Seite des Grats hält man sich für 2-3 Seillängen (Stellen IV-IV+, teils auch deutlich leichter). Nach einem ganz kurzen Zwischenabstieg in eine schottrige Flanke steigt man nach links auf eine Gratplattform hinauf und geht nicht gerade aus über rote Platten weiter (Verhauerhaken!). Oberhalb der geräumigen Plattform trifft man auf die Schlüsselstelle, einen kurzen Steilaufschwung im unteren 5. Grad mit mehreren Normalhaken. Danach kann an einem großen Block Stand gemacht werden. Es folgt eine psychisch anspruchsvolle, weil anfangs nur schwer absicherbare Länge im 4. Grad an der Kante entlang, dann nach links querend und durch eine Verschneidung nach links hoch, um den schiefen Gratturm zu umgehen. Vom Stand schräg unterhalb des Turms (wenige Meter unterhalb auch Bohrhakenstand) dann eine letzte leichtere 4er Länge um den Turm herum, bevor man noch knapp 100 Meter am flacher werdenden Grat (II -III) zum Gipfel aussteigt.
Die Kletterei am Pfeiler ist sehr abwechslungsreich: Plattige Passagen, Verschneidungen, Kamine, Risse, steile, großgriffige Wändchen, Kantenkletterei und Quergänge - alles wird geboten. Der Fels ist über weite Strecken allerfeinster Granit, allein in der Einstiegsseillänge und der Kantenseillänge im oberen Teil sind wir auf lockere Passagen bzw. hohle Schuppen gestoßen. Insgesamt haben wir am gesamten Pfeiler 7 Normalhaken gefunden und diese auch keineswegs an geeigneten Standplätzen. Einmal sind wir im oberen Teil auf einen neuen Bohrhakenstand gestoßen, der wohl zu einer erst in letzter Zeit, links der Originalroute eingebohrten Tour gehört. Mit einem Satz Friends und einer größeren Zahl auch sehr großer Schlingen, lässt sich die Tour ansonsten sehr gut absichern, wobei wg. der teilweise verwinkelten Routenführung auf eine großzügige Verlängerung der Zwischensicherungen geachtet werden sollte.
Leider schoben sich immer wieder Wolken vor die Sonne. Was wir anfangs noch als willkommene Abkühlung während der Kletterei empfanden, führte später dazu, dass wir kurz vor dem Gipfel zeitweilig komplett "eingenebelt" waren. Eine großartige Gipfelaussicht, die die Hochalmspitze schon allein wg. ihrer großen Dominanz bieten müsste, blieb uns leider ebenfalls verwehrt. Immerhin konnten wir unsere Gipfelpause nach knapp 7-stündigen Aufstieg aber der Hütte in völliger Einsamkeit genießen - sämtliche anderen Gipfelanwärter waren bereits wieder im Abstieg als wir um kurz nach halb 2 den Gipfel erreichten.
Im Abstieg wählten wir den Rudolstätter Weg. Dieser verläuft meist im einfachen Blockgelände am breiten Gratrücken. Nur im oberen Teil direkt am Gipfel sowie im unteren Teil ist der Grat schärfer und fordert - teils versicherte - Blockkletterei (II). Von der Scharte vor den Steinernen Manndl führt dann ein Klettersteig hinunter zum steilen Gletscherrest, welchen man über eine senkrechte Wand mit mehreren Trittbügeln erreicht. Auf einer kleinen Plattform im Bergschrund legten wir nochmals die Steigeisen an und stiegen das steile, teils bereits leicht eisige Firnfeld ab. Über Schneefelder abfahrend vernicheten wir schnell einiges an Höhe und erreichten so ziemlich genau 10 Stunden nach unserem Aufbruch wieder die Gießener Hütte und 45 Minuten später den Gößkarspeicher.
Achtung: Auf der gesamten Tour (abgesehen vom Gipfel) gibt es keinen Handyempfang! Im "Fall des ernsthaften Falles" hilft also nur lautes Schreien...
Literatur: Schmitt/Pusch - 100 Hochtouren Ostalpen
Tourengänger:
simba
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