Auf und Ab am Stožecké sedlo (Schöberpass)


Publiziert von lainari , 16. August 2013 um 20:49.

Region: Welt » Tschechien » Lužické hory
Tour Datum:15 August 2013
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CZ 
Zeitbedarf: 6:45
Aufstieg: 1025 m
Abstieg: 1025 m
Strecke:26,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis zum Stožecké sedlo oder Zug der ČD bis Jedlová
Kartennummer:1:33.000, SK Nr. 40 Naturpark Zittauer Gebirge

Eine anspruchsvolle 8-Gipfel-Tour
 
Für die richtig guten Dinge braucht es den passenden Moment. Noch bei meiner Bahnreise durch Tschechien am Montag fiel mein begehrlicher Blick auf die herrliche Landschaft der Lužické hory (Lausitzer Gebirge). Da gab es doch schon einen Plan, der heute nun zur Ausführung kommen soll. Das Wetter schafft den perfekten Rahmen, auf der Anreise mit dem Auto durch die České Švýcarsko (Böhmische Schweiz) zeigen sich mit Nebelbänken und einer Temperatur von 4° C schon frühherbstliche Elemente. Ich passiere den Stožecké sedlo (Schöberpass), fahre jedoch zunächst noch ein Stück die Südseite hinunter und wende, um den Parkplatz auf der Passhöhe regelgerecht zu erreichen. Dann starte ich mit einem relativ steilen Aufstieg auf einem Wanderpfad im Wald. Schon nach kurzer Zeit komme ich zum Pětikostelní kámen (Fünfkirchenstein). Wie auf dem Präsentierteller liegen vom ersten Sonnenlicht angestrahlt meine weiteren Gipfelziele vor mir. Kirchen kann ich derer nur vier entdecken. Nach dem Erklimmen des kleinen Felsgipfels setze ich den Weg fort. Ab etwa 720 Meter Höhe zieht dieser sich recht gleichmäßig dahin. Ein unmarkierter schmaler Pfad lockt mich auf den Pěnkavcí vrch (Finkenkoppe). Dieser Berg ist zwar bewaldet, aber er ist immerhin der zweithöchste Lausitzer, also ein Muss, wenn man schon mal da ist. Zurück auf dem Hauptweg passiere ich einen idyllischen lichten Wald mit Beerensträuchern. Dort finde ich auch eine schöne Quarzitfelsformation vor. Später treffe ich auf eine Kreuzung und nehme den rot markierten Weg zur Grenze. Das erweist sich als Umweg, aber die Karte ist ungenau und der tschechische Wegweiser verschweigt mein Ziel. Über das Černá brána (Schwarzes Tor) und mit Hilfe eines deutschen Wegweisers komme ich doch noch zum Ptačinec - Trojhran (Vogelherd - Dreiecker). Hier trafen einst drei Grundherrschaften aufeinander.
 
Zurück an der Kreuzung nehme ich den Abstieg ins Údolí Milířky (Kohlhautal) in Angriff. Das Tal ist ein altes Bergbaurevier, das so alt ist, dass keine urkundlichen Aufzeichnungen darüber vorliegen. Erzminerale konnten in den vorhandenen Relikten nicht nachgewiesen werden, man vermutet einen Abbau von Quarz für die frühe Glasherstellung. Unterwegs passiere ich die Stollenmundlöcher Milířka (Kohlhau) und U Knížečí studánky (Am Fürstenbrunn). An Letzterem lege ich eine kurze Pause ein. Die war von Nutzen, denn jetzt wendet der Lehrpfad und verläuft in ruppigem Anstieg über die Schulter des Tales in gegensätzlicher Richtung. Zwei alte Schachtbaue sind hier zu sehen. Über den rot markierten Weg kann ich schlussendlich steil hinunter nach Lesné (Innozenzidorf) absteigen. Dort überquere ich die nervige Hauptstraße. Auf der Sonnenseite und durch locker bebautes Offenland gilt es jetzt wieder unzählige Höhenmeter zu gewinnen. Oben angekommen, folgt der Schlussaufstieg zum Tolštejn (Tollenstein). Die Burgruine befindet sich hauptsächlich an der Bergflanke, auf dem Gipfel selbst gibt es nur wenig Reste. Im Gasthaus muss man für den Aufstieg 15 Kč Eintritt entrichten. Nach einigem Hin- und Herrechnen lässt man mich auch für 50 Cent hinauf. Ich schaue mich um. Eine größere Personengruppe erobert nun den Gipfel und ich setze den Weg fort. War ich bisher allein unterwegs, sind ab hier die Wanderwege deutlich belebt. Zunächst leicht, dann stärker steigend laufe ich zum Jedlová (Tannenberg) hinauf. Im oberen Bereich ist die Westseite des Berges von Blockhalden mit Magerbewaldung gekennzeichnet. Ich überhole viele große Familien. Auf dem bewaldeten Gipfel drehe ich eine kurze Schleife. Es gibt ein Gasthaus, einen Aussichtsturm, zwei Sendemasten und Eingeweihte schaffen es mit dem Auto hier hinauf, obwohl meine Karte keine Fahrstraße kennt. Ich steige ab und folge dem rot markierten Weg hinunter nach Jedlová (Tannendorf).
 
Nach der kleinen Siedlung nehme ich den Radweg 3052 durch den Wald hinüber zur Kreuzung U Krížového buku (An der Kruzifixbuche). Dort biege nach links auf den gelb markierten Wanderweg ein und folge ihm nach Südosten. An einem merkwürdigen Wegweiser der nur die Ausschilderung des gerade durchgehenden Hautweges trägt, aber scheinbar einen fehlenden Wegzeiger hat, biege ich nach rechts. Der Weg wird zum Pfad, steigt an und endet an einer Blockhalde. Hier finde ich eine verblichene Gipfelzugangsmarkierung (gelbes Dreieck). Hatte ich doch das richtige Näschen. Über dieses große Blockfeld steige ich zu einem Vorgipfel auf. Von dort zieht sich ein bewaldeter Rücken zum nächsten, etwas kleineren Blockfeld hinüber. Oben folgt noch ein kurzes ausgesetztes Felsband und ich erreiche den Gipfel des Malý Stožec (Kleiner Schöberberg). Zufrieden lege ich auf dem schönen Phonolith-Berg meine Mittagsrast ein. Irgendwo am Hang des Berges soll sich die Höhle „Rauchfriedels Kammer“ befinden, aber mangels Detailkenntnissen und des überaus großen Areals verzichte ich auf eine Suche. Ich beende meine Pause, steige ab und treffe zwei Deutsche, Vater und Sohn. Sie fragen nach der Aussicht auf dem Gipfel. Ich warne mit Blick auf ihre Turnschuhe vor dem nächsten Blockfeld. Mit Hinweis auf Selbige sagt der Vater, dass die Bewaldung vor 20 Jahren anders gewesen sei. Falscher Berg oder falsche Ausrede??? Beim weiteren Abstieg sehe ich frische Markierungen jeweils so angebracht, dass sie nur aus dieser Richtung zu sehen sind. Der Rückweg ist also offiziell, der Hinweg nicht? Merkwürdig. Ich laufe auf dem Hauptweg weiter zum Nádraží Jedlová (Bahnhof Tannenberg). Hier pausiere ich erneut und schaue dabei, was gefahren kommt. Der Waldbahnhof hat als Abzweigbahnhof eine wichtige Funktion und ist Schnellzughalt. Zwei Personenzüge und einen Schnellzug später habe ich genug Kraft für den letzten Abschnitt der Tour gesammelt.
 
Auf grün markiertem Pfad wandere ich steil aufwärts, zunächst beschwerlich durch Dickicht. Dann wird der Pfad flacher und ich passiere die St. Jakobussäule. Wenig später beginnt an einer schiefstehenden Forstgrenzsäule der mit einem grünen Dreieck markierte Gipfelzustieg. Schon treffe ich auf einen Bunker. Es handelt sich um ein Bauwerk der tschechoslowakischen Grenzbefestigung von 1937. Diese wurde unter Anleitung französischer Fachleute gebaut und soll Experten zufolge einen hohen Schutz geboten haben, der aus politischen Gründen jedoch keine Wirksamkeit entfalten konnte. Hunderte Bunker sind auch heute noch erhalten. Bezugnehmend auf den Schöberpass wurde das Bauwerk auch Schöberlinie genannt. Ein kleines Stück nach dem zweiten Bunker wird der Gipfel des Konopáč (Hanfkuchen) sichtbar. Ich deponiere den Rucksack und erklimme den Gipfelfelsen. Wieder unten, lege ich nach Bunker Nummer drei eine weglose Passage zurück und treffe auf einen ziemlich verwachsenen Pfad. Der führt auf dem bewaldeten Höhenrücken nach Osten. Am Ende schließt der Berg mit der Erhebung des Stožec (Schöber) ab. Ich steige auf dem Pfad zur stark befahrenen dreispurigen Straße hin ab und laufe an ihrem Rand zum Stožecké sedlo zurück. Erleichtert finde ich mein Auto wohlbehalten vor und trete die Rückfahrt an.
 
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 6 h 45 min.
Die Strecke ist mit überwiegend mit T1 zu bewerten.
Der Zugang zum Pěnkavcí vrch ist unmarkiert.
Der Aufstieg zum Tolštejn erfolgt über Eisentreppen (T2) und ist kostenpflichtig.
Der Zugang zum Malý Stožec ist unmarkiert, der Rückweg markiert und erfolgt über Blockhalden (T3).
Der Aufstieg auf den Konopáč ist markiert (T3).
Vom Konopáč zum Stožec teilweise weglos, späterer Pfad unmarkiert.
Die Webseite www.luzicke-hory.cz ist eine wahre Fundgrube für Informationen und sehr aufwändig mehrsprachig gestaltet. 

Tourengänger: lainari


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